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Wenn Wundersucht zur Empörung führt

Von Felizitas Küble

Wie die britische Zeitung „Daily Mail“ berichtet, hat ein 38-jähriger Katholik einen Marienschrein im mexikanischen Guadalajara zerstört, weil sein Gebet für ein Wunder nicht erhört worden sei. Der Täter namens Jorge warf zwei Steine und zerbrach das Glas der Vitrine, die eine Guadalupe-Statue enthielt.

So ungewöhnlich die Tat in ihrer Radikalität sein mag, so fällt die wütende Reaktion als solche weniger aus dem Rahmen, als man meinen könnte.

Von einem Priester habe ich beispielsweise vor einigen Jahren erfahren, daß ein Gläubiger seiner Gemeinde von ihm verlangte, das Bild des „Barmherzigen Jesus“ von Sr. Faustine zu entfernen, denn die „Verheißungen“, welche die polnische Nonne veröffentlicht habe, hätten sich nicht erfüllt. Eine Person aus seiner Verwandtschaft habe Selbstmord begangen, obwohl sie mit der „Andacht zum Barmherzigkeits-Jesus“ sehr vertraut gewesen sei, die doch das ewige Heil verspreche usw.

Hierzu wollen wir grundsätzlich bedenken, daß es keine  – wie auch immer geartete –  Sonderverehrung geben kann, die den freien Willen des Menschen aufhebt – oder gar Gottes souveränen Willen „manipulieren“ könnte.

Weniger bestimmte Andachten an sich sind hier das Problem, sondern vor allem eine verstiegene Erwartungshaltung dahingehend, daß bestimmte Versprechungen wie ein Automatismus eintreffen müßten, was eine geradezu magische Vorstellung beinhaltet. Schließlich sind bestimmte Andachtsformen keine Zauberformel, die Gott „binden“ könnte. Allerdings darf diese Erwartung von gewissen  „Verheißungen“ auch erst gar nicht geweckt werden!

Grundsätzlich lautet die christliche Haltung so, wie es Christus uns im Vaterunser gelehrt und auch auf dem Ölberg vor seinem Leiden vorgelebt hat: „Dein Wille geschehe!“ – und nicht: „Mein Wille geschehe“ – und damit dieser (mein Wille!) geschieht, vollziehe ich diese oder jene fromme Übung, Opfer, „Sühneakt“, Gebetssprüche usw.

Kommentare

6 Antworten

  1. Wallfahrten – egal zu welchen Orten – müssen in Demut begangen weden. Man kann in Demut zunächst nur um Stärkung und Ausdauer und andere geistliche Kräfte und Tröstungen beten. Das ist schon der eigentliche SInn einer Wallfahrt.
    Eine Krankenheilung ist dann ein riesiges Geschenk Gottes!

  2. Es geschieht OHNE AUSNAHME S T E T S DER WILLE GOTTES ALLEIN.
    WUNDER GESCHEHEN PLÖTZLICH UND U N ERWARTET.
    ERBITTEN GEHT NICHT.
    DIE HILFE GOTTES IST SEHR SEHR OFT GÄNZLICH ANDERS.
    DOCH EBENSO OHNE AUSNAHME FÜHRT GOTT ES SO,WIE ES AM BESTEN IST FÜR DENJENIGEN,SELBST,WENN ES UM DEN TOD GEHT.
    DENN DER TOD KANN A U C H ERLÖSUNG UND FRIEDEN SEIN.

  3. Soviel ich weiß, gab es im Zusammenhang mit einem nicht eingetroffenen Heilungswunder in Lourdes sogar schon einen Mord. Gewiss ist es schwer zu ertragen, wenn bei sehr schwerem Leiden oder z.B. der unheilbaren Erkrankung eines Kindes es eben nicht zur Heilung kommt. Das ist eine seelsorgerliche Herausforderung, diese „Heilungsmagie“ ist da nur schädlich. Im Gegensatz dazu weiß ich von einen gelähmten Mann, der regelmäßig nach Lourdes pilgert, weil es ihm Kraft gibt, mit seiner Krankheit zu leben. Der betreffende Herr meint auch, dass er sich über eine Heilung sehr freuen würde, aber er sähe in Lourdes so viele Menschen, denen es weit schlechter ginge als ihm, denen würde er eine Heilung viel eher gönnen, er bete auch für diese. Das ist nun doch eine ganz andere, reife Haltung als dieses o.g. magische Denken.

