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Zu den Ursachen wachsender seelischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen

Von Christa Meves

Die Barmer Ersatzkasse schreit auf: Die Zahlen von Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen im Hinblick auf ihre Psychotherapiebedürftigkeit schnellen hoch (1).

Eilfertig wird allerdings auf diese Nachricht in den Medien geschlußfolgert, dass die Ursache dafür in der Virus-Isolation zu suchen ist. Aber die Daten dieser Kasse lassen dieses Faktum lediglich als Anlass verstehen.

Schon vor Corona haben auch die Kinderärzte auf eine fortgesetzte Zunahme der Verhaltensstörungen, vor allem der motorischen Unruhe, hingewiesen. Wir sollten uns also nicht täuschen lassen und stattdessen dem Tatbestand tapfer ins Auge sehen, dass hier dringend darüber nachgedacht werden muss, worin die eigentlichen Ursachen dieser bedenklichen Zunahme beruhen, um jungen Eltern dadurch die Möglichkeit zu vermitteln, im Erziehungsgeschehen die Dinge zu vermeiden, die zu Verhaltensstörungen führen.

Das ist deswegen doppelt nötig, weil die Fachleute längst erkannt haben, dass das frühe Auftreten solcher Störungen ein sehr harter Brocken bei den therapeutischen Bemühungen ist. Und zuzugeben ist, dass bei den Lebensschwierigkeiten von erwachsenen Menschen die Therapeuten oft konstatieren, dass bei entsprechenden Patienten nicht selten bereits im Kindesalter Erstsymptome als Verhaltensstörungen sichtbar waren.

Ich habe mich in meiner praktischen Arbeit als Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin seit mehr als 50 Jahren mit diesem Problem vorrangig beschäftigt, sah hier bald die seelische Schwächung der jungen Generation sich einbahnen, erstellte darüber Prognosen mit der Aussage, dass man spätestens am Beginn des neuen Jahrhunderts mit einer traurigen Verwirklichung in der Bevölkerung zu rechnen hätte, wenn der Mainstream der Erziehung sich nicht ändern würde.

Heute ist es längst so weit. Denn diese verhängnisvolle Marschrichtung des Zeitgeistes änderte sich in der Tat nicht nur nicht, sondern sie läuft seit dem Beginn des neuen Jahrhunderts in Richtung einer allgemeinen, gefährlichen Ideologisierung, wodurch die wachsenden wissenschaftlichen Bestätigungen durch seriöse Fachleute nicht nur ostentativ überhört werden, sondern höhnisch der Zeitgeist allein als einzig richtiger Maßstab lauthals verkündet wird.

Dagegen spricht nun mit ihren Zahlen – in den Stürmen allgemeiner globaler Verwirrungen nur schwach zirpend – eine Krankenkasse, die sich mit ihren Ausgaben für seelisch beeinträchtigte Kinder überlastet fühlt.

Was dazu als Ursache zu sagen ist, habe ich seit 1966 mit Fachbüchern, in Printmedien und mit Radio- und Fernsehsendungen tausendfältig in die deutschsprachigen Länder hineingestreut und tue das heute weiter, weil ich die bedrängende Erfahrung habe machen können, dass es eine ganze Phalanx von bemühten, jungen Eltern gibt, denen es dadurch möglich geworden ist, meine Erziehungsvorschläge für notwendig und erfolgreich zu halten.

Praktische Erfahrung und wissenschaftliche Erkenntnis haben verdeutlicht, dass die Einhaltung der Naturordnung mit einer durchgängig direkten Nähe der Mutter zum Kind in dessen ersten Lebensjahren zwingend notwendig ist, weil sich in diesem Zeitfenster die positiven Erfahrungen des Kindes in sein sich entfaltendes Gehirn als künftige Liebes- und Leistungsfähigkeit geradezu einstanzen – ebenso aber auch besonders in dieser Zeit durch eine unnatürliche, unzureichende Versorgung des Kindes sich ein unruhig suchendes Verhalten, ja Widersetzlichkeit als seelische Störung in sein Gehirn langfristigst einprägt.

Als Quintessenz heißt das: Das Menschenkind ist auf Liebe geradezu programmiert.

Der Mensch ist eine Krone der Schöpfung Gottes. Dieser hat ihn eingefügt in prinzipielle Wachstumsphasen der Ausgestaltung mit einer umfänglichen Hilflosigkeit am Lebensanfang. Viel direktes Beschützen und Einhalten der Wachstumsgesetze ist nötig, damit die gesunde Ausgestaltung zum Erwachsenen – durch liebevolle Bemühung um die eigenen Kinder – geschehen kann.

Das gelingt am ehesten durch eine intensive, mindestens dreijährige Verbindung zu der Frau, aus der das Kind geschlüpft ist, und mit einem Vater, der diese Notwendigkeit durch treue Mühewaltung, durch seine Arbeit und sein einfühlsames Verhalten absichert.

