Top-Beiträge

Links

Wie sieht echter Qualitätsjournalismus aus – und warum fehlt er so oft in den Medien?

Von Martin Lohmann

VORTRAG vom 1. Mai 2014 im Bonner Hotel Bristol
beim Institut für Gesellschaftswissenschaften (Walberberg):
„Erwartungen an den Qualitätsjournalismus in Zeiten der Skandalisierung“

Bekenntnisse zum Qualitätsjournalismus gibt es viele. Aber der sogenannte Qualitätsjournalismus hat es heute schwer. Auch weil gar nicht klar zu sein scheint, was eigentlich Qualität im Journalismus ausmacht, worauf man achten sollte und was man zu meiden hat oder hätte. PICT0101

Und als Mitglied der Zunft weiß ich sehr wohl: Wer nach der Qualität im Journalismus fragt, betritt ein Minenfeld. Es wird berichtet, dass selbst in kirchlichen Pressestellen Mitarbeiter immer wieder ängstlich gewarnt werden: Bloß keine Medienkritik! Bloß keine Medienschelte!

BILD: Martin Lohmann spricht beim „Marsch für das Leben“ in Berlin (September 2013)

Und wer dann noch in der Themengebung gar Kritisches andeutet, indem er von Erwartungen an  –  sagen wir es konkret  –  die Journalisten spricht und Zeiten der Skandalisierung markiert, provoziert und stört. Denn dann ist Unerhörtes schon programmiert.

Denn dann wagt man sich  –  so scheint es  –  in heilige Räume neuer Unfehlbarkeit, reitet eine unerlaubte Attacke gegen eine Zunft, in der manche Vertreter sich selbst die Aura der Unantastbarkeit zu genehmigen scheinen. Doch das kann nicht wirklich abschrecken.

Und weil es so vieles von so vielen zu sagen gäbe, weil ja jeder mitzureden können glaubt, bitte ich Sie um Nachsicht: Meine Anmerkungen sind lediglich der Versuch, einige wenige Skizzen zu zeichnen. Vollständigkeit ausgeschlossen und unmöglich! Diskussion hingegen erwünscht. Und: Widerspruch gerne ebenfalls. Also:

– Was ist Qualitätsjournalismus?
– Was passiert bei einer Skandalisierung?
– Was bedeuten Wort und Bild für uns alle?
– Was können und müssen wir erwarten dürfen?

Einen Hinweis möchte ich voranstellen: Medien haben eigentlich die Aufgabe, die Primärwirklichkeit zu transportieren, abzubilden als Sekundärwirklichkeit für die Rezipienten. Und zwar so, dass sich die Empfänger ein möglichst maßstabsgetreues Bild von der abgebildeten Ertstwirklichkeit machen können.  

Und weil vielfach gilt, dass nicht im Denken und überhaupt im Bewusstsein vorkommt, was nicht in den Medien zugegen ist, sei die Frage hier nur gestellt: Was prägt heute mehr  –  die Primärwirklichkeit die Sekundärwirklichkeit oder längst umgekehrt?

Nachdem die Grenzen zwischen Boulevard und sogenannten Kopfmedien sich mehr und mehr auflösen und eine kooperative Masse im mentalen Spielfeld verkaufsträchtiger Skandalsehnsüchte zu entstehen scheint, werden die Grenzen der Definitionsversuche immer schwieriger.

By the way: Würde es nicht durch Kaufen honoriert, sähe manches anders aus. Qualität im Journalismus hat auch etwas mit den Nutzern der Medien zu tun. Auch hier gibt es so etwas wie Verantwortung.

Hehre Worte – und die Wirklichkeit?

Es ist nicht kühn zu behaupten, dass jedes Medium je nach Genre und Publikationsrhythmus sowie im Blick auf die Zielgruppen seine eigenen Qualitätsansprüche hat. Logisch. Und vermutlich wird jeder gute Verleger und erst recht jeder gute und verantwortliche Chefredakteur bei der Beschreibung „seines“ Qualitätsjournalismus von Mut und Unabhängigkeit reden.

Originalität, Verständlichkeit, Transparenz, Objektivität, handwerkliche Sauberkeit, Informationssicherheit  –  all das sind Begriffe, die man dann hören oder lesen kann. Und gelegentlich wird hier dann auch das Wort „Medienethik“ strapaziert, und wenn es ganz feierlich werden soll, fällt auch schon mal so etwas wie „Moral“ der Journalisten.

