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Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Ein Katholik lebt in Deutschland derzeit in zwei Welten: Die eine, in der Zusammenkünfte, Kongresse, Gottesdienste und Referate wirklich katholisch ablaufen – und in der anderen, in der fast alle Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) die Kirche mit ihren Beschlüssen aus der gläubigen Welt hinausführen wollen.

Der neue Papst Leo XIV. wird beobachtet und es wird abgewartet, was er zu diesen Glaubenswelten sagen wird. Es ist, wie Michael Winter (Konradsblatt Nr. 25/2025, S. 13) schreibt: „Jeder schafft ihn nach seinem Bild“.

Winter konkretisiert: „So interpretieren traditionell orientierte Katholiken bspw. die Tatsache, dass Leo bei seinem ersten Auftritt wieder die Mozetta trug und wieder im apostolischen Palast wohnen wird… Bischof Bätzing sagt, Leo XIV. sei ein „harmonisches Miteinander der Verschiedenheiten“.

ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp meint, „dass es vom neuen Papst Rückenwind für die Reformbewegung der Kirche in Deutschland geben wird“ – und dies, „obwohl Robert F. Prevost noch 2024 einen Brief unterzeichnete, in dem Rom der Etablierung eines „Synodalen Rates“ der Kirche in Deutschland erneut eine Absage erteilte“.

Winter schlußfolgert, dass für Leo „die Einheit der Kirche ein zentrales Anliegen ist“. Der Papst hat zum „Synodalen Prozess“ noch nichts gesagt. Er erwähnte nur, er sei für die „Synodalität“. Aber dafür sind (fast) alle. Ob sie darunter dasselbe verstehen, hat Kardinal Koch allerdings bezweifelt.

Der HERR hat Petrus zum Hirten der Herde bestellt

Warum sind die Erwartungsvollen nicht bereit, das als Aufgabe des Nachfolgers des heiligen Petrus anzunehmen, was der Katechismus der katholischen Kirche (KKK) sagt – und zwar in Ziff. 881:

„Der HERR hat einzig Simon, dem er den Namen Petrus gab, zum Felsen seiner Kirche gemacht. Er hat Petrus die Schlüssel der Kirche übergeben und ihn zum Hirten der ganzen Herde bestellt.“
„Es steht aber fest, dass jenes Amt des Bindens und Lösens, das Petrus gegeben wurde, auch dem mit seinem Haupt verbundenen Apostelkollegium zugeteilt worden ist“
(LG 22).
„Der römische Bischof hat kraft seines Amtes, nämlich des Stellvertreters Christi und des Hirten der ganzen Kirche, die volle, höchste und allgemeine Vollmacht über die Kirche, die er immer frei ausüben kann“
(LG 22).

Ziff 835: „Hüten wir uns davor, die Gesamtkirche aufzufassen als die Summe oder gleichsam einen mehr oder weniger lockeren Zusammenschluss von wesentlich verschiedenen Teilkirchen.“ 

Leo XIV. macht auf mich in seinem Auftreten einen konzentrierten und angespannten Eindruck. Da fehlt ein billiges Zulächeln für jedermann. Ich denke, er weiß, was Gott von ihm erwartet in seiner Tätigkeit für eine Kirche mit 1,4 Mrd. Mitglieder.

Das sind mehr als die inzwischen auf 19 Mio. Mitglieder herabgerutschte Zahl von Katholiken in Deutschland. Leo XIV. spricht die geistliche Kraft der Kirche an, die besonders in Westeuropa nachgelassen hat.

Wie kann neues Glaubensleben entstehen?

Auch die Katholiken, denen die Weitergabe des Glaubens ein Anliegen ist, haben kein Patentrezept, wie die Kraft des Evangeliums wieder neues Leben wecken kann. Zunächst trauen sie sich nicht auf den Balkon, wie die Jünger am ersten Pfingstfest.

Die „katholischen“ Medien“ hüllen sich eher in Schweigen. Die einen, weil sie schon immer für den „Synodalen Prozess“ waren. Das sind die Vertreter der „katholischen Nachrichtenagentur“ (KNA) und der „katholischen“ Laienorganisationen mit den nachkonziliaren Laienräten (Diözesanräten).

Die kleinen Gruppen, von denen Papst Benedikt XVI. als aktive Katholiken der Restkirche in Westeuropa sprach, haben außer etwa bei Radio Horeb, EWTN und K-TV keine durchdringende Stimme.

Einen klaren Blick haben jene, die sich am Wort Jesu ausrichten. Er hat seine Mission bei den Menschen begonnen mit: „Denkt um“, „kehrt um und glaubt an das Evangelium.“

Kraft schöpfen aus biblischen Kernsätzen

Dafür haben sich diese Katholiken biblische Kernsätze und eine persönliche Beziehung zu Gott bewahrt. Aus ihr schöpfen sie die Kraft, weil man mit Gott immer sprechen kann. Aus der Botschaft Christi ziehen sie ihren eisernen Vorrat.

