„Er rennt sich an der Wirklichkeit den Schädel ein“
Der katholische Theologe Dr. Theoderich Kampmann warnte früh vor der nationalsozialistischen Ideologie. Der in Hattingen geborene Religionspädagoge und spätere Professor sowie Universitäts-Rektor erkannte bereits 1932 klar, daß vielen Deutschen die Nüchternheit und Besonnenheit eines Reichskanzlers Heinrich Brüning fehlt, was ihn für die Zukunft nichts Gutes ahnen ließ.
Der Publizist veröffentlichte Anfang der 30er Jahre seine Aufsätze in der anspruchsvollen katholischen Zeitschrift „Hochland“ von Carl Muth (nomen est omen), geistig geprägt von dem Priester-Philosophen Romano Guardini aus dem Umfeld der Jugendbewegung.
Kampmann schrieb gelegentlich auch für die „Kölnische Volkszeitung“. Am 10. Juli 1932 erschien dort in der Beilage „Im Schritt der Zeit“ ein zeit(geist)kritischer Artikel von ihm, der von erstaunlicher Klarsicht und feinfühligem Scharfsinn geprägt war.
Theoderich Kampmann schrieb in jener Zeit folgendes über das Wohl und Wehe seiner Landsleute, dieser „Meister im Reiche der Gedanken“:
„Der Deutsche hat einen merkwürdigen Hang zum Doktrinären. Nichts fällt ihm leichter, als Programme eindrucksvoll zu formulieren und geschickt zu propagieren.
Im Reiche der Gedanken ist er der unbestrittene Meister wie nur noch der Grieche.
Was ihm aber fehlt, ist jenes Verhältnis zur Welt der Realitäten, das wir an Rom bewundern, jener nüchterne Blick für die Eigengesetzlichkeit und den Seinszusammenhang der Dinge, der kleinen und der großen, der peripheren und der zentralen, der vergangenen und der gegenwärtigen; jene aus dieser Einsicht quellende Distinktionsfähigkeit, die der Römer von einst und der Engländer von heute besitzen.
Der Deutsche theoretisiert gern und rennt sich an der Wirklichkeit den Schädel ein.
Man hat ihn den unpolitischsten Menschen der Erde genannt und einen gefährlichen Hang zur Träumerei an ihm entdeckt, einen Hang, der zu Brutalität oder Kindlichkeit, zu Gewaltsamkeit oder Einfalt führe.
Eine Passion für die große Linie sei ihm eigen, hat man gemeint, und eine Furcht vor den Banalitäten des Alltags, eine Vorliebe besitze er für den Kosmos und das Paradies, und einen Horror vor der Schubkarre und dem Besenstiel.
Eine Welt aus dem eigenen Inneren zu konstruieren sei seine liebste Beschäftigung, die Welt zu nehmen, wie sie ist, sei ihm unmöglich.
Mag das alles übertrieben sein. Falsch ist es nicht.“
Quelle: Aus dem Buch „Gelebter Glaube“ von Theoderich Kampmann (S. 29)
Gemälde: Evita Gründler
11 Antworten
Besitzt der gegenwärtige Konflikt mit Russland eine kulturelle Dimension?
https://www.ostinstitut.de/documents/Besitzt_der_gegenwrtige_Konflikt_mit_Russland_eine_kulturelle_Dimension.pdf
Das Volk der Ideologen
https://jungefreiheit.de/kolumne/2011/das-volk-der-ideologen/
Fabian Schmidt-Ahmad
Besitzt der gegenwärtige Konflikt mit Russland eine kulturelle Dimension?
https://www.ostinstitut.de/documents/Besitzt_der_gegenwrtige_Konflikt_mit_Russland_eine_kulturelle_Dimension.pdf
Moral als Keule
Dr. Markus Krall
https://youtu.be/7f2G0QxB-kM?si=MWSEqXytjGg4pTOV
Vom deutschen Schuld-Kult
Dr. Joseph Thoma
https://youtu.be/FN3c7TV34jg?si=KZDPfAQ6ETCJrQsu
Wieder das alte dumme Lied von der Trennung von Theorie und Praxis… Die nationalisozialistische Ideologie war in sich unsinniges und boshaftes Denken. Das war und ist für jeden der selber denken kann, klar ersichtlich.
@Gerhard:
Sie war aber leider auch eine durchaus konsequente totalitär-technokratische Weiterentwicklung der heidnischen Weltanschauung zum sozialdarwinistischen Totalitarismus und völkischen Sozialdarwinismus im Faschismus.
Darin ändert nichts, dass die nationalsozialistische Rassenlehre bzw. ihre ganzen Rassentheorien heute als unwissenschaftlich entlarvt sind. Es gibt postmoderne Nachfolger im Neoliberalismus und in der Soziobiologie hinsichtlich des atheistisch-materialistischen Sozialdarwinismus. Wohin letztendlich auch die dem Kult des absoluten Relativismus als Macht-Nihilismus huldigende Freimaurerei geführt hat. Wir erleben als Konsequenz gerade den Niedergang des Westens!
Sozialdarwinistischer Raubtier-Kapitalismus als neuer Konzern- und Banken-Feudalismus und postmoderner Werte-Relativismus zerstören unsere dekadente Gesellschaft. Ähnlich wie im spätantiken Rom erleben wir einen Kultur-Verfall.
