Von Elmar Lübbers-Paal
Zum tragischen Schicksal des zwölfjährigen Archie, dem in London die lebenserhaltenden Geräte abgestellt wurden, wonach er erstickte.
„Barbarisch“ – so nennt die Verlobte von Archis älterem Bruder, Ella Carter, das Zusehenmüssen, wie ein Familienmitglied ersticken muss.
Dem zwölfjährigen Jungen, der seit April an lebenserhaltenden Geräten angeschlossen war, nachdem er durch einen Unfall im Koma lag, wurde durch Gerichtsbeschluss das Lebensrecht abgesprochen.
Das marode staatliche Gesundheitswesen in Großbritannien ist wohl schuld daran, dass Ärzte und Krankenhäuser dazu tendieren, lebenserhaltende Maßnahmen nur in einem sehr überschaubaren Rahmen durchzuführen.
Was ist das für ein Gesundheitssystem, in dem das Lebensrecht vom Gesundheitszustand abhängig gemacht wird?!
In den letzten Jahren haben schon mehrfach ausländische Kliniken und Staaten angeboten, Kinder und Jugendliche, denen ein ähnlich unbarmherziges Schicksal mit garantiert tödlichem Ausgang bevorstand, aufzunehmen. Hervorzuheben ist hier das große Engagement des Vatikans, welcher schon so oft anbot, todkranke Jungen und Mädchen im eigenen Kinderkrankenhaus aufzunehmen, um ihnen die bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen.
Aber selbst wenn die Erziehungsberechtigten dieses Angebot annehmen wollten, liess der englische Gesundheitsdienst NHS eine Verlegung aus dem jeweiligen Krankenhaus nicht zu.
Ob es Mitgliedern der englischen Königsfamilie wohl auch so ergehen würde?
Würden hier – gegen den Willen der Eltern – die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt werden?
Sich wie bei Archie auf Gehirnbefunde zu berufen, das gliche, wie eine Neurologin ihren Bekannten erläuterte, einer „Wahrscheinlichkeitsrechnung“. Immer wieder gibt es Menschen, die auch nach einer längeren Koma-Phase wieder aufwachen, keiner weiß warum.
Auch ein leistungsunfähiger oder bewußtloser Mensch bleibt immer zu 100 Prozent ein einmaliges, gottgewolltes Geschöpf.
Verleihen nicht gerade die kranken und beeinträchtigten Menschen unserer Gesellschaft das zutiefst menschliche Gesicht, das zum Mitfühlen anregt? Einem jeden Menschen muß die bestmögliche Pflege zuteil werden, egal wie krank oder wie arm er ist.
Ich kann nur hoffen, daß es durch Archies Tod zu einem Umdenken im britischen Gesundheitswesen kommt und schon bald der ärztliche Leitgedanke „In dubio pro vita – Im Zweifel für das Leben“ angewandt wird.
Gottlob hat sich Archis größter Wunsch, den er vor seinem Unfall mehrfach äußerte, noch erfüllt: 10 Tage nach seinem Unfall wurde der Junge getauft und in die katholische Kirche aufgenommen. Am Folgetag traten auch seine Mutter und zwei seiner älteren Brüder der Kirche bei und ließen sich taufen.
7 Antworten
Sich wie bei Archie auf Gehirnbefunde zu berufen, das gliche, wie eine Neurologin ihren Bekannten erläuterte, einer „Wahrscheinlichkeitsrechnung“. Immer wieder gibt es Menschen, die auch nach einer längeren Koma-Phase wieder aufwachen, keiner weiß warum.
Sie dürfen davon ausgehen, dass auch bei Archie von Seiten der Medizin mehrere Versuche unternommen wurden, ihn spontan atmen zu lassen. Das ist medizinischer Standard. Die Mediziner werden sich nicht nur auf die Gehirnbefunde verlassen haben.
