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Zeitgeist-Kirchen sind Abbruchunternehmen

Von Peter Hahne

In Massen flüchten die Gläubigen aus ihren Kirchen. Die Zahlen waren bereits in den letzten Jahren dramatisch hoch. Jetzt geht es an die Substanz.

Diesmal ist es so, als würden die Bundesländer Bremen und Saarland geschlossen ausgetreten sein oder die Metropole München, wenn man nämlich Kinder und Muslime etc. abzieht: insgesamt 441.000 Mitglieder kehrten beiden Großkirchen im Jahr 2020 den Rücken.

Fast zu gleichen Teilen Katholiken und Protestanten. Das überrascht, versteckte sich die EKD doch immer gern hinter dem Argument, der katholische Mißbrauchsskandal wäre Hauptursache der Austritte. Nun ist es gerade der ach so fortschrittliche und moderne Protestantismus mit seinen Bischöfinnen, Pastorinnen, Flüchtlings-Rettungs-Schiffen, Bibeln „in gerechter Sprache“ und dergleichen, der nicht weniger zur Ader gelassen wird als ein Katholizismus, der ja gerade erst beginnt, die EKD links zu überholen.

Nein, die WELT bringt es auf den Punkt: „Nicht einmal Not lehrt noch beten!“ – Und gibt dem vernichtenden Kommentar die Überschrift: „Die Kirche selbst hat das Signal gesendet, man brauche sie nicht mehr.“ Genau das ist das Dilemma, und darüber wird all das klerikale Erklärungs- und Ursachen-Geschwätz für das Drama zu Makulatur.

Lächerlich die katholische Beruhigungs-Variante, den Leuten gingen die Reformen nicht schnell genug. Dann müßte die EKD ja Zulauf haben, so kommentiert auch die FAZ. – Oder die evangelische Version, es seien ja weniger Austritte als erwartetet. Nein, Kirche war einfach nicht da, als sie am nötigsten gebraucht wurde.

„Wenn das Christentum nicht einmal in einer Zeit der Pandemie wieder mehr (!) Menschen existenziell zu berühren vermag, wann denn dann?“, fragt die WELT. Ja, die Menschen suchten noch, heißt es richtig, „aber sie werden in ihrer Kirche nicht mehr fündig.“ – Das erkannte übrigens schon Verleger Axel Springer, als er in den 1970er die EKD verließ und der selbständig-lutherischen SELK beitrat.

Inzwischen hat sich dieses Phänomen in einer Weise beschleunigt, dass einem schwindelig wird: Regenbogen-Pfarrer und Gender-Bischöfe heißen alles gut, was der Zeitgeist gebietet, der Heilige Geist jedoch verbietet. Wer meint, die Grundurkunde des christlichen Glaubens, das Evangelium, nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich der Mode anpassen zu müssen, verliert jegliche Attraktivität und Glaubwürdigkeit. Wozu eine Kirche, die in einer schwedischen Schulschwänzerin eine neue Heilige sieht?!

Unvergessen, wie der damalige Linken-Chef Gregor Gysi mir einmal sagte: „Wenn ich in die Kirche gehe, erwarte ich, dass man über Sünde redet und mir die Leviten liest.“ Weil das eben sonst niemand kann. Doch Sünde ist heute reduziert, pervertiert und minimiert auf Klimasünder, Coronasünder, Dieselsünder oder AfD-Wähler-Sünder und Anti-Impf- und Anti-Regenbogen-Sünder. Für das alles braucht man im Sinne des Kollegen Poschardt keine Kirche, das kann man bei Grünen und Jusos billiger haben.

Dazu kommen Gender-Sprach-Richtlinien, die alles staatlich Verordnete weit in den Schatten stellen. Zum Jahresende hat der kämpferische Vorsitzende des Vereins deutsche Sprache (VDS), Prof. Walter Krämer, gegenüber dem Bischof von Hildesheim seinen Kirchenaustritt angekündigt —- „wegen der kirchlich angeordneten Vergewaltigung der deutschen Sprache.“ Er weiß mit seiner Gender-Kritik bekanntlich mehr als zwei Drittel der Bürger auf seiner Seite.

„Geld erstickt den Glauben,“ dieser Schlüsselsatz von Papst Benedikt XVI. bringt das ganze Dilemma auf den Punkt. Der Selbstbedienungsladen einer vom staatlichen Finanzamt eingezogenen Kirchensteuer läßt die klerikale Kaste so lange auf ihren synodalen Irrwegen wandeln, bis der letzte das Licht ausmacht.

