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Das Ave-Josefs-Gebet ist kirchlich abgelehnt

Von Felizitas Küble

Seit mindestens 150 Jahren gibt es in frommen Kreisen, denen die Verehrung des hl. Josef wichtig ist (wogegen an sich nichts einzuwenden wäre), ein Ave-Josefs-Gebet, das auf mehreren Webseiten zu finden ist, sogar auf dieser relativ gemäßten Sammlung von Andachten mit dem Titel „Zeit zu beten“: https://zeitzubeten.org/gebete/gebete-zu-muttergottes-und-hl-josef/gebete-zum-hl-josef/ 

Diese Anrufung des Nährvaters Christi existiert in leicht veränderten Abwandlungen („Wir grüßen dich“ oder „Gegrüßet seist Du“), aber stets kommt nach dem Namen Josefs der Lobpreis „Voll der Gnade“  –  und das geht entschieden zu weit.

Um dies zu wissen, benötigt man kein besonderes theologisches Wissen. Die Heilige Schrift würdigt allein die Gottesmutter Maria als Gnadenvolle („voll der Gnade“) – und zwar durch den Engel Gabriel bei der Verkündigung des HERRN.

Auf der erwähnten Webseite heißt die Anrufung des Pflegevaters Jesu folgendermaßen:

Gruß an Josef
Wir grüßen dich, Josef, voll der Gnade,
Jesus und Maria sind mit dir;
du bist gebenedeit unter den Männern,
und gebenedeit ist Jesus, Gottes eingeborener Sohn.
Heiliger Josef, Nährvater Jesu Christi und
Bräutigam der unbefleckten Jungfrau Maria,
bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Amen.

Hier wurde das Ave Maria fast wörtlich auf den hl. Joseph umgedichtet bzw. nachgeahmt  –  und wie man sich vorstellen kann, hat die Kirche diesen Unfug schon vor 140 Jahren abgelehnt.

Die frühere Glaubenskongregation, damals Hl. Offizium genannt, hat dieses Gebet am 26. April 1876 verworfen, was sich offenbar nicht ausreichend herumgesprochen hat.

Nachgelesen werden kann diese Auskunft auf S. 159 in dem Klassiker „Die Ablässe, ihr Wesen und Gebrauch“ von Franz Beringer, das 1915 erschienen ist (ein Standardwerk, das ausdrücklich vom Hl. Offizium gutgeheißen wurde).

„Rosenkranz der hl. Anna“ nicht genehmigt

Schon längst kirchlich abgelehnt wurde sodann ein sog. „Rosenkranz der hl. Anna und Joachim“, also zu Ehren der Eltern Mariens (vgl. S. 155 im erwähnten Buch). Auch dieser Anna-Rosenkranz ist immer noch im Umlauf: http://www.barrierefrei.rosenkranzgebete.de/heilige/rosenkranz-zur-heiligen-mutter-anna-und-zum-hl-jo/index.php

Der Vatikan entscheidet freilich nicht allein gegen Übertreibungen in der Verehrung des hl. Joseph oder der Eltern Mariens, sondern auch hinsichtlich eines überzogenen Marienkultes selber. Das gilt zB. für folgendes Stoßgebet: „Heiliges Herz Mariä, du bist die große Königin, die ganze Welt neigt sich vor dir, errette gnädig meine Seele“. (Vgl. erwähntes Ablaßbuch, S. 159)

Es liegt auf der Hand, daß die Madonna zwar Fürsprecherin ist, aber keine Seelenretterin sein kann, weil Christus allein unser Erlöser ist. Zudem stimmt es schlichtweg nicht, daß sich die ganze Welt vor ihr neige, denn das würde eine christlich-marienfromme Menschheit voraussetzen, die es aber nicht gibt.

