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Volkstümlicher Schlager: Wo der Wildbach rauscht, dort im grünen Wald…

Viele Jahre sind vergangen,
Viele Jahre sind dahin,
Und es zieht ein heiß‘ Verlangen
Immer mich zum Wildbach hin

Wo der Wildbach rauscht,
Dort im grünen Wald.
Ach, wie glücklich war ich damals,
Denn er gab mir dort
Sein Verlobungswort
Und der Wildbach rauschte weiter hin zu Tal.

… Mein einziger Zeuge,
Mein Wildbach bist du,
Dein ewiges Rauschen
Gleicht dem Herzen ohne Ruh‘.

 Wenn die Jahre auch vergehen,
Immer denke ich zurück,
Denn was damals war geschehen,
Ist und bleibt mein ganzes Glück

                                              Oesch’s die Dritten (Schweizer Volksmusikgruppe)

 

Unser deutsch-kanadischer Gastautor Ernst Friedel schildert zu diesem Volkslied einige persönliche Erinnerungen:

Dieser Schlager aus den 1950er Jahren wird heute wohl nicht mehr gesungen. Die Menschen waren nach dem verlorenen Krieg stärker verträumt. Man sehnte sich nach Frieden, Liebe und Glück. Von Demonstrationen hörte ich nichts.

Ich erinnere mich sehr gut an das Lied, das mich innerlich sehr bewegte. Mit Freunden war ich in der oberfränkischen Kleinstadt Selb in einem Gasthaus. Ein Trio, ein Saxophonist, ein Mann mit einem Schifferklavier machten Musik und eine junge Dame sang das Lied. Ich war innerlich etwas aufgewühlt, mir war wehmütig ums Herz.

Gern wollte ich meine Enttäuschung mit jemanden teilen.

Wenn Ihr dies lest, denkt Ihr vielleicht, es sei um eine zerbrochene Liebschaft gegangen. Nein, es war etwas Anderes:

Ich hatte gerade meine Gesellenprüfung hinter mir, bei der ich sehr schlecht abschnitt. In der Berufsschule hatte ich erstklassige Noten und auch praktisch hatte mir mein Meister eine Eins gegeben. Ich wollte gern auf eine Technische Hochschule gehen, aber mit Dreiern waren die Türen nicht weit offen. Das war der Grund meines emotionalen Zustandes.

„Im Herzen bin ich deutsch geblieben“

Wahrscheinlich hatte diese Enttäuschung auch einen kleinen Einfluss auf meine Entscheidung, nach Kanada auszuwandern. Mehr als 69 Jahre sind seitdem vergangen und mein Leben verlief anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Jedoch kann ich auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Gott hat mir eine liebe Frau, vier Kinder und 14 Enkelkinder geschenkt – und Ur-Enkel haben wir auch.

Ich hatte meinen eigenen Betrieb zur Herstellung von Flugzeugteilen und uns geht es wirtschaftlich gut, aber im Herzen bin ich deutsch geblieben.

Wenn ich das Lied „Wo der Wildbach rauscht“ höre, kommen die Gefühle von damals in mein Gemüt zurück. Ich sehe das Trio noch vor mir, als ob es erst vor ein paar Tagen gewesen wäre.

Das war nun ein kleiner Schnappschuss in meine Vergangenheit.

Ihr findet das Lied mit Melodie auf: https://www.youtube.com/watch?v=MAYYUP7OeQI.
Es singen Gerti & Evelin Trauner

Foto: Cordula Mohr

 

 

Kommentare

Eine Antwort

  1. Vielen Dank, vor allem auch für die persönliche Schilderung. Es führt doch jeder gute Mensch sein Päckchen Wehmut mit sich, erbaulich, wenn man davon erfährt.

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