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Weihnachtsbotschaft des Koptenpapstes Tawadros: Der STERN, der BAUM, der STALL

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes – ein Gott, Amen. – Ich beglückwünsche Euch zum ‎gesegneten Weihnachtsfest und zum Beginn des neuen Jahres ‎‎2023.‎ Ich möchte Euch alle Glückwünsche ‎senden aus dem Land Ägypten allen koptischen Kirchen und ‎Diözesen auf der ganzen Welt:‎ in Afrika, Asien, Europa, Australien, ‎Nord- und Südamerika.

‎Ich sende Euch Glückwünsche im ‎Namen der Heiligen Synode der koptisch-orthodoxen Kirche sowie ‎im Namen aller Kopten in Ägypten.‎ Wir gratulieren Allen zum ‎segensreichen Fest der Geburt Christi nach dem östlichen (julianischen) ‎Kalender und dem koptischen Jahr der ‎Märtyrer,‎ nach dem wir Weihnachten jedes Jahr ‎am 29. Kiyahk begehen.‎

Zu Weihnachten stoßen wir auf viele ‎Möglichkeiten der Betrachtung,‎ doch eine der bedeutendsten dieses ‎Festes besteht darin, zu verkünden,‎ gemäß der Prophezeiung,‎ dass du, Betlehem, keineswegs die ‎unbedeutendste bist in Judäa.‎

Bethlehem war ein kleines ‎unbedeutendes Dorf, doch dann wurde es das berühmteste ‎Dorf der Welt und konnte sich der Geburt Christi, ‎des HERRN, auf seinem Boden in ‎diesem kleinen Stall rühmen.‎

Dies lenkt ‎unseren Blick auf die „kleinen“ Dinge in ‎der Weihnachtsgeschichte.‎

Erstens: wir begegnen dem Stern.‎ Ein Stern, so wissen wir, erscheint am ‎Himmel sehr klein,‎ so wie wir ihn von der Erde aus sehen,‎ doch der Weihnachtsstern besaß ‎mehr als nur eine Eigenschaft;‎ denn er zog den Weisen voran und ‎hielt an, wenn sie Pause machten,‎ um auf ihrer langen Reise ‎auszuruhen.‎

Der Stern lenkt unseren Blick nach oben

Der Stern führte und leitete die ‎Magier, die aus dem Orient kamen,‎ um ihre Geschenke darzubringen: ‎Gold, Weihrauch und Myrrhe.‎

Was uns jedoch an der Erscheinung ‎des Sterns besonders interessiert: ‎dass er unseren Blick zum Himmel ‎lenkt und auf das himmlische Leben.‎

Die Weihnachtsgeschichte scheint uns ‎durch diesen Stern eine Botschaft ‎überbringen zu wollen,‎ uns, die wir auf Erden sind, nämlich ‎dass unser Leben himmlisch sein soll, dann ist es wie ‎ein hell leuchtendes Leben – und das ‎brauchen wir auf der Erde dringend,‎ denn sie ist erfüllt von Sünde, ‎Bosheit und vielen Verderbtheiten.‎

Wenn sich der Mensch jedoch ‎darüber erhebt, wird er wie der Stern,‎ er wird erleuchtet, und dies ist das ‎himmlische Leben.‎ Der Heilige Johannes Chrysostomus  –  „Goldmund“ genannt –  ‎prägte den wunderbaren Ausspruch:‎ ‎„Damit du wie Sonne, Mond oder ‎auch Stern bist, ist es wichtig, im ‎Himmel zu sein.“‎

Vielleicht symbolisiert die Sonne den ‎starken und berühmten Menschen,‎ der Mond den, der weniger berühmt ‎ und der Stern jemanden, ‎der unbedeutend ist,‎ gerade so wie der Weihnachtsstern ‎oder wie das Dorf Betlehem.‎

Wichtig dabei ist, dass der Mensch ein ‎Leben wie im Himmel führt.‎

Was der Weihnachtsbaum uns lehren kann

Zweitens: was wir in den ‎Betrachtungen zu Weihnachten und ‎seinen Ereignissen als alte Tradition ‎sehen,‎ das ist der Weihnachtsbaum.‎

