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Wie das Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“ in den Schio-Botschaften funktioniert

Von Felizitas Küble

Es gibt bestimmte Kennzeichen, die sich durch fast alle falschmystischen Erscheinungen ziehen, die gleichsam den „roten Faden“ jener irrgeistigen Phänomene darstellen. Dazu gehört das Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“.

Es bedeutet in diesem Zusammenhang, daß in den angeblichen Botschaften des Himmels die Erscheinungsgläubigen besonders gelobt und ihnen große Verheißungen in Aussicht gestellt werden, hingegen die Skeptiker quasi in den Boden gestampft und als Bösewichter herabgesetzt werden.

Auf diese Unart und Weise sichern sich die „Erscheinungsmacher“ (wer immer es sei) vor jedweder Kritik ab, denn diese ist ja sowieso des Teufels, sie selber hingegen stehen im Lichte….

Dieses Merkmal erkennen wir auch in den Botschaften der  – kirchlich nicht anerkannten  –  Marienerscheinungen von Schio.

Dem bereits verstorbenen italienische Seher Renato Baron hatte sich die „Madonna“ als „Königin der Welt und der Liebe“ vorgestellt. Die Schio-Welle ist längst nach Deutschland übergeschwappt, es gibt sogar eine regelmäßige Zeitschrift in deutscher Sprache mit dem Titel „Königin der Liebe“. (Näheres dazu hier: https://charismatismus.wordpress.com/2018/08/03/warum-die-marienbotschaften-von-schio-nicht-vom-himmel-stammen-koennen/)

Auch in diesen Botschaften wird dem Visionär zu verstehen gegeben, was die fromme Schar hören will: Sie selber steht auf der „richtigen“ Seite, die Kritiker sind üble Gottesfeinde, zudem werden die Erscheinungsgläubigen vor dem künftigen Strafgericht verschont  – ja, was will man mehr?!

So schreibt Herausgeber André Castella in der Einleitung zum Buch „die Botschaften der Königin der Liebe“ (siehe Foto): „Maria will ihren Kindern die Schrecken der drohenden Reinigung ersparen.“

Hier wirken „Zuckerbrot und Peitsche“ in einem Wort: Dem Rest der Welt droht das Strafgericht, die Botschaftsgläubigen bleiben davor bewahrt.

Schon im ersten Jahr der Erscheinungen winkt die „Madonna“ mit besonderen Segnungen für ihre Anhänger, indem sie ihnen versichert, daß sie „allezeit die gewaltigen Wunder erleben und die Freude kosten werden, die der Vater euch allen bereitet hat“. (20.9.1985)

Weitere Beispiele verdeutlichen dieses Schema:

„Man bete, damit der Vater das, was einzufallen droht, aufhalte. Und euch sage ich: ich werde euch retten, weil ihr an der Rettung teilnehmt und Maria liebt euch.“ (8.12.85)

Kurz vor Weihnachten heißt es kryptisch (verborgen-untergründig): „Aber ihr, meine Lieblinge, müht euch damit ab, den Unrat zu stoppen, den Weihnachten in der Welt verbreitet. Es könnte eine der letzten Weihnachten sein, die der Vater euch zum Leben schenkt.“ (22.12.85) –  Man beachte das Wörtchen „könnte“, so daß sich der Text nicht wirklich festlegt, aber doch bedrohlich-spannend erscheint. Zudem hätte man gerne gewußt, welchen Unrat denn ausgerechnet „Weihnachten“ in der Welt verbreitet…

Ende des Jahres gibts weitere Zuckerstücke für den Seher und seinen Fanclub: „Deine Gebete und alle Gebete deiner Brüder und Schwestern sollen die Welt retten. Der Vater will euch sein Ohr leihen…Alle, die mit dir arbeiten, werden dafür belohnt werden.“ (29.12.85)

Das neue Jahr läßt die Erscheinungsbewegten wissen, daß sie es sind (das „Gottesvolk“), welche die Kirche (das „Volk Gottes“) überhaupt erst einmal bekehren: „Eure Zeit ist gekommen. Das Gottesvolk wird das Volk Gottes bekehren. Die Überheblichkeit des Menschen wird untergehen….Gottes Reich wird kommen, aber es kommt durch euch.“ (16.1.86)