Es wird versucht worden sein, alle Medikamente zu reduzieren, die das Atemzentrum dämpfen, um ein zu Beginn der Behandlung herbeigeführtes und notwendiges künstliches Koma zu beenden. Diese Versuche werden sich über die bekannte Behandlungszeit von vier Monaten erstreckt haben. Es ist davon auszugehen, dass die Spontanatmung – wenn überhaupt vorhanden – von Archie nicht ausreichte, um seine Organe ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Eine engmaschige Auswertung der Blutgasanalysen, während der Phasen der versuchten Entwöhnung vom Beatmungsgerät, liefern dem Intensivmediziner frühzeitig verwertbare Informationen. Das ist intensivmedizinischer Standard – auch in England.
Weiterhin ist davon auszugehen, dass Archie, nachdem die sedierenden und für eine kontrollierte Beatmung notwendigen atemdepressiv wirkenden Medikamente im Verlauf der intensivmedizinischen Behandlung versuchsweise abgesetzt wurden, keinerlei gezielte Reaktionen auf Ansprache, – durch medizinisches Personal, Angehörige und das Setzen externer Reize zeigte.
„Die Menschen“, die Sie ansprechen und nach längerer Koma-Phase wieder „aufwachen“, waren in der Regel nicht beatmet. Diese seltenen Fälle gibt es. Eine künstliche Beatmung stellt für den Körper einen erheblichen Stress dar und ist ohne die kontinuierliche Gabe von Medikamenten – mit Nebenwirkungen (z.B. Pilzinfektionen) – nicht möglich. Die Anfälligkeit für pulmonale Infekte ist unter künstlicher Beatmung zusätzlich erheblich erhöht.
Archie wurde nicht das Lebensrecht abgesprochen – nur ein durch Technik „kontrolliertes und fremdbestimmtes Leben“ an einem Beatmungsgerät, Trachealkanüle, Magensonde, Blasenkatheter usw. … erspart. Hätte Archie natürlich spontan geatmet, hätte er – in welchem Zustand auch immer – weitergelebt.
Es war eine gute Entscheidung diesen künstlichen Zustand (!) nach mehreren Monaten zu beenden.
Es ist durchaus verständlich, dass Angehörige den Wunsch hegen, dass der geliebte Mensch weiterlebt. Hier bedarf es von Seiten der Mediziner sehr viel Einfühlungsvermögen, um darüber aufzuklären, was es für einen Menschen bedeuten kann, einen maschinell kontrollierten Zustand über Jahre aufrechtzuerhalten. Oftmals wünschen die Angehörigen, dass alles medizinisch Mögliche gemacht wird, – wissen aber nicht, was das für ihren Angehörigen bedeuten kann.
MfG
Shalom, ich war lange Zeit auf der Intensivstation als Anästhesischwester tätig. Es ist nicht alltäglich, dass solche Entscheidungen getroffen werden müssen, abzuwägen, ob man eventuell die nächsten 20 einen Menschen an den Körper bindet oder das Einschreiten im Sterbeprozess zu beenden.
Wunder gibt es immer wieder und es haben Menschen wieder angefangen zu atmen, wenn sie sich entschieden haben, diese Welt noch weiter als Seelenschule zu besuchen. Ich kenne die Fälle, wo Menschen am sterben gehindert werden und mit Beatmung in den OP gefahren werden, um lebende Organe aus einem lebenden Menschen zu schneiden, nur weil man sich juristisch darauf geeinigt hat, diesen Menschen, der lebt, für tot zu erklären, obwohl sie wie Archie auf eine Beatmung angewiesen sind.
Wenn die Verletzung zu schwer sind und das Gehirn als unwiederbringlich geschädigt beurteilt wird, gibt es die Möglichkeit, auf eine undefinierte Zeit weiter zu behandeln, bis man vielleicht an einer Lungenentzündung stirbt oder an Organversagen, weil nicht alle Lebensprozesse durch Medizin gesteuert werden. Ich verstehe den Arzt, der zum Beispiel zunächst alles macht, um mein Leben im Körper zu stabilisieren.