Er ist ein ‎immergrüner Baum, der uns an den ‎ersten Psalm erinnert,‎ den wir als Einleitung zu den Psalmen ‎beten,‎ wenn wir über den Menschen, der ‎auf dem Weg Gottes wandelt, ‎sprechen, dass er ‎„wie der Baum sei, der an den ‎Wasserquellen gepflanzt ist,‎ der seine Frucht zu seiner Zeit geben ‎wird und dessen Laub nicht abfallen wird.‎ Und alles, was er tut, wird gelingen.“‎

Der Baum sendet uns die Botschaft, ‎dass dein Leben fruchtbringend sein ‎soll das ganze ‎Jahr über.‎ Fruchtbringend in der Tugend und durch einen guten ‎Lebenswandel sowie im Hinblick ‎auf ein gutes Verhältnis zu ‎jedermann.‎

Der Weihnachtsbaum ist ein Baum, ‎der in der Erde verwurzelt ist,‎ und uns darüber hinaus lehrt, ‎beständig zu sein, zu ‎wachsen.‎ Dazu kommt, dass der Baum immer ‎zum Himmel weist,‎ denn Jahr um Jahr richtet er sich zum ‎Himmel aus.‎ Wenn er wächst, erhebt er Augen ‎und Herzen gen Himmel.‎

Drittens: zu den zahlreichen ‎Botschaften der Geburt Christi zählt ‎auch das Dorf Betlehem,‎ als der Heilige Josef, der ‎Zimmermann, mit unserer Mutter, ‎der Heiligen Maria, loszog,‎ und sie keine Herberge in Betlehem ‎fanden,‎ da zu jener Zeit eine Volkszählung ‎stattfand.‎

Wir sehen, dass Betlehem überfüllt ‎war und es zwar nirgends mehr Platz ‎gab,‎ doch ein Hausherr wies sie nur ‎daraufhin, dass es noch einen Stall ‎gibt.‎ Wir wissen nicht, ob er ‎überhaupt geeignet war, Leute ‎aufzunehmen,‎ denn er war nur für die Tiere ‎gemacht,‎ doch er erwähnte ihnen gegenüber, ‎dass es den Stall gab,‎ und vermied es so zu sagen, dass es ‎gar keinen Platz für sie gab.

Ein Hausherr empfahl der Hl. Familie den Stall

‎Hier erscheint das  Bild eines ‎dienenden Menschen bzw. des ‎Lebens als Dienst,‎ das anderen ‎dient und vermeidet zu sagen:‎ ‎„Ich habe nichts“, „es gibt nichts“ oder ‎schlicht „Nein“.‎ Er schlug diesen Stall vor – wir nennen ‎es einen Stall,‎ doch es war eher ein Pferch für das ‎Vieh, für den Ochsen und den Esel und manch andere Tiere.

Und dieser Stall wurde zu einem Ort ‎der Wärme, des hellen Lichts, ‎berühmt auf der ganzen Welt.‎ Der Dienst, den dieser Hausherr ‎erbrachte,‎ dessen Name wir nicht kennen, erbrachte er in Liebe ‎und löste damit ein Problem.‎ Daher war Betlehem keineswegs die ‎Unbedeutendste in Judäa, sondern wurde berühmt auf der ‎ganzen Welt.‎

Dies sind die Botschaften der Geburt ‎Christi:‎ der Stern ist das himmlische Leben, ‎der Baum das fruchtbringende Leben und der Stall das dienende Leben.‎

Diese gemeinsam mit anderen ‎Botschaften möchte ich allen unterbreiten in jeder ‎Kirche und Diözese,‎ allen Vätern, Bischöfen, Metropoliten ‎und Priestern,‎ Kirchengemeinderäten, Diakonen, ‎allem Volk, Jugendlichen und Kindern ‎‎-‎ in jeder Kirche und an jedem Ort,‎ wo es Kopten gibt, die an diesem Tag ‎Weihnachten feiern,‎ meine Wünsche und meine Liebe ‎ergehen an Euch alle aus dem Land ‎Ägypten,‎ aus dem Land des Heiligen St. Markus, ‎dem Evangelisten unseres geliebten ‎Landes.‎

Ich gratuliere Euch allen und wünsche ‎Euch alles Gute im neuen Jahr.‎‎

Quelle: https://copticorthodox.church/en/2023/01/06/papal-message-of-nativity-feast-2023/