Eine Regierung, die sich einer gesunden Zukunft ihrer Bevölkerung zu befleißigen hat, ist deshalb verpflichtet, sich dieser Zukunftsförderung vorrangig zu verschreiben. Das tut sie aber seit Jahrzehnten nicht mehr, weil diese natürliche Grundformel der Erziehung durch anmaßendes Geschrei in den Medien der Bevölkerung aus dem Kopf geraten ist.

Bis dahin ist es deshalb nötig, dass jede hellsichtige Familie selbst versucht, bei ihren Nachkommen dieses Ziel allein zu erreichen. Belohnt für ihre Mühe wird sie durch hervorragende Konzentrationsfähigkeit bereits im Grundschulalter, vor allem aber auch durch viel erfreulichen Umgang mit ihren Nachkommen selbst.

Sogar die Geschichtsforschung hat uns gelehrt: Fest zusammenhaltende Familien überstehen auch Notzeiten weitaus am besten.

(1) https://www.barmer.de/presse/bundeslaender-aktuell/nordrhein-westfalen/aktuelles/barmer-analyse–immer-mehr-psychotherapie-fuer-kinder-und-jugendliche-288260

Kommentare

10 Antworten

  1. Eine der Ursachen für Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen könnte auch darauf beruhen, daß – dank einer Heerschar von Psychologen – besonders Mütter das Gefühl haben, unter permanenter Beobachtung zu stehen. Jegliches Fehlverhalten der Kinder, schlechte Schulnoten usw. wird auf mütterliches Versagen zurückgeführt. Solche Vorwürfe werden nicht explizit erhoben, es sind eher unterschwellige Botschaften, subtile Einflüsterungen, die praktisch bei jeder Mutter das gesunde Erziehungsverhalten zerstören kann. Das hat sicher ernste Folgen für Kinder.
    Man könnte meinen, je mehr Psychologen, desto mehr verhaltensauffällige Kinder.

    1. Deutschland ist seit den 68ern und den Feministinnen Simone DeBeauvour und Alice Schwarzer ein kinderfeindliches Ego-Land geworden.

      Zeit-Fragen Magazin aus der SChweiz auch zu Erziehung mit Kindern und Kindergarten

      http.//www.zeit-fragen.ch

  2. Leider sind viele Familien zwangsläufig auf ein zweites Einkommen angewiesen – und die Frau muss so schnell wie möglich wieder Geld verdienen. Das Natürliche ist das nicht. Wer glückliche Kinder (und später fröhliche Erwachsene) will, der lässt die Kinder so lange wie möglich bei der Mutter (die allerdings nicht in Zweitehe mit dem Smartphone verheiratet sein darf). Im liebevollen Zusammenleben mit der Mutter können sich die Fähigkeiten der Kinder entwickeln, weil der Zuneigungsanteil weit höher als in der besten Kita oder dem besten Kindergarten ist. Auf der einen Seite hundert Prozent Mama, auf der anderen Seite ein wesentlich geringerer Prozentsatz in einer Einrichtung. Aber die wirtschaftliche Realität ist eine andere, die man selbstverständlich staatlicherseits zugunsten der Kinder ändern könnte. Geld haben ,,WIR“ im Überfluss – allerdings nicht für Kinder (oder Rentner). Aber das ist politisch so gewollt, scheint mir.

  3. Wieder ein typischer Meves-Artikel. Ich habe den Eindruck, im hohen Alter verengt sich ihr Blickwinkel und ihre Kritik immer mehr auf einige wenige Themen (oder vielleicht war er immer schon ein bisschen verengt, das kann auch sein). Eines sind die Kindergärten bzw das Alter, in dem die Kinder dorthin geschickt werden.

    Um nicht missverstanden zu werden: ich bin auch dafür, dass ein Kind erst dann in den Kindergarten kommt, wenn es dafür reif ist. Ein 6 Monate altes Baby ist sicherlich nicht reif dafür. Ich habe aber meine Zweifel daran, dass die (angeblich )steigenden psychischen Schäden und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern vor allem auf die Kindergärten zurückzuführen sind.

    Nur mal als gedankenanstoß: In der – für Christa Meves – „goldenen“ Zeit, nämlich in den 50er und frühen 60er Jahren, war es weit verbreitet, Babys und Kleinkinder nicht zu trösten, sondern sie schreien zu lassen, bis sie resignierten und schließlich einschliefen. Dass das zu psychischen Schäden führen konnte, liegt auf der Hand. Zwar hat Christa meves diese Praxis auch kritisiert, aber sie zeigt allgemein die Einstellung, die man damals Kinder gegenüber hatte. Das lässt mich eben zweifeln an der liebevollen und bindungsstärkenden Erziehung, die damals angeblich vor geherrscht hat.

    1. @Bernhard:

      Irrtum. Die meisten Mütter versuchten es einfach ganz klassisch mit einem Wiegenlied. Zum einschlafen – und waren damit auch erfolgreich, nachweislich beruhigt so etwas das Kind. Die ältesten bewährten Methoden sind eben meistens immer noch die Besten. Siehe auch den „Bund Katholischer Ärzte“ (BKA) Deutschland dazu usw.

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