Nicht zu vergessen der Begriff der Freiheit, den manche  –  wenigstens theoretisch  –  noch mit dem Begriff der Verantwortung zu verbinden wissen. Und selbstverständlich verweist man gelegentlich darauf, dass guter Journalismus beides kann: möglichst objektiv zu informieren und möglichst subjektiv zu kommentieren. Aber eben sauber getrennt.

Ob Verleger, Politiker, Theologieprofessor, Bischof oder Publizist: Immer wieder wird die Notwendigkeit und auch die Wichtigkeit der aufklärenden Funktion der Medien betont.

Wenn ich jetzt, nachdem wir die Fälle Mixa, Limburg und Wulff hinter uns haben, eher zufällig das Wort Fairness vergessen habe, dann ist das vielleicht ein beabsichtigter Zufall.

Die Schnelligkeit des Internet und seine Tücken

Es ist halt alles etwas komplizierter geworden, wenn durch das Internet in einer nie dagewesenen Schnelligkeit jeder gleichsam journalistisch tätig werden kann und dank dieses Mediums innerhalb von Minuten falsche Informationen um die Welt sausen  –  ohne dass jemand Zeit oder Neigung hatte, die Richtigkeit zu prüfen.

Die Badewanne eines Bischofs erhält dann einen Wahrheitswert jenseits aller Recherche bis auf die andere Seite des Globus. Aber: So eine „Nachricht“ passt dann wunderbar in vorbereitete und verbreitete Klischees  –  und erst recht in die Regieanweisungen des Skandalstückes für einen „Protzbischof“, den man vor allem wegen seiner theologischen Ausrichtung loswerden wollte.

Foto: PdV
Foto: PdV

Die Monopolstellung des Agenda-Settings haben die Leitmedien durch das Internet und die immer aktiver werden Blogs verloren. Skandale entstehen auch durch den Auftritt des einzelnen, die neue Macht des reizbaren Amateurs, des empörten Journalismus-Laien.

Und auf den greifen dann Journalisten unter Zeit- und Gelddruck  –  ein nicht zu unterschätzender Aspekt  –  mehr und mehr unkritisch zurück. Eine wahrlich bedenkliche Entwicklung. Es kommt also  –  wie auch früher, jetzt aber umso wirksamer   –  darauf an, ob der einzelne ein Koordinatensystem der Freiheit in Verantwortung und der Verantwortung in Freiheit beherrscht, ob er noch weiß, dass es neben richtig und falsch auch gut und böse gibt.

Es kommt darauf an, ob er noch ein Menschenbild kennt und umsetzt in seiner Arbeit, das von Respekt und Fairness gekennzeichnet ist. Es kommt darauf an, ob die Würde des einzelnen noch eine Chance hat – oder nicht, weil sie als störend empfunden wird im vielfach ausschließlich BWL-gesteuerten Weltbild heutiger Manager.

Fakten zur Causa „Kölner Klinik-Skandal“

Da macht es jetzt Freude oder Kummer, auf einige Beispiele hinzuweisen, um zu sehen, wie eine Skandalisierung erreicht wird und was journalistisch dabei passiert. Beginnen wir bei dem Kölner Klinik-Skandal, der als Medienkampagne längst dokumentiert ist und bis weit über den Auftritt eines heutigen Referenten zur Pille danach in einer ARD-Talksendung reicht. Nachzulesen ist übrigens die komplette Doku auf kath.net vom 14. Januar 2014. Die Fakten, dort entnommen, im Schnelldurchgang: images

Am 16. Dezember 2012 wurde eine vermutlich vergewaltigte Frau in einer Kölner Notfallambulanz erstbetreut. Die diensthabende Ärztin stellte ihr nach Notfall-Erstversorgung und Beratung ein Rezept für die ‚Pille danach’ aus. Anschließend suchte sie telefonisch nach einem Krankenhaus, wo eine gerichtsverwertbare Spuren-Sicherung vorgenommen werden könnte.

Es gibt seit Sommer 2012 in Köln fünf Kliniken, in denen die heute übliche forensische Untersuchungen zur sogenannten „Anonyme Spuren-Sicherung“ (ASS) vorgenommen werden. Bei solchen gynäkologischen ASS-Untersuchungen werden alle medizinisch-kriminologisch relevanten Daten dokumentiert und archiviert, ohne dass das Opfer sofort Anzeige erstatten muss.

