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Was ist wirklich „liberal“? – Vom fatalen Bedeutungswandel eines Begriffes

Aus einem Artikel von Dr. Markus Krall:

Kaum ein Begriff wird in der gesellschaftlichen Debatte derart unterschiedlich, ja widersprüchlich verstanden wie das kleine Wörtchen „liberal“. In Europa möchte jeder liberal sein in dem Sinne, dass er tolerant sein will gegenüber allem und jedem.

Liberale Parteien vertraten früher auf dem alten Kontinent ein duales Verständnis dessen, was liberal beinhaltet: Marktwirtschaft, also wirtschaftliche Freiheit und eine gesellschaftspolitische Toleranzagenda. Diese beiden Elemente stehen aber mittlerweile in einem Antagonismus gegeneinander, der sich zuerst in den USA entwickelt hat. Dort wird der Begriff liberal ganz anders verstanden und dieses Liberalismusverständnis schwappt seit einigen Jahren zu uns herüber.

In den Vereinigten Staaten ist der Begriff liberal gänzlich von der demokratischen Partei vereinnahmt worden und bezieht sich ausschließlich auf einen linken gesellschaftspolitischen Forderungskatalog, der im Namen der Toleranz für jede noch so weit von der Norm abweichende Lebensweise auch auf Kosten Dritter „Respekt“ durch alle Bürger und Subventionierung durch die Staatskasse verlangt.

Dieser Forderungskatalog konzentrierte sich ursprünglich auf die Gleichberechtigung der Frau und die Emanzipation der Schwarzen im gesellschaftlichen Leben, hat aber mit der Erreichung dieser Ziele ständig neue Felder gesucht und gefunden, die mit der gleichen Hingabe und Radikalität beackert werden und die nunmehr die angeblichen Unterdrücker, nämlich die „alten weißen Männer“, zu benachteiligen sucht.

Ihr Programmkatalog ist lang: Er reicht von der völligen Freigabe der Abtreibung bis zur Geburt über die Akzeptanz der Gendersprache und der Verweigerung der Anerkennung, dass es zwei Geschlechter gibt, sowie der Zuteilung von Jobs und Privilegien nach Quoten bis hin zur Forderung, dass jeder seine Existenz definieren kann, wie er gerade möchte, und alle anderen das gefälligst zu akzeptieren haben.

Der Startschuss für diesen Trend war die in vielen westlichen Ländern eingeführte „Ehe für alle“, die schon von der Begrifflichkeit her eine Fehlkonstruktion war, denn auch vor ihrer Einführung war es keiner heiratsfähigen Person, ob Mann oder Frau, verwehrt, den Bund der Ehe einzugehen. Korrekt wäre es gewesen, einen Begriff zu wählen, der die Ausdehnung der Definition der Ehe von ihrer jahrtausendelang gültigen Beschränkung auf eine Lebensgemeinschaft von Mann und Frau mit dem Ziel der Fortpflanzung auf andere Formen des Zusammenlebens beinhaltet. Diese Neudefinition hat also in Wahrheit die ursprüngliche Begrifflichkeit der Ehe abgeschafft und durch eine andere Definition ersetzt.

Quelle und FORTSETZUNG des Beitrags hier: https://freiheitsfunken.info/2023/01/18/20340-das-recht-des-individuums-was-ist-liberal

Dr. Markus Krall ist freiheitlicher Marktwirtschaftler, Ökonom und Bestsellerautor; er schreibt wöchentlich eine Kolumne im FREIHEITSFUNKEN

Kommentare

14 Antworten

  1. Ich bin für das Naturrecht, Mann und Frau, die vom Schöpfer geschaffen sind.
    Ehe für alle gibt es nicht-dies ist ein Fake. Toleranz ja bis zu gewissen Grenzen.
    Bestimmte Begriffe müssen eindeutig sein. Freiheit ja, aber keine Freizügigkeit.
    Freizügigkeit zerstört Kirche , Staat, und Familie, s. a. Die Geschichte des alten
    Roms nach Tacitus. S. a. die momentane Legende des Synodalen Rates: Sie wird
    zerstörerisch wirken, weil sie zu liberal sein wird. Jeder Mensch muss Standpunkte
    (Gute Standpunkte) haben, um gesellschaftsfähig zu sein und zu bleiben.

  2. Vielleicht habe ich Vorurteile, vielleicht ist meine Definition von Liberalismus nicht richtig, aber für mich ist Liberalismus („klassischer“ Liberalismus, wenn Sie so wollen) die ideologisierte und institutionalisierte gesellschaftliche Kälte.
    Der Grundsatz des Liberalismus ist „friss oder stirb“, haste was, dann biste was, Faustrecht mit anderen Mitteln.

    Der Artikel spricht von einer neu Definition des Liberalismus und bringt ihn mit gewissen „modernen“ gesellschaftlichen Erscheinungsformen in Verbindung. Sie haben tatsächlich mit Liberalismus nicht viel zu tun, außer vielleicht so viel, dass derjenige der das Geld (und damit die Macht) hat, definieren kann, was gilt.