Nur aus dieser Position heraus konnte man ungerührt den obrigkeitlichen Corona-Verordnungen vorbehaltlos zustimmen. Die einsamen und hilfsbedürftigen Gläubigen in Seniorenheimen, Kliniken oder den Trauerhäusern waren piep-egal, und nun kommt die Quittung. Das war gerade jetzt zu sehen, „als Bischöfe öffentliche Gottesdienste allzu klaglos absagten und manche Pfarrer ihre Kirchen allzu lange geschlossen ließen“ (WELT). Jetzt, wenn alles vorbei ist, braucht man Kirche tatsächlich nicht mehr.

Was soll eine Kirche, die sich in Corona-Zeiten auf die Empfehlung reduzierte, auf Balkonen „für die Helden“ zu singen oder das Internet zu nutzen und mitnichten daran dachte, auf „Systemrelevanz“ zu klagen? – Die Zeit ist reif für einen neuen Buchtitel: Kirche schafft sich ab.

Wir danken dem evangelischen Theologen und ehem. ZDF-Moderator Peter Hahne für seine freundliche Abdruckserlaubnis. – Den vollständigen Artikel des Bestsellerautors finden Sie hier: https://www.gemeindenetzwerk.de/?p=18209

Kommentare

7 Antworten

  1. Neue Publikation: Die Zukunft der Religion in säkularen Gesellschaften
    Im September 2020 beteiligte sich das Institut an einer wissenschaftlichen Konferenz in der Erzabtei St. Ottilien, bei der Experten aus verschiedenen Disziplinen sowie verschiedener konfessioneller und religiöser Hintergründe unter anderem die Frage untersuchten, welchen Beitrag religiöse Akteure zur Bewältigung der Herausforderungen leisten können, denen säkulare Gesellschaften gegenüberstehen. Der Tagungsband ist jetzt im EOS-Verlag erschienen. […]

    https://renovatio.org/2021/07/neue-publikation-die-zukunft-der-religion-in-saekularen-gesellschaften/

    https://renovatio.org/

  2. Die „Empfehlung“ „auf Balkonen ‚für die Helden‘ zu singen oder das Internet zu nutzen“:
    Ich war so ein Held, gemeinsam mit meinen zahlreichen Mithelden im Lebensmittellager auf engstem Raum, weil so viele furchtlose fröhliche Helden notwendig waren, um die extremen Mengen zu bewältigen, welche aus Angst bestellt wurden. Und tatsächlich war ich vollkommen furchtlos. Angst machten mir die menschentleerten, nicht die überfüllten Plätze. Angst machte mir, dass die Kirchen zusperrten. Aber nicht, weil ich dies als ein Warnzeichen für die extreme Gefährlichkeit des neuartigen Coronavirus auffasste. Sondern weil ich die Kirche vor der jahrtausendealten Gefahr der Glaubenslosigkeit letztlich kapitulieren sah. Wie hatte man sie so weichklopfen können? Niemand wusste es. Es gab k e i n e r l e i öffentliche amtskirchliche Reflexion. Nichts – Stummheit – nur alberne Hygieneregeln – solange Händewaschen wie ein Vaterunser – Amen. Eine intellektuelle Katastrophe – wirklich. Diese Krise hat eine erschreckende Geistlosigkeit der Amtskirche offenbart. Ich rede nicht vom Hl. Geist, sondern von der menschlichen Fähigkeit zu Denken. Davon blieb nur eine Mechanik des Gedankengebrauchs und der Empfehlung übrig. Und bei mir eine große Enttäuschung.

  3. Großartig ! Wieder bringt es Peter Hahne auf den Punkt. Er schreibt genau das, was so viele Menschen empfinden und denken.

    Das Schlimme an den Kirchenaustritten finde ich, wie die Kirchen sich die Zahlen schönreden und mit vergangenen Jahren vergleichen.
    Dabei sind es schon seit Jahren Schrumpfgemeinden.
    Wenn kapieren die Verantwortlichen das endlich.

