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Vor 1000 Jahren starb der heilige Bischof Bernward von Hildesheim

Von Elmar Lübbers-Paal

Als am 20. November 1022 im Hildesheimer St.-Michaelis-Kloster Bischof Bernward, der erst kurz zuvor Benediktinermönch wurde, für immer seine Augen schloss, konnten seine Mitbrüder auf ein Christenleben voller Schaffensfreude blicken.

Das genaue Geburtsdatum des Heiligen ist unbekannt und liegt wohl um das Jahr 950 oder 960. Man hätte es sicherlich genauestens notiert, hätte man ahnen können, wie sehr Bernward die Geschicke des Reiches, der Förderung der Wohlfahrt und die der christliche Kunst beeinflussen würde.

Bernwards Vater soll ein gewisser Graf Dietrich aus dem sächsischen Adelsgeschlecht sein. Die Kindheitstage verbrachte er aber in der Obhut seines Großvaters (mütterlicherseits), bei dem Pfalzgrafen Adalbero von Sachsen.

Seine umfangreiche schulische Ausbildung erfuhr der wissenshungrige Schüler in der Hildesheimer Domschule. Schon dort fiel er durch praxisorientierte Umsetzung des erlernten Stoffes auf und erstaunte Mitschüler und Gelehrte durch seine Überlegungen, wie man das Wissen aus den unterschiedlichen Bereichen miteinander verbinden könnte.

So zeichnete Bernward Grundrisse und Skizzen von Kirchen, die nicht nur künstlerischen Wert hatten, sondern auch in theologischer und mathematischer Sicht perfekt harmonierten. Noch heute gilt die von ihm entworfene Michaeliskirche (Unesco-Weltkulturerbe) als das Abbild des himmlischen Jerusalems (nach der Beschreibung in der Bibel) und der Grabeskirche zu Jerusalem.

Es ist bekannt, dass Bernward, obwohl vermögend, nicht auf seinen finanziellen Vorteil  bedacht war, sondern sein Geld großzügig für die Armen und für die Förderung junger, aber mittelloser Talente einsetzte. Der Bischof machte Hildesheim zu einem kunsthandwerklichen Zentrum der Region.

Ein Besuch Bernwards in Rom muss ihn so geprägt haben, dass er Hildesheim zu einem zweiten Rom machen wollte. So findet man in den Kunstwerken, die Bernward selber plante, oft römische Vorbilder wieder: In den Bernwardstüren finden wir die Holztüren der Kirche Santa Sabina und in der Christussäule die römischen Kaisersäulen aus Stein wieder.

Aber auch sein politisches Geschick, welches er zum Wohl des Reiches und der Bevölkerung einsetzte, darf nicht unerwähnt bleiben. Sein Rüstzeug hierfür bekam er als Notar und Ausarbeiter von Herrschaftsdokumenten am Hofe der Kaiserin Theophanu (Witwe von Otto II.).

Bernward kümmerte sich als treuer Lehrer um ihren Sohn, den späteren Kaiser Otto III. Zeitlebens verband Bernward und Otto eine tiefe Freundschaft, die zum Segen für das Reich wurde. Durch Ratschläge Bernwards sind sogar blutige Auseinandersetzungen verhindert worden. 

Die Vollendung seines Meisterwerkes, der Gottesburg St. Michaelis, sollte er jedoch nicht mehr erleben. Doch die letzte Ruhestätte fand er einst in seinem Erzengel-Kloster. Der Hildesheimer Oberhirte wurde 1192 durch Papst Coelestin III. heiliggesprochen.

Sage über die Fertigstellung des Bernwardskreuzes

Bischof Bernward bekam von seinem Freund Kaiser Otto III. drei kleine Holzpartikel als Reliquien vom wahren Kreuz Christi geschenkt. Um diese würdig der Verehrung auszustellen, ließ Bernward ein goldenes, mit etlichen Edelsteinen verziertes Kreuz anfertigen, welches heute seinen Namen trägt. Bei der Fertigstellung wollte Bernward aus den Kreuzpartikeln ein Kreuz legen und unter einem Bergkristall einarbeiten lassen. Dabei bereitete ihm aber Sorgen, daß es nur drei statt der benötigten vier schmalen Holzsplitter waren. Wie sollte er aus nur drei schmalen Holzstücken einen vierten bekommen?

Über diese Frage fiel er in einen Schlaf, bei dem er in eine Traumvision geriet: Er sah einen Gärtner in einem an sich schönen Garten. Das Antlitz des Gärtners kam ihm bekannt vor, aber er wusste ihn noch nicht recht einzuordnen. Der Gärtner kümmerte sich liebevoll um ein Myrtenbäumchen, bis plötzlich der Teufel auftauchte und schon von weitem mächtig seinen vernichtenden Atem gegen das blühende Bäumchen stieß. Das Myrtengewächs schien durch diesen Angriff  auszudürren und verlor die Blätter. Abermals blies der Böse seinen giftigen Atem gegen den Baum.

Daraufhin versenkten alle Äste, so daß nur noch der tote Stamm und jeweils ein Ast zur Rechten und zur Linken zu sehen waren. Bernward erkannte jetzt in dem Gärtner Christus, den Gekreuzigten, der nun an dem toten Holze hing. Sogleich kamen Engel und knieten neben dem Kreuz nieder. Nun erfolgte eine ungeheure Erschütterung, so daß Bernward in seiner Traumvision zum Kreuz lief, um es schutzsuchend zu umfassen. Just in diesem Augenblick verschwand das Kreuz vor seinem geistigen Auge.

Bernward erwachte und fragte sich, was dieser Traum zu bedeuten habe. Bernwards Blick senkte sich auf seinen Arbeitstisch. Er konnte seinen Augen nicht trauen: ein weiterer Holzspan, der genau so aussah wie die drei vom Kreuz Christi, lag neben den anderen. Nun waren vier gleichgroße Splitter zur Verfügung, um ein Kreuz daraus zu bilden. Diese Holzsplitter sind noch heute im großen „Bernwardskreuz“ (Dommuseum) zu finden.

Literaturhinweise zu St. Bernward

In „Bernward von Hildesheim / Das goldene Dach zu Hildesheim“ (zwei Bücher in einem) wurde ein historischer Bernwardroman wiederaufgelegt. Erschienen im Hildesheimer Olms-Verlag, ISBN 978-3-487-14269-2.

 

 

 

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