Kommentare

Eine Antwort

  1. Wer waren die ‚Heiligen Drei Könige‘?
    Den ‚Sterndeutern aus dem Osten’ auf der Spur. Von Michael Hesemann

    https://www.kath.net/news/48892

    Damit zeigte die frühchristliche Kunst, dass sie Matthäus noch verstand. Denn der Begriff „magoi“, den erstmals der griechische Historiker Herodot (um 500 v.Chr. ) benutzte, bezeichnet nicht irgendwelche beliebigen Sterndeuter oder Weisen, sondern ganz spezifisch die Magawan oder Mager, die Priesterklasse der Meder, die in der uralten Religion dieses nordiranischen Volkes eine ähnliche Rolle spielte wie die Leviten im alten Israel oder die Brahmanen bei den Indern.

    Und plötzlich ergibt der Bericht des Matthäus einen Sinn! Denn die „Mager“ waren tatsächlich bewandert in der Sternenkunde. Ihre Hauptstadt Ekbatana, das heutige Hamadan im Nordiran, umgaben sie mit sieben farbigen Mauern, die den sieben damals bekannten Planeten entsprechen sollten.

    Ihre Horoskope waren so berühmt, dass König Antiochos von Kommagene, einem Kleinkönigreich im heutigen Ostanatolien, ihr Gründungshoroskop in Stein gemeißelt auf dem Nemrut Dagi aufstellen ließ, dessen monumentale Standbilder griechischer wie persischer Götter uns noch heute beeindrucken.

    So würdigte er die „Priester in den Roben der persischen Rasse“, die es errechnet hatten, nicht nur in einer Inschrift, er stellte sie auch mit den gleichen bunten Gewändern und phrygischen Zipfelmützen dar, die wir aus der frühchristlichen Ikonographie der „drei Weisen aus dem Morgenland“ kennen.

    Auch als Traumdeuter und Orakelpriester genossen die Mager einen so exzellenten Ruf, dass die Ratsuchenden herbeiströmten, wenn jemand behauptete, einer ihrer Schüler zu sein. Das missbrauchten erst im Römischen Reich einige Scharlatane so gründlich, dass der Begriff „Magier“ in Verruf geriet.

    Tatsächlich gibt es eine Lokaltradition von der Herkunft der Mager. Wir verdanken sie niemand geringerem als Marco Polo, der 1271 noch einmal in Begleitung seines Vaters und seines Onkels in den Osten aufbrach, um dem Großkhan eine Botschaft von Papst Gregor X. zu überbringen. Auf dem Weg dorthin, so schrieb der Venezianer später in seinem berühmten „Buch von den Wundern der Welt“, kam er auch nach Täbriz im Iran, wo er erfuhr:

    https://www.kath.net/news/29596

    Damit zeigte die frühchristliche Kunst, dass sie Matthäus noch verstand. Denn der Begriff „magoi“, den erstmals der griechische Historiker Herodot (um 500 v.Chr. ) benutzte, bezeichnet nicht irgendwelche beliebigen Sterndeuter oder Weisen, sondern ganz spezifisch die Magawan oder Mager, die Priesterklasse der Meder, die in der uralten Religion dieses nordiranischen Volkes eine ähnliche Rolle spielte wie die Leviten im alten Israel oder die Brahmanen bei den Indern.

    Und plötzlich ergibt der Bericht des Matthäus einen Sinn! Denn die „Mager“ waren tatsächlich bewandert in der Sternenkunde. Ihre Hauptstadt Ekbatana, das heutige Hamadan im Nordiran, umgaben sie mit sieben farbigen Mauern, die den sieben damals bekannten Planeten entsprechen sollten.

    Ihre Horoskope waren so berühmt, dass König Antiochos von Kommagene, einem Kleinkönigreich im heutigen Ostanatolien, ihr Gründungshoroskop in Stein gemeißelt auf dem Nemrut Dagi aufstellen ließ, dessen monumentale Standbilder griechischer wie persischer Götter uns noch heute beeindrucken.

    So würdigte er die „Priester in den Roben der persischen Rasse“, die es errechnet hatten, nicht nur in einer Inschrift, er stellte sie auch mit den gleichen bunten Gewändern und phrygischen Zipfelmützen dar, die wir aus der frühchristlichen Ikonographie der „drei Weisen aus dem Morgenland“ kennen.

