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Von Elmar Lübbers-Paal

Im Vatikan wird schmutzige Wäsche gewaschen – und das wortwörtlich. Die kostenlosen Waschsalons gehen auf die Initiative von Papst Franziskus zurück. Auch die täglichen Armenspeisungen, Gratis-Duschen und ein Haarschnitt ist für Obdachlose in der Vatikanstadt drin – dank des Verkaufs von päpstlichen Segensurkunden.

Dies ist dennoch alles andere als ein Ablaßverkauf für einen wohltätigen Zweck.

Die Kurie legt Wert auf die Feststellung, dass der Segen des Papstes natürlich nichts kostete und Gebühren lediglich für das künstlerisch gestaltete Pergament inklusive der Bearbeitung und einer mitenthaltenen Spende anfallen.

So sorgt der Segen des Papstes neben warmen Mahlzeiten, Schlafunterkünften, Hygieneeinrichtungen für Bedürftige auch für deren reine Wäsche.

Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag von 8.30 bis 13.30 Uhr und Dienstag und Donnerstag sogar durchgängig von 8.30 bis 17.30 Uhr sind die Öffnungszeiten des Büros für die päpstlichen Segensurkunden. Es gehört zum heutigen „Dikasterium für den Dienst der Nächstenliebe“, welches zuvor „Apostolisches Almosenamt“ hieß.

Der Wachposten der Schweizer Garde ist vom Papst persönlich angewiesen, Obdachlosen, die dort ihre Unterstützung erbitten wollen, durch das St.-Anna-Tor durchzulassen.

So kommt es vor, dass eine Ordensschwester flink von dem besagten Büro zur Vatikan-Apotheke (im fünfstöckigen Palazzo del Belvedere, gegenüber dem vatikanischen Supermarkt) und wieder zurück läuft, wenn ein Bedürftiger ein Medikament erbittet.

Seitdem Papst Franziskus zum Ende des „Heiligen Jahres der Barmherzigkeit“ im November 2016 für das Modell einer „verlässlichen Stadt“, in der Notleidende mit „Phantasie  einen Raum der Barmherzigkeit“ erfahren sollten, geworben hat, ist die Anzahl der Hilfesuchenden konstant geblieben.

Das vom polnischstämmigen Kurienkardinal Konrad Krajewski geleitete Almosenamt lässt sich immer wieder neue Wohltaten einfallen.

Das gemeinsame Mittagessen des Papstes mit 1.250 Bedürftigen in der Audienzaula am „Welttag der Armen“ gehört dazu. Die Hotelkette Hilton spendierte dort ein Menü aus mit Ricotta und Spinat gefüllten Cannelloni und Hackbällchen mit Tomatensoße samt Blumenkohlpüree. Zum Nachtisch wurde Tiramisu und kleine Süßspeisen von den Bediensteten der Hotelkette gereicht.

Aber das Almosenamt sorgt auch ganzjährig an jedem Tag für einen sozialen Mittagstisch.

Ein vollausgestattetes Ärztezentrum steht für Hilfebedürftige zwischen den Kolonnaden Berninis – auch ohne Krankenkassenversorgungsanspruch – für unmittelbare Hilfe zur Verfügung.

Nachdem ein Obdachloser eine Einladung zum Essen in einem Lokal mit Kardinal Krajewski abgelehnt hat, weil er nicht gewaschen und ordentlich gekleidet sei, sorgte der Almosenverteiler des Papstes für eine Abhilfe dieser misslichen Lage.

Inzwischen gibt es im Bereich der großen unterirdischen Touristen-Toilettenanlagen seitlich des Petersplatzes Duschen für Wohnungslose. Quasi vor der Haustür des Papstes erhalten Bedürftige einen Hygienebeutel, der Unterwäsche, Handtuch, Duschgel und Deo enthält. Eine Kleiderkammer steht ebenso bereit.

Im römischen Stadtteil Trastevere weihte Franziskus persönlich einen Waschsalon („Lavanderia di Papa Francesco“) ein, den Obdachlose kostenfrei nutzen können. Modernste Waschvollautomaten und Trockner samt Bügelbrett und Bügeleisen sponserten hierfür die US-amerikanischen Unternehmen „Whirlpool“ und „Procter & Gamble“.

Diese Initiative hat nun schon einige Nachahmungen gefunden. Die Gemeinschaft Sant`Egidio wurde mit der Eröffnung weiterer sozialer „Franziskus-Waschsalons“ beauftragt. So finden diese päpstlichen Wascheinrichtungen auch in den Großstädten Turin und Neapel großen Anklang.

Doch wie wird dieses soziale Engagement überhaupt möglich, da doch nicht alles über Sponsoren abgedeckt werden kann? Zum einen gibt es Spenden und zum anderen finanzieren sich diese wohltätigen Zwecke aus dem Verkauf der erwähnten Segnungsurkunden.

Dabei handelt es sich um ein Pergament, das mit dem Namen eines Jubilars versehen wird und einen Segensgruß samt Bildnis des amtierenden Papstes enthält. Natürlich gibt es einige Vorgaben, die das „Dikasterium für den Dienst der Nächstenliebe“ vorgibt. So können solche Segensdokumente nur zu folgenden Anlässen bestellt werden: Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit, Priesterweihe, Ordensprofeß, Weihe zum ständigen Diakon, aber auch zu Ehejubiläen, Priester- und Ordensjubiläen.

Nicht zu vergessen die speziellen Geburtstagsgrüße zu folgenden Jahren: 18,30,40,50,55,60,65,70,75,80,85,90,95,100 und 110.

Die personalisierten Segenspergamente können online über elemosineria.va bestellt werden. Sie kosten, je nach Modell zwischen 20 und 28 Euro, wobei beim DHL-Express-Versand noch das Europa-Porto von 20 Euro für bis zu 5 Segensurkunden hinzukommt.

Ab dem Bestellungseingang muss man von 20 Tagen  Lieferzeit ausgehen. Bei persönlicher Abholung in der „Elemosineria Apostolica“ beträgt die Wartezeit etwa 15 Tage und wird per Mail bestätigt. 

Dies sind die gelebten Werke der Barmherzigkeit, die sich mehr und mehr ausbreiten zu einem Netzwerk der Solidarität über den Vatikan hinaus.

 

 

Kommentare

4 Antworten

  1. Das Sozial- und Wirtschaftssystem in Deutschland und Europa wird immer seltsamer. Man tut offensichtlich alles, um Menschen davon abzuhalten, in den Arbeitsmarkt aber vor allem auch an Bildung heranzukommen. Das sehe ich in Deutschland. Das fängt bei der Bildung an. Vor allem der Bereich der Sonderpädagogik ist in Deutschland vollkommen weggefallen oder völlig privatisiert. Einrichtungen wie die Arbeiterwohlfahrt werden völlig kaputtgespart. Konzerne bekommen für alles sofort eine Genehmigung. Früher gab es noch Bildung, die es ermöglicht hat, ohne großen Zirkus sich selbst ein eigenes Gewerbe zu schaffen. Aber heute schein das völlig unmöglich. Was soll das?

  2. Ich finde das Engagement des Vatikans sehr ehrenvoll und lobenswert.
    Jedoch sollte für die Segensurkunde nur das erlangt werden, was der einzelne zu spenden vermag.
    Einer kann 10 Euro geben, ein anderer mehr Euro. Und so kommen auch ärmere Menschen zu einer Segensurkunde.

    Man hat festgestellt, wenn man schreibt „pay what you want“, dass oftmals mehr zusammenkommt, als mit einem festgelegten, vorher berechneten Preis.

    Ansonsten echt super Hilfen vom Vatikan.

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