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Weltweiter Down-Syndrom-Tag: Medien ermutigen zum behinderten Kind

Mathias von Gersdorff

Die breite und positive Berichterstattung zum Welt-Down-Syndrom-Tag am 21.3. kontrastiert stark mit dem üblichen Desinteresse der meisten Medien für Lebensrechtsthemen.  Bildungsplan-Demo-1.2.1448b

Ideologische Scheuklappen und überhaupt die Grausamkeit des Themas führt im Rest des Jahres dazu, daß die meisten Medien einen großen Bogen darum machen. Es gibt natürlich rühmliche Ausnahmen wie beispielsweise die „Junge Freiheit“ (vgl. Artikel „Warum diese Kinder leben“).

Die meisten Artikel, Reportagen und Filmberichte zum Welt-Down-Syndrom-Tag beinhalteten drei Botschaften:
1. Die geistige Behinderung ist oft viel geringer als zunächst befürchtet; 2. Trotz Behinderung sind Menschen mit Down-Syndrom in der Lage, ein einigermaßen unabhängiges Leben zu führen und sogar Berufe auszuüben; 3. Die Mütter und Familien, die ein Kind mit dieser Behinderung angenommen haben, empfinden es als Reichtum und sind ausgesprochen froh, daß sie ja zu ihrem Kind gesagt haben.
Es ist sehr schön, daß in der Presse in dieser Form berichtet wird. Man würde sich aber wünschen, daß die Medien verstärkt das Ja zu allen ungeborenen Kinder ermutigen, also auch solche, die „unerwünscht“ gezeugt werden. Ebenfalls wäre zu begrüßen, daß auf das uneingeschränkte Recht auf Leben aller Menschen hingewiesen wird, unabhängig davon, wie krank oder behindert sie sind.
In nicht wenigen Berichten findet sich unterschwellig eine utilitaristische Sicht des Menschen: Das Kind ist nicht dermaßen behindert, daß es nur Kosten verursacht und nichts leisten kann. DSC07339

Es gibt Anlaß, auf das uneingeschränkte Recht auf Leben hinzuweisen. Das Video „Liebe ist kein Argument“ zeigt Szenen aus dem Alltag eines Mädchens mit Down-Syndrom. Dem Zuschauer wird deutlich gemacht, wie normal ihr Leben ist: Sie fährt Rad, sie spielt mit einem Hund, sie spielt Geige, sie liest ein Buch usw.
Dabei werden Kommentare zu der Zeit-Reportage „Elternglück, nur anders“ vorgelesen, die über ein Ehepaar berichtete, die ein zweites Kind mit Down-Syndrom zur Welt brachte, obwohl sie vor der Geburt davon wußten. 
Es sind Kommentare wie: „Da schon vor der Geburt feststeht, daß das Kind behindert zur Welt kommen wird, handeln die Eltern schlichtweg egoistisch und verantwortungslos“ oder „Ich gönne allen Menschen ihr Glück, aber mit Absicht Behinderte in die Welt zu setzen, geht doch gar nicht. Wie egoistisch kann man sein? Eigentlich dürfte man sowas nicht erlauben, auch wenn es ein schmaler Grat zu alten Zeiten ist.“
Die Zeit hat löblicherweise dieses wertvolle Video verbreitet. Kann man aber erstaunt sein, daß es angesichts der Abtreibungspraxis zu solch menschenverachtenden Kommentaren kommt?