Da der Betreiber des ASS-Netzwerkes, der Verein „Frauen gegen Gewalt“, verlangt, dass die entsprechenden Krankenhäuser auch die Abtreibungspille danach verschreiben, mussten die beiden kirchlichen Häuser Vinzenz-Hospital und Hl. Geist im Sommer 2012 die Spurensicherungs-Praxis aufgeben. Die ASS-Untersuchungssets wurden aus den beiden Krankenhäusern abgeholt.

Die beiden kirchlichen Kliniken haben am 7. November 2012 eine Richtlinie verabschiedet, nach der alle Präparate mit abtreibender Wirkung, zu der auch die ‚Pille danach’ gerechnet wird, nicht verabreicht werden dürfen, da der Mensch von Anfang an ein Recht auf Lebensschutz habe. Alle anderen Heilbehandlungen und medizinischen Untersuchungen werden gewährleistet. Unter dem Prinzip der „Autonomie“ sollen Patientinnen nach Wunsch auch zur ‚Pille danach’ beraten werden, aber sie wird eben nicht verschrieben.

Kampagne zugunsten der „Pille danach“

Was dann passierte, war ein Gemisch aus Halbwahrheiten und antikirchlichen Vermutungen, die nachzulesen ich Ihnen sehr ans Herz lege. Zunächst traten „besorgte“ Beobachter in einem Lokalfenster des öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf. Das Thema begann, sich zu entwickeln. Denn obwohl oder gerade weil sich die Verantwortlichen in den katholischen Kliniken korrekt verhalten hatten, fehlte ja lange der Skandal. Man brauchte also eine Dynamisierung. Jetzt begann genau diese. Wasser-008-2-4-2

Nebenbei: Könnte es einen Zusammenhang mit der Tatsache geben, dass jetzt, nachdem man die Kirche vorführte und diese sich auch vorführen ließ, ein Mordsgeschäft mit der seither viel mehr verkauften ,Pille danach’ entstanden ist  –  worauf Hildegard Stausberg in der „Welt“ am 22. Januar 2014 hinwies?

Zitat: „Die Pille danach kommt so leicht wie ein Smartie daher.“  – Dieses Ziel wurde mit der Medienkampagne und unter Missbrauch der Kirche und ihrer Hirten genial erreicht.

Der Kölner Stadtanzeiger löste dann, weil die gewollte Empörung sich ja zunächst nicht einstellen wollte, eine erste Medienwelle im Blätterwald aus und publizierte am 16. Januar 2013 einen skandalisierenden Artikel. Der Beitrag stützte sich allein auf die subjektive Sicht und Bewertung der behandelnden Notfallärztin.

Recherche? Gegenchecken? Überprüfen? Vermeintlich Beschuldigte befragen? Fehlanzeige. Das hätte ja den ganzen Skandal verunmöglicht.

Dabei war aber schon die  –  faktisch schlichtweg falsche  –  Überschrift hilfreich: „Kirche setzt Ärzte unter Druck“.

Es wurde dann überall fleißig abgeschrieben  –  weil es so schön passte. Und allein schon in den Überschriften weiter skandalisiert im angeblichen Hilfe-Verweigerungsdrama:
„Katholische Krankenhäuser lehnen Vergewaltigungsopfer ab“ (Tagesspiegel’ am 17. 1.);
„Katholische Ärzte weisen Vergewaltigte ab“  (Mitteldeutsche Zeitung)

Fehlte nur noch das Qualitätsmedium SPIEGEL mit einer weiteren Drama-Drehung nach oben: „Abweisung in Gottes Namen“.


Jetzt war der Skandal wirklich da. Sekundiert wurden all diese Skandalisierungsstufen von erwiesenen Nichtwissern, die sich ohne Kenntnis kenntnisreich zu Wort meldeten  –  und ungeprüft und unergänzt durch journalistische Helfershelfer veröffentlicht wurden.

Kesseltreiben gegen die kath. Kirche

Auf das gnadenlose TV-Tribunal gegen die Kirche in der Sendung ‚Günther Jauch’ will ich nur kurz eingehen, weil ich mittendrin war und live und persönlich erlebte, dass das Urteil für den alles andere als fairen und unparteiischen Moderator bereits feststand und meine Faktenbeiträge nichts als störten. Vor allem aber meine logischen Fragen, ob es denn tatsächlich eine ,Pille danach’ gebe, die nur die Befruchtung verhindere, auf keinen Fall aber abtreibe. baby

Doch eine echte Diskussion, eine wirkliche Suche nach Klarheit war ja nicht gewollt  –  weil man das Urteil längst gesprochen hatte. Mit Qualitätsjournalismus hatte das nichts mehr zu tun. Es verstieß auch gegen die ARD-Richtlinien, in denen Journalisten zu einer „unabhängigen Berichterstattung in Ausgewogenheit und Unparteilichkeit verpflichtet“ werden.

