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Der deutsch-israelische und judenchristliche Autor Klaus Moshe Pülz (siehe Foto) hat mit folgender Stellungnahme auf die ZDF-Sendung „Kinder im Krieg“ am 31.10.2024 um 17:15 Uhr reagiert:

Mit großem Interesse verfolgte ich Ihre o.a. Sendung, zumal die Erlebnisse und Gefühle von uns  „Kriegskindern“ nicht erschöpfend behandelt wurden. Ich selbst bin Jahrgang 1936. Hitler erlebte ich zum ersten Mal 1938 in Linz/Donau, als er seine „Lieblingsstadt“ anläßlich der Einverleibung Österreichs ins „Großdeutsche Reich“ als eine Art „Erlösergestalt“ heimsuchte.

In Berlin an der Reichskanzlei sah ich Hitler ein zweites Mal, als er vom Fenster aus den jubelnden Menschenmassen gravitätisch zuwinkte.

Dafür ernteten wir dann später den „Bombensegen“ der Engländer und verbrachten die Nächte in den  Etagenbetten im jeweiligen Bunker. Gerade gegenüber unserer Wohnung in der Pragerstr. 2 befand sich die Sirene, die viermal in der Nacht mit Vollalarm aufheulte. Aufzüge durfte man nicht benutzen, um bei einem Bombentreffer nicht im Aufzug hängenzubleiben. Die Einschläge kamen immer näher.

Einmal schlich ich mich auf die Straße, wo sich in der Hitze sogar der Asphalt entzündete. Man hörte den Aufschlag der Splitter der Flak vom „Bahnhof Zoo“. Wir Kinder sammelten  die scharfkantigen Granatsplitter als Trophäen. Mit den Brandbomben,  die Phosphor enthielten und nicht explodiert waren, spielten wir ahnungslose Kinder.

Ich beobachtete, wie Bomben in ein Entbindungsheim in der Spichernstraße einschlugen und Frauen brennend auf die Straße flüchteten und dabei vergeblich versuchten, ihre brennende Bekleidung vom Leib zu reißen –  bis  sie regungslos verbrannten.

Als wir  vor den anrückenden Russen 1945 in Dresden ankamen, fanden  wir kein Hotel zur  Übernachtung. Selbst auf den Bahnsteigen im Hauptbahnhof übernachteten Flüchtlinge aus dem Osten.

Und so fuhren wir weiter elbeaufwärts bis Rahden (Elbsandsteingebirge), von wo ich am 13.  Februar 1945 von Ferne den Untergang der Barockstadt Dresden beobachtete. Man hatte dort die Leichen  aufgestapelt und verbrannt aus Angst vor Seuchen.

Auf unserer Flucht kamen wir bis nach Coburg/Bayern. Als ich mich allein auf dem  Anger am Rande der Stadt befand, beschoß mich ein Tiefflieger. Ich warf mich am Fuße eines Hügels, so daß die  Geschoßgarben neben meinem Körper einschlugen. Dieses Erlebnis führte bei mir zu einem Trauma, so daß ich jahrelang in meinen Träumen erlebte, wie ein Flieger in ein Fenster hineinschoß, und ich unter einer schmalen Brüstung Deckung fand.

Auf der Flucht sah ich auch deutsche Soldaten, die mit einem Schild um den Hals „Wir sind Fahnenflüchtige“ an Bäumen und Oberleitungsstämmen aufgehängt waren.

Als die Amerikaner uns – meine Mutter und Schwester  –  in Wurzbach/Thüringen eingeholt hatten, stürmten sie die Wohnungen  und Kellerräume der deutschen Bevölkerung und suchten mit Metalldetektoren nach Schmuck und Wertsachen. Auf den Lastwagen sah man die Eroberer, die bis zur Schulter gestohlene Armbanduhren trugen, so daß der Slogan kursierte: USA = Uhren sammelnde Armee.

Mein schlimmstes Erlebnis war der sexuelle Mißbrauch, den ich durch einen amerikanischen Soldaten erlebte. In Coburg zurückgekehrt, wo  wir in der Judengasse 13 wohnten, durchstreifte ich Wälder und Fluren. Als ich neben der Feste Coburg einen ehemaligen Fliegerhorst der Wehrmacht betrat, sah ich die Baracken, die nunmehr von Amerikanern besetzt waren.

Einer ihrer Soldaten bot mir Süßigkeiten an und  führte mich in eine der Baracken. Aber anstatt mir die versprochenen Süßigkeiten auszuhändigen, machte er seine Hose auf…Über mein Erlebnis habe ich niemals berichtet. Ich beobachtete nur, daß die Amis mit Schokolade und Kaugummi auch junge Mädchen auf ihren Schoß lockten, um sie unsittlich berühren zu können. – Es ist unverständlch, daß solche Begebenheiten in den deutschen Medien niemals zur Sprache kamen.

