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Widerstand in der NS-Zeit: Zum Angriff Margot Käßmanns gegen die kath. Kirche

Rezension von Dr. Eduard Werner

Buch-Daten: Margot Käßmann, Anke Silomon (Hrsg.): Gott will Taten sehen. Christlicher Widerstand gegen Hitler. Ein Lesebuch. Verlag C.H. Beck München 2013. 479 Seiten, 19;95 Euro.

In ihrer Einleitung bekräftigt Margot Käßmann eine Behauptung des Historikers Hans Mommsen, wonach beide christliche Kirchen nicht zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu rechnen seien. Diese Behauptung ist  –  was die katholische Kirche anlangt  –  leicht zu widerlegen.

War es denn kein Widerstand, als der Vatikan das ideologische Hauptwerk der Nazis, den „Mythus des 20. Jahrhunderts“ von Alfred Rosenberg schon 1934 auf den Index der für Katholiken verbotenen Bücher setzte?

Deutsche Kirchenhistoriker und Theologen lehnten 1934 in ihren „Studien zum Mythus des 20. Jahrhunderts“ die NS-Weltanschauung entschieden ab. (Siehe Amtsblätter der Diözese Münster und der Erzdiözese Köln)  –  Damit war die nationalsozialistische Rassenlehre, auf der der Antisemitismus basiert, kirchenamtlich verurteilt.

War es auch kein Widerstand, als am 21. März 1937 alle 25.000 katholischen Priester das päpstliche Weltrundschreiben „Mit brennender Sorge“ in allen katholischen Kirchen Deutschlands verkündeten?  – Hier wurden der Öffentlichkeit mit großem Mut die Irrtümer der Nazis aufgezeigt. Und die Rache der Nazis mit Verhaftungen und KZ-Einweisungen ließ nicht lange auf sich warten. 1_0_660406

In der ersten Kriegszeit hat Papst Pius XII. (siehe Foto) den Kontakt zwischen der deutschen Militäropposition und der britischen Regierung vermittelt. Eine hochriskante Handlung! (Siehe Peter Ludlow in Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte München Jahrg. 22 (1974) S.299 – 341 und Richard Basset: „Hitlers Meisterspion- das Rätsel um Wilhelm Canaris“, Deutsche Ausgabe Wien 2008).

Europaweit haben die Nationalsozialisten immerhin 4000 katholische Priester umgebracht. Warum wohl?  –  Die beiden Pfarrer Johannes Schulz und Josef Zilliken haben beispielsweise am 27. Mai 1940 dem „Reichsmarschall“ Hermann Göring den Gruß verweigert. „Sie widerstanden ihm ins Angesicht.“  –  Dafür wurden sie sofort verhaftet und in Dachau umgebracht. War das kein Widerstand?

Oder Pfarrer Wilhelm Caroli?  – 1941 predigte er offen gegen das Euthanasie-Programm zur massenhaften Tötung kranker Menschen. Dafür musste er selbst im KZ Dachau sterben – ebenso wie elf weitere katholische Widerständler, die in Helmut Molls Martyrologium „Zeugen für Christus“ dokumentiert sind. Sie alle haben aus Gewissensgründen ihr Leben hingegeben.

Der Münsteraner Bischof von Galen hat 1941seine berühmten Predigten gegen das nationalsozialistische Mordprogramm gehalten und er hat Strafanzeige gegen die Machthaber gestellt. Das brachte die Nazis zur Weißglut und sie hoben sich die Bestrafung dieses Bischofs für die Zeit nach dem Krieg auf, der glücklicherweise anders ausging, als sich die Nazis vorgestellt hatten.  –  Die heimliche Verbreitung dieser Predigttexte war lebensgefährlich.

Pallotinerpater Franz Reinisch war unter Hitler nicht zum Kriegsdienst bereit. Wie 16 weitere Katholiken lehnte er den Fahneneid auf Hitler bzw. verbrecherische Befehle ab und zog die Hinrichtung vor. Das soll alles kein Widerstand gewesen sein?

Im katholischen Martyrologium „Zeugen für Christus“ sind über 400 katholische Priester und Laien aus Deutschland dokumentiert, die in der NS-Zeit als Märtyrer sterben mussten. Glücklicherweise ist die Zahl der überlebenden Widerständler größer.

Der bekennende Katholik Michael Lottner versuchte am 23. April 1945 dem Domprediger Maier in Regensburg zu Hilfe zu kommen, als dieser verhaftet wurde. Er wurde im Kampf erschossen, während Maier und der Helfer Josef Zirkl zur Abschreckung öffentlich erhängt wurden.

Wenn Mommsen und Käßmann die einschlägigen Dokumentationen nicht zitieren und offenbar auch nicht kennen, so ist das eine Wissenslücke ihrerseits und nicht ein fehlender Widerstand seitens der katholischen Kirche.