Fairness und Anstand aber erwiesen sich als geradezu störend in dieser Sendung, in der alle die Kirche „entlastenden“ Fakten, die inzwischen hinlänglich bekannt waren, verschwiegen wurden und unter Strafe  –  siehe Gast Lohmann  –  nicht gesagt werden sollten, während alle Klischees und Falschheiten perpetuiert wurden.

Papst Franziskus klagt Desinformation an

Papst Franziskus scheint das nicht zu passen. Er warnte jetzt vor Werteverfall und Qualitätsverlust in den Medien. Desinformation, Verleumdung und Rufmord seien ihre „drei größten Sünden“.

Foto: Radio Vatikan
Foto: Radio Vatikan

Die größte Gefahr gehe hierbei von der Desinformation aus.

Verleumdung und Rufmord seien zwar „Todsünden“, so Franziskus. Grundsätzlich könnten sie jedoch von Mediennutzern als unsachgemäße Information erkannt werden.

Desinformation heiße hingegen, nur die halbe Wahrheit zu sagen. Dadurch sei es für Fernsehzuschauer und Radiohörer unmöglich, sich ein ausgewogenes Urteil zu bilden. Vor allem die großen Sender behandelten wichtige Themen oft ohne „den gebotenen Respekt für die betreffenden Personen und Werte“.

Franziskus beschrieb das „mediale Ökosystem“ als bedroht durch eine Art von „Umweltverschmutzung“: „Leider haben sich die Leute daran gewöhnt, durch das Radio und das Fernsehen verschmutzte Luft einzuatmen, die nicht gut tut“, so der Papst. Katholische Medien müssten hingegen erste recht anders sein und den Menschen „Sauerstoff für Geist und Seele“ geben. Dafür sei neben handwerklicher Professionalität auch eine Haltung nötig, die im anderen den Nächsten sehe.

Attacken gegen die Bischöfe Mixa und TvE

Wurde das bei Walter Mixa eingehalten? Wohl kaum. Haben wir irgendwo gelesen, und zwar in selber Schlagzeilengröße, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und rufschädigenden Vermutungen sich als haltlos erwiesen haben?

Aber: Warum sollte man das auch noch lesen müssen, nachdem der unbequeme Bischof, der zum Beispiel so konsequent an der kirchlichen Ehelehre festhielt und die Wahrheit von der Unantastbarkeit des Lebens von seiner Zeugung bis zum natürlichen Tod verkündete, „erfolgreich“ entsorgt hatte? bildma1

Oder der frühere Bischof von Limburg  –   hatte er noch eine wenigstens kleine Chance, als Mensch und Person wahrgenommen zu werden, nachdem er doch so praktisch mit dem allein bestimmenden Schimpfwort des „Protzbischofs“ überzogen worden war?

Moderne mediale Scheiterhaufen unterscheiden sich da in keiner Weise von den mittelalterlichen, deren Flammen eben auch keinen Unterschied machten und nichts auswählten. Der ganze Mensch musste verbrannt werden. Das ist heute wohl nicht anders. Nur perfider.

Damit Sie mich richtig verstehen: TvE hat viele Fehler gemacht und zu verantworten. Aber diese Fehler allein machten und machen ihn doch nicht aus. Und dass viele seiner Fehler falsch waren und falsch veröffentlicht wurden, konnte man im Faktencheck-Limburg nachlesen. Doch: Wen interessiert das noch?!

Ein Kollege vom Deutschlandfunk kann berichten, was passiert, wenn man im Interview zu differenzieren versuchte in Sachen TvE. Der Hinweis darauf, dass es eben AUCH ein Fehlverhalten der Medien gab, führte prompt zu der Schlagzeile, man sehe TvE ausschließlich als Opfer einer Medienkampagne.