Die Welt wird gerettet, so heißt es weiter, wenn die Botschaftsgläubigen von Maria erzählen: „In der Tat werdet ihr mit Maria den Großteil der Menschen für eure Sache gewinnen; gemeinsam werdet ihr der Welt von Maria erzählen und so die Welt retten.“ (5.2.86)

Dem Seher wird erklärt, daß die Seinen auf dem rechten Weg sind, die „Stolzen“ werden es noch bereuen:

„Die ein zartes Herz haben, sind dir gefolgt. Die harten Herzen, die stolzen, sie sehen zu, aber sie werden es bereuen. Gemeinsam mit deinen engsten Freunden werdet ihr die Heiligkeit suchen und finden“ (29.8.86). – Hier wird ebenfalls ein häufiges Kennzeichen falschprophetischer Kundgaben erkennbar, nämlich die sichere Zusage des ewigen Heils (was dem katholischen Dogma widerspricht), hier sogar einer Heiligkeits-Gewißheit für den Visionär und seine Getreuen. 

Ähnlich heißt es am 1.12.1986: „Selig seid ihr, meine Kinder, denn ihr seid demütig geworden und habt euch mit dem Guten erfüllt. Ihr werdet euren Platz im Licht finden, wo euch der Vater belohnen wird.“ – Auch das „reine Herz“ befindet sich natürlich in der Schar der Erscheinungsbewegten: „Hier an diesem Ort, der euch lieb ist, bringe ich den Heiligen Geist…Mit reinem Herzen werdet ihr das Licht des Vaters sehen.“ (31.1.87)

Neben reichlich Zuckerbrot kommt auch ab und zu die Peitsche, wobei die „Madonna“ meist von sich selbst in dritter Person spricht: „Arbeitet mit Maria, jetzt, um dem Bösen und seinen Werken Einhalt zu gebieten, denn er mäht einen großen Teil der Menschheit nieder.“ (28.2.87)  – Auch ein paar Monate später klingt die Botschaft wieder sehr dramatisch: „Reicher Segen in der Zeit dieser Gnade, die aber auch zugleich die schwerste Zeit seit der Gründung der Kirche ist. Hört meinen Aufschrei, Kinder!“ (29.6.87)

Schlimm steht es freilich mit der Kirche, da sie doch nicht auf die Marienerscheinungen zu Schio hört, wie die Erscheinung bitter beklagt. Wie gut, daß es noch die Treuen aus der Schio-Szene gibt: „Ihr sollt lebendige Kirche sein, wahre Kirche. Meine Kirche, die zu mir rief und mich als Mutter und Königin im Triumph trug, sie nimmt jetzt meine Rufe nicht an, hört nicht mehr auf meine Stimme….Meine Kinder, niemals habe ich so viele Tränen vergossen wie in diesen Zeiten…“ (6.7.87)

Erstens kann zwar Christus den Ausdruck „Meine Kirche“ verwenden, denn ER ist das Haupt der Kirche, sie ist sein Werk. Aber Maria kann nicht rechtmäßig von „ihrer“ Kirche reden; sie ist selbst ein Teil der Kirche (das edelste Glied des Gottesvolkes).

Zweitens befindet sich die wahre Gottesmutter in der himmlischen Vollendung, wo es bekanntlich keine Tränen und kein Leid gibt, sondern ewige Glückseligkeit. Von daher ist auch die Tränendrüse theologisch unsinnig, aber typisch für den mitleidserweckenden Sermon vieler Botschaften.

Bald darauf kommt freilich wieder die obligatorische Drohkeule dazu: „Rasch wird die Zeit der Bestrafung kommen, die auf die Stolzen und Gleichgültigen herabstürzen wird. Sie wird die Diener Satans treffen, die frechen Betrüger des Volkes Gottes.“ (26.7.87)

Kurz und (un)gut: In der ganzen Kette hunderter von Botschaften wird das Prinzip von „Zuckerbrot und Peitsche“ sichtbar, Kitsch wechselt mit Panik, Sentimentales wird mit Dramatischem verknüpft, alles klingt ganz prima im Ohr der einfältigen bis sensationsgierigen Anhängerschar.

