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Wir dürfen Wahrheit und Barmherzigkeit nicht gegeneinander ausspielen

Mathias von Gersdorff

In ihren Kommentaren zur jüngsten Papstansprache zum Thema Ehe, Familie und Geschiedene (Generalaudien0653a-bildungsplan-demo-1-2-1448b12b252812529z 5. August 2015) suggerieren sowohl Radio Vatikan (deutsche Sektion) wie auch Katholisch.de, das Internetportal der Deutschen Bischofskonferenz, dass es so etwas gäbe wie einen Wettbewerb zwischen Barmherzigkeit und Wahrheit.

Dergleichen kennt man aus der Wirtschaft, man nennt es Crowding-Out-Effekt: Je stärker die wirtschaftliche Aktivität des Staates, desto geringer die der Privatwirtschaft.

Beide katholischen Nachrichtendienste suggerieren etwas Ähnliches: Will man Barmherzigkeit ausüben, muss man Abstriche bei der Wahrheit machen, in diesem Falle die Standpunkte der Kirche über Ehe und Familie, die Sexualmoral und vor allem die Lehre über die Unauflöslichkeit der Ehe aufweichen.

Es wird ein falsches Dilemma zwischen Barmherzigkeit und Wahrheit fabriziert: Barmherzigkeit setzt die Wahrheit voraus. Wahre Barmherzigkeit will den Menschen zur Wahrheit und damit zu Christus führen. Das Ziel ist stets die Wahrheit Christi.ce56f-radiovatikan

So gibt Radio Vatikan (dt. Sektion) Zitate aus einem Kommentar des Pastoraltheologen François-Xavier Amherdt aus Fribourg (Schweiz) wieder:

„Die mehrfache wiederholte Bemerkung des Papstes, dass geschiedene Wiederverheiratete keineswegs exkommuniziert seien, könne sich in die Disziplin der Kirche hinein übersetzen, vor allem was den Zugang dieser Menschen zu den Sakramenten betrifft“, hofft Amherdt.“

Allerdings hat Franziskus diesen Punkt am Mittwoch gar nicht konkret angesprochen.“

Aus der Ansprache des Papstes lässt sich an keiner Stelle ableiten, dass eine Änderung der Lehre der Kirche über Ehe und Familie sowie die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen angestrebt wird (in der Tat ist eine solche Änderung oder Reform gar nicht möglich). Dennoch wird dies aber im Artikel von Radio Vatikan suggeriert. Vat_Flagge

Die deutsche RV-Sektion unternimmt seit langem eine echte Propaganda-Kampagne, um beim Kirchenvolk die Idee zu vermitteln, die Lehre der Kirche über Ehe und Familie ließe sich im Sinne der liberalen Theologen à la Kardinal Walter Kasper ändern. Dass sich inzwischen ein gewaltiger Widerstand gegen dieses Ansinnen gebildet hat, ignoriert Radio Vatikan. In der deutschen Sektion des offiziösen Organs scheint eine regelrechte Narrenfreiheit zu herrschen.

Nicht viel anders sieht es bei „Katholisch.de“ aus. Die Papstansprache wird folgendermaßen kommentiert:

„Schon seit langem wird darüber spekuliert, welche Haltung der Papst in dieser brisanten Frage hat. In die Karten hat er sich bisher, auch nach seinen jüngsten Äußerungen, nicht schauen lassen. Bei allem, was er bisher sagte, hat sich Franziskus auf die Lehre der Kirche berufen, ohne jedoch explizit auf deren Unveränderlichkeit zu pochen. Dies hatte beispielsweise Erzbischof Georg Gänswein getan.“

Hier werden dem Papst Worte in den Mund gelegt. Auch dieses Informationsportal suggeriert ständig, die Lehre der Kirche ließe sich eventuell nach den abstrusen Vorstellungen eines Kardinal Kasper ändern. Abgesehen von Stellungnahmen von Kardinal Gerhard Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, wird der Widerstand gegen diese Linie in der Weltkirche ignoriert.

Diese beiden offiziösen kath. Organe halten ihre Leser zum Narren und betreiben ein gefährliches Spiel. Sie wecken nämlich Hoffnungen bei liberalen Katholiken, die kaum zu erfüllen sind, denn die Weltkirche interessiert sich nicht für die seltsamen Ideen der deutschen Linkskatholiken.

Die deutschen Bischöfe, allen voran die Delegierten für die Familiensynode in Rom im Herbst 2015, sollten dem Verwirrspiel, das katholische Medien betreiben, ein Ende setzen.

Unser Autor Mathias von Gersdorff leitet die Frankfurter Aktion „Kinder in Gefahr“ und die Webseite „Kultur und Medien online“

Kommentare

6 Antworten

  1. Menschen, die als Kinder nicht die notwendige Zärtlichkeit und liebevolle Zusprache bekommen haben, können die Tiefendimension eines Begriffs wie „Barmherzigkeit“ nicht erfassen. Entsprechend sieht man es bei vielen „konservativen“ „Christen“.
    Losgelassen werden müßte jede religiöse Bescheidwisserei, um der eigenen kindlichen Hilflosigkeit noch einmal nachzugehen, diesmal in Begleitung einer mitfühlenden Person und vor dem Hintergrund der absolut liebenden Gegenüberhaftigkeit im Hintergrund unserer Existenz.

