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Zur Lösung des Rentenproblems: Nur der Abschied von Tabuthemen hilft weiter!

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Die Augsburger Allgemeine Zeitung (AZ) vom 13.3.23 schreibt in ihren Beiträgen „Immer mehr Rentner von Armut bedroht“ und „Rentenalter wird weiter steigen“, wie uns eine verdrängte Wahrheit einholt. „Verdrängte Wahrheit“ deshalb, weil die seit Ende der 60er Jahre rückläufige Kinderzahl nicht zur Kenntnis genommen wurde.

Die AZ erwähnt weiter: „Das Eintrittsalter in den Ruhestand wird schrittweise auf 67 Jahre angehoben. Doch das reicht nicht, um das System zu stabilisieren. Die Gesellschaft altert schneller und so wird auch hier die nächste Reform kommen müssen. Sonst muss das Rentenniveau sinken, die Beträge steil steigen oder der Zuschuss aus der Staatskasse noch größer werden“.

BILD: Prof. Gindert bei dem von ihm gegründeten Kongreß „Freude am Glauben“

Der Verfasser nennt als neue Möglichkeit den „Aufbau einer staatlichen Aktienrente und Zuwanderung von Arbeitskräften“. Die derzeitige Situation ist so, dass 5,2 Mio. Rentenbezieher mit 35 Jahren Beitragszahlungen netto unter der Armutsgrenze von 1251 Euro pro Monat liegen. Ohne Abzug der Sozialausgaben für die Kranken- und Pflegeversicherung wären es nur 4,1 Mio., wenn sie über ihre Bruttorente verfügen könnten.

Die Stabilisierung der Alterssicherung über längere Arbeitszeiten ist sicher nicht die Lösung des Problems, weil das für einen Teil der arbeitenden Bevölkerung, man denke nur an das Pflegepersonal oder die Schwerarbeitenden im Freien oder am Computer, nicht möglich sein wird.

Auch die Zuwanderung von Arbeitskräften kann das Problem nicht lösen, allenfalls abmildern. Die vorgeschlagene jährliche Zuwanderung von 400.000 halten Wirtschaftsinstitute für „unwahrscheinlich“. Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Rüffelhüschen stellt fest, dass die Zuwanderer zu 70% unqualifiziert seien und nicht in den Arbeitsmarkt integriert werden können.

Als 2015 uns eine Massenzuwanderung von rund 1 Mio. brachte, begrüßten Wirtschaftsinstitute das wegen der dringend benötigten Arbeitskräfte. Aber nur rund die Hälfte der Flüchtlinge fanden eine Beschäftigung, nicht aber als Facharbeiter.

Wegen mangelnder Sprachkenntnisse und fehlender Ausbildung fanden rund 40% einen Job, wo eine geringe Qualifikation erforderlich war. Sie sind in Wirtschaftskrisen auf Sozialleistungen angewiesen.

Die Flüchtlinge aus der Ukraine wollen wieder nach Hause, wenn Frieden in ihrem Land eingekehrt ist. Das ist auch richtig. Denn in ihrer Heimat werden sie zum Wiederaufbau benötigt.

Was überhaupt im Bericht nicht angesprochen wird, sind zwei weitere Stellschrauben, nämlich eine Familienförderung, die mehr Kinder ermöglicht und die jährliche „gesetzwidrige, aber straffreie“ Abtreibung in Deutschland.

Die Schlüsselfrage, die auch nur langfristig das Problem lösen wird, ist die Förderung kinderreicher Familien. Gemeint ist eine verbesserte Familienpolitik, die zu mehr Nachwuchs führt und die Freude am Kind weckt.

Ganztägige Kinderbetreuung mit Kombination mit dem Elterngeld hat hierzulande bisher noch nicht zu mehr Kindern geführt. Wegen der langen Ausbildungszeiten bekommen die Frauen in Deutschland im Durchschnitt mit 30,2 Jahren ihr erstes Kind.

