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Zunehmende Vergewaltigungen durch frauenfeindliche Mentalität in Indien

Von Dr. med. Edith BreburdaDr. Breburda

Als eine 23-jährige Medizinstudentin aus Indien am 16. Dezember 2012 in einem Bus in Delhi vergewaltigt wurde, war die Welt erschüttert. Viele Jugendliche versammelten sich auf den Straßen und forderten Gerechtigkeit für Frauen, die Opfer sexuellen Missbrauchs wurden. Die Regierung musste strengere Gesetze versprechen.
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Zwei Jahre später gehen die Vergewaltigungen scheinbar unbekümmert weiter. Laut einer Statistik von 2013 des Nationalen Strafregister-Büros werden in Indien jeden Tag durchschnittlich 93 Frauen vergewaltigt. Die Zahl der Frauen, die eine Anzeige erstatteten, nahm zu. Proteste dagegen schienen nutzlos zu sein. 
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Die Ursache sehen Experten darin, dass Mädchen in Indien eine untergeordnete Rolls spielen. Sie werden meist abgetrieben  – und wenn sie es schaffen, geboren zu werden und durch ihre Kindheit zu kommen, werden sie immer in Gefahr sein, von Männern missbraucht zu werden.
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Nirgendwo sind sie vor sexuellen Übergriffen sicher, nicht einmal zuhause. Man sagt ihnen, sie dürften sich nicht beschweren und sollten stillhalten, andernfalls würden sie nur Schande über ihre Familien bringen.Tanzende Ind 2
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Der Filmproduzent Leslee Udwin macht in seinem Dokumentarfilm India’s Daughter auf diese Gegebenheiten aufmerksam. Der Film berichtet über die Vergewaltigung und Ermordung der 23 Jahren alten Studentin in Delhi. Er wurde vom BBC gedreht und sollte am Internationalen Tag der Frauen, am 8. März 2015, in den Kinos anlaufen.
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Als die Film-Produzenten bekannt gaben, dass sie einen der Täter im Gefängnis interviewt haben, wurde der Streifen in Indien am 4. März von der Regierung verboten. In England wurde er dennoch gezeigt. Auch wurde er auf YouTube aufgeladen, bis am 5 März die indische Regierung auch YouTube blockierte. Der kontroverse Film sorgte für großes Aufsehen. Aber warum?
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Im Interview zeigte Mukesh Singh, einer der fünf Vergewaltiger, keinerlei Reue oder Einsicht. Er deutete darauf hin, dass die junge Frau nicht getötet worden wäre, wenn sie eingewilligt hätte. Auch der Anwalt der Attackierten äußerte sich im Film. Er sagt: „Es gibt in unserer Gesellschaft keinen Platz für ein freundschaftliches Verhältnis von Männern und Frauen…Da ist kein Platz für Frauen“.
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„Gibt es ein besseres Statement über die moralische Benachteiligung von Frauen?“, fragt Ritu Sharma in einem Artikel über India’s Culture of Rape vom 11. März 2015.
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„Neulich“, fährt sie fort, „sprach ich mit einer alten Frau aus Haryana. Sie sagte mir: es ist das normale Schicksal eines jeden Mädchens, vergewaltigt zu werden. Eltern müssen sehr auf ihre Tochter aufpassen, bis sie endlich verheiratet ist. Sie können nicht dauernd hinter ihr herlaufen. So ist es viel besser, einen Jungen zu haben. Der ist pflegeleichter.“
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Shabnam Hashmi, eine Frauen Aktivistin aus Delhi, erklärt sich die Situation so: Nachrichten_Kopfbalken_1 - Kopie
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„In der patriarchalen Gesellschaft von Indien werden Jungen viel mehr Freiheiten eingeräumt. Sie werden dazu erzogen, die Freiheiten von Frauen zu kontrollieren. Zuerst die ihrer Schwestern und dann ihrer Ehefrauen. Eine männerdominante Gesellschaft gibt Frauen vor, wie sie sich zu verhalten haben. Wie sie sich in der Öffentlichkeit kleiden und wann sie zu Hause sein müssen.
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Leider haben wir vergessen, die Jungen zu erziehen, wie sie sich in der Gesellschaft von Mädchen verhalten sollen. Es würde sicher einen Unterschied machen, wenn sie  wüssten, dass es sich gehört, einer Frau Respekt zu zollen.
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In den meisten Familien nehmen Jungen eine gehobene Stellung ein. Sie denken, es gehört zum guten Geschmack, eine Frau zu necken und sich ihr gegenüber verächtlich zu  zeigen. Es ist die Mentalität in unserer Gesellschaft, die einen Mann dazu erzieht, eine Frau zu kontrollieren. Wir machen uns keine Gedanken über ihre Sicherheit…
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Männer meinen, sie hätten keine Pflichten oder Verantwortungen gegenüber einer Frau. Wenn Männer aufhören würden, in einer Frau eine sexuelle Ware zu sehen, die sie, wann immer es ihnen gefällt, benutzen können, dann müssten Frauen auch keine Angst mehr haben missbraucht zu werden.“
HMK-Foto.
Der Prämierminister von Indien, Narendra Modi, setzte sich erst im Januar 2015 dafür ein, Mädchen eine Ausbildung zukommen zu lassen. Derartig Programme werden missglücken, solange Mädchen sich nicht frei und in einem sichereren Umfeld bewegen können.  Ist es so verwunderlich, dass viele lieber einen Sohn, als eine Tochter haben?
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„Warum sollen wir  Töchter haben, wenn sie oft ein solch brutales Ende finden?“, sagte eine ärgerliche Frau, die gegen Vergewaltigung demonstrierte.
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Es ist fast eine Ironie, weil in Indien so viele weibliche Gottheiten verehrt werden. Die lebenden Frauen werden hingegen geringschätzig behandelt.
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Wir können die Notwendigkeit bejahen, dass es in Indien strengere Gesetzte geben muss, um Vergewaltigungen strenger zu bestrafen. Nur muss man in den Familien anfangen, die Mentalität zu ändern. Die Mädchen der Gesellschaft müssen ihre Rechte kennen, damit sie zuversichtliche junge Frauen werden. Die Söhne sollten die Würde der Frau anerkennen. Das wäre der erste Schritt. Ein kleiner Anfang. Nur so könnte man Müttern und Töchtern helfen. 
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Ein Anfang wäre der Dokumentar-Film von Udwin gewesen, der leider verboten wurde. Er hätte eine ehrliche Diskussion über männliches Verhalten gegenüber Frauen angefacht.
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Innenminister Rajnath Singh sagte im Parlament: „Die Kommentare des Vergewaltigers im Film waren sehr abfällig und bildeten einen Affront gegen die Würde der Frau.“ – Was er nicht erwähnte war, dass diese Haltung allgegenwärtig in Indien vorherrscht. 
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Ein Polizeisprecher von Delhi ging einen Schritt weiter. Seiner Meinung nach hat der Film fragwürdige Inhalte, die eine Störung der öffentlichen Ordnung bewirken könnten.
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Sind aber nicht Empörung und Verurteilung die einzigen logischen Antworten, um verachteten Frauen in Indien zu helfen, fragt Ritu Sharma in seinem Artikel: India’s Sons must learn to respect India’s daughters vom 6. März 2015 (UCANews, ASIA’s most trusted independent Catholic news Source (http://www.ucanews.com/news/indias-sons-must-learn-to-respect-indias-daughters/73121).
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Unsere Autorin Dr. med. Edith Breburda ist Bioethik-Expertin und Veterinär-Medizinerin (Tierärztin); sie lebt in den USA (Bundesstaat Wisconsin).
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