  2. Ich kann meiner Vorrednerin nur recht geben: das „Verwirrspiel“ wird doch gerade von diesen Bischöfen befeuert und am Leben erhalten.

    Man sollte endlich den Tatsachen ins Gesicht sehen: Nicht das widerspenstige Kirchenvolk samt den Medien ist an allem schuld, sondern die schlechte, ungehorsame und vom Glauben abgefallene klerikale Führung.

    Im übrigen genügt es nicht, wenn Bischöfe in dem einen Punkt der Ehemoral „traditionell“ sind, wenn sie auf anderen Gebieten untreu oder fahrlässig sind.

    Es gibt im Glauben seit alters her nur ganz oder gar nicht.

    Und ein Papst, der so zweideutig und oft auch eindeutig häretisch redet, trägt eine enorme Schuld an dem „Verwirrspiel“.
    Jeder, der F.s Bücher gelesen hat, weiß doch, dass er eine äußerst wachsweiche Haltung in der fraglichen Sache hat!

    Es ist nicht richtig, sehenden Auges beim Versagen der Hierarchie dennoch zu suggerieren, es seien irgendiwe andere, die hier widerrechtlich eine Verwüstung anrichteten. Nein! Es ist vor allem die Hierarchie, die das alles zu verantworten hat, angefangen von halbherzigen bis offen ungehorsamen Päpsten.

    Das Kirchenvolk sähe bei anderer Führung wesentlich anders aus!

    1. „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch“ (Joh 6,53).

      Sie machen es sich zu einfach, wenn Sie glauben, dass nur die klerikale Führung am Glaubensabfall schuld sei. Wenn Sie in Kerneuropa demokratisch über Ehe für Homosexuelle oder Abtreibung abstimmen lassen würden, dann sähe das Resultat für die sehr kleine Gruppe der gutgläubigen Katholiken bitter aus (siehe z.B. das katholische Irland).

      Eine andere Führung kann beim Kirchenvolk nichts ändern. Woher wollen Sie denn die „andere Führung“ nehmen? Die notwendige Umkehr und Wende wird nicht durch die Kirche erfolgen, die unter dem Glaubensabfall leidet, sondern höchstens durch einen Eingriff von Gott (z.B. durch die angekündigte Warnung bei Garabanal). Die Menschen sind dazu nicht mehr in der Lage, auch der Papst nicht. Jesus hat zwar versprochen bis an das Ende der Welt bei seiner Kirche zu bleiben, doch keinesfalls meinte er damit, dass die Kirche keine Verfolgungen, keine Schismen und keine Irrtümer bis zur Fast-Selbstverstümmelung erleben wird. Wer verantwortungsvoll und treu ist, bleibt bei der römisch-katholischen Kirche, die anderen Weicheiern werden gehen (Wollt nicht auch ihr gehen, vgl. Joh 1,38 f.).

      Das Schisma (Spaltung) wird nach der Synode 2015 kommen (Garabandal hat auch das angekündigt). Ich vermute, dass diese Trennung nicht komplett erfolgt, sondern „lediglich“ ein sehr tiefer Schnitt bis fast durch sein wird. Der Papst Franziskus wird versuchen, die beiden fast losen Teile so gut es geht zusammen zuhalten. Etwas anderes kann kein Papst verantworten. Wenn keine Warnung (Garabandal) kommt, dann wird dieser Zustand Jahrzehnte andauern. Die Hälfte der Traditionalisten wird winzig klein sein im Vergleich zur anderen Hälfte der Modernisten bzw. Fortschrittlichen. Was würden Sie dann als Papst oder Bischof da tun? Ein oder zwei können da rebellieren, doch mehr ist kaum verkraftbar. Selbst ein Bischof Büchel (ein anderen Artikel ist hier eingestellt) ist wahrscheinlich persönlich gefragt, katholischer als Sie denken, doch er versucht verzweifelt zusammen zu halten, was nicht zusammenpasst (siehe Fall Bischof Vitus Huonder).

      Bischof Vitus Huonder wird vom Schwulen-Dachverband angezeigt:
      http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Schwulen-Dachverband-zeigt-Bischof-Huonder-an-18787813

      Auch ein Papst kann vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gezerrt werden, wenn er eine „ungeschickte“ Äusserung tut. Die Zeiten ändern sich, wo der Papst unantastbar und hoch angesehen war. Die traditionellen, konservativen und die progressiven Lager haben zur Demontage beigetragen.

  3. Sind Kardinal Reinhard Marx, Bischof Dr. Heiner Koch und Bischof Dr. Franz-Josef Bode wirklich gewillt, „dem Verwirrspiel, das katholische Medien betreiben, ein Ende (zu) setzen.“
    Dieses bischöfliche Trio am allerwenigsten, vermute ich mal.

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