Das war zwar nicht behauptet worden, aber es passte so schön, weil der Gesprächspartner und Journalistenkollege sich halt stets geweigert hatte, ins plumpe Prügelteam einzusteigen. Da gilt wohl, was jemand in Facebook kommentierte:

„Es ist ein Phänomen in dieser Zunft, dass man eine Mission erfüllen will und dabei die Objektivität aus dem Auge verliert. Das nennt sich dann „kreativer Journalismus“. Der Pressekodex hängt da nur noch kleingeschnitten neben dem WC.“

Causa Limburg: „Gezielte Medienkampagne“

Der Kommunikationsforscher Mathias Kepplinger sprach gar von einer „gezielten Medienkampagne“ und einer „nicht geringen Mitverantwortung“ in der Medienberichterstattung.

„Ein Teil der Medien hat zunächst versucht, die Differenzen zu Tebartz-van Elst in Glaubensfragen, etwa bei der Homo-Ehe, öffentlich gegen ihn zu thematisieren“, erklärt er gegenüber dem Medien-Magazin PRO. „Weil das missglückt ist, haben sie dann das Thema herausgepickt, auf das die Deutschen besonders sensibel reagieren: Geld.“ 1_0_745851

Ich mache mir schon Sorgen  –  wenn wir, die freiheitsliebenden und aufgeklärten Bürger nicht bald wachwerden und uns nicht einmischen. Erlauben Sie mir, dazu Josef Pieper, den großen Philosophen und Thomas-Kenner, zu zitieren.

Wort und Sprache seien das Medium, „in welchem die gemeinsame geistige Existenz insgesamt sich abspielt. Im Wort vor allem trägt mitmenschliches Dasein sich zu und demnach kann, wenn das Wort verdirbt“, so Pieper, „das Menschsein selber nicht unberührt und unversehrt bleiben. Im Wort wird Realität deutlich“, man redet, um in der Benennung etwas Wirkliches kenntlich zu machen, kenntlich für jemanden natürlich   –  und darin liegt der Mitteilungscharakter der Sprache.

Es stimmt schon, wird aber von uns Medienleuten allzu rasch übersehen oder gar vergessen: Die Würde des Menschen hat auch etwas mit der Würde des Wortes zu tun. Und schon Platon wusste, dass die Entartung der politischen Herrschaft untergründig zusammen hänge mit dem sophistischen Missbrauch des Wortes.

Die „latente Virulenz des totalitären Giftstoffes“ könne geradezu abgelesen werden am Symptom des publizistischen Missbrauchs der Sprache. Erstaunlich, was da aus alten Zeiten an Erkenntnis zu uns herüberschwappt, oder?

Missbrauch findet auch statt, wenn Zitate erfunden, zusammengeschnitten oder zerstückelt werden – und selbst in Qualitätsmedien als Zitate gekennzeichnet werden.

Das hat dann einen Wahrheitsgehalt wie es jenes zusammengestellte Zitat aus der Heiligen Schrift hätte, wobei beide Teile aus der Bibel stammen, bloß nicht an derselben Stelle: „Judas ging hin und erhängte sich. Und Jesus sprach: Geh hin und tue desgleichen.“  –  Sauberer Journalismus, so genannter Qualitätsjournalismus sieht anders aus.

Fairness  –  Sorgfalt  – Wahrheitsliebe

Fazit: Wir haben klare Erwartungen an die Journalisten. Zu ihren Herausforderungen gehören:

– Respekt vor der Menschenwürde eines jeden
– handwerkliche Sauberkeit, Sorgfalt, Recherchekompetenz a (23)
– Nonkonformismus
– Fairness
– Anstand
– Charakter
– Ethische Sensibilität
– Unabhängigkeit
– Gewissensbildung.

Journalisten, mit denen man das Wort Qualität verbinden kann, sind solche, die keine Angst haben vor
– aggressiven Lobbys c (46)
– der Gender-Ideologie
– perfiden Einschüchtungen der Mächtigen
– Unabhängigkeit in Kopf und Herz
– dem Mainstream
– Differenzierungen
– Kritik
– der Wahrheit.

Wo sind eigentlich die katholischen Journalistenschulen, an denen das alles eingeübt werden kann? Wo sind deren Absolventen, die auffallen dadurch, dass sie eben keine Mitläufer im medialen Zirkus der Zerstörung, der Respektlosigkeit und des Relativismus sind?

Wenn es früher einmal hieß, man dürfe sich als Journalist nie gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, so muss man heute laut fordern, dass sich Journalisten nie gemein machen dürfen mit einer bösen Sache oder mit bösem Vorgehen.