Wenn sie dann aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen sind, möglichst früh wieder zu arbeiten, kommen kaum Kinder nach. Trotzdem gibt es Länderbeispiele für wirksame Maßnahmen.

Jürgen Liminski hat in einem Artikel „Ungarns setzt sich ab“ dargelegt, dass Mentalitäten durch großzügige materielle Förderung für Familien mit Kindern möglich sind. Diese Politik wird in Ungarn seit 2010 praktiziert und zeigte bis Ende 2018 folgende Resultate (vgl. Tagespost vom 2.11.2018):

Die Zahl der Eheschließungen stieg um 42%.
Die Scheidungsrate ging um ein knappes Viertel zurück.
Die Zahl der Abtreibungen nahm um ein Drittel ab: von 40.449 auf 28.500.
Die Geburtenrate stieg von 1,2 auf 1,5 pro Frau.

Wenn die Tabuthemen Familienförderung und Abtreibung nicht aufgebrochen werden, wird das Rentenproblem immer schwerer zu lösen sein!

Titelfoto: Dr. Edith Breburda

Kommentare

8 Antworten

  1. „Demographie und Rente – Bevölkerungsforschung – Demografie-Angst: Völlig unbegründet Bevölkerungsforschung – Demografie-Angst: Völlig unbegründet

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/bevoelkerungsforschung-demografie-angst-voellig-unbegruendet.1008.de.html?dram:article_id=333656

    Demographie und Rente – Bevölkerungsforschung…“

    Siehe zur Thematik Rente auch Manfred Julius Müller. http://www.neo-liberalismus.de http://www.anti-globalisierung.de

  2. In Deutschland leben ca. 84 Millionen Menschen.
    Und ist es nicht völlig paradox;
    Je mehr Menschen hier leben, umso mehr brauchen wir.

  3. Zuwanderung von Arbeitskräften ist zugleich der Abzug gute ausgebildeter und leistungsbereiter Menschen aus Entwicklungsländern, genannt „brain drain“. Sie fehlen ihren Heimatländern und ihren Familien, damit die deutschen Rentenkassen gefüllt und Arbeiten verrichtet werden, die junge Deutsche nicht zu leisten bereit oder in der Lage sind. Das ist nichts anderes als verachtenswerter, scheinheiliger Sozial-Rassismus.

    1. Das Zielland gut ausgebildeter Fachkräfte aus diesen Ländern ist nicht das Hochsteuerland Deutschland. Deutschland ist ein Magnet für Transferleistungsempfänger, nicht für Transferleistungsfinanzierer.

  4. Deutschland bezahlt ja noch dazu großzügig alle Kindstötungen! Praktisch alle Abtreibungen werden über die Krankenkassen abgerechnet, die dann das Geld wieder vom Staat zurückbekommen, also von unseren Steuern! Diese aus meiner Sicht sehr verhängnisvolle, ja idiotische Regelung wurde mit der damaligen Neuregelung des § 218 getroffen. Wenn man doch wenigstens auch bei uns jetzt ein kindliches Herzschlag-Gesetz auf den Weg brächte, das den Frauenarzt zwingt, den Herzschlag des Kindes (hörbar ab der 6. SSW) der Schwangeren zu Gehör zu bringen; solches ist bereits in einigen amerikanischen Staaten jetzt Gesetz. Ab diesem Zeitpunkt sollte auch keinerlei staatliche Finanzierung hierzulande mehr erfolgen! Dies würde die Abtreibungszahlen senken, denn dann müssten der Erzeuger oder die Eltern des Mädchens selbst die Börse öffnen und das Blutgeld herzählen! Jetzt aber wird ja alles bezahlt! Wieso dann noch überlegen? Jetzt heißt es: Es wird doch bezahlt! Dann kann es doch nichts Unrechtes sein! Es ist auch für die menschliche Logik nicht einsehbar, dass etwas eindeutig als rechtswidrig Erklärtes dann doch vom Staat bezahlt wird! Das ist ein Kardinalfehler, der seit Jahrzehnten die Menschen korrumpiert.

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