    Auch als Traumdeuter und Orakelpriester genossen die Mager einen so exzellenten Ruf, dass die Ratsuchenden herbeiströmten, wenn jemand behauptete, einer ihrer Schüler zu sein. Das missbrauchten erst im Römischen Reich einige Scharlatane so gründlich, dass der Begriff „Magier“ in Verruf geriet.

    Tatsächlich gibt es eine Lokaltradition von der Herkunft der Mager. Wir verdanken sie niemand geringerem als Marco Polo, der 1271 noch einmal in Begleitung seines Vaters und seines Onkels in den Osten aufbrach, um dem Großkhan eine Botschaft von Papst Gregor X. zu überbringen. Auf dem Weg dorthin, so schrieb der Venezianer später in seinem berühmten „Buch von den Wundern der Welt“, kam er auch nach Täbriz im Iran, wo er erfuhr:

    „Aus der persischen Stadt Sava stammen die drei Weisen, die Jesus Christus angebetet haben. Sie sind hier in drei schönen Gräbern beigesetzt. Die drei Grabmäler stehen in einem kubischen Gebäude mit einem Kuppeldach eins neben dem andern… Wir kennen die drei Namen: Balthasar, Kaspar und Melchior.“

    Offensichtlich besuchte er die Gräber, konnte aber von der muslimischen Bevölkerung nichts Näheres über die Identität der drei Sterndeuter erfahren. Erst als er nach drei Tagesreisen „die befestigte Ortschaft Cala Ataperistan“ erreichte, wurden seine Fragen beantwortet:

    „In dieser Stadt wird erzählt, es seien einmal drei Könige aus der Gegend ausgezogen, um einen eben geborenen Propheten anzubeten. Drei Gaben hätten sie mitgenommen, und zwar Gold, Weihrauch und Myrrhe. Sie sagten sich nämlich: ‚Wenn der Prophet nach dem Golde greift, ist er ein weltlicher König. Wenn er den Weihrauch annimmt, ist er ein Gott. Wenn er die Myrrhe ergreift, ist er ein Arzt und Heiler.’“

    Sie fanden schließlich das Kind, reichten ihm die Gaben. Als es nach allen drei Geschenken griff, war für sie klar: „Es ist ein Gott, ein Erdenkönig und ein Arzt und Heiler.“ Zum Abschied übergab es ihnen ein verschlossenes Kästchen . Erst auf dem Heimweg, als sie an einem Brunnen rasteten, öffneten sie es und fanden in ihm nur einen Stein.

    Enttäuscht warfen sie ihn ins Wasser: „In diesem Augenblick stürzte ein helles Feuer vom Himmel in die Brunnentiefe. Die Drei erstarrten vor Ehrfurcht – und nahmen etwas von dem Feuer, das sie später in ihren Tempel trugen und fortan immer brennen ließen. Daher hieß der Ort auch, aus dem Persischen übersetzt, „Stadt der Feueranbeter“.

    Eine schöne Legende, möchte man glauben und fast könnte man sie der gewiss recht regen Phantasie Marco Polos zuschreiben. Doch als der kanadische Journalist Paul William Roberts vor ein paar Jahren auf den Spuren des Venezianers recherchierte, machte er eine spektakuläre Entdeckung:

    Das von Polo beschriebene Grab gab es tatsächlich. Es befindet sich noch heute in der Stadt Savah (dt.: Saweh), gleich neben den Überresten eines alten Feuertempels der Anhänger des Zarathustra, der längst zu einer Moschee umfunktioniert wurde. Seine Mauern sind noch heute auch mit christlichen Symbolen übersäht. In dem würfelförmigen, von einer Kuppel gekrönten Mausoleum standen zwei schwere Steinsarkophage, ein Leerraum lässt vermuten, dass ein dritter einst entfernt wurde. Ob sie Gebeine enthielten oder längst leer waren, konnte der Kanadier leider nicht feststellen.

    Auch das geheimnisvolle Cala Ataperistan war keine Phantasie, sondern nur eine Transkription des Persischen Qal’ah-i Atasparastan. Ein lokaler Historiker, Dr. Morteza Zokaii, führte Roberts an die Ausläufer des Zagros-Gebirges, westlich von Savah. Dort lag sie, eine ausgedehnte antike Festung aus dunklem, rotgrauen Stein, überragt von einem großen und sechs schmaleren Bögen, einem Erkennungsmerkmal zoroastrianischer Architektur; sie stehen für den höchsten Gott, Ahura Mazda, und seine „sechs unsterblichen Geister“ oder Engel. Münzfunde belegen, dass diese Festung schon im zweiten Jahrhundert v. Chr. existierte.