    Nur durch liturgische Angebote in diesen schweren Zeiten kann wieder was erreicht werden. Gestern war in unserer Stadtkirche eine Messe für die Opfer und Betroffenen der Flutkatastophe, welche zuvor in der Presse angekündigt wurde. Die Kirche war voll, den Coronaabständen nach gerechnet..
    Es bewegt die Menschen , für andere zu beten, wenn die Not eingetreten ist.
    Ebenso in der Coronakrise.
    Der Pfarrer hat eine sehr gute Predigt gehalten und eine ehrwürdige Eucharistiefeier.

    Die Pfarrer sollten ruhig sich nach der Messe beim Kirchenvolk sehen lassen, um wieder KOntakte knüpfen zu können , die ja durch C. so stark unterbunden wurden.
    Das Messe kürzen war genau der falsche Weg, mehr Messen anbieten hätte zum Erfolg geführt.
    Siehe das Haus Assen im Lippetal, welches die Messen von Anfang an erhöht hat. Ein enormer Zulauf der Gläubigen aus der nahegelegenden Gegend blieb nicht aus. Und es hält bis heute an, weil die Menschen ihre neue geistl. Heimat gefunden haben.

  4. Ich fühle mich in dieser Kirche inzwischen geradezu heimatlos. Nur die Anwesenheit der HERRN selbst in der heiligen Eucharistie hält mich noch dort. Beim Herrn bleiben, ihn trösten, der sich selbst wahrscheinlich schon einsam und verlassen in Seiner Kirche fühlt. Es ist einfach nur noch traurig.

  5. Man sollte nicht alle pauschal über einen Kamm scheren, aber die Angst ist da, wenn man aufmuckt, von den Rädelsführern der Gemeinde gemobbt zu werden. Mich befremdet es sehr, da es ja um die Vermittlung von Wissen über das Christentum geht, dass der Begriff Christenlehre, der sich darauf bezieht, ausgetauscht wird durch Kinderkirche.
    Das hört sich an, als verkommen unsere Kirchen immer mehr zu unterhaltsamen Zirkus Event Vereinen, wenn historisches Wissen über das Christentum auch sprachlich langsam, aber sicher ausradiert wird.
    Damit werden Krippenspiele zu Theaterstücken ohne Herzblut und Überzeugung. Kinder Kirche, was soll das bitte sein, ist jetzt die Kirche als Gotteshaus Gott persönlich oder nur noch Veranstaltungssaal? Da muss man noch von Glück reden, wenn das Pastorengeschirr wie mancherorts in Genderhochburgen nicht der Sprache die Wurzeln der GlaubensKraft nimmt und durch eine kranke Gender Babbel Fetzen Sprache ersetzt.
    Da stelle ich mir mal einen Brief vor: Liebe Bischof*In Käßmann, auf deutsch, ich sehe in ihr den sexuellen Zwitter, halb Mann, halb Frau oder liebe diverse Käßmann, so als gäbe es keinen Bezug zu ihrem Geschlecht und ihrer Würde als Frau oder lieber Papst*in, aha, der Papst ist ein Mischwesen zwischen Frau, Mann und Divers und verkörpert nicht mehr den Menschen, der Würde hat, sondern einen Einheitsfunktionsclown….

  6. Das Christentum wurde durch ideologischen Zeitgeist immer mehr entwurzelt, aber auch durch die Geltungssucht ihrer Mitglieder, die schon fast das Wörtchen Nächstenliebe vergessen haben und es mit Fernstenliebe verwechseln und die Schäfchen den Wölfen zum Fraße vorwerfen.
    Ich war auch viele Jahre ein Lotterchrist ohne feste Wurzeln, aber je mehr ich mich damit befasst habe, desto mehr könnte ich weinen, wie verkommen die Kirchen geworden sind,
    Martin Luther und Thomas Müntzer waren sich in dem Punkt einig, jeder Mensch hat das Recht auf selbstständiges Gott-Vertrauen.
    Müntzer aber wollte mehr, er wollte im Gott-Vertrauen die irdische Knechtschaft von Bauern und Handwerkern als Leibeigene beenden, aber hat nie „im Namen Gottes“ dazu missbraucht.
    Er stand dafür ein, dass er als Mensch nicht unfehlbar ist und auch das dürfte Luther und Müntzer einen, sie hatten die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen satt, aber es war nicht in des Wissenschaftler Luthers Sinne, dass Müntzer das praktisch umsetzt. Insofern ist es eine Anmaßung, Müntzer für ideologische Zwecke zu missbrauchen.

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