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Wird er abserviert? – Auch die ZEIT spekuliert über die Zukunft Kardinal Müllers

Seit Monaten wimmelt es von Gerüchten auf katholischen Internetseiten, wonach damit zu rechnen sei, daß der theologisch konservative Kurienkardinal Gerhard Müller als Präfekt der Glaubenskongregation abgelöst und mit dem Mainzer Bischofssitz „abgefunden“ werde. AL-0015
Mittlerweile wird das Thema auch von seriösen Tageszeitungen ernst genommen, wie wir kürzlich aufzeigten (siehe hier: https://charismatismus.wordpress.com/2016/08/06/wird-kardinal-mueller-nach-mainz-abgeschoben/)

Nun hat sich die liberale Wochenzeitung DIE ZEIT bzw. deren Beilage „Christ und Welt“ ebenfalls in einem  –  durchaus sachlich geschriebenen  –  Artikel  mit eben dieser Frage befaßt.
Der ausführliche Beitrag des Italien-Reporters und Vatikan-Korrespondenten Julius Müller-Meiningen ist in der aktuellen Ausgabe dieser Woche erschienen  – und seit dem heutigen Freitag auch in ZEIT-online zu lesen: http://www.zeit.de/2016/34/gerhard-ludwig-mueller-praefekt-glaubenskongrgation-rom-versetzung/komplettansicht

Unter dem Titel „Der Störenfried“ schreit der Autor eingangs, es komme derzeit häufiger vor, daß Kardinal Müller „lächelt, obwohl ihm gar nicht danach zu Mute ist.“
Und warum nicht?  – Dazu heißt es: „Der Grund ist eine tiefe Kluft zwischen der Agenda des Papstes und den Überzeugungen eines Mannes, der dieses Programm eigentlich gestalten sollte. Wenn man so will, führt der 68-Jährige unter Franziskus das Dasein eines Tropfen Wassers in einer Teflon-Pfanne, er wird ständig abgestoßen. Deshalb ist es auch nicht überraschend, dass im Vatikan über Müllers Ablösung spekuliert wird.“

Daß die Zeit reif für einen (Stellen-)Wechsel sei, habe spätestens die „Präsentation des nachsynodalen Schreibens Amoris Laetitia im April“ gezeigt. Das päpstliche Schreiben habe nämlich nicht der Glaubenspräfekt den Medien vorgestellt,  vielmehr „schwärmte der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn über Liebe und Familie und unterfütterte die Ausführungen Bergoglios mit theologischen Argumenten“.  – Franziskus habe Kardinal Schönborn danach als einen „großen Theologen“ gewürdigt.

Der Autor schreibt weiter: „Müller, der als Präfekt der Glaubenskongregation eigentlich der theologische Kompass des Papstes sein sollte, war definitiv von der Bildfläche verschwunden und hatte, wenn nicht seinen Nachfolger, dann zumindest sein Alter Ego präsentiert bekommen.“
Müller-Meinungen erwähnt sodann einen nicht-namentlich genannten „konservativen Insider“ im Vatikan, welcher offenbar damit rechnet, daß Müller durch Schönborn ausgewechselt wird. Foto Michaela Koller

Bekanntlich hat sich Kardinal Gerhard Müller vor allem in den letzten zwei Jahren als „Speerspitze“ der theologisch konservativen Fraktion bewährt, zumal in Fragen von Ehe, Familie, Sakramentenpastoral und Sexualethik. Zu diesem Themenspektrum hat er in jener Zeit sogar einige Bücher und Publikationen verfaßt.