Bei liturgischen Gebeten und kirchlichen Litaneien kann man den grundlegenden Unterschied zwischen der Anbetung des HERRN und der Verehrung Marias anhand der jeweiligen Antworten erkennen. Bei Marien-Litaneien heißt es: „Bitte für uns“  –  Bei Litaneien zu Gott-Vater, Christus, dem Hl. Geist bzw. der Dreieinigkeit hingegen: „Erbarme dich unser“ – oder: „Erhöre uns, o HERR.“

Petrus, der erste Papst, erklärte in seiner bekannten Predigt nach der Heilung eines Gelähmten eindeutig jene Alleinerlöserschaft Christi, welche das ganze Zeugnis des NT prägt:
„In keinem anderen ist das Heil. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“ (Apg 4,12).

Kommentare

5 Antworten

  1. Zitat „Gruß an Josef“
    Heiliger Josef, Nährvater Jesu Christi und
    Bräutigam der unbefleckten Jungfrau Maria,
    bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes.
    Amen.
    Zitat Ende
    Der Text ähnelt dem Gebet der „Josefs-Bruderschaft“ für die Sterbenden.
    —————-
    Heiliger Josef, Nährvater Jesu Christi
    und wahrer Bräutigam der seligsten Jungfrau Maria
    bitte für uns und für die Sterbenden dieses Tages / dieser Nacht!“
    —————-
    Quelle:
    http://www.kloster-st-trudpert.de/fileadmin/pdf/Josefbruderschaft_Anmeldung_web.pdf
    Zitat „Gruß an Josef“
    Jesus und Maria sind mit dir;
    Zitat Ende
    Tut mir leid, – das klingt wenig geistreich. Aber wenn man dem „Erfindergeist“ einiger übereifriger Laien freien Lauf lässt, – kommt so etwas dabei heraus.
    Wenn sie erst mal losgelassen … 🙂
    MfG

