Top-Beiträge

Links

Zum Sinn der Krönungszeremonie von König Charles: „Dienen bedeutet Freiheit“

Von Dr. Edith Breburda

“Mich interessiert der König nicht, ich bin im Team Harry“, lautet einer der vielen Kommentare, die man in den letzten Tagen zu hören bekommen kann. Eine wertneutrale Reflektion hinsichtlich der Krönung ist schwer zu finden. Zu hochgespielt sind Vorurteile, Empathie und eventuell auch Intoleranz gegenüber einer jahrtausendealten Tradition der Westminster Abbey.

Seit 70 Jahren wartete man darauf, ein neues Haupt des uralten Geschlechtes zu krönen. Es ist für viele ein einmaliges Erlebnis, zumal Königin Elisabeth II. bislang die am längsten regierende Monarchin Englands war.

Keiner, der 1953 ihre Krönung plante, ist heute noch am Leben, sagt man. Nur der König und zwei seiner Cousins waren damals dabei. Doch warum sollte uns das betreffen? Selbst viele Amerikaner betrachten all den Pomp-Pomp um Charles als irrelevant.

Mit dem Tod von Königin Elisabeth trauerte eine ganze Nation und darüber hinaus. Ein Phänomen, das wir auch beim Hinscheiden Papst Johannes Paul II. beobachteten. Eine Parallelität ist deshalb gegeben, weil Elisabeth II. das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche war. Sie war aber auch die Königin aller Briten und so haben viele katholische Gemeinden für ihr Seelenheil gebetet, hat sie doch in der christlichen Kultur eine herausragende Rolle gespielt. Bei ihrer Krönung wurde ihr die Verteidigung des christlichen Glaubens anvertraut.

Charles hingegen wollte gerne alle Religionen vereint in seine Rolle einbeziehen. Das läßt nicht unbedingt den Eine-Weltreligion/New-Age Sympathisanten eine Plattform zukommen und damit die wachsende Aversion gegenüber der Monarchie rechtfertigen. Man sollte sich ins Bewusstsein rufen, dass katholische Kirchenführer schon lange den Dialog mit Vertretern der Weltreligionen führen und dies nicht erst seit der Huldigung an die Pachamama‘s salonfähig gemacht wurde.

Eine Monarchie scheint für viele trotzdem nicht mehr zeitgemäß, vor allem im 21. Jahrhundert, in dem Gläubige für Gleichberechtigung, Equity und Gerechtigkeit beten.

Aber verdeutlichen diese Begriffe uns auch, dass jeder von uns in den Augen Gottes seine ihm gemäße Rolle zugeteilt bekommen hat? Wie der hl. Pfarrer von Ars sagte, ist es so gesehen nicht entscheidend, ob wir eine Berufung zum Bettelmann oder König erhalten haben. Es käme nur darauf an, wie wir unsere Berufung –  dem Willen Gottes entsprechend – leben.

„Es sind ganz normale Menschen, mit gewöhnlichen Vorlieben, Interessen und Fähigkeiten. Einzigartig sind ihre Privilegien und die damit verbundene Verantwortung, in die sie hineingeboren wurden“, analysiert Dr. Holly Ordway die Stellung von König Charles in seinem Artikel: „The Coronation of King Charles III.“

Charles wurde mit dem Tod seiner Mutter Elisabeth II., die am 8. September 2022 verstarb, eigentlich automatisch König. Doch seine offizielle Krönung fand – wie die seiner Vorfahren – im Westminster Abbey statt.

Die Krönungsmesse, ein archaisches Ritual, das uns an die Salbung der Könige des Alten Testamentes erinnert, hat eine tiefe christliche Symbolik, die wir nicht vorschnell als überholt abtun sollten. Wenn man nur oberflächlich hinschaut, erinnert sie teilweise an eine Priesteweihe.

Gleich zu Beginn fragte ein Page im Namen der Jugend Charles III. nach seinem Ansinnen und warum er gekommen sei. „Ich bin hier, um dem König der Könige zu dienen“, war die Antwort des 74-Jährigen.

Bereits seine Mutter sah ihre Aufgabe im Dienst am Volk; ihr Engagement und vorbehaltloser Einsatz wurde über ihr Grab hinaus gerühmt. Dokumentarfilme würdigen ihre Selbstvergessenheit. Es ging ihr nicht um ihre Wünsche, sondern immer um das Amt. Ihr Leben wurde von ihrer Pflicht geprägt.