    Doch kamen die „Weisen“ auch von hier? Das ist gut möglich. Denn auch in Köln, wo die Gebeine der „Heiligen Drei Könige“ seit 1164 verehrt werden, weiß man von der Stadt. „In Sewa“, so heißt es in einem alten Kölner Martyrologium sollen sich die Sterndeuter im Jahre 54, zwischenzeitlich getauft, noch einmal getroffen haben, „um Weihnachten zu feiern“. Kurz darauf seien sie verstorben: „St. Melchior am 1. Januar im Alter von 116 Jahren; St. Balthasar am 6. Januar im Alter von 112 Jahren und St. Gaspar am 11. Januar im Alter von 109 Jahren.“

    Das ist natürlich eine fromme Legende, da Weihnachten nachweisbar erst seit dem 4. Jahrhundert gefeiert wurde, aber sie verankert Sewa=Savah in der christlichen Tradition noch vor Marco Polo.

    Auch die schöne Weihnachtsgeschichte, die uns der Venezianer überliefert, hat er sich bestimmt nicht ausgedacht. Wahrscheinlich geht sie auf eine lokale Legende zurück, die ebenfalls einen wahren Kern hat: Sie identifiziert die „drei Weisen“ als „Feueranbeter“, also als Zoroastrianer.

    Und damit erscheint wiederum der Bericht des Matthäus in einem ganz anderen Licht. Denn nicht nur die Juden, sondern auch die Angehörigen der „sechsten Weltreligion“ warteten sehnsüchtig auf den Messias.

    Ihr Gründer ist der geheimnisvollste aller Propheten. In den wenigen Quellen, die es über sein Leben gibt, ist von seinem Lachen bei der Geburt die Rede, von wilden Tieren, die ihn als Baby bewachten und von frühen Wundertaten. Gelebt haben soll er „258 Jahre vor Alexander“ dem Großen, also im 6. Jahrhundert v.Chr.

    Damals soll er sich am Hofe des Königs Vischtaspa von Baktrien vorgestellt haben, der wahrscheinlich mit Hystaspes (ca. 588-521 v.Chr.) identisch ist, dem Satrapen von Baktrien und Vater Darius des Großen. Der „König“ beauftragte zwei Magawan oder Mager, Angehörige der medischen Priesterkaste, ihn zu testen. Als er sie mit seinem Wissen und seiner Weisheit geradezu überwältigte, nahm Vischtaspa/Hystaspes auf ihren Rat hin den neuen Glauben an. Tatsächlich ging sein Sohn Darius (522-486 v.Chr.) als erster zoroastrischer König des Perserreiches in die Geschichte ein. Seine Inschriften bezeichnen, ganz dem neuen Glauben entsprechend, den von Zarathustra verkündeten Ahura Mazda als den „einzigen Gott“.

    Zarathustras Lehren sind in einem heiligen Buch zusammengefasst, dem Avesta oder Zendavesta, das seine Gathas oder „Lieder“ enthält, Psalmen ähnlich, die von seinen Schülern gesammelt wurden. Sie zeigen, so jedenfalls die Religionshistorikerin Mary Boyce, dass der Zoroastrismus „mehr direkten wie indirekten Einfluss auf die Menschheit hatte als jede andere Religion“.

    Sein duales Weltbild von Gott und seinem Gegenspieler, Himmel und Hölle, der Auferstehung der Toten, Engeln und Dämonen, dem Heiligen Geist, einem Heiland und Erlöser und der Endzeitschlacht zwischen Gut und Böse bzw. Licht und Finsternis vor dem Jüngsten Gericht fand Eingang nicht nur in das Judentum und Christentum, sondern auch den Islam, den Mahayana-Buddhismus und den Hinduismus.

    So sind die Veränderungen im Judentum nach der babylonischen Gefangenschaft, die plötzliche Vorliebe für Apokalypsen und der Glaube an Engelhierarchien, wie sie besonders in den Schriften der Essener zum Ausdruck kommen, nicht anders zu erklären als durch einen intensiven Kontakt mit der neuen Lehre.