Wenn ich jedoch nach einer Zeit, sagen wir mal 4 Wochen, keine Signale von mir gebe, dieses Leben weiter zu führen, dann wünsche ich mir, dass mein Sterbeprozess nicht weiter aufgehalten werden soll. Manchmal muss man an den Menschen denken und nicht nur an die Angehörigen, die sich verlassen fühlen. Gerde ein Geschöpf Gottes hat es bei Gott besser als beatmet auf einer Intensivstation. Wenn bei uns ein Patient von der Beatmungsgerät getrennt wurde, selbst wenn er als Hirntod galt und keinen eigenen Atemantrieb hatte, wurde Morphium verabreicht, weil man ja nie jede Zelle im Gehirn findet, die eventuell noch was meldet . Morhium verhindert den Lufthunger. Wenn man einem gesungen Menschen Morhium gibt, dann hört er auf zu atmen. Wenn man daneben steht und ihm Befehle gibt , zu atmen, kann man das eine Weile machen, wenn jemand noch bewußt dabei ist. Das dramatische Ersticken bleibt dabei aus.
Wir sehen wie im Sterbevorgang, dass der Körper sich verändert. Sterben ist bei jedem anders. Menschen in Lagerhallen alle zu beatmen, die man noch beatmen kann, ist für mich nicht vorstellbar.
Eine Tochter, die ihren Vater an Krebs hat sterben sehen, fragte uns, ob wir nicht den Vater so lange auf der Intensivstation behandeln könnten, bis ein Mittel gegen Krebs gefunden wird. Sie würde nie einer palliativen Medizin zustimmen, von der man annimmt, dass durch die Gabe von Morphin durchaus das Sterben früher eintreten kann. Das könnte sie sich nie verzeihen, wenn der Vater früher sterben würde und gerade an dem Tag hätte man das Mittel zur Verfügung, um den Krebs zu heilen.
Es gab eine junge Patientin in Amerika, die für tot erklärt wurde, als man den Hirntod festgestellt hat. Die Eltern wollten das nicht als Tod akzeptieren und sind mit ihrer Tochter in ein anderen Bundesstaat gewechselt, wo sie noch als Lebende anerkannt wird. Sie hat dann noch etwa 3 Jahre mit Pflege und Beatmung gelebt, ohne je das Bewusstsein wieder erlangt zu haben.
In Deutschland ist es so, wenn der Hirntod von zwei unabhängigen Ärzten festgestellt wurde , dann git der Mensch juristisch als tot. Betreuung ist beendet, was nicht über dem Tod hinaus geregelt wurde. Die Krankenkasse zahlt nicht mehr, obwohl der Patient noch auf der Intensivstation liegt. Die Angehörigen können, wenn der Betroffene es selbst nicht geregelt hat, den Menschen, der beatmet wird, zur Organspende frei geben oder er wird mit Unterstützung der Palliativmedizin vom Beatmungsgerät getrennt , so dass der Sterbevorgang abgeschlossen werden kann.
Es ist schon wichtig, seinen Willen mitzuteilen, damit die Angehörigen nicht ihre Vorstellungen umsätzen, sondern das, was der Mensch will, der im Bett liegt und sich vielleicht wünscht, endlich aus dieser Zwangsjacke Körper raus zu können, der nur noch eine Last sein kann, wenn die Erdenzeit abgelaufen ist. Dass wir die Medizin haben bedeutet nicht , dass wir sie allen Menschen zumuten müssen.
Ich möchte noch ein Anhang anfügen, um vielleicht zu verstehen, was dem kleinen Archie erspart geblieben ist, auch wenn manchmal die Nutzbarkeit von solchen Eingriffen gerechtfertigt wird: https://youtu.be/InyfxqlRkGk
Der Ablauf einer Organentnahme, wenn dem Gehirn ein unwiederbringlicher Ausfall bescheinigt wird von zwei Ärzten. Da ich an keinen Tod glaube, solange Lebenszeichen vom Körper ausgehen, auch an keinen Teiltod, kommt ein zu Ende sterben lassen für mich auf jeden Fall in Betracht.
Man darf sich nicht erpressen lassen, wenn man sein Kind im Sterben begleitet , dass dann anderen das Weiterleben mit seinen Organen verwehrt wird.
Jeder darf einen „Verstorbenen“, auch einen „Hirtoten“, mit nach Hause nehmen, jedenfalls in Deutschland.