Dazu zählen u.a.: “Auch ich verurteile dich nicht. Gehe hin und sündige nicht mehr!“ –  Der Realismus Jesu wird richtig gedeutet: „Als die Jünger den HERRN fragten: Wer kann da noch gerettet werden?“, antwortete er: „Breit ist der Weg, der ins Verderben führt und viele beschreiten ihn; schmal ist der Weg, der nach oben führt, nur wenige gehen ihn.“

Vom Vater-Gott haben sie das Bild dessen, der Ausschau hält nach dem verlorenen Sohn. Als er ihn sieht, läuft er ihm entgegen und gibt ihm seine Würde zurück.

Schließlich antwortet der erste Papst Petrus auf die dritte Frage des Herrn: „Liebst du mich?“: „HERR, du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe“.

Jesus will die Freiheit der Entscheidung, weil er den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat.

Unser Autor Prof. Dr. Hubert Gindert ist Gründer des „Forums deutscher Katholiken“ und Chefredakteur der Monatszeitschrift DER FELS

 

Kommentare

15 Antworten

  1. Das mit mehreren Lebenswelten betrifft, denke ich, eigentlich „nur“ konservative Katholiken. Die modernen Katholiken leben in den Pfarreien. Die Leute die zur Piusbruderschaft gehen leben in ihren eigenen Zentren. Ansonsten gehen sich die verschiedenen Gruppen aus dem Weg und redet nur über die „anderen“, zu 99% negativ. Eigentlich schade.
    Aber ich wüsste auch nicht, wie das anders gehen sollte.
    Ich denke, dass ein gutes Beispiel Carlo Acutis sein kann. Er hatte gute Grundsätze und verbreitete sie im Internet.
    Also im Prinzip das, was im CF passiert.

  2. Bemerkenswert in diesem Beitrag finde ich die Aufzählung der unterschiedlichen Erwartungen und ihrer Exponenten, wie sie aus dem Konradsblatt herausgelesen worden sind.
    Habe dabei das Gefühl, dass das Konradsblatt keine glaubensmäßige
    Tiefe hat, alles gleichgewichtig in der Schwebe hält und am Ende das vertritt, was dann den Kurs der Kirche bestimmt.

  3. Und von verfolgten Christen auf der Welt hört man von den „Inselkirchen katholisch wie evangelisch“ in Deutschland so gut wie gar nichts.

    Kein Aufruf zum Beten für diese verfolgten Christen.

    Die Geistlichkeit ist satt und zufrieden mit ihrer „Nabelschau“.
    Haben wir doch in der Coronakrise gesehen.
    Ostermessen ausgefallen. Man versteckte sich hinter dem Virus. Gerne wurden die Kirchen geschlossen. Urlaub für die Geistlichkeit. Motto: beten könnt ihr auch zuhause!
    Aus dieser Haltung sind die deutschen Kirchen bis jetzt nicht nicht raus.
    Gehälter kommen eh aufs Konto

  4. Es gibt auch in beiden Großkirchen Engagierte, die zwischen den beiden Flügeln stehen, sozusagen fast schon eine „Mischlebenswelt“ bilden. Ein Beispiel könnte sein ein Lebensrechtler für die Frauenordination. Und auch die Grenze zwischen Engagierten und Lauen ist fließend.

  5. Warum „Zulächeln für jedermann“ billig sein soll, erschließt sich mir nicht. Oder will man mit dieser Formulierung jemanden verächtlich machen???

    1. Ich denke, da ist das Pontifikat von Franziskus gemeint, der das sogenannte Bad in der Menge auf dem Petersplatz ausgiebig genossen hat.
      Sehr zum Leidwesen der Sicherheitsleute. Die hatten all die Jahre richtig Stress deswegen.
      Auch sein Wohnsitz machte den Sicherheitsleuten mehr zu schaffen, als wenn F. im Vatikan geblieben wäre.
      F. lächelte wie ein „Grinsekeks“ ständig alle Leute an. Er liebte das Showlaufen.
      Liebte die Berührungen mit den Leuten auf dem Petersplatz.
      Leo der vierzehnte wird nicht in diese Fußstapfen von Franze intreten. Er hat eine ganz andere Art und Weise, die Menschen zu erreichen. Mir ist er dadurch sympathisch.

      1. Franziskus ist im Vatikan geblieben, sogar im Urlaub.
        Oder ist die Casa Santa Marta außerhalb des Vatikans?
        Wenn er im apostolischen Palast gewohnt hätte, wäre es einfacher, praktischer gewesen, dass ist wohl wahr.
        Jeder Papst ist halt anders und hat ein anderes Temperament.
        Papst Benedikt schien das Bad in Menge eher nicht so ganz geheuer gewesen zu sein. Sein Vorgänger dagegen hat es auch sichtlich genossen. Weiß nicht, ob es sinnvoll ist, den einen mit dem anderen zu vergleichen. Zumal ja jeder von uns sein eigenes Empfinden hat.