Überdies scheinen die beiden Autorinnen Käßmann und Silomon nicht einmal das evangelische Martyrologium „Ihr Ende schaut an“ (Leipzig 2006, erweitert 2008) benutzt zu haben.

Aber Käßmann/ Silomon arbeiten nicht nur mit einer weitgehenden Ausblendung des katholischen Widerstands. Sie behaupten auch Falsches. So steht zum Beispiel auf Seite 57, der Papst hätte auf den bekannten Bittbrief von Edith Stein geschwiegen. Das ist historisch falsch. Papst Pius XI. war allerdings vorsichtig genug, den Antwortbrief nicht der staatlichen Post anzuvertrauen. Er ließ über seinen Staatssekretär den Beuroner Erzabt Raphael Walzer über den Eingang und die Kenntnisnahme der Bittschrift informieren; nachzulesen in den Edith-Stein-Jahrbüchern und von den beiden Autorinnen auch richtig zitiert.

Frau Käßmann kann zwar nicht wissen, welchen Inhalt der Papst Edith Stein ausrichten ließ. Aber sie sollte wissen, dass der Papst das Anliegen von Edith Stein in zahlreichen Protestschreiben aufgegriffen hat. Allein zwischen 1933 und 1937 hat der Papst 55 Protestschreiben nach Berlin geschickt. Wenn die deutsche Reichsregierung nicht angemessen auf die vatikanischen Proteste reagierte, so sollte sie das nicht dem Papst anlasten. 020_16A

Käßmann erwähnt auch die Geschwister Scholl (siehe Foto: Sophie Scholl) und vergisst dabei den katholischen Anteil an der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ mit Christoph Probst, Willi Graf, Prof. Kurt Huber, Theodor Haecker und anderen Widerständlern.

Schlimmer und anfechtbarer ist ihre Behauptung, einzelne Katholiken, die tatsächlich Widerstand geleistet haben, hätten bei ihrem Widerstand „gegen ihre eigene Kirche agieren“ müssen (S.24) , da die Kirche über ein Konkordat mit der Nazidiktatur verbunden gewesen sei. Die Katholiken fühlten sich jedoch durch das Konkordat keineswegs mit der Nazidiktatur verbunden, sondern eher abgegrenzt. Schließlich lehnte Hitler die Ausdehnung des Konkordats auf das Sudetenland und auf Österreich nicht ganz grundlos ab. Wahr ist vielmehr, dass sich Widerständler mit dem Papst immer einig wussten und von den Bischöfen vielfach unterstützt wurden.

Quelle und vollständiger Text hier: http://blog.forum-deutscher-katholiken.de/?p=1281

Kommentare

5 Antworten

  1. Eugenio Pacelli und die Zionisten
    Neue Funde im vatikanischen Geheimarchiv bestätigen, dass der spätere Papst Pius XII. den Zionismus unterstützte – und zugunsten jüdischer Siedler in Palästina intervenierte
    Von Michael Hesemann
    http://michaelhesemann.info/11_1.html
    TELEPOLIS POLITIK „HEIMAT“ SETZT SICH ZUR WEHR: GEGEN NAZIS
    „Heimat“ setzt sich zur Wehr: gegen Nazis
    03. Dezember 2017 Peter Bürger
    Am 19. Juni 1941 beschlagnahmte ein Gestapo-Kommando das Olper Pallottiner-Kloster; vor dem Gebäude fanden sich immer mehr Frauen, Männer und Kinder zum Protest gegen die braune Räuberbande ein. (Repro: Stadtarchiv Olpe)
    Im Juni 1941 lehrten die Bewohner der Kreisstadt Olpe ein Gestapo-Kommando das Fürchten – Das Modell empfiehlt sich auch heute angesichts brauner Umtriebe
    https://www.heise.de/tp/features/Heimat-setzt-sich-zur-Wehr-gegen-Nazis-3907305.html
    Der Papst und die Juden
    Von Pius Xii.
    31. Mai 1963, 7:00 Uhr Aktualisiert am 30. November 2012, 16:58 Uhr
    http://www.zeit.de/1963/22/der-papst-und-die-juden
    PAPST PIUS XII.
    Heimlich heilig
    Israel und der Vatikan streiten über die Rolle von Papst Pius XII. während der Schoa
    30.10.2008 – von Ingo WayIngo Way
    http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/1924
    DIE WELT
    Gerechtigkeit für Pius XII.
    Von US | Veröffentlicht am 05.11.1999 | Lesedauer: 6 Minuten
    John Cornwells Polemik gegen den Pacelli-Papst missachtet die Spielräume seiner Zeit
    https://www.welt.de/print-welt/article589324/Gerechtigkeit-fuer-Pius-XII.html

    1. Hitler wollte Vatikan ‚dem Erdboden gleichzumachen‘
      Anordnung, den Vatikan zu zerstören und Pius XII. festzunehmen. Racheakt für päpstliche Judenhilfe Rimini (kath.net/ ZENIT.org).