Unser Gastautor, der judenchristliche Publizist Klaus M. Pülz, wirkt als Schriftsteller und Prediger in Deutschland und Israel; er leitet den Verein “Zelem” (www.zelem.de) und bringt seit Jahrzehnten die Zeitschrift “Bote Neues Israel” heraus. 

Kommentare

6 Antworten

  1. Im April 1945 besetzten die Amerikaner viele Häuser in Erlangen. Meine Großeltern, Mutter und Schwester (geboren 2.3. 1945) – unser Vater Soldat – mußten innerhalb von 2 Stunden das Haus verlassen. Wir kamen in einem kleinen Bauernhof in einem Vorort unter. Mein Großvater setzte sich in den Kuhstall, weil es dort durch die Kühe warm war, und schrieb dort weiter Bücher.
    Die amerikanischen Soldaten brachten viele alte Bücher aus der Bibliothek meines Großvaters (Theologieprofessor) und fertige Manuskripte in den Wald und verbrannten sie dort.
    Nach drei Jahren konnten wir wieder zurückkehren, allerdings nur in drei Zimmer in dem großen Haus. Zwei andere Familien wurden auch dort untergebracht.
    Amerikanische Soldaten schenkten den Kindern Bonbons. Damals soll ich gesagt haben: „Ein weißer Mohr hat mir ein Bonbon geschenkt.“
    Es waren vor allem schwarze amerikanische Soldaten in Erlangen, die wir Kinder Mohren nannten. „Mohren“ waren das Synonym für amerikanische Soldaten.

  2. Schon die Lateiner wussten, dass bellum, der Krieg auf jeder Seite die schlimmsten Veranlagungen aufwachen lässt, grauenhafte Handlungen und Verletzungen gebiert.
    Friede sei mit euch, das war der Gruß Jesu.
    Krieg zu verhindern, das ist eine der wichtigsten Aufgaben kluger Politik. Einen Krieg anzustreben und aktiv vorzubereiten, das ist eines der größten Verbrechen.
    Für den Satz „Der Hitler treibt zum Krieg“ kam schon 1935 ein Metzgergeselle in Dachau ins KZ.
    Daher ist Putins Angriffskrieg eines der größten Menschheits-Verbrechen, das es gibt.

  3. https://www.sueddeutsche.de/bayern/nach-kriegsende-vergewaltigt-verschwiegen-verdraengt-1.944243

    Zitat:
    „Heute wissen wir, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. 65 Jahre nach dem Kriegsende wird immer deutlicher, dass viele Vergewaltigungen auf das Konto von amerikanischen und französischen Soldaten gingen, und nicht zuletzt hatten sich auch deutsche Soldaten und freigelassene Gefangene schuldig gemacht.“

    Ich habe den Verdacht, dass meine Familie in Person der Großmutter väterlicherseits betroffen ist.
    Die Wahrheit aber werde ich nie erfahren.

    In dem Zusammenhang finde ich aber tröstlich, dass man eine Art „Befreiungsgebet“, auch in der Mehrzahl, also öfters sprechen kann, dass Jesus die Wunden heilt … denn ER ist derselbe gestern heute und morgen.
    Nicht falsch verstehen: es geht um nichts Spektakuläres, ohne Erwartungen … nur um etwas mehr Frieden für die Leidtragenden und Ernstzunehmen, dass wir mit allem zu IHM gehen dürfen, sollen ja sogar müssen.

    Ich mache die Erfahrung, dass Heilung geschieht, so ganz allmählich …

    Zitat:
    „Trotzdem ist es Maximiliane Saalfrank und ihrem Kollegen Thies Marsen nach jahrelanger Recherche gelungen, wenigstens einen Teil der verdrängten Ereignisse vom Sommer 1945 in Südbayern ans Licht zu holen. Eine Reihe von Opfern war nach langem Zureden bereit, ihr Schweigen zu brechen.“

  4. Ein „judenchristlicher“ Autor? Na. was denn nun? jüdisch oder christlich? Oder gibt es inzwischen eine neue Konfession und ich habe das nicht mitbekommen???

  5. genau , die Amerikaner wurden immer als anständige Retter dargestellt ,waren sicher auch viele ,und insbesondere im Westen wurde den Russen pauschal Vergewaltigung von deutschen Frauen vorgeworfen -es gibt unter Soldaten je nach kindlicher Prägung überall solche und solche -Krieg ist immer verheerend und die Zivilgesellschaft -solange es noch eine gibt -muss sich hierzulande vie stärker und zahlreicher für Friedensverhandlungen und gegen weitere Aufrüstung und gegen biologische Kriegsführung engagieren . auch wenns schon zu spät scheint

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