Wer die Würde des Menschen inklusive seines Lebensrechtes von Anfang bis Ende nicht respektiert in seinem Handeln, kann kein Journalist sein, erst recht kein guter. Und schon gar keiner mit vorgetäuschtem Anspruch auf Qualität.

Mein Lieblingszitat aus der Heiligen Schrift ist Veritas Liberabit Vos  –  die Wahrheit wird euch befreien, frei machen (Joh 8,32). Dazu passt, was Papst Franziskus am 22. März 2014 italienischen Medienvertretern sagte:

„Wahrheit, Güte und Schönheit, die drei Dinge zusammen. Eure Arbeit muss auf diesen drei Wegen stattfinden: auf dem Weg der Wahrheit, dem Weg der Güte und dem Weg der Schönheit. Aber Wahrheit, Güte und Schönheit, die beständig sind (…) Die Wahrheit, die Güte und die Schönheit, wie sie von Gott kommen und im Menschen sind. Und das ist die Aufgabe der Medien, eure Aufgabe.“

Die Wahrheit als Maßstab  –  welch ein Anspruch. Aber drunter geht es nicht. Weil es im medialen Geschäft letztlich immer um den Menschen geht, um ihn gehen sollte  –  der genau darauf einen Anspruch hat.

Unser Autor Martin Lohmann ist katholischer Publizist und Chefredakteur von K-TV sowie Vorsitzender des BVL (Bundesverband Lebenrrecht)

 

Kommentare

10 Antworten

  1. Betrifft: Klinikskandal wegen, wie es hiess „mutmasslichem“ Vergewaltigungsopfer

    Es soll suggeriert werden, dass die Frau „möglicherweise“ gar nicht vergewaltigt wurde. Es ist natürlich das „gute“ oder „schlechte“ Recht der katholischen Krankenhäuser, der katholischen Kirche und des Katholiken Martin Lohmann, die Vergewaltigung mit allen Mitteln anzuzweifeln.
    Aber selbst wenn sich im nachhinein herausstellen sollte, dass die Vergewaltigung nicht gegeben war, so hat die Frau nach diesseitiger Rechtsauffassung dennoch ein Recht auf Abtreibung. Meiner Meinung nach müssten alle Krankenhäuser Abtreibungsmöglichkeiten einrichten, auch wenn die Schwangerschaft durch einvernehmlichen Geschlechtsverkehr entstand.
    Wenn die Katholischen Krankenhäuser meinen, sie könnten Abtreibungen nicht mit ihrem Verständnis des christlichen Glaubens vereinbaren, dann sollten die Katholischen Krankenhäuser enteignet und „vergesellschaftet“ werden auf Grundlage der Artikel 14 und 15 Grundgesetz.
    Jetzt noch etwas zur „mutmasslichen“ oder „möglichen“ Vergewaltigung:
    Wer einer abtreibungswilligen Frau die Abtreibung verweigert unter Berufung darauf, dass man die Vergewaltigung nicht glaube, dann müsste in diesem Fall das Krankenhaus das gegenteil beweisen, müsste also beweisen, dass die Vergewaltigung n i c h t stattgefunden hat, denn wer einer Frau vorwirft, sie habe die Vergewaltigung erlogen, der beschuldigt die Frau, gegen § 145 d StGB verstossen zu haben.
    Nach dieser Vorschrift macht sich strafbar, wer den Strafverfolgungsbehörden wider besseres Wissen mitteilt, eine Straftat sei begangen worden.
    Im Zweifel, wenn nicht hundertprozentig, unter Ausschluss aller vernünftigen Zweifel bewiesen werden kann, dass die Frau die Vergewaltigung „erfunden“ hat, muss angenommen werden, dass die Frau tatsächlich vergewaltigt wurde und deshalb ist die Abtreibung zu „gestatten“, zumal, wie dargelegt, auch bei einvernehmlichem Geschlechtsverkehr ein unabdingbares Menschenrecht auf Abtreibung gegeben ist.

