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Warum die Gewissensfreiheit der Ärzte immer stärker bedroht ist

Von Prof. Dr. med. Paul Cullen

Der 2000 Jahre alte Eid des Hippokrates verpflichtet den Arzt dazu, seine „Ver­ord­nung­en (…) nach bestem Vermögen und Urteil“ zu treffen. Die Gewissensfreiheit gehört somit von jeher zum Kern des Arztberufs.

Heute erleben wir eine rasante Erosion der ärztlichen Gewissensfreiheit. Ärzte, die versuchen, nach ihrem Gewissen zu handeln, sehen sich zunehmend Repressionen und Schwierigkeiten ausgesetzt. Gleiches kann in Zukunft Kliniken und Einrichtungen drohen, die bestimmte Massnahmen aus ethischen Gründen ablehnen wollen.

Einige Beispiele:

Bereits im Bewerbungs­gespräch hatte Frauenarzt Thomas Börner aus Niedersachsen deutlich gemacht, keine Abtreibungen durchführen zu wollen. Als Politik und Presse dies erfuhren, wurde so viel Druck ausgeübt, dass Börner seine Stelle während der Probezeit aufgab. Auch der Klinikchef, der sich hinter ihn gestellt hatte, wurde entlassen; zu Unrecht, wie ein Arbeitsgericht später feststellte.

Störfeuer durch linke Aktivisten

Frauenarzt Dr. Michael Kiworr musste wegen seines Engagements für das Lebensrecht mehrfach die Stelle wechseln. Zudem wurde er Opfer der sogenannten Cancel-Culture: 2019 hinderten ihn linke Aktivisten durch massive Störungen daran, an der Universität Göttingen über das Thema „Ein Baby im Bauch – ein Recht auf Leben?“ zu sprechen.

Auch ich geriet deswegen 2021 an der Universität in Münster in schwieriges Fahr­wasser.

Man warf mir vor, ich verträte „antifeministische und anti­emanzipatorische Stand­punkte“ und folge „kon­servativen bis funda­men­tal­ist­ischen Ideologien, die wis­senschaftliche Er­kennt­nisse bewusst falsch inter­pretieren und gezielt um­wert­en.“ Mein Wirken diene nicht dem „Schutz allen Le­bens“, sondern gehe „auf Kosten des Selbst­be­stim­mungs­rechts schwangerer Men­schen.“

Letztlich sah die Universität meine Aktivitäten durch die Meinungsfreiheit gedeckt.

Durch struk­turelle Massnahmen wird die Gewissensfreiheit von Ärzten in der Lebensrechtsfrage weiter beschränkt. Kliniken wie z.B. 2023 in Bregenz geraten unter politischen Druck, Abtreibungen anzubieten. Auch soll Abtreibung künftig Prüfungsstoff der ärztlichen Prüfung in Deutschland sein.

Für Stu­dent­en, die Abtreibung ablehnen, bedeutet dies ein faktisches Berufsverbot.

Wir benötigen Oasen des Lebens

Ohne Gewissensfreiheit ist ein Arzt kein Arzt mehr, sondern ein Medizintechniker, der vorgeschriebene Handlungen am Patienten vornimmt, egal, ob sie mit seinem Gewissen vereinbar sind oder nicht. Deshalb ist es wichtig, unsere Sensibilität für die ärztliche Gewissensfreiheit zu erhöhen und jeden noch so kleinen Schritt zu ihrer Einschränkung zu bekämpfen.

Eine defensive Haltung allein wird aber nicht ausreichen. Wir müssen Gegen­kon­zepte entwickeln, in denen die Bedeutung und die Würde aller Lebensphasen des Men­schen zur Geltung kommen.

Wir brauchen Lebens­oasen, die in einer ausgedorrten Welt Orte bieten, in denen die Entfaltung des Sinnes, der jeder Le­benssituation innewohnt, im Mittelpunkt steht. Das können Ge­burt­s­einrichtungen und Kran­kenhäuser sein, aber auch Betreuungs- und päda­gog­ische Ein­richtungen, in denen der Wert des Lebens eines jeden Mitglieds der Mensch­heits­familie geschützt, ja gefeiert wird.

Lasst uns also Lebensoasen schaffen, die zur herrschenden Kultur des Todes eine wohl­tuende Alternative bieten, und in denen die Gewissensfrage gar nicht erst auf­kommt. Micha

Prof. Dr. med. Paul Cullen ist Laborleiter und Lehrbeauftragter an der Universität Münster, Vorsitzender der Ärzte für das Leben und Vize-Vorsitzender des Bundesverbands Lebensrecht.