Dies gefiel dem Papst und seinem Beraterstab allerdings immer weniger. Dazu heißt es in der „Zeit“:
„Franziskus stutzte dem Präfekten der Glaubenskongregation in der Folge die Flügel, indem er ihn in die Ausarbeitung seiner wichtigsten Schriften nicht einbezog. Die entscheidenden Dokumente bekommt die Glaubenskongregation, früher der theologische Anker der Päpste, gar nicht mehr zu sehen.“
Julius Müller-Meiningen fügt hinzu: „Die umstrittenen Gesetze zur Erleichterung der Ehenichtigkeitsverfahren bekam der Präfekt der Glaubenskongregation erst vorgelegt, als sie bereits erlassen waren. Müller sei deshalb „stinksauer“ gewesen, heißt es aus dem Vatikan. Nach energischen Protesten gegen diese Praxis wurde Amoris Laetitia der Glaubenskongregation vor Veröffentlichung zwar vorgelegt, die seitenweise vorgeschlagenen Änderungen am Text aber ignoriert.“
Der Autor befaßt sich auch mit der in den letzten Wochen häufig gehörten Spekulation, Kardinal Müller werde eventuell auf den freien Bischofssitz nach Mainz weggelobt bzw. abgeschoben. Er meint allerdings, dem stehe „das Mitbestimmungsrecht des Domkapitels von Mainz entgegen“.
Glaubenspräfekt Gerhard Müller sei zwar ein gebürtiger Mainzer, so der Verfasser, aber ob sich die Rheinhessen „ein so kompliziertes und konservatives Kaliber ins eigene Haus holen wollen“, sei fraglich.
Fraglich ist aber auch, ob das Domkapitel im Falle einer solchen „Lösung“ wirklich das letzte Wort haben wird. Es bestände von Vatikan-Seite auch die trickreiche Möglichkeit, dem Mainzer Domkapitel in der Dreier-Liste zwei weitere Kandidaten zur Wahl eines Bischofs vorzuschlagen, die noch konservativer sind als Müller (oder aus sonstigen Gründen von vornherein nicht infrage kommen), so daß dem Domkapitel kaum eine andere Wahl bliebe…

Fotos: Bistum Regensburg (1),  Michaela Koller (2)

 

Kommentare

6 Antworten

  1. „Das nennt man dann wohl Mobbing!“
    Zitat
    Die entscheidenden Dokumente bekommt die Glaubenskongregation, früher der theologische Anker der Päpste, gar nicht mehr zu sehen.
    Zitat
    Solche vorenthaltenden und ausgrenzenden Verwaltungsaktionen sind vorbereitet und finden mit Wissen und Zustimmung mehrerer Personen statt.
    Von daher bleibt abzuwarten, wie lange Kardinal Müller diesen Zustand noch aushält.
    Auf der Grundlage des Zitates ist es für mich mehr als nur Spekulation, – sondern eher der Auslöser für einen zu erwartenden großen Knall oder eine – nach internem Knall – nach außen kommunizierte harmonische Abschiebung nach Mainz (?) in beiderseitigem Einverständnis. – haha –
    MfG
    P.S.
    Mal abwarten, was sich der „barmherzige und bescheidene Strassenbahnfahrer“ noch so alles ausdenkt! 🙂

  2. Nun ja, manchmal hält die katholische Kirche an verkrusteten Denkweisen fest, was immer schon ein Streitpunkt war, aber mir ist ein solcher Typ lieber, der noch am Evangelium festhält, als ein größenwahnsinniger Übervater, der für seine Weltkirche das Evangelium und Christi Botschaft opfert.

    1. Neue Impulse für ein Amt durch jüngere nachrückende Personen. Das gilt für die Politik, wie auch für die Kirche bzw. andere Institutionen.
      Hat Jesus nicht gesagt: „Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener.“
      Angesichts dieser Worte Jesu ist es wohl nicht wichtig, ein besonderes Amt innezuhaben, sondern den Dienst zu finden, welchen Gott für das persönliche Leben geplant hat, Auch wenn dies den Abschied von einem besonderen und liebgewonnenen Amt bedeutet.
      Können wir in der heutigen Zeit nicht mehr auf Gottes Einflussnahme auf Entscheidungen in seiner Kirche vertrauen?
      @Rabenstolz
      In welchem Punkt hat Papst Franziskus die christliche Botschaft geopfert? Ist mir hier etwas entgangen?

  3. Was bringen solche Spekulationen. Jeder weiß was, jeder weiß es noch besser, tatsächlich aber stochern alle im Nebel. Warten wir es ab, ändern können wir es ohnehin nicht.
    Wenn es tatsächlich Veränderungen gibt, kann man immer noch überlegen, was für Folgen es haben wird. Was die Ursachen waren, wird man ohnehin nie erfahren.

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