Das Problem ist, dass man keinen Krankenwagen dafür bestellen kann. Die Kosten bei Menschen im Hirnversagen, die noch ein Atemschrittmacher /Beatmung brauchen, zahlt die Krankenkasse nicht. Da wird es zu einer sozialen Herausforderung.
Wer kann sich ein Beatmungsgerät zu Hause leisten . Pflege rund um die Uhr ? Eine Familie in Deutschland hat nach der Diagnose Hirntod die Therapie nicht beenden lassen. Nach 11 Tagen ist er wirklich gestorben und die Rechnung von 27 000 € blieben der Witwe.
Wenn jemand meint, das gibt es nicht, wir haben von Worms die Gerichtsakten. Der Richter hatte ein Einsehen und konnte die Forderung des Krankenhauses auf 10 000 € reduzieren.
Wie in diesem Fall wird mit den Angehörigen nicht offen geredet und man versteht eh nur Hoffnung, wenn erwähnt wird , dass die Organe gut funktionieren.
Die Angehörigen sollten nicht im Schock Entscheidungen treffen. Jemanden zu Ende sterben zu lassen mit Begleitung, wird sich anders tragen lassen.
Wenn man Archie aufgeteilt hätte wie in dem Fall bei der Organentnahme, da würde sich mancher hintergangen fühlen, weil so ein zerlegtes Sterben bleibt nicht in guter Erinnerung Bei Eltern, die im Schock ihr Kind lebendig zum Zerlegen frei gegeben haben, kommen schwere Schuldgefühle dazu. Juristisch können wir alles frei geben. Abtreibung , Organhandel , von der Geschichte kennen wir auch genug Beispiele. Ich klage keinen an, ich meine, wir sollten jetzt damit aufhören, an einen Tod zu glauben zur Organgewinnung.
Ab wann ist es nur mehr Qual was hätte der Bub den für Zukunfts Aussichten gehabt, wenn er Hirntod ist
Von Hirntod steht nichts in dem Artikel. Sondern ein Koma.
Da besteht Hoffnung, dass der Bub wieder aufwacht.
Er war erst 12 Jahre und erst seit März in diesem Zustand.
Und wie man liest, gab es ausländische Kliniken, die ihn hätten aufgenommen
Es ist wirklich unmenschlich, so schnell ein Kind aufzugeben.
Es sollte aber auf jeden Fall auch der Wunsch der engsten Angehörigen respektiert werden. Egal in welchem Alter man ist. Die den Patienten besser kannten als die Ärzte allgemein.
Wir haben es bei meinen Eltern so geregelt, daß das Notwendige gemacht wird. Aber keine Überversorgung an Geräten und Therapien.
Jeden Tag wird bei der Visite dann neu justiert und entschieden.
Beten wir um eine gute Todesstunde. Wie es unser Glaube überliefert.
Kinderkardiologe: Fall Archie (12) unterscheidet sich von anderen
Nach Angaben eines deutschen Experten unterscheidet sich der Fall Archie jedoch deutlich von den anderen. „Wenn nachgewiesen wird, dass jemand hirntot ist, dann gibt es nirgendwo auf der Welt einen Grund, den Körper am Leben zu erhalten“, sagte Nikolaus Haas der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Der einzige Grund für eine kurzfristige Fortführung bei einem nachweislich hirntoten Patienten könne eine geplante Organspende sein, so der Professor für Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin vom Universitätsklinikum München.
https://www.focus.de/panorama/welt/nach-urteil-in-england-12-jaehriger-archie-ist-tot_id_128878972.html
Es gibt Menschen, die so 20 Jahre gepflegt wurden. In einer Zelle geht man auf und ab . In so einem Fall kann der Körper zum Gefängnis werden. Ich sehe ja sehr viele Berichte, wo die Menschen schon in der Leichenhalle waren und wenn Gott noch einen Plan auf Erden mit dem Jungen gehabt hätte, dann könnte er auch in der Leichenhalle wach werden. Solange das Band zwischen Seele und Körper besteht, ist eine Reanimation möglich.