Sie konnte die Politik und Gesetzgebung ihres Landes als konstitutionelle Monarchin nicht gestalten. Sie traf sich mit den Premierministern Woche für Woche, die ein Thema mit einer wertneutralen, unparteiischen Person mit jahrzehntelanger Erfahrung absolut vertraulich diskutieren konnten.

Sie regierte durch ihre Moral und Persönlichkeit, was nicht heißt, dass all ihre Unterfangen vom Erfolg „gekrönt“ waren; sondern dass sie ihre Lebensberufung als Königin ernst nahm.

Prinz William erklärte die Krönung seines Vaters mit einem Wort: „Dienen“.

König Charles einzigartige Position und Privilegien wie auch die seiner Mutter können jedem Menschen und vor allem Christen als Vorbild vor Augen stehen, die Berufung zum Dienen als das Wichtigste in der Welt anzusehen.

König zu sein ist im wahrsten Sinne eine Berufung. So wie im Alten Testament, als die Könige von Gott auserwählt wurden. Es vermittelt ein Bündnis zwischen dem Erschaffer der Welt und seinen Kindern. Es ist eine Art Zugeständnis, das auf Gott verweist, der die Geschicke der Welt in der Hand hält. Verdeutlicht nicht die Zeremonie einer Königskrönung die Ergebenheit seines Dieners in Gottes Willen?

„Dienen bedeutet Freiheit“, erläuterte der anglikanische Erzbischof, der den König, den Blicken der Anwesenden verborgen, gesalbt hat. Der Thron war auf den Altar gerichtet – nicht zum Volk hin. Die Prunk-Gewänder und Rituale sowie die Anrufung des Heiligen Geistes vermittelten ein Mysterium, welche die Salbung zum hohen Amte verdeutlicht.

Menschlich gesehen ist keiner der geeignetste Kandidat für ein Königsamt. Es ist verständlich, dass Charles aufgrund seines Lebenswandels viel Kritik erntet. Doch wenn Gott das Schwache erwählt, wird seine Gnade umso deutlicher, wie Paulus schreibt.

Aber es ist kein Amt, das durch Wahlen oder eine politische Ansicht, eine besondere Intelligenz oder Wohlverhalten „erkauft“ werden kann, sondern es handelt sich um eine Stellung, die durch die Geburt erlangt wird. Keiner kann aus dieser Rolle schlüpfen, auch nicht Prinz William und sein Sohn Georg.

Der einzige Ausweg aus einer von Gott gegebenen Erwählung bestände darin, dass man sich vor seiner Verantwortung drückt und sie so nicht wahrnimmt.

Ob ein Prinz Harry glücklich mit seiner Entscheidung ist, nicht mehr seine Rolle eines „working Royal“ auszuführen, sei dahingestellt; seine Körpersprache verriet seine Stimmung.

Begeistert schienen viele Zuschauer von der Schwester des neuen König Charles: Prinzessin Anne hatte einen wunderbaren roten Federbusch, der ihren Hut zierte. Ihrem „Feathergate” – wie er so passend von den Zuschauern genannt wurde –  haben wir es zu verdanken, dass weder die Medien noch der Prinz einen freien Blick hatten.

Literatur:
Dr. Holly Ordway „The Coronation of King Charles III: A Reflection“. Word on Fire Catholic Ministries. May 5. 2023

Kommentare

14 Antworten

  1. Hab mich ein wenig vertan. Entschuldigung.
    Das mit der Inkulturation, worüber sich auch die Autoren Gedanken machen, ist im ersten verlinkten Buchtipp zu finden, ….Ahnenglaube…

    Und, der Anfang des Buches Jona ist sehr interessant, finde ich und auch was Jesus im NT dazu sagt.
    Mt 12,38-42, Lk 11,29f.

    Und wissen wir, wieviele sich doch möglicherweise zu Jesus bekehrt haben/könnten?
    Die Königin des Südens, zB wird richten…sie war bei Salomo….wir wissen nicht, wie sie, nachdem sie zurückgekehrt ist, gelebt hat, welche Auswirkungen, welchen Einfluss dies alles/sie hatte..siehe den Kämmerer im NT, der von Philippus gelehrt wird….