Prof. Bernd Senf als Volkswirt im Ruhestand zu VWL und psychosozialen Hintergründen, siehe etwa nach James DeMeo als US-Anthropologen und Prof. Margrit Kennedy und Prof. Wolfgang Berger, das Entwurzelungsprinzip – über die Wichtigkeit und den Verlust von Wurzeln in der Postmoderne und weltweit
http://www.berndsenf.de siehe auch „Lebensenergieforschung“ und TCM usw.
Dieser Hang zur Denkerei – ohne die oft brutale und nicht mehr einzufangende Praxis zu beachten – führt zum tausendfach vorhandenen Schreibtischtäter! Solche gab und gibt es massenweise hierzulande und weltweit! Man zeichnet einen Beratungsschein ab, drückt den Stempel sogar einer katholischen Beratungsstelle drauf – und ab damit in den fleißigen Aktenordner bei der Tötungsklinik! Und der Killer dort schreitet zur Tat! So war es bevor der heilige Papst Johannes Paul II den Ausstieg aus der Scheinberatung verfügte. Und so ist es heute noch mit den Scheinen der Beratungsstellen von Donum Vitae und aller anderen Konfliktberatungsstellen. Dort stand/steht wenigstens keine katholische Organisation drauf.
Niemand evaluiert die geschehene „Beratung“, es gibt keine Zeitvorgaben, keine Pflicht zum Anschauen von Bildern, keine Pflicht zum Darlegen der Abtreibungsgründe für dieses Kind; keine Pflicht des Gynäkologen, der Abtreibungswilligen wenigstens den Herzschlag des Kindes anhören zu lassen! Schreibtischtäterei! Man hat ja „nachgedacht“ und dann „selbstbestimmt“ entschieden! Keine Pflicht, wenigstens einen Blick auf das Kind am Bildschirm des Ultraschallgerätes zu werfen! Das alles wird weggeträumt, ausgeblendet bei der Schaffung einer neuen Gesellschaft und Kirche ! Das Todesurteil wird vollzogen, ohne je einen Blick auf das Kind geworfen zu haben. Welch ein unmenschliches Vorgehen bei diesem Vollzug des Todesurteils. Und: Der größte Teil von Kirche und Gesellschaft akzeptiert das alles achselzuckend. Ja, der Tod ist ein Meister aus Deutschland, aber auf der ganzen Welt reichen sich diese Meister, den Mord ausblendenden Menschen die blutige Hand und fordern das Menschenrecht auf Abtreibung. Der Traum des Satan.
Vor vielen Jahren habe ich ein „Firmenschild“ für Donum Vitae entworfen.
DONUM VITAE
Vergabestelle für Lizenz zum Töten
(mit eingebauter Absolution)
Mit Prozeduren wurde und wird dem eigentlichen Thema ausgewichen und das Gewissen beruhigt.
Realitätssinn oder Realitätsferne?
Ich finde in vielen Ländern Realitätsferne und sehr viele ideengeschichtliche Parallelen in den Ländern, die sich durch Realitätsferne auszeichnen.
https://www.youtube.com/watch?v=OWc3M2rXyyk
H.-G. Maaßen auf der Zukunftskonferenz in Thüringen
https://www.youtube.com/watch?v=yvp_qDxy408
(Maaßen: Grundrechte sind Abwehrrechte)
Im Osten haben noch viele Menschen die Erinnerung an die sozialistische Planwirtschaft. Sie sind dagegen. Sie wollen Demokratie und wählen die Parteien ab, die den Weg in die Kombination von Neoliberalismus und Sozialismus unterstützen. Deshalb entscheiden sich immer mehr für Demokraten.
Was ist Demokratie?
Unsere historischen jüdisch-christlichen Wurzeln sind Grundlage für Menschenwürde, Menschenrechte, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Auch deshalb sollten wir sie bewahren und fördern.
Unsere jüdische-christlichen Wurzeln sind auch die Grundlage unserer christlichen Werte und der Goldenen Regel als Basis für Objektivität und Wissenschaftlichkeit, für Freiheit ohne Chaos und Ordnung ohne Tyrannei. Deshalb sollten wir sie fördern.
In einer Welt ohne diese Wurzeln werden wir und unsere Vorstellungen NICHT MEHR so sehr von der Wirklichkeit beeinflusst, sondern von den Mächtigen und Einflusssreichen dieser Welt und ihrer Geschäftsmodelle und Propaganda.
Wir können dann z.B. zwischen Demokratie und Fassade von Demokratie nicht mehr unterscheiden.
In Jes. 5,20 heißt es: „Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis zum Licht erklären und Licht zur Finsternis, die das Bittere süß und das Süße bitter machen.“
Das geschieht zur Zeit in unserer Gesellschaft, in der wir uns von der jüdisch-christlichen Wurzel als Basis für Wissenschaftlichkeit und Wahrheit, Menschenwürde, Liebe, Freiheit und Demokratie loslösen.
Manche Parteien präsentieren sich als demokratisch. Und demokratische Parteien werden als rechts oder populistisch diffamiert.