  3. Seien wir froh dass uns keine Religion mehr mithilfe des Staates Moral vorschreiben kann, was ein religiöser Staat ist sehen wir im Iran Saudi-Arabien und Irland, die Iren haben die Kirchen in die Sakristeien geschickt und die Gesellschaft endlich geöffnet

    1. Demnach müssten Sie auch den Satz bei der Vereidigung untersagen: So wahr mir Gott helfe.

      Der christliche Glaube sollte auch moralische Ansprüche in die Gesellschaft tragen. Gott hat diese Welt und seine 10 Gebote zum Wohle der Menschen gemacht.
      Die 10 Gebote sind das Grundgesetz für jeden Menschen.

      Ich schreibe nicht von den islamischen Vorschriften. Die sind höchst fraglich, weil fast immer diakonischen Strafen damit einhergehen und deren Ansichten teilweise menschenverachtend sind.

      1. ja und solange die Gesellschaft nicht mehrheitlich Christlich ist muß der Staat die nicht christlichen praktizierende Bürger vor religiösen Moralansprüchen schützen alleine Ihre Aussage dass die 10 Gebote ein GG für die Menschen darstellt zeigt das man auch die christliche Religion in Ihre Schranken weißen
        Die Gebote
        1-3 ,6, 9 und 10 sind für Ungläubige inakzeptabel niemand kann verlangen dass diese ein nicht Christ einhält es sei, den er vertritt eine Aufassung wie Salafisten das tun
        Solange die Formel So wahr mir Gott helfe nicht vorgeschrieben ist spielt das keine Rolle

        1. In ihrer Wertvorstellung von Gesellschaft gäbe es noch mehr
          GOTTLOSIGKEIT, Hass, Gewalt, Lügen und Betrug, Ehebruch mit all seinem Leiden u.v.m.
          In Ihrer Welt möchte ich auf gar keinen Fall leben. Gottlob kann ich mich entscheiden.
          Die Welt wäre so verdorben, wenn nicht einmal die 10 Gebote (immer mit dem Anfang: Du sollst) ernst nimmt.
          Laut Umfragen befürworten die meisten Menschen die 10 Gebote als Richtlinien in ihrem Leben.

          Gott hat uns einen freien Willen gegeben.
          Ohne Gott könnte der Mensch gar nicht leben.

          1. Ich bezweifele, dass der Mehrheit der Bevölkerung bewusst ist, was in den ersten 3 Geboten gefordert wird und die Lebensweise zeigt ja, dass das 6 Gebot zu Recht ignoriert wird
            In den restlichen Geboten stehen durchaus vernünftige Dinge, aber dazu braucht man kein imaginäres allmächtiges Wesen
            Sie können sich entscheiden, wie Sie leben wollen ich kann das auch so muß eben ein Staat sein. Ich habe auch das Recht von christlichen Vorstellungen wie Gottesverehrung oder Sonntagsheiligung nicht belästigt zu werden
            die einzig monotheistische Religion mit der man gut leben kann ist das Judentum da es nicht mit Mission Menschen belästigt

        2. Man muss erst einmal zwischen Moral und staatlichen Gesetzen unterscheiden. Ein weltliches Gesetz ist nicht automatisch moralisch richtig, und Moral ist nicht justiziabel.

          Natürlich kann man die Menschen nicht per Gesetz verpflichten, Gott zu ehren oder in ihrem Herzen kein Begehren aufkommen zu lassen. Auf *moralischer* ebene sehe ich aber nicht, warum das 6., 9. und 10. gebot für eine Nichtchristen nicht gelten sollte.
          Kaum jemand, auch kein Atheist, wird der Ansicht sein, dass Ehebruch („Fremdgehen“) eine verdienstvolle Sache ist. Und Habgier und Neid wird auch kaum jemand positiv bewerten.

          1. Nun man geht hier von der monogamen Ehe aus das ist nicht unbedingt das einzige Lebensmodell und ob ich neidisch bin ist mein Problem
            Im Übrigen ist jedes religiös Begründete Gebot oder Verbot nur für Gläubige dieser Religion relevant für nicht Glaubende hat das den Wert eines Romans oder Märchen

    2. War Irland ein Gottesstaat? Mir ist nicht bekannt, dass dort die katholische Kirche (oder einzelne Kleriker) die Staatsgewalt innegehabt hätten.

      1. der Klerus hatte in Irland nicht die Staatsgewalt inne aber die Staatsgewalt orientierte sich an der Kirche nun das Volk hat sich befreit von der moralischen Bevormundung

  4. Prima Artikel. Mal eine andere, interessante Meinung über das liberal sein.
    Ich fand liberale Menschen schon immer wie die FDP.
    Nicht Fleisch, nicht Fisch, und man kann mit jedem irgendwie klarkommen.

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