Von Peter Hahne
Und die Bibel hat doch recht: Jesus war echt clever, als er vor 2000 Jahren ein Gleichnis wählte, das die heutigen Kanzleramts-Toskana-Fraktionen seit Schröders Zeiten bestens verstehen müssten – dort, wo oft mehr Rotwein fließt als geistig-politische Ergüsse zum Wohle des Volkes: Man soll anderen nicht Wasser predigen und selber Wein trinken.
Die Beispiele für Heuchelei häufen sich stündlich. Bei dem Weltrettungs-Spektakel von Glasgow erreicht die Doppelmoral der Herrschenden ihren Höhepunkt. Während das dumme Volk an leeren Tankstellen wartet und die Spritpreise nicht mehr stemmen kann, fliegen Spitzenpolitiker und Klima-Päpste mit Privatmaschinen ein, um fröhlich das Weltklima zu retten. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Damit die Hochglanz-Fotos stimmen und die Propaganda-TV-Shows passen, müssen unsere Klimaschützer natürlich mit emissionslosen E-Autos vorfahren. Da Glasgow nicht über genügend Ladestationen verfügt, müssen schnell provisorische her. Dafür wurden dieselgetriebene Generatoren eingeflogen.
Champagner schlürfend sieht man Angela mit Camilla schäkern. Masken? Wo kämen wir denn dahin! – Oder weiß die Noch-Kanzlerin der krachend abgewählten CDU vielleicht noch nicht, dass inzwischen Geimpfte die neuen Hotspots sind? Auch die Weltenretter-Kollegen, die im Hintergrund zu sehen sind, sind oben ohne. Ein 18jähriger Jugendlicher, der einsam und alleine an einer niedersächsischen Bushaltestelle wartete, mußte dagegen 130 Euro Bußgeld blechen.
Das Tollste ist ein Video-Zusammenschnitt, der im Netz kursiert. Die Weltenlenker entsteigen ihren Limousinen natürlich mit Maske. Mutterseelenallein gehen sie über den ansteckungsarmen Roten Teppich ins Gebäude, wo sie sich sofort selbige vom Gesicht reißen und den Gastgeber herzlich begrüßen. Merkel voran.
Zu Hause quält man Kinder unter Masken, lässt Schwerkranke allein sterben, zerstört jede für den Seelenhaushalt wichtige Stimmung durch diese elende Maskerade. Man predigt anderen Wasser und säuft selbst den Wein. Was für eine Verhöhnung des Volkes.
Jener Karl Lauterbach, der eine ganze Nation notorisch nervt mit Masken, Lockdowns und Quarantänen, erwies sich fürs Foto propagandistisch korrekt: Als sich die neue SPD-Bundestagsfraktion schamlos und maskenlos auf einer Treppe präsentierte (immerhin 21 Minuten lang!), war der gesetzestreue Gutmensch Karl die einzig Lappen tragende Person, um es Gender-gerecht auszudrücken. Klarer Kommunikations-Trick: Er wusste, dass das der ach so kritisch-investigative Journalismus bejubeln würde. Was er denn auch tat.
Doch der rheinische Wasserprediger Lauterbach schaute dann tief ins Weinglas: Die Corona-Ikone ließ sich von einer fotografierenden Frau auf der A4 bei Köln erwischen. Nicht mit Promille, aber mit Handy am Ohr.
Seit Monaten trimmt er das Volk auf gesetzestreues Anti-Virus-Verhalten und jetzt diese Heuchelei. Seine 86-jährige Mutter sei dran gewesen – ach so. Aber dass Gleichaltrige isoliert wie in einem Zoo seit Monaten in Heimen gehalten werden oder in anonymen Intensivbetten (inzwischen bekanntlich auch Geimpfte) mutterseelenallein dahinvegetieren …
Unser Autor Peter Hahne ist evangelischer Theologe und ehem. ZDF-Moderator. – Vollständiger Text dieses Beitrags hier: https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/die-doppelmoral-der-politiker-ob-in-glasgow-oder-berlin/
2 Antworten
Herrlich zu lesen. Bei Peter Hahne hat man immer was zu schmunzeln mit seinen Artikeln.
Machen Sie weiter so!
Privatjet für 47 Kilometer – Kritik an EU-Kommissionschefin von der Leyen
Der Trip verursachte rund 1130 Kilogramm CO2. „Bild“ berichtete zuerst darüber.
https://www.welt.de/politik/ausland/article234830514/Privatjet-fuer-47-Kilometer-Kritik-an-EU-Kommissionschefin-von-der-Leyen.html