    Speziell Daniel, der Lieblingsprophet der Essener, stand bei den Persern in Verdacht, ein Schüler des Zarathustra zu sein. Die Juden konterten, indem sie Zarathustra zum Schüler des Daniel erklärten. Außer Frage steht, dass Daniel selbst bereits von König Nebukadnezzar zum „obersten Präfekten aller Weisen von Babel“ (Dan 2,48) ernannt worden war, wobei die Septuaginta, die griechische Übersetzung des Alten Testamentes, die „Weisen“ als magoi übersetzte.

    Auch Flavius Josephus beschreibt in seinen Jüdischen Altertümern, wie eng Daniel mit den „chaldäischen Magern“ zusammen arbeitete und wie sehr er sich für sie einsetzte, als der König einmal, empört über ihr Versagen, ihre Hinrichtung befahl. So erfreuten sich seine Prophezeiungen großer Beliebtheit bei den Magern seit den Tagen des damals bereits zum Untergang verdammten Babylonischen Reiches.

    „Eines der revolutionärsten Konzepte Zarathustras“, so schreibt der britische Religionswissenschaftler Peter Clark, „war das eines Erlösers, des endzeitlichen Heilsbringers, der in den Gathas als Saoschyant bezeichnet wird … es hatte dramatische Auswirkungen auf die nachexilische Theologie des Judentums“.

    Dieser „Heiland“ – nichts anderes bedeutet Saoschyant – würde zu Beginn eines neuen Zeitalters von einer Jungfrau geboren, die in einem See von reinem Wasser gebadet und dabei empfangen hat. Seine Aufgabe sei es, das Böse zu vernichten, Gerechtigkeit zu lehren und eine neue, ewige Welt einzuleiten; dann würden die Toten auferstehen.

    Clark: „Es ist offensichtlich, dass Zarathustra dieses apokalyptische Ereignis in der nahen Zukunft erwartete oder zumindest erhoffte … daher berief er neben der ‚offiziellen‘ Priesterklasse auch alle Gläubigen (Aschavan), die neue Lehre zu verbreiten und mit ihm auf dieses Letzte Ereignis hinzuarbeiten.“

    Tatsächlich berichtet auch das apokryphe „Arabische Kindheitsevangelium“, das wohl aus dem 4. oder 5. Jahrhundert stammt, dass die Mager als Zarathustra-Anhänger nach dem Heiland suchten: „Und so geschah es, als der Herr Jesus in Bethlehem in Judäa geboren wurde zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Mager aus dem Osten nach Jerusalem, wie Zeraduscht vorausgesagt hatte; und sie hatten Geschenke dabei, Gold, Weihrauch und Myrrhe…“

    Noch im 13. Jahrhundert schrieb Abulfaragius, ein christlicher Araber, Zoroaster habe seinen Anhängern von einem Stern erzählt, der die Jungfrauengeburt des Erlösers Saoschyant ankündigen würde: „Ihr, meine Söhne, werdet seinen Aufgang vor allen anderen Völkern bemerken. Sobald, darum, ihr den Stern erblickt, folgt ihm, wohin auch immer er euch führen wird, verehrt das geheimnisvolle Kind und bietet ihm mit tiefster Demut Geschenke an.“

    Sollte es sich bei dem „Stern von Bethlehem“ tatsächlich um die Supernova des Jahres 5 v.Chr. gehandelt haben, wie ich in meinen Büchern „Jesus von Nazareth“ und „Maria von Nazareth“ nachzuweisen versuche, dann konnte für sie kein Zweifel mehr bestehen, dass die Zeit für den Heiland gekommen war. Denn die Sternexplosion fand im Sternbild des Adlers statt – und der Adler war für die Perser und Meder das Symbol für ihren höchsten Gott, Ahura Mazda, der mit Adlerschwingen dargestellt wurde. So fanden sie also als erste Heiden den Weg zu dem Kind in der Krippe.

    Michael Hesemann ist Historiker und Autor. Sein neuestes Buch, „Maria von Nazareth. Geschichte, Archäologie, Legenden“ erscheint am 11. Januar im Augsburger St. Ulrich-Verlag

    Foto: Die drei Weisen in persischer Tracht – Mosaik in Ravenna, 6. Jh., wikimedia

    https://www.kath.net/news/29596

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