Damit kein „Mistverständnis“ entsteht: Natürlich gibt es auch ein berechtigtes Lohn- und Straf-Prinzip des Himmels, nämlich der biblisch bezeugte klarsichtige Grundsatz: Gott belohnt den Glauben und das Gute, er bestraft den Unglauben und das Böse. – Dies ist aber eine andere Ebene als  Aberglaube und Schwarmglaube, es hat nichts zu tun mit Süßholzraspeln einerseits, Panikmache und Drohkulissen andererseits. 

 

Kommentare

7 Antworten

  1. Guten Tag,
    Ich sehe schon den Unterschied. Im Neuen Testament heisst es an einer Stelle sinngemäß (kann sie gerade nicht finden): Wenn nicht die Gerechten wären, die die letzten Tage der Prüfung abkürzten, würde niemand bestehen. Zu den Gerechten kann jeder Katholik im Gnadenstand sich zählen. Bei den Äusserungen der angeblichen Hl. Jungfrau in Schio ist das alles nur für die sektiererischen Anhänger dieser Erscheinung.
    Ich bin jetzt fast schon allergisch gegen Erscheinungen, sogar die kirchlich anerkannten sind mir suspekt.

  2. Guten Tag Frau Küble,
    Wie können sie von sich behaupten Berichte als Theologisch falsch oder richtig einzuordnen?
    Sie sind doch dazu gar nicht in der Lage.
    Sind sie Mitglied der Glaubenskongregation oder Professor an einer Theologischen Hochschule?

    1. Guten Tag,
      aber Sie können diese „Einordnung“ vornehmen?
      Sie „übersehen“ da etwas, nämlich daß es sich um kirchlich nicht anerkannte Erscheinungen handelt – ich folge also dem Urteil der Kirche (Sie auch???).
      Der Kirche kann es nur recht sein, wenn ihr Urteil auch noch durch einige Details erläutert wird.
      Ist übrigens der „Seher“ Renato B. ein Mitglied der Glaubenskongregation?
      Wohl kaum, sonst würde er nicht theologisch derart unsinnige Botschaften verkünden.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  3. Liebe Frau Küble,

    vorab stelle ich fest, dass ich ohnehin nicht an irgendeine dieser „Marienerscheinungen“ glaube. Nur, damit ich nicht von Menschen missverstanden werde, die nicht wissen, dass ich mit jeglichen Marien- und Heiligenkulten (und was ich unter „Kult“ verstehe, hatte ich auch schon dargelegt) nichts anfangen kann und will.

    Das Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“ halte ich als Unterscheidungsmerkmal aber überhaupt nicht für zielführend. Jesus sagt:

    „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ (Markus 16, 16) Nebenbei bemerkt: Alle, die darauf verweisen, das der Text bei Markus ab Markus 16,9 später hinzugefügt wurde – was wohl zutrifft – werden auch in den anderen Teilen der Evangelien derartige Worte Jesu finden.

    Wie würden Sie dann das nennen? „Zuckerbrot“ = „selig werden“ und „Peitsche“ = „verdammt werden“?

    „Zuckerbrot und Peitsche“ ist nur ein äußerliches Kriterium. Entscheidend ist aber die innere Wahrheit der jeweiligen Aussage und die Legitimation und Vollmacht derer, die sie tätigen. Auch hier gilt, dass der Teufel der „Affe Gottes“ ist, der sich als Engel des Lichts ausgibt.

    Es ist also einfach nur die Frage, in wessen Auftrag diese „Marienbewegten“ reden.