  4. Ich war schon immer gegen diese „inflationäre“ Erscheinungssucht und diese unzähligen Privatoffenbarungen.
    Lourdes hat mir von Kindheit immer sehr viel bedeutet und ich habe heute noch Ehrfurcht vor diesem Wallfahrtsort.
    Wie ich einmal zum Nachdenken kam:
    Ich kannte eine Frau in einem Pflegeheim. Sie war wegen Kinderlähmung gehbehindert und psychisch krank. Als junge Frau musste sie in ein Altenheim ziehen, mit 25 Jahren, weil es keine andere Einrichtung für sie in der Nähe gab. Sie erzählte mir einmal, wie sie als junges Mädchen eine Wallfahrt nach Lourdes mitgemacht habe. Sie hatte schon viel über die Wunder gehört, die dort geschehen sollten und war nicht zuletzt wegen ihrer psychischen Erkrankung ganz euphorisch, dass sie dort auf jeden Fall geheilt werden würde.
    Das erste, was sie bei ihrer Rückkehr machen wollte: sie wollte sich auf dem Arbeitsamt anmelden als arbeitsfähig und arbeitssuchend. Sie liess sich in den Bädern in Lourdes in das Lourdeswasser tauchen. Sofort merkte sie, daß sich keine Änderung einstellte. Die ersehnte Heilung war ausgeblieben.
    Sie erzählte, sie habe nur noch andauernd geweint. Die anderen Wallfahrtsteilnehmer der Gruppe waren so betroffen, dass sie zu ihr sagten, sie würden ihr in Lourdes was schönes kaufen, sie solle nur sagen, was sie wolle. Doch was half das? Die Frau war für ihr Leben enttäuscht.
    Als sie uns das erzählte, sagte eine Kollegin zu mir, in bezug auf die Wundererberichte über Lourdes und die Auswirkungen auf diese Frau: „Wer will denn so etwas verantworten?“.
    Da war ich ratlos. Wie konnte Lourdes eine negative Auswirkung haben?
    Mir wurde bald klar, dass es hier um eine „Wunderpropaganda“ ging, Geschichten, die man gerne hört und die aussergewöhnlich sind, und den Ursprung einer Wallfahrt einfach überdecken. Sowas hat dann weniger mit echtem Glauben zu tun. Hier werden Erwartungen erweckt, für die es keine Garantie gibt. Und bei manchen Menschen in Not ist das die letzte Hoffnung – und die grösste Enttäuschung. Oder: der Wallfahrtsort ist falsch gewählt worden.
    Meine Tante, eine Ordensfrau, schwärmte für Medjugorje und konnte sich in ihrer Begeisterung nicht erklären, warum Maria an diesem Ort so viel mehr Gnaden ausschütte als an allen anderen Wallfahrtsorten.
    Oder wie in dem obigen Artikel beschrieben: In Südamerika ist Wundersucht nichts ungewöhnliches, wird auch im kirchlichen Bereich sehr unterstützt. Marienverehrung kann in Südamerika auch was magisches haben.
    Dass das angeblich übernatürliche Abbild der Muttergottes von Guadelupe eine Vorzeichnung hat, die man beim Röntgen sieht, dass Guaven Fasern des Maluntergrundes zwar schnell
    verfallen können, aber unter bestimmten Umständen eben nicht (daraus werden Schiffstaue und Teppiche (Sisal) gemacht), dass die gemalten Augen der Figur angeblich perspektivisch richtig für den Betrachter nicht sichtbare historische Geschehen zeigen – (auf einer Schwarzweissvergröfsserung eines Fotos aus den zwanziger Jahren – und nur da!) alles längst bekannt – aber niemand möchte in Mexiko ein Nationalheiligtum in Frage stellen.
    Wenn aber diese übernatürlichen Dinge die Hauptsache bleiben, kein Wunder, wenn dann irgendwann jemand die Nerven verliert.

    1. Lourdes wie wir es heute kennen gäbe es so nicht ohne die heilige Bernadette. Sie selbst hat auch keine Heilung gefunden und war die meiste Zeit ihres Lebens krank. Sie kann ein großes Vorbild sein, wie man seine Leiden tragen und ertragen kann; auch wenn es nicht leicht und unverständlich ist.

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