        1. F. hat viel verbrannte Erde hinterlassen. Wegen seinem Dickkopf und nicht wegen einem Muffkopf im Papamobil.
          Da wäre er so manches mal besser aufgehoben gewesen. In der Stille im Gebet, bevor er wieder verbal Unsinn und Verwirrung stiftete.
          Doch man sollte die Päpste vergleichen. Ob ein Amt gut ausgeführt wurde oder schlechter.
          Gottes Gebote und Weisungen bleiben immer gleich.
          F. hat es versucht, dieses zu relativieren.

          1. Dann hätte der jetzige Papst ja besser nach seiner Wahl den Mund gehalten und nicht seinen Vorgänger würdigend erwähnt und ihm gedankt.
            Am Ende sieht Papst Leo das anders wie Sie. Sonst hätte er sich neutraler über Franziskus geäußert. Er wird ja nicht etwas sagen, wenn er es eigentlich anders empfindet; wäre ja etwas unwahr dann.
            Und ob ein Papst sein Amt gut oder schlecht ausgeführt hat, lässt sich im Großen vielleicht auch besser erst mit etwas zeitlichem Abstand beurteilen.
            Zudem beinhalten Gottes Gebote und Weisungen auch dieses: Richtet nicht, urteilt nicht. Oder? Und wie schon mal geschrieben: Was dem einen an einem Papst toll und begeisternd findet, findet ein anderer ätzend und abstoßend. Eine gute Zeit!

          2. Guten Tag,
            der Spruch „Richtet nicht“ gilt auch für Sie – „oder?“
            Etwas freundlicher dürfen Sie „Dorrotee“ nämlich schon antworten.
            Ob Papst Leo die Sachlage anders sieht als Dorrotee ist völlig offen.
            Jede Seite sollte eine Vereinnahmung vermeiden.
            Tatsache ist freilich, daß Leo bislang eine Reihe von Signalen inhaltlicher und symbolischer Art gesetzt hat, die einen eigenständigen Weg verdeutlichen – alles andere als eine Verlängerung vom eigenwilligen Franziskus-Pontifikat.
            Grundsätzlich gilt:
            Wir wollen Person und Sache doch bitte trennen.
            „Dorrotee“ hat nicht über die Privatperson von Franziskus „gerichtet“, sondern sein amtliches Verhalten teils kritisch beleuchtet, was das gute Recht jedes Katholiken ist.
            Personenkult ist kein 6. Kirchengebot.
            Freundlichen Gruß
            Felizitas Küble

        1. Sie haben natürlich recht, Frau Küble. Ich übe auch täglich, nicht zu urteilen und zu richten. Franziskus hatte seine Ecken und Kanten, wohl auch seinen Dickkopf. Trotzdem:
          Ich finde die Bezeichnung des Verstorbenen als “ Grinsekeks“ wenig glücklich.
          Und was daran schlecht gewesen sein sollte, dass Franziskus „liebte die Berührungen mit den Leuten auf dem Petersplatz“?
          „Leo der vierzehnte wird nicht in diese Fußstapfen von Franze treten“.
          Er scheint zumindest nicht unbedingt den Berührungen mit den Leuten auf dem Petersplatz lieber aus dem Weg gehen zu wollen.
          Warten wir es ab. Jeder Papst geht seinen individuellen Weg.
          Ein frohes Hochfest morgen!

          1. Guten Tag,
            natürlich ist „Grinsekeks“ ein flapsiger Ausdruck, unsere Leserkommentatorin pflegt offenbar eine jugendliche Sprache, aber das wollen wir nicht so eng sehen.
            Auch der Papst steht nicht unter Denkmalschutz, weder vor noch nach seinem Ableben.
            Auch Ihnen ein gesegnetes Fest
            Freundlichen Gruß
            Felizitas Küble

    2. Die Fügung ein „Zulächeln für jedermann“ interpretiere ich bei bei Prof. Dr. Hubert Gindert so, dass er zwischen einem „aufgesetzten“ und einem „natürlichen“ Lächeln unterscheidet und Menschen darnach einschätzt.

      Persönlich geht es mir ebenso,

  6. Wie in der Evangelischen Kirche gibt es auch in der Katholischen Kirche noch eine dritte Lebenswelt, zu der sehr viele ihrer Mitglieder zählen: Kirche wird nur selten in Anspruch genommen außer öfter für Lebenswendenfeiern und zur feierlichen Erhöhung des Familienfestes Weihnachten.

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