Von Walter Rominger
Ökumenisch-evangelikaler Bekenntnistag in Winterlingen am 29.6.2025 anlässlich des 1700-jährigen Jubiläums des Nicänischen Glaubensbekenntnisses
Es war nicht der erste ökumenische Bekenntnistag der evangelischen Kirchengemeinde Winterlingen am 29. Juni 2025, zu dem rund 400 Teilnehmer zusammenkamen. Zahlreiche engagierte Ehrenamtliche hatten den Tag gemeinsam vorbereitet.
Sowohl im Eröffnungsgottesdienst als auch bei der Schlussveranstaltung begleitete neben der Orgel die Band der Api-Gemeinde Pfuliingen den Gemeindegesang. Während rund 30 Kinder ein eigenes Programm in der Winterlinger Festhalle hatten, luden moderner Lobpreis und Choräle gleichermaßen mitreißend zum Singen ein.
Die Predigt zu Jes 55,1-5 im Eröffnungsgottesdienst hielt der frühere Generalsekretär und ProChrist-Prediger Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), der bereits beim Winterlinger Christustag vor zehn Jahren gepredigt hatte.
Christus ist der HERR aller Herren
Einleitend erinnerte er an das 1700-jährige Jubiläum des Nicänischen Glaubensbekenntnisses mit Bezug zum Predigttext. Er machte auch deutlich, dass das Wort nicht aus unseren Erkenntnissen komme, sondern uns zugesprochen werden müsse. Angesichts derer, die sich in dieser Welt als die Mächtigen aufspielten, sollten sich Christen in Erinnerung rufen: Jesus ist der HERR aller Herren!
Christen, die ihren HERRN kennen, haben nicht mehr so viel Angst.
Weiter erinnerte Parzany daran, dass Gott mit seinem Volk Israel zu seinem Ziel komme. Er mahnte, niemand solle sich an Israel vergreifen, da er dies bitter zu büßen habe.
Gläubige sind die wahren „Progressiven“
Schließlich lenkte er den Blick in die Zukunft:
Wir gehen der Vollendung entgegen. Menschen, die Jesus entgegengehen, seien daher auch nicht konservativ im Sinne von bloß zurückblickend. Er schloss: Wer nach dem Willen Jesu lebt, der könne sich getrost „progressiv“ nennen, da wir Jesus, unserm wiederkommenden HERRN, entgegengehen.
In der Pause der Begegnung zwischen den Gottesdiensten und den Workshops konnten die Teilnehmer sich auf dem Gelände zwischen Kirche und Pfarrhof an insgesamt 10 Ständen von Missions-, christlichen Hilfswerken und Lebensrechtsgruppen über deren Arbeit informieren.
Über die Mittagszeit fanden gleichzeitig an verschiedenen Orten drei Workshops statt:
„Gemeinsam für Christus – für das Recht auf Leben – ohne Wenn und Aber“ (Prof. Paul Cullen, Präsident der Ärzte für das Leben, Münster),
„Gemeinsam für Christus – auf der Grundlage von Gottes Wort“ (Dr. Markus Till, Biologe, Weil im Schönbuch),
„Gemeinsam für Christus – als Licht und Salz in der Welt der Umbrüche“ (Hartmut Steeb, Generalsekretär i. R. der Deutschen Evangelischen Allianz, Stuttgart).
Prof. Cullen: Arzt und Anwalt für die Ungeborenen
Prof. Paul Cullen (siehe Foto) schilderte einleitend seinen persönlichen Werdegang als Arzt zum „Anwalt“ für das Recht auf Leben, das er aus der Würde des Menschen ableitete. Deren Begründung habe er in der Bibel gefunden. Abschließend machte er am konkreten Beispiel eines Diskurses deutlich, welche
schlüssigen Argumente für das unbedingte Lebensrecht jedes Menschen vom Zeitpunkt der Empfängnis an sprechen.
Das Thema Abtreibung sei keine Randfrage, sondern berühre mit der Frage nach der Würde das Zentrum des Glaubens, ohne den menschliches Leben leicht zur ökonomischen Verhandlungsmasse werde.
Dr. Markus Till setzte sich vor allem mit dem Post-Evangelikalismus auseinander. Letztlich liege allen Differenzen, etwa in sexualethischen Fragen, eine unüberbrückbare Kluft in der Schriftfrage zugrunde: Ist die Heilige Schrift nur Menschenwort oder spricht Gott in ihr?
Während uns Unterschiede in einzelnen Auslegungsfragen nicht trennen müssen, so sei das beim Bibelverständnis anders. Der Referent verwies auf den Selbstanspruch der Bibel, dass das, was in ihr stehe, Worte des lebendigen Gottes seien.