      Artikel auf http://kath.net/news/525 null 0, :

      Der italienische Schriftsteller und Historiker Andrea Tornielli enthüllt in seinem neuen Buch „Pius XII., der Papst der Juden“ die zerstörerischen Absichten Adolph Hitlers, den Vatikan „dem Erdboden gleichzumachen“ und den Bischof von Rom und Oberhaupt der Katholischen Kirche als Geisel irgendwohin in das Fürstentum Liechtenstein zu verschleppen, wo er als Gefangener der deutschen Wehrmacht verbleiben sollte. Hitler befahl 1943 die Zerstörung des Vatikans und die Deportation von Papst Pius XII. als Repressalie für die Hilfe den Juden gegenüber sowie für die Opposition der Kirche gegen das Naziregime, so der italienische Historiker Tornielli. Dieser erklärt in seinem Buch, das soeben im italienischen Handel erschienen ist, dass der Führer in heftigen Zorn geriet, als er von der Unterzeichnung des Waffenstillstandes zwischen der italienischen Regierung von Marschall Badoglio und den Alliierten vom 8. September 1943 erfuhr, und befahl der SS, den Heiligen Stuhl „dem Erdboden gleichzumachen“. Danach war die Deportierung des Papstes ins Fürstentum Liechtenstein geplant, wo er als Geisel der deutschen Wehrmacht in Gewahrsam bleiben sollte. Doch so weit kam es nicht mehr, da sich der dafür abgeorderte General Karl Wolff, damals Kommandant der SS in Italien, widersetzte. Ihm gelang es, seinen Vorgesetzen davon abzubringen. Der ehemalige Premierminister Giulio Andreotti hat Torniellis These bei einem Treffen der katholischen Bewegung „Communione e Liberazione“ vom 22. August als gültig verteidigt. Die Bewegung Liberazione e Communione ist auf der ganzen Welt präsent. Das Treffen fand am vergangenen Samstag in Rimini seinen Abschluss. Andreotti verteidigte Pius XII. und verwarf die Kritik an diesem Papst, der angeblich der jüdischen Shoah durch die Nazis nicht aktiv entgegen trat. „Die Feindseligkeit gegen den Pacelli-Papst ist nicht auf dessen Schwäche den Nazis gegenüber zurückzuführen, sondern auf dessen Verwerfung des Kommunismus“, so Tornielli. Die von Tornielli erörterten Themen wurden in der Vergangenheit bereits von Historikern und Forschern behandelt, die Zeugnisse und Beweise aus der Zeit der deutschen Besetzung Roms vorlegten. Zu ihnen gehört auch Antonio Gaspari, Autor des Buches „Die Juden, Pius XII und die Schwarze Legende“, in dem Zeugenberichte von Juden vorgestellt werden, die in Rom mit dem Leben davon kamen, und zwar dank der Hilfe von Männern und Frauen der Kirche, was Pius XII. höchst persönlich in die Wege geleitet hatte. Das besagte Buch wurde genau in dem Moment veröffentlicht, als von einigen Sektoren der jüdischen Gemeinschaft sowie von Vertretern der rechtsgerichteten israelischen Regierung der laufende Seligsprechungsprozess Pius XII. abgelehnt wurde. Pius XII. starb am 9. Oktober 1958 in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo nach einem 19-jährigen intensiven Pontifikat. Sein konkretes und effektives Eintreten für die Juden rettete dem Zeugnis des israelischen Forschers Pinchas Lápide zufolge in direkter und indirekter Weise 800.000 von ihnen. Weit davon entfernt, Hitler in irgend einer Weise nahezustehen, wie dies Rolf Hochhuth in seinem Theaterstück „Der Vikar“ boshaft zum Ausdruck brachte, war der Papst aktiv in die Verschwörungen des deutschen Widerstandes involviert, deren Ziel es war, den Tyrannen zu Fall zu bringen, wie Dokumente des englischen „Foreign Office“ hinsichtlich der sog. „Schwarzen Kapelle“ an den Tag brachten, mit welcher Admiral Canaris, Graf Stauffenberg und andere Persönlichkeiten des deutschen Widerstandes verbunden waren. Pacelli hatte das Buch „Mein Kampf“ gelesen und erwog wiederholt die Gefahr der in diesem Buch enthaltenen Ideologien. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er der eigentliche Autor der Enzyklika gegen das Naziregime, „Mit brennender Sorge“ war, die noch unter dem Namen und der Ägide seines Vorgängers veröffentlicht wurde, als Pacelli Kardinalstaatssekretär seines Vorgängers Pius XI. war.

      http://kath.net/news/525/print/yes

      http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/1924

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