    1. Guten Tag,
      „mutmaßlich“ ist nicht dasselbe wie „vermeintlich“, das sollte bekannt sein. Die betreffende Frau (Klinikskandal) hat jedenfalls keine Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet.
      Solange also die Tat bzw. Untat nicht gerichtlich bewiesen wurde, ist sie „mutmaßlich“. Das ist allgemeiner Sprachgebrauch.
      Daß Sie jetzt die abtreibungsunwilligen katholischen Krankenhäuser „enteignen“ wollen, offenbart ihr verqueres „Rechtsverständnis“.
      Dies widerspricht dem Recht auf Leben ebenso wie dem Recht auf Eigentum, beides verfassungsrechtlich verankert.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. Guten Tag, Frau Küble,
        diesen Leserkommentar werden Sie wohl nicht freischalten/veröffentlichen, dennoch schreibe ich Ihnen.
        Sie schreiben, dass ich die katholischen Krankenhäuser enteignen und vergesellschaften wolle offenbare mein verqueres Rechtsverständnis und widerspräche dem Recht auf Eigentum.-
        Vielleicht sollten Sie erst mal den Artikel 15 (fünfzehn) des Grundgesetzes lesen, in dem klar festgelegt ist, dass Grund, Boden, Produktionsmittel enteignet und in Gemeineigentum überführt werden „können“.
        Das Wort „können“ bedeutet nicht „müssen“, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass man aus welchen Gründen auch immer katholische Krankenhäuser enteignen und vergesellschaften „kann“.
        Von einem „verqueren“ Rechtsverständnis meinerseits kann nicht im entferntesten die Rede sein.
        Kann es sein, dass Sie ein verqueres Realitätsbewusstsein haben?

        Freundlichen Gruss
        Cornelia Sendelbeck

        1. Guten Tag,
          erstens gibt es in Art. 15 keine Vergesellschaftung ohne Entschädigung, zweitens wäre es hochgradig lächerlich, wenn katholische Krankenhäuser ausgerechnet deshalb enteignet würden, weil sie dem Verfassungsauftrag – vgl. BVG-Urteile zum §218 – nachkommen, ungeborenes Leben zu schützen. Drittens dürfte Ihnen bekannt sein, daß die in Art 15 rein theoretisch ermöglichte „Vergesellschaftung“ in der Praxis seit jeher keine Rolle spielt.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

  2. Martin Lohmanns Schilderungen der Probleme rund um den Kölner Fall ist m.E. sachlich nicht richtig. Es stimmt zwar offensichtlich, dass der mutmaßlich vergewaltigten Frau bereits die Pille danach verschrieben worden war – das war allerdings reiner Zufall. Genauso gut wäre es möglich gewesen, dass ein Taxifahrer die verstörte Frau direkt in die Klinik gebracht hätte. Dann werden zwei Szenarien denkbar gewesen – erstens die Frau wäre abgewiesen worden – was ich für unwahrscheinlich halte – oder sie wäre untersucht worden und in Folge der Untersuchung wäre ihr die Pille danach nicht verschrieben worden. Es wäre sogar durchaus möglich gewesen, dass die Untersuchungen das Ergebnis erbracht hätten, dass eine Befruchtung durchaus wahrscheinlich gewesen wäre und die Frau hätte trotzdem weitergeschickt werden müssen. Beide Fälle – darüber können wir uns vermutlich einig sein – hätten ebenso große mediale Empörung ausgelöst. Grund dafür ist, dass das Basisproblem nicht lösbar ist. Die Kirche stellt sich hier in einem schwierigen Konflikt – bei dem man eindeutig Stellung beziehen muss – auf eine Seite. Sie tut das nicht aus Sadismus sondern aus achtbaren Motiven. Das Problem ist nur, dass sich auch die Kirche nicht zugleich auf die eine UND auf die andere Seite stellen kann. In dem Augenblick, in dem sie dem neuentstandenem Leben Menschenwürde zuerkennt, erkennt sie der betroffenen Frau die Menschenwürde ab. Übrig bleibt – egal wohin man sich stellt – immer ein Unschuldiger dem schwerer Schaden zugefügt wird. Es gibt in dieser Situation eben kein Miteinander sondern nur ein Gegeneinander. Daran ändert auch die nicht zu leugnende Tatsache nichts, dass solche Situationen in einigen ganz seltenen Fällen mit einer glücklichen Mutter und einem gesunden Kind geendet haben.