Die BIBEL ist das Wort des lebendigen Gottes
Während menschliche Bücher immer vorläufig seien, erhebe die Heilige Schrift den Anspruch auf allerletzte Gültigkeit. Auch Jesus habe in seinen Diskussionen den Schriftbeweis benutzt und sich eins zu eins hinter die Heilige Schrift gestellt.
Till schloss seinen Vortrag mit dem Appell: Lasst uns aus Überzeugung leidenschaftlich daran festhalten: Die Bibel ist Gottes Wort; sie enthält es nicht nur.
Hartmut Steeb (siehe Foto) analysierte in seinem Workshop unsere Zeit als nachchristlich, multireligiös und von dramatischem Werteverlust geprägt. Doch gerade in einer Welt, die im Umbruch sei, bleibe der Ur-Auftrag Jesu an die Christen „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker“ (Mt 28) zu allen Zeiten unverändert bestehen.
Das Evangelium sei unsere Bringschuld und zugleich das bleibende Kontrastprogramm zur gesellschaftlichen Entwicklung.
Parzany: Ich glaube – Wir glauben…
Im Mittelpunkt der Schlussveranstaltung stand ein weiterer geistlicher Impuls von Pfarrer Ulrich Parzany. Er verglich das Apostolische mit dem Nicänischen Glaubensbekenntnis. Während das Apostolicum das Bekenntnis des einzelnen Christen ist, weshalb es darin heißt: „Ich glaube …“, ist das Nicänum das Bekenntnis der ganzen Kirche: „Wir glauben …“
Beides ist wichtig!
Ulrich Parzany zeigte sich davon überzeugt, dass es die Einheit in Kirche und Gemeinschaft nur mit einem einheitlichen Bekenntnis geben könne, das immer im Bekenntnis zum dreieinigen Gott gründe.
Parzany beendete seinen geistlichen Impuls mit der Feststellung: Was im Nicänum und im Apostolicum steht, ist heilsnotwendig und daher nicht verhandelbar.
Am Ende des Bekenntnistages verlas Pfarrer Ernst Nestele eine Erklärung seiner Winterlinger Kirchengemeinde an die württembergische Landessynode mit der dringenden Bitte, von der vorgesehenen „kirchlichen Trauung für zwei Personen des gleichen Geschlechts… “ abzusehen, sowie das mit Januar 2020 in Kraft getretene „kirchliche Gesetz zur Einführung eines Gottesdienstes anlässlich der bürgerlichen Eheschließung zwischen zwei Personen gleichen Geschlechts…“ für nichtig zu erklären.
Weiter forderte er, die im Juli 2024 geänderte Abendmahlsordnung, die ausnahmsweise eine digitale Feier des Abendmahls ohne Anwesenheit eines Leiters oder einzelner Teilnehmer gestattet, zu widerrufen und vom digitalen Abendmahl abzusehen.
Er ermutigte die Kirchenleitung darin, jeder weiteren Aufweichung des Abtreibungsparagraphen (§ 218) entgegenzuwirken.
Unser Gastautor Walter Rominger ist evangelischer Theologe, Buchautor und Prediger; er lebt in Albstadt-Ebingen (Baden Württemberg)
3 Antworten
Dem Geist des Konzils in Verbindung mit der Pille und der 68er Kulturrevolution ist es gelungen, „der Kirche“ den Verstand zu rauben, sowohl in theologischen als auch in weltlichen Fragen.
Nur wegen der Fortpflanzung gibt es zwei Geschlechter. Und für einen gesunden Nachwuchs sind Vater und Mutter unabdingbar.
Gott hat uns die Freiheit gegeben. Statt sie dankbar mit königlicher Freude zu erleben, widersetzen wir uns seinen Ordnungen und begehren auf: Mein Bauch gehört mir… Es spitzt sich zu. Millionenhaft eifern und geifern wir in provozierenden Auftritten und Paraden und wundern uns über Hass und Friedlosigkeit. Der babylonische Totentanz der Dekadenz hat begonnen. Wer treu bei Gott bleibt, ist in Sicherheit. Gelobt sei Jesus Christus, unser Retter, Herr und Heiland!
Die Wahrheit wird uns frei machen.
Auch in der säkularen Welt wird nach der Wahrheit gesucht, weil immer mehr Menschen merken, dass es äußerst gefährlich ist, wenn es keine Wahrheit mehr gibt.
Dann herrscht nämlich die Wahrheit der Mächtigen und Einflussreichen.
Das will eigentlich kaum jemand
Das ist also eine wunderbare Voraussetzung, das Evangelium der Wahrheit zu verbreiten.