    1. Ich bitte aber zu bedenken, dass das nicht „Laien“ sind, die diese Überzeichnung vorantreiben, sondern fast durchweg Kleriker und Ordensleute.
      Auch haben JP II und Franziskus mit ihrer Charakteirisierung des hl. Josef enorm viel zu diesem Missverständnis beigetragen.
      Wenn JP II etwa schreibt:
      „Er wurde (…) in einzigartiger Weise ein Hüter des Geheimnisses, das »von Ewigkeit her in Gott verborgen war« (vgl. Eph 3, 9), so wie es Maria in jenem entscheidenden Augenblick wurde, den der Apostel die »Fülle der Zeit« nennt, als nämlich »Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, sandte, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen« (vgl. Gal 4, 4-5)“
      Hier werden eindeutig Maria und Josef so parallelisiert, als hätte Josef im Prinzip den selben Anteilsgrad am göttlichen Geheimnis der Inkarnation. Aber das mag man noch schlucken. Noch schlimmer aber wird es, wenn JP II schreibt und damit tatsächlich die Lehre umkehrt:
      „Der erste Hüter dieses göttlichen Geheimnisses ist Josef, zusammen mit Maria.“
      (zu finden in „Redemporis Custos“)
      Hier wird alles auf den Kopf gestellt, denn nach der Lehre der Kirche und übrigens auch direkt nach dem Schriftbefund ist eben nicht Josef der „erste Hüter des Geheimnisse“, und danach erst Maria, sondern die überaus einzigartige Hüterin ist und bleibt in einzigartiger Weise Maria!
      Danach erfährt eine weitere Frau Einführung in das Geheimnis durch den Hl. Geist, nämlich Elisabeth, und erst danach kommt Josef – so jedenfalls sieht der Zeitplan in den Evangelien aus.
      Wenn ein Papst so etwas schreibt, darf man sich nicht wundern, wenn Kleriker wie Laien auch solche Ave-gebete erfinden…
      Im übrigen treiben auch Traditionalisten diese Übertreibung des hl. Josef voran. Sedisvakantistische Gegenpäpste haben bereits die unbefleckte Empfängnis des hl. Josef zur Lehre gemacht, ebenso wie dessen Aufnahme in den Himmel mit Leib und Seele.
      Dass J XXIII. den hl. Josef NEBEN Maria zum Schutzpatron des Konzils erklärte, war bereits ein Ausgangspunkt kommender Missverständnisse – es wurde hier völlig verwischt, dass Maria die über-verehrungswürdige Patronin der Kirche und damit jedes Konzils ist! Den Anfang nahm aber diese Schieflage bereits unter Pius IX, der damals Josef als Patron der Kirche erklärte – wie Maria.
      Die Kirche hat so zuvor etwas nie gekannt!
      Man muss Paul VI. zugute halten, dass er dieser Aktion und auch der Nivellierung Mariens in „Lumen gentium“ durch die Nennung der Gottesmutter als „Mutter der Kirche“ (was etwas missverständlich klingt, aber sicher gut gemeint war) in einer feierlichen Erklärung etwas entgegensetzen wollte, um darauf zu beharren, dass Maria nicht bloß ein einfacher Heiliger war und aus ganz verschiedenen, aber triftigen Gründen schon gar nicht parallel mit Josef zu sehen ist bzw er nicht mit ihr, auch wenn er ihr wahrer Ehemann war. Immerhin hatte er über sie keine Gewalt. Denn auch dies – ebenso wie eine schmerzfreie unblutige Geburt – traf die Gottesmutter als nicht von der Erbsünde belasteten Menschen ja nicht. Sie konnte nicht die Sündenfolge tragen, unter der Herrschaft des Mannes zu stehen. Die ältere Theologie wusste das sehr genau! Das muss man unbedingt mit bedenken, wenn es um Josef geht.
      Pauls VI. hat nach allen Zeugnissen tief empfunden, dass diese Nivellierung der Muttergottes nicht recht ist und bestand daher darauf – gegen viel Hohn und Gegenwind – am Tag der Verabschiedung von „Lumen gentium“ Maria als „Mater ecclesiae“ zu verkünden. Korrigierend zu einer Gleichsetzung der Patronate Josefs und Marias über das Konzil bekennt er ausdrücklich:
      „Wir selbst sind getreu der Mahnung Unseres Vorgängers Johannes XXIII. am Anfang in diese Konzilsaula getreten zusammen „mit Maria, der Mutter Jesu“, und gleicherweise wollen Wir im holden und heiligen Namen Mariens, der Mutter der Kirche, aus diesem Gotteshause scheiden.“
      (http://www.kathpedia.com/index.php?title=Mater_ecclesiae_(Wortlaut))
      Ja, josef ist verehrungswürdig, weil er eine Demut, Rücksichtnahme und Selbstaufopferung an den Tag legt, wie man es vom Mann kaum kennt. Er ist nach dem NT ein „Gerechter“. Er verkörpert mit dieser Selbst-Zurücknahme und Absage an jeden Herrschaftsanspruch den Neuen Mann in Christus. Dafür ist er ohne Wenn und Aber zu verehren.
      Aber dennoch kann er mit Maria nicht parallelisiert werden, weil nicht er Träger und Tabernakel des Höchsten sein konnte. Erstens weil Gott es nicht wollte und zweitens, weil dies natürlicherweise nur der Frau und Mutter zukommen kann.

      1. Zitat „Zeitschnur“
        Ich bitte aber zu bedenken, dass das nicht „Laien“ sind, die diese Überzeichnung vorantreiben, sondern fast durchweg Kleriker und Ordensleute.
        Zitat Ende
        Zustimmung, – es müssen nicht unbedingt nur „Laien“ sein, die zu solchen „Überzeichnungen“ neigen.
        Bei dem genannten „Ave-Josefs-Gebet“ konnte ich die Quelle nicht recherchieren.
        MfG

      2. @ Gelobt sei Jesus Christus
        Alles klar – ich meinte, dass man Laien nach entsprechenden, durch das Lehramt selbst geschaffenen, hochgradig problematschen Unklarhheiten bzgl. des Hl. Josef kaum übelnehmen darf, wenn sie etwas „erfinden“, was uns nur zeigt, in welchen Hals solche vermutlich sogar falschen Lehren bei normalen Gläubigen geraten!
        Ich hatte schon den begründeten Eindruck, dass das Papsttum sich selbst damit erheben wollte, wenn es plötzlich den hl. Josef so hoch erhob. Das fing im 19. Jh an, als man die beiden Dogmen Pius IX. parallel angelegt sehen wollte (etwa massiv bei Scheeben)…
        … aber das ist ein weites Feld…

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