    1. Guten Tag,
      durchaus nicht nachvollziehhar finde ich Ihren folgenden Satz:
      „In dem Augenblick, in dem sie (die Kirche) dem neuentstandenem Leben Menschenwürde zuerkennt, erkennt sie der betroffenen Frau die Menschenwürde ab.“
      Warum wird einer Frau die Menschenwürde aberkannt, indem sie ihrem eigenen Kind zuerkannt wird?
      Fehlt etwa den tapferen Frauen, die auch ein durch Vergewaltigung entstandenes Kind austragen, die Menschenwürde?
      Nein, natürlich nicht – auch nicht jenen Betroffenen, die ihr Kind zur Adoption freigeben, was jedenfalls besser ist als die Tötung des ungeborenen Babys.
      Sicherlich sind solche (seltenen) Situationen tragisch, aber es dient nicht der Menschenwürde (und auch nicht dem „Glück“) einer Frau, ihr Gewissen mit der Vernichtung des unschuldigen Kindes zu belasten. Wir wollen die Probleme beseitigen, nicht die Kinder!
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. Guten Tag,
        ich sehe diesen Satz nicht nachvollziehbar: „Fehlt etwa den tapferen Frauen, die auch ein durch Vergewaltigung entstandenes Kind austragen, die Menschenwürde?“ Durchaus nicht, denn sie haben ja ihre Entscheidung für das Kind aus eigenem Willen getroffen. Das ist zu respektieren und anzuerkennen. Es gilt allgemein als Voraussetzung für ein würdevolles Leben wichtige Entscheidungen im Leben nach eigenem Willen treffen zu können. Nicht zuletzt deshalb zählt man ja Zwangsehe oder Zwangsprostitution zu den Verletzungen der Menschenwürde. Auf Zwangsschwangerschaft trifft das ebenso zu, nach Meinung eines völkerrechtlich bindenden Gremiums, dem Haager Tribunal für den Bosnienkrieg stellt es sogar eine „besonders erniedrigende Form der Folter dar, Frauen dazu zu zwingen, die Kinder ihrer Peiniger auszutragen…“

        1. Guten Tag,
          indem die katholische Kirche Abtreibung auch nach Vergewaltigung ablehnt, praktiziert sie durchaus keinen Zwang, denn wenn die Frauen anders entscheiden (auch Katholikinnen), hindert sie – trotz Mißbilligung – kein kirchliches Gremium daran.
          Indem die kath. Kirche eine bestimmte moralische Lehre verkündet, übt sie noch lange keinen Zwang aus – das sind doch zwei verschiedene Bereiche!
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

  3. In Limburg das ist eine gezielte Medienkampagne, so heißt es.

    Mir fällt es schwer, zu glaubeAtmosphäres wirklich alles an den Haaren herbeigekönnenogen ist.

    Ein klitzekleines Fünkchen Wahrheit wird dran sein und die Medien übertreiben dann sicher schon eher gemein.

    ICH kenne den ehemaligen Bischof nicht persönlich und lasse mich gerne davon überzeugen,
    dass er rein privat nicht wirklich einen Hang zur materiellen Perfektion besitzt.

    Papst Franziskus macht eher einen bescheidenen Eindruck und wenn die Medien aus einem ebenso bescheidenen Bischof aus Limburg einen Luxus-liebenden Menschen kreiert hat, dann tuts mir leid. ICH HAB das Gefühl, dass ihm mittlere Qualität nicht gut genug ist.

    ABER ich bin davon überzeugt, dass dies nicht das HAUPTTHEMA ist, warum er in Schwierigkeiten ist. ER ist den Menschen sicherlich zu konservativ gewesen und dass ist ja kein Kündigungsgrund.

    Wenn er insgesamt moderner eingetellt wäre, dann fände die Masse den Reichtum des Bischofs cool und wären froh, wenn sie daran teilhaben könnten.

    WEnn ein moderner Bischof einen eigenen Tennisplatz hat oder ein eigenes Schwimmbad, dann Glaubige einlädt zu sich nach Hause, dann fuhlen sie sich wichtig und loben den Bisvhof.

    Die Menschen sind schon auch verlogen.

    Letztendlich ist die Stimmung zwischen dem Bischof und den ganzen Glaubigen entscheidet, die Atmosphäre, das Klima. DA HAT DIE CHEMIE NICHT GESTIMMT.

    ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Kategorien

Aktuelle Beiträge

Archiv

Archive

Artikel-Kalender

März 2024
M D M D F S S
 123
45678910
11121314151617
18192021222324
25262728293031

Blog Stats

660415
Total views : 8708605

Aktuelle Informationen und Beiträge abonnieren!

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, wenn Sie kostenlos über neu erschienene Blog-Beiträge informiert werden möchten.