    1. Wäre das so, das wäre dann allerdings fatal – aus einem Leserbrief bei kath net, zu einer Predigt von B Bätzing:

      „Papst Franziskus Beitrag zu dieser Causa

      Zur Erinnerung: Scalfari schrieb, daß Papst Franziskus ihm erklärte habe, daß Jesus nur ein Mensch, nicht wahrer Gott sei! Papst Franziskus bezeichnete Scalfari als seinen Freund, mit dem er gerne Gespräche führe. Scalfari schrieb dann Zusammenfassungen dieser Gespräche für eine Zeitung. Bis heute hat der Papst diese Äußerung seines Freundes nicht widerrufen oder korrigieren lassen.
      Es spricht einiges dafür, daß der Papst um des interreligiösen Dialoges willen an einer Entgottung Jesu interessiert ist, damit alle Religionen als gleich wahr, von Menschen eben gestiftet angesehen werden können. ….“

      Damit bin keinesfalls einverstanden.

      Aber Jesus ist immer noch grösser
      als wir alle…und am meisten und härtesten kritisiert und zurechtgewiesen hat ER die aus den eigenen Reihen…

  2. ‚Bibelkonservativ‘ bedeutet schlicht das protestantisch-reformatorische sola scriptura.
    Dass es das zur Zeit der Urchristen im heutigen Verständnis noch gar nicht gegeben hat, weil noch gar nicht alles niedergeschrieben war für alle, so wie wir das heute kennen.

    Eine Ökumene aller Religionen ist m. E. nicht angestrebt, ein anderer Umgang miteinander ja.
    Wer die früheren Konflikte siehe zB 30jähriger Krieg, ein Religionskrieg auf deutschem Boden, erinnert, die Konflikte der sunnitisch-schiitischen Glaubensgemeinschaften islamischer Prägung, das Vorpreschen der Hindus gegen Andersgläubige hat damit einen Ansatzpunkt, warum die KK es anders machen will.
    Soweit ich gelesen habe, haben zB weder Johannes Paul II noch Benedikt VXI noch Franziskus je den Vorrang Jesu Christi verraten…bzw aufgegeben..sondern konsequent verteidigt.

    Mir geht die Toleranz auch manchmal zu weit..und ich wünschte, so etwas wie dieses Pachmama hätte nie stattgefunden…das alles könnte in der Tat falsche Erwartungen wecken..
    Aber Dialoge müssen geführt werden…
    Ich empfehle das Buch “Friedenskind“, öffnet die Augen für Mission/Evangelisation.

    Wenn wir nicht lernen zu dienen, verlieren wir alles.
    Und nichts macht das deutlicher als die Hl. Messe…..die Eucharistie….wo auch immer auf die Wiederkunft Jesu hingewiesen wird.

    1. Jutta: Die Urchristenheit hatte das Alte Testament und erhielt dann in den Jahrzehnten nach dem Kreuzestod das Neue, das von der „Kirche“ als Wort Gottes erkannt wurde. Meine Konfession (Alt-Baptisten) vertritt schon seit ihrer Gründung 1611 Toleranz im Sinne völliger Religionsfreiheit, Gewaltlosigkeit. 1611 /12 forderten wir das ausdrücklich für Katholiken, Protestanten, Juden, Moslems, Gottlose, Jahrhunderte vor den beiden Großkirchen, was in einem Artikel in der FAZ vor Jahren auch ein früherer katholischer Bischof von Limburg bestätigte. Toleranz forderten seit ihrer Gründung vor 150 Jahren auch die strikt konservative Evangelisch-Lutherische Freikirche und schon immer die Mennoniten.
      Akzeptanz ( Anerkennung als Wahrheit) wird heute oft mit Toleranz verwechselt. Beides kann zusammengehen, muß es aber nicht. „Rom“ betonte immer den Vorrang des Christentums und den der Römisch-Katholischen Kirche, etwa in Dominus Jesus. Das ändert aber nichts an den von mir dargelegten religionsvermischenden Lehren „Roms“.

      1. Ja, danke für die Belehrungen, das ist gut, da lerne ich dazu.
        Ich finde trotzdem keine Religionsvermischung „Roms“ in der Lehre.
        Der KKK ist da eindeutig.

        Was wird vermischt?
        Beispiel?

        Selbst PF lehrt nicht plötzlich Anbetung von „Mutter“ Erde …oder anderes…momentan lehrt er Christuszentriertheit explizit…

        1. Jutta: Danke für freundliche Antwort! Wer interreligiöse Gottesdienste feiert, vermischt die Gottesverehrung von Religionen wie der, der auch in der Anbetung Allahs Anbetung Gottes sieht. Wer (mündigen) Nichtchristen Heilsmöglichkeit zuspricht, vermischt die Heilswirkung von Religionen.

