Von Andreas Gundrum

Wenn sich ca. 1.000 Pilger zur diözesanübergreifenden 77. Annaberg-Wallfahrt (jeweils am 3. Sonntag im Juli)  auf den Weg zum Annaberg nach Haltern am See machen, so ist dies ein starkes Zeichen innerer Verbundenheit zum St. Anna-Namenstag am 26. Juli und dem oberschlesischen Annaberg bei Oppeln.

Dieser Oberschlesische Kulturtag wird in Zusammenarbeit mit der örtlichen St.-Sixtus Kirchengemeinde begangen. Dies soll ein Zeichen gelungener Integration verstanden werden unter Beibehaltung gelebter Tradition und Brauchtum zum Gnadenbild „Anna Selbdritt“.

Für uns steht er aufgrund der heutigen besonderen Lage in Europa ganz im Zeichen eines ersehnten Friedens. Was Frieden für eine große Bedeutung hat, weiß gerade die ältere Generation besonders zu ermessen.

Dieser 77. Wallfahrtstag beginnt um 9 Uhr mit der 9. Pilgerprozession (seit 2013) ab dem Parkplatz beim Hagebaumarkt, Krumme Meer 3 in Haltern. Diese steht unter der Leitung von Diakon Matthäus Ruby. Sie wird von Fahnen- und Trachtentragenden sowie dem Oberschlesischen Blasorchester Ratingen unter Leitung seines neuen Chefdirigenten Andreas Buschmann begleitet.

Höhepunkt des Wallfahrtstages ist das feierliche Wallfahrts-Pontifikalamt (10:30 Uhr), das in diesem Jahr von S. E. Wilfried Theising, Weihbischof in Münster und Offizial in Vechta-Oldenburg zelebriert wird.

Kräftiger Gesang der Pilger wird vom Oberschlesischen Blasorchester Ratingen und dem Orgelspiel von Elina Semenova  unterstützt.

Im Anschluss an das Pontifikalamt findet an der St. Anna-Stele – errichtet im Jahr 1981 von der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der Landsmannschaft der Oberschlesier  – ein Gedenkstunde mit Kranzniederlegung statt. Andreas Stegemann, Bürgermeister der Stadt Haltern am See, sowie Staatssekretär Josef Hovenjürgen MdL überbringen Grußworte.

Auf dem Festplatz erfreut mit einem großen Platzkonzert das seit über 40 Jahren bestehende, einzigartige Ensemble „Oberschlesisches Blasorchester Ratingen“ zur Mittagspause die Wallfahrer.

Die St.-Anna-Schlussandacht um 15:30 Uhr hat Domkapitular Ludger Jonas übernommen, musikalisch begleitet von Organistin Elina Semenova.

Darüber hinaus zeigen sich die Oberschlesischen Bergmänner Gruppe aus Recklinghausen und Trachtentragende aus verschiedenen Gruppen.

Das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen nutzt diesen Tag auch zur Selbstdarstellung. Für Familienforscher steht mit Dirk Vollmer ein Repräsentant der Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Familienforscher (AGoFF) für Auskünfte zur Verfügung.

Oberschlesische Back- und Wurstwaren  werden auf dem Festplatz angeboten.

Hintergrund-Infos zur Annaberg-Wallfahrt:

Der Annaberg in Haltern hat schon aufgrund seines Namens eine fast magische Anziehungskraft, besonders für Oberschlesier und deren Nachkommen. Zahlreiche Erinnerungen sind mit ihm verbunden. Ähnlichkeiten zum oberschlesischen Annaberg eingeschlossen.

Begründet wurde diese Wallfahrt am Annafest, dem 26.7.1946, von dem Recklinghäuser Prälat Dr. iur. Paulus Tillmann, Diözesanpriester des Erzbistums Breslau. Nach seiner Vertreibung als Pfarrer von Herrnstadt, Kreis Guhrau, Niederschlesien, kam er an seinen Geburtsort zurück. Ihm war der westfälische und der oberschlesische Annaberg bekannt. Auch der gebürtige Oberschlesier Kaplan Oskar Franosch in Lippramsdorf kümmerte sich um die Wallfahrten zum westfälischen Annaberg direkt nach 1946.

In den Folgejahren fanden weiterhin Wallfahrten vornehmlich der aus Gesamtschlesien stammenden Katholiken statt.

Erst mit der aktiven Teilnahme der Landsmannschaft der Oberschlesier, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, -ab dem Jahr 1971- entwickelte sich die Wallfahrt zur größten Wallfahrt in Haltern mit Besucherzahlen von über 15.000 Wallfahrern.

Noch heute ist es die jährlich größte Wallfahrt in Haltern mit ca. 1000 Pilgern.

In den vergangenen Jahrzehnten konnten Nuntius Giovanni Lajolo, Nuntius Nicola Eterovic, Nuntius em. Josef Ender, Weihbischof Joseph Ferche Breslau/Köln, Erzbischof von Berlin Heiner Koch, Erzbischof Alfons Nossol, Oppeln, die Bischöfe Reinhard Lettmann, Dieter Geerlings, Franz J. Overbeck, Münster, Reinhard Hauke, Erfurt, Reinhard Müller und Bernhard Huhn, Görlitz, Jan Wieczorek, Jan Kopiec, Gleiwitz und die drei Kardinäle Joachim Meisner, Prof. Dr. L Scheffczyk und schon 1958 Thomas Tien Ken-sin aus Peking auf dem westf. Annaberg begrüßt werden.

Mit den ranghohen Geistlichen aus dem schlesischen Heimatvertriebenenbereich u.a. Franz Monse, Franz Wosnitza, Hubert Thienel, Oskar Golombek, Gerhard Moschner, Johannes Leppich, Winfried König, Franz Jung, Wolfgang Grocholl, Joachim Giela, Prior Maurus Zerb vom Zisterzienerkloster in Bochum-Stiepel seien Namen genannt, die auch die Annaberg-Wallfahrt nach Haltern kennengelernt haben.

Politische Prominenz war u.a. mit Bundestagsvizepräsident Heinrich Windelen, die Staatssekretäre Ottfried Hennig und Bernhard Jagoda, NRW-Landtagsvizepräsident Helmut Linssen, NRW-Landesjustizminister Thomas Kutschaty, die münsterländischen Landtagsabgeordneten Werner Jostmeier und Josef Hovenjürgen in den letzten Jahren vertreten.

Mit der bronzenen, ca. 4 Meter hohen St. Anna-Stele (1981) in Höhe der Kreuzwegstation,  dem Freialtar mit seiner Einfriedung (1982) beides künstlerisch gestaltet von Franziskanerpater Laurentius Englisch, dem Kreuzweg auf dem Annaberg,  dem Schwebenden Christus und dem Lesepult in der Annabergkirche -geschaffen von Joseph Krautwald- auch in Oberschlesien geboren sind öffentliche Zeugnisse der engen Verbundenheit -insbesondere der Oberschlesier- zum westfälischen Annaberg nördlich der Lippe im Bistum Münster, den schon die Römer kannten.