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Vom weltweit wachsenden Judenhaß unter dem Mantel des Anti-Israelismus

Fachleute über die „Israelisierung des Antisemitismus“

In der englischsprachigen israelischen Tagreszeitung „Jerusalem-Post“ wurde am 16. Februar ein Beitrag über den zunehmenden Judenhaß unter dem Vorwand der Israelkritik veröffentlicht, den es seit Jahrzehnten in rechtsradikalen Gruppen sowie im ultralinken Spektrum gibt, darüber hinaus aber durchaus auch in bürgerlichen und gebildeten Kreisen. israel

Die Autoren des Artikels, aus dem wir hier wesentliche Abschnitte in deutscher Übersetzung zitieren, sind Prof. Monika Schwarz-Friesel aus Berlin und Prof. Jehuda Reinharz aus den USA:

Im 21. Jahrhundert ist die im antisemitischen Denken begründete und auf Juden ausgerichtete Kritik an Israel die dominante verbale Form geworden, in der anti-jüdische Ideen artikuliert und verbreitet werden.

Zwischen 2002 und 2012 erhielten die israelische Botschaft in Berlin und der Zentralrat der Juden in Deutschland über 14.000 E-Mails, Briefe, Postkarten und Faxe aus allen Regionen Deutschlands.   Klagemauer

Da wir dachten, daß uns dieses Material ein Fenster in den modernen deutschen Geist gegenüber Israel liefern könnte, führten wir eine Untersuchung dieser Zuschriften durch und stellten fest, dass die überwiegende Mehrheit mit Kritik an der Politik Israels begann, sich aber sofort zu antisemitischen Angriffen verschlechterte. Wir nennen dieses Phänomen die „Israelisierung des Antisemitismus“.  

BILD: Die jüdische Klagemauer in Jerusalem

Wir fanden ein ähnliches Muster in einer kleineren Studie von über 2000 E-Mails, die von Bürgern aus acht europäischen Ländern an die israelischen Botschaften in jenen Ländern versandt wurden. Wir glauben, dass die Ergebnisse repräsentativ für vergleichbare Untersuchungen weltweit sind. Wie eine jüngste ADL-Untersuchung ergab, wurden zwischen August 2015 und Juli 2016 auf Twitter 2.6 Millionen antisemitische Mitteilungen gepostet. 

Ein weiterer überraschender Schluss unserer Studie war, dass es im Gegensatz zu den populären Annahmen nicht ausschließlich Alt-Nazis, Neonazis und/oder extreme Linke sind, die so denken. blog1-205x130

Im Gegenteil, die Sprache des heutigen Antisemitismus wird, wie in der Vergangenheit, ebenso durch den gebildeten Mainstream wie durch Randgruppen verankert und verbreitet. In den Köpfen dieser Antisemiten ist Israel der kollektive Jude geworden und sollte zerstört werden.

Betrachtet man die Zuschriften als Ganzes, gibt es nur wenige Unterschiede zwischen den verschiedenen Jahren, abgesehen von den Höhepunkten, die wir während Zeiten eines militärischen Konflikts, wie dem Krieg in Gaza 2014, bemerkt haben. Dieses Ereignis löste einen Sturm von anti-israelischen und anti-jüdischen Kommentaren in Europa und den Vereinigten Staaten aus, die bis zum heutigen Tag – zumeist online – verbreitet werden.

Es ist auch interessant, dass diese Hetzstürme immer Israel als einzigen Aggressor definierten. Dieser einseitige Rahmen gilt nicht nur für den militärischen Konflikt Israels mit den Palästinensern und den arabischen Staaten, sondern auch für die Verurteilung Israels im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen. Moderne Antisemiten haben das „jüdische Problem“ in das „Israel-Problem“ verwandelt.

Quelle: Jerusalem-Post, Übersetzung: israelische Botschaft

Kommentare

2 Antworten

  1. Ein besonders gutes Beispiel für das Phänomen ist der Nahostexperte Michael Lüders. Vieles, was er sagt, ist sehr interessant und bedenkenswert. Geht es aber um Israel-Bashing, kennt der Mann keine Vorsicht mehr. Dafür schirmt er den Islam von jeder Kritik ab.
    Nicht minder befangen und einseitig und hasserfüllt, sind viele katholische Traditionalisten aus dem Pius- und Sedilager. Und auch sie leben sehr oft ihren Hass über eine überzogene und einseitige Israelkritik aus.

    1. Guten Tag,
      Sie haben völlig recht – mir wurde voriges Jahr dieses Lüders-Buch „Wer Wind sät“ geschenkt: https://www.amazon.de/dp/B00VEM6S68/ref=rdr_kindle_ext_tmb
      Ich habe mich bei der Lektüre, sobald es um Israel ging, grün und schwarz geärgert, wollte deshalb eine kritische Besprechung schreiben, habe das Buch aber verlegt. Erinnere mich jedoch, daß ich selten eine solch dreiste Ansammlung von Ignoranz (ist er unwissend oder tut er nur so?) und Arroganz hinsichtlich des jüdischen Staates gelesen habe, jedenfalls nicht von einem „Nahostexerten“.
      Da tröstet es wenig, daß er in manchen anderen Themenfeldern halbwegs recht hat, obwohl ich seine Gedankengänge auch dort nicht sonderlich originell finde. Vieles, was er schreibt, weiß man auch ohne ihn, aber das wäre noch egal.
      Den Israelhaß gibt es außer im ultrarechten oder erz-traditionalistischen Lager auch im linken und zumal im grünen Spektrum (was von der linksliberalen Presse gern „übersehen“ wird). Die RAF wurde in PLO-Lagern des südlichen Libanon militärisch ausgebildet, sie war total antizionistisch. Unvergessen sind auch die israelfeindlichen Parolen in der linksradikalen Hamburger Hafenstraße (Häuserbesetzung der 80er Jahre), ebenso das Palästinensertücher-Schwenken bei grünen Parteitagen nebst Einladung an den damaligen Terroristenchef Arafat (der sich erst später gemäßigter gab), wo er dann seinem Israelhaß freien Lauf lassen konnte.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

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