Daß viele Medien zu einem Leben mit Kindern mit Down-Syndrom ermutigen, hat auch damit zu tun, daß diese Kinder in der großen Mehrheit der Fälle von den Eltern „erwünscht“ waren. Sie wollten ja tatsächlich ein Kind zeugen und auf die Welt bringen. baby
Würden diese Medien versuchen, die Einstellung der Menschen zu „unerwünschten“ Kindern positiv zu beeinflussen, würden sofort die Empörungsrituale der Feministinnen und der Abtreibungslobby losgetreten werden. Schnell würde es heißen, man wolle die Frauenrechte beschneiden und sie auf „Gebärmaschinen“ reduzieren.
Prompt spielt das Recht auf Leben des ungeborenen Kindes keine Rolle mehr, prompt wird es zu einem bloßen Störfaktor der emanzipierten Frauen auf dem Weg zu einer falsch verstandenen Selbstverwirklichung.
Die positive Berichterstattung ist möglicherweise auch Folge eines kollektiven schlechten Gewissens. Etwa 95 Prozent der Kinder mit Down-Syndrom werden nämlich abgetrieben. Seit 2012 wurden drei Bluttests (PraenaTest von Lifecodexx, Panorama-Test der Firmen Natera und Amedes und der Harmony-Test der US-Firma Ariosa) eingeführt, welche die Selektion erheblich erleichtern.
Diese Diagnoseverfahren sind weder sicher noch geben sie an, wie stark die Behinderung sein wird. Wie schon oben erwähnt, gibt es Menschen mit Down-Syndrom, die normale Berufe ausüben können.
Darüber informiert das neu erschienene Buch „Was soll aus diesem Kind bloß werden? – 7 Lebensläufe von Menschen mit Down-Syndrom“ von Professor Holm Schneider (siehe Foto). Er selbst, Kinderarzt, Genforscher und Autor mehrere Bücher und Fachpublikationen, stellte eine Sekretärin mit Down-Syndrom ein. PICT0107
Seit einigen Jahren erscheinen regelmäßig Bücher über das Leben und das Zusammenleben mit Menschen mit Down-Syndrom. Vor wenigen Wochen ist beispielsweise „Lolas verrückte Welt: Diagnose: Down-Syndrom“ der 37jährigen Amelie Mahlstedt erschienen. Vor sechs Jahren brachte sie ein behindertes Kind zur Welt, und sie dachte, die Welt würde einstürzen. In ihrem Buch beschreibt sie, wie dieses Kind ihr eigenes Leben wertvoller gemacht hat.
Am erfolgreichsten waren bislang die Bücher von Doro Zachmann: „Mit der Stimme des Herzens. Meine ersten Jahre mit Jonas“ (1999) „Bin Knüller! Herz an Herz mit Jonas“ (2010) und „Ich mit ohne Mama. Knüller Jonas wird erwachsen“ (2012). Im letztgenannten ist Doro Zachmanns behinderter Sohn Jonas Kaufmann Mitautor.
Auf diese Weise kann man die Sensibilität und das Fassungsvermögen eines 19-Jährigen mit Down-Syndrom kennenlernen. Dabei stellt man fest, daß Menschen mit Down-Syndrom über psychische „Antennen“ verfügen, die andere nicht haben.
Alle diese Bücher sind empfehlenswert. Wie schön wäre es, wenn sie eine große Verbreitung finden. Es sind Werke, die uns einen neuen Blick auf das Leben eröffnen, die uns menschliche Reichtümer zeigen, die wir sonst nicht sehen würden. Es sind Bücher, die uns auch eine völlig neue Perspektive auf die Welt öffnen und nachdenklich machen.
Heutzutage ist es ja Mode geworden, „Quoten“ einzuführen. In Deutschland und Europa gibt es viele Volksvertreter, die sich rabiat für die Durchsetzung eines „Rechts auf Abtreibung“ einsetzen. Eine Behindertenquote in den Parlamenten, wodurch behinderte und nicht-behinderte Menschen zusammenarbeiten müßten, würde sicherlich die Ansichten vieler ändern.
Unser Autor Mathias von Gersdorff ist Leiter der Frankfurter Aktion „Kinder in Gefahr“ und des Webmagazins „Kultur und Medien heute“
Erstveröffentlichung des Beitrags in der Wlochenzeitschrift „Junge Freiheit“

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