          1. Ganz verstehe ich es immer noch nicht.
            Was insbesondere die Anbetung Allahs betrifft, denke ich bzw frage mich, ob sie nicht doch Gott anbeten, aber leider pervertiert..bzw wie die Juden. Diese beten ebenso nicht den dreieinen Gott an, den Einzigen, und glauben, dass Sein heiliger Geist über Seinen Auserwählten kommen kann…so wie zB über König Saul, König David durch die Salbung (!)… aber nicht wie wir Christen.

            Heils“möglichkeit“ besteht aber doch…sie können Jesus anerkennen…und was war und ist mit den vielen Menschen, die nie von Jesus hören konnten, und auch heute nicht hören von Ihm? Sind die alle per se verloren?
            Aus reformatorischer Sicht ist die Antwort möglicherweise die, dass diese nicht erwählt sind…

            Und wir wissen nicht, was in den entscheidenden Momenten im Sterben geschieht…wer weiss, ob nicht in diesen Momenten Interreligiöse Jesus als Heiland und Retter erkennen…
            Es gibt ja auch das Thema der sog. Inkulturation. Da ist das Buch von Johanna Datzreiter sehr spannend.
            Ich suche gleich noch den Titel….

  3. Was bitte soll „bibelkonservativ…“ bedeuten? Etwa: das „Gute“ (vom Wort Gottes) bewahren und das „Schlechte“ (das es garnicht gibt) aussieben?
    Oder Protestanten, die die Bibel nicht beliebig interpretieren oder sinnhaft verdrehen?
    Die „Heilsmöglichkeit nichtchristlicher Mündiger“ ist nur durch die Kirche möglich. Diesen Zusatz in der Aussage wegzulassen sollte sträflich sein (da es verwirrt).

    Auch die anderen Behauptungen sind falsch das sie vielleicht auf dem letzten Konzil V2 (auch als „Räuberkonzil“ bezeichnet, ob zu Recht oder Unrecht ist momentan noch dahingestellt) und vom aktuellen Papstdarsteller kommen, aber nicht von der Kirche. „Worte von Konzilien und Päpsten“ ist daher (in der Mehrzahl!) bestreitbar.

    Einen Dialog mit anderen „Religionen“ zu führen, ist nicht „in Ordnung“ sondern in Unordnung. Ein Diskurs vielleicht?!

    1. Bibelkonservativ (= Bibelbewahrend/ konservare heißt bewahren) sind SELBSTVERSTÄNDLICH die Protestanten, die Ihren zweiten Satz vertreten. Ihr Zusatz zur Heilsmöglichkeit von Nichtchristen nach katholischer Lehre bestätigt die Richtigkeit meiner Aussage, ihr Zusatz ändert nichts an dieser Möglichkeit, sondern ergänzt sie noch dahingehend, daß die Kirche dazu beiträgt,
      die Kirche für diesen Religionsvermischung auch noch verantwortlich ist…
      Päpste und Konzilien vertreten DIE Kirche, definieren verbindlich ihre Lehre, nicht aber die Theologie von Randgruppen (teils außerhalb der kirchlichen Hieratchie), die Sie vortragen… Im Übrigen gab es katholische Religionsverniscchung auch schon vor Vatikan II. Dialog heißt Gespräch- eine Abgrenzung zum Begriff Diskus ist an den Haaren herbeigezogene Wortspielerei.

  4. Katholische Kirchenfüher führen nicht nur einen Dialog mit anderen Religionen, was völlig in Ordnung ist wie auch politische Zusammenarbeit. Der ganz offizielle (nicht: Randgruppen) Katholizismus bejaht auch durch Worte von Konzilien und Päpsten:
    Interreligöse Gottesdienstbeteiligungen
    Die Heilsmöglichkeit nichtchristlicher Mündiger
    Daß Moslems Gott anbeten (nicht einen anderen Gott=Götzen)
    Moslems Brüder von Christen sind

    Das alles ist ein weiteres Hindernis für Ökumene mit bibelkonservativen Protestanten.

    1. Bibelgläubige werden sich niemals einer Ökumene a l l e r Religionen anschließen. Das ist ausgeschlossen lieber Herr Motte. Da haben Sie vollkommen recht!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Kategorien

Aktuelle Beiträge

Archiv

Archive

Artikel-Kalender

April 2024
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930  

Blog Stats

679039
Total views : 8752027

Aktuelle Informationen und Beiträge abonnieren!

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, wenn Sie kostenlos über neu erschienene Blog-Beiträge informiert werden möchten.