Quelle: https://www.zukunft-ch.ch/magazin-im-gleichschritt-marsch-wenn-aus-meinungsfreiheit-selbstzensur-wird/

TERMIN-Hinweis: Am Samstag, dem 14. September 2024, spricht Prof. Cullen beim „Marsch fürs Läbe“ in Zürich-Oerlikon: https://www.zukunft-ch.ch/stah-uf-fuers-laebe/

 

 

Kommentare

14 Antworten

  1. Auf der Grundlage des jüdisch-christlichen Menschenbildes orientierten sich Menschen an ihrem Gewissen, das am Gott der Bibel gebunden war. Dadurch kam es zum Streben nach Menschenwürde auf der Grundlage der Gottebenbildlichkeit des Menschen, nach Menschenrechten, Freiheit, Wissenschaftlichkeit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.

    Wenn das Gewissen an Götzen gebunden wird, wie den Homo Deus des Harari und des WEF, bricht das alles zusammen.

    https://bibelbund.de/2023/06/prophet-eines-antichristlichen-imperiums-die-botschaft-des-yuval-noah-harari/

    Hier ist Aufklärung der Hitnergründe nötig.

  2. Fürstin Gloria hat recht: es gibt nur noch die AfD als christlich-katholische Partei. Die Union hat sich längst aus der Lebens-Diskussion verabschiedet und läßt Ärzte, die ihre Berufung ernst nehmen, mutterseelenallein

    1. Die AfD ist nicht christlich (und katholisch schon gar nicht). Das hat der damalige Vorsitzende Gauland mehrfach klargestellt.

      Abzulesen auch am Lebenswandel Weidels und an den Äußerungen Höckes.

      1. Nach Lebenswandel geurteilt gehört die halbe Union hinter Gitter… also weniger Hochmut bitte! Und Äußerungen ??? Söder: „Parasiten“ —- Steinmeier: „Ratten“ —- FDP-kriegstreiberin: „braunes Stück Scheisse“ ….

        1. Der Lebenswandel viele Unionspolitiker ist nicht vorbildlich, aber irgendwie scheint das viele Konservative nicht zu stören, wenn die Kandidaten politisch „auf der richtigen Seite“ stehen. Aber Sie haben Recht, man soll das Privatleben der Leute aus der Politik herauslassen.

          Mit Äußerungen Höckes meinte ich eher solche Worte wie in der Bibel finde er „zu viel Wüste und zu wenig Wald“, d.h. das Christentum sei ihm nicht „deutsch“ genug.

      2. Gauland mag es mal geäußert haben. Auch Höcke äußert sich so.
        Jedoch das christlich-abendländische Kulturgut möchten beide erhalten.
        Weihnachtsmärkte, Martinsumzüge, Erntedankfest, Ostern…
        Dieses unter anderem christliche Kulturgut wollen andere Parteien gerne umbenennen.
        Martinsumzug in Herbst oder Lichterfest
        Weihnachtsmärkte – Winterfest oder Sternenmarkt u.v.m…
        Deswegen kann man annehmen, daß christliche Werte auch bei Gauland und Höcke vorhanden sind und nicht bekämpft werden.
        Viele Christen aus der CDU haben zur AfD gewechselt.
        B v Storch bekennt sich offen zum christlichen Glauben.
        Viele andere in der AfD ebenso .
        Mit der AfD wird es kein Recht auf Abtreibung für die Frau geben. Ein hoher christlicher Wert.

    2. Sehr geehrter Herr Löwe,
      Sie zitieren Fürstin Gloria mit der Aussage: „es gibt nur noch die AfD als christlich-katholische Partei.“
      Wo und wann hat sie das gesagt oder geschrieben? Eine zitierfähige Fundstelle wär schön.
      Vielen Dank im Voraus und freundliche Grüße
      Bals

  3. Ich muss ehrlich gestehen, ich vertraue schon lange nicht mehr allen Ärzten. Die Coronakrise hat es damit noch verschärft.

    Ich werde nur zum Arzt gehen, wenn ich es für unabdingbar halte.
    Ein paar Vorsorgeuntersuchungen, die Sinn machen, nehme ich noch wahr.
    Ansonsten gehe ich in die Apotheke und versuche erstmal, selbst was zu heilen.

    Viel zu schnell wird operiert und Geldmacherei steht bei vielen Ärzten an erster Stelle. So auch beim damaligen Impfen in der C.-Krise. Ich denke, viele Menschen haben seit der C.-Krise einen Vertrauensverlust gegenüber Ärzten.

  4. Der Einsatz von Prof. Cullen für das Lebensrecht ist vorbildlich. Dazu gehört auch sein Eintreten für die Opfer der Corona-Politik – gestern z. B. bei einer Veranstaltung der WerteUnion im Potsdamer Krongut, wo er als Hauptsachverständiger zum Thema „Corona ist noch nicht vorbei, doch wir fordern: Klarstellung!“ sprach.

  5. Als gläubiger Christ kann man heutzutage nicht mehr Gynäkologe werden und nicht mehr Apotheker. Und auch generell Arzt und Krankenschwester/-pfleger ist schwierig.

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