    1. Guten Tag,
      natürlich kenne ich den Lohn- und Strafgedanken in der Heiligen Schrift. Dieser ist auch berechtigt – weil GOTT gerecht ist, indem er das Gute belohnt und das Böse bestraft, spätestens in der Ewigkeit. Dabei beschränkt sich der Lohn/Straf-Gedanke keineswegs, wie Ihre reduzierte Zitatenlese vermuten lassen könnte, auf Glaube contra Unglaube, sondern es geht sehr wohl auch um Werke der Nächstenliebe (natürlich auf der Grundlage des Glaubens). „Gott gibt einem jeden nach seinen Werken“ (Röm 2,6) etc.
      Aber dies ist doch eine ganz andere Ebene als die Zuckerbrot-und-Peitsche-„Logik“ solcher Erscheinungsbotschaften: Hier wird mit Verheißungen überschüttet, wer an unsinnige Privatoffenbarungen glaubt, hingegen jene mit Drohungen konfrontiert, die sich nicht beteiligen.
      Das hat weder mit Glaube im biblischen Sinne noch mit Werken der Nächstenliebe bzw. Nachfolge Christi etwas zu tun.
      Daher ist hier das christliche Lohn/Straf-Prinzip völlig fehl am Platze.
      Übrigens geht es hier nicht um die Frage der Marienverehrung (ob sie diese nun als Nicht-Katholik einen „Kult“ nennen oder nicht, ist mir egal), denn haargenau dasselbe Zuckerbrot-Peitsche-Prinzip gibt es auch bei Visonen, in denen angeblich Christus seine „Botschaften“ übermittelt (etwa bei der visionären „Haupt-Christi“-Andacht von T. Higginson).
      Jene vermeintlichen „Himmelsfiguren“ sind in diesem wundersüchtigen Theater doch beliebig austauschbar, manchmal „spricht“ auch der Erzengel Michael etc….
      Und ebenso wenig, wie der diesbezügliche Mißbrauch Christi gegen die Christusliebe spricht, ebenso wenig spricht der Mißbrauch Mariens gegen die Marienverehrung.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. Liebe Frau Küble,

        ich denke nicht, dass ich verpflichtet bin, alle Zitate zu bringen, die Sie sich wünschen. Ich hatte sogar erwähnt, dass es dergleichen auch woanders in den Evangelien gibt. Ihre Kritik kann ich daher nicht nachvollziehen.

        Mir ging es nur um das Prinzip. Dafür war dieses eine Beispiel völlig ausreichend.

        Danach ist eben die Ankündigung negativer Konsequenzen bei Nichtdurchführung gewünschten Verhaltens oder Verweigerung gewünschten Verhaltens und die Ankündigung positiver Konsequenzen bei Vornahme gewünschten Verhaltens als solches nicht aussagekräftig zur Beurteilung der Legitimität dessen, was Sie „Lohn/Straf-Prinzip“ nennen.

        Ich hatte doch bereits ausgeführt, dass es eben darauf ankommt, ob die jeweilige Androhung oder Belohnung aus der Wahrheit kommen und WER bzw. wessen Autorität dahinter steckt.

        Das was Sie als „Lohn/Straf-Prinzip“ bezeichnen, wird von den Anhängern des von Ihnen zu Recht kritisierten Kults ja auch durchgeführt. Nur ist es bei denen halt inhaltlich nicht wahr und kommt nicht von Gott.

        Wir sollen die Geister prüfen, ob sie von Gott sind (vgl. 1. Joh. 4,1)

        Jegliche Kritik an „Falschmystik“ oder „Charismatik“, die diesem Maßstab nicht gerecht wird, führt nicht zum Ziel; vor allem dann nicht, wenn sie sich an Äußerlichkeiten fest macht.

        „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt.“ (Eph. 6,12)

        1. Guten Tag,
          noch einmal, damit mal klar wird – jenseits von Erbsenzählerei – worum es hier geht: Gott belohnt das tatsächlich Gute (wozu nicht nur, aber auch der Glaube gehört) und das tatsächlich Böse. Er belohnt aber nicht den Aberglauben (wozu auch der Schwarmglaube/Wundersucht zählt) und bestraft nicht die berechtigte Kritik daran.
          Es handelt sich in diesem irrgeistigen Kontext eben nicht um das biblische Straf-Belohnungs-Prinzip, sondern um „Zuckerbrot und Peitsche“.
          Der Unterschied macht sich nicht an „Äußerlichkeiten“ fest, sondern sehr wohl an inhaltlichen und strukturellen Merkmalen.
          Als Nicht-Katholiken können Sie meiner Argumentation offenbar nicht ganz folgen, also lassen wir das hiermit auf sich beruhen, ich drehe mich mit Ihnen nicht weiter im Kreise.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

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