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Festtag am 1. Juli: Der hl. Oliver Plunkett, Justizopfer und Märtyrer aus England

Von Elmar Lübbers-Paal

Auch in England gab es eine „Reformationszeit“, nachdem König Heinrich VIII. seine rechtmäßige Ehefrau Katharina von Aragon und seine Tochter Maria vom Hof entfernen ließ, um sich eine andere Ehefrau zu nehmen. Da der Papst diese neue Vermählung für ungültig und spätere Kinder für illegitim erklärte, kam es zum Bruch mit Rom. 

Der Monarch, der nacheinander sechs Frauen „heiratete“, erklärte sich selbst zum religiösen und politischen Oberhaupt der „Kirche von England“.

Eine Katholikenverfolgung setzte ein, die von Strafzahlungen bis hin zu grausamsten Todesstrafen reichen konnte. Auch die späteren Machthaber über England und Irland waren nicht zimperlich, wenn es galt, die „Papisten“ auszurotten.

Oliver Plunkett wurde am 1. November 1629 in Loughcrew in der Grafschaft Meath / Irland in eine adlige Familie geboren. Sein Verwandter, der Titularabt des Klosters St. Mary, Dr. Patrick Plunkett, gab ihm ersten theologischen Unterricht, bevor er mit 16 Jahren zum Studieren nach Rom ging.

Schon früh erwarb er den Doktortitel in Theologie und unterrichtete als Professor am vatikanischen Propaganda-fidei-Kollegium (1657 – 1669).

Von Rom nach Armagh als Primas von Irland

25 Jahre lang wirkte er in der Ewigen Stadt. In dieser Zeit flammte die Katholikenverfolgung im englischsprachigem Gebiet erneut auf. Als der Bischofsstuhl von Armagh/Irland nicht mehr besetzt war, entschied sich der Apostolische Stuhl, seinen treuen Gelehrten zum Bischof dieser Stadt zu erheben und ihn zudem zum Primas von Irland zu ernennen.

Um kein Aufsehen zu erregen, wurde die Zeremonie in aller Heimlichkeit in der Bischofskapelle von Gent/Belgien begangen. Sodann fuhr der neue Bischof über Umwege in Zivilkleidung und unter fremden Namen (als Priester erkennbar wäre er sofort festgenommen worden) in seine Heimatdiözese auf die grüne Insel Irland.

Hin und wieder gab es Lockerungen in der Verfolgung, so dass Oliver Plunkett sogar etwa zwei Jahre lang auch offiziell als Bischof wirken konnte. Als dann wieder eine strenge Verfolgung gegen die katholischen Geistlichen begann, tauchte er unter dem Pseudonym Thomas Cox unter und organisierte eine „Untergrundkirche“.

Allein in den nächsten vier Jahren spendete er voller Seeleneifer und unter höchster Lebensgefahr 48.000 Menschen das Sakrament der Firmung. Es war aber nur eine Frage der Zeit, bis Spione, vor allem vom Glauben abgefallene Priester, den „heimlichen“ Bischof ausfindig machten und eine Anklageschrift verfassten, die auf böswilligen Unterstellungen fußte.

In Irland war aber kein Richter bereit, Oliver Plunkett zum Tode zu verurteilen, zumal die angeblichen Zeugen vor Gericht nicht auftauchten oder als unglaubwürdig eingestuft wurden. Außerdem gab es jede Menge Gegenzeugen, die die Unschuld des Bischofs beglaubigten.

Schauprozess in London gegen Plunkett

So ließ man Oliver Plunkett nach London bringen, um ihn dort in einem Schauprozess verurteilen zu können.

Der Papst, einige Bischöfe, der Kaiser und mehrere Gesandte setzten sich für seine Freilassung ein – doch die englische Gerichtsbarkeit blieb hart. Man räumte Oliver Plunkett für damalige Verhältnisse nur wenig Zeit ein, um seine Zeugen von Irland nach London bringen zu lassen. Nach kurzer Aufschiebung begann der Gerichtsprozess, bei dem schon zu Anfang das Urteil so gut wie feststand.

Hinzu kommt, dass Plunkett Schulden anhäufen musste, denn die Prozesskosten musste er ebenso entrichten wie die Kosten der Überfahrt seiner Zeugen von Irland nach England und deren Unterhalt vor Ort. Dabei hatte der Erzbischof schon zuvor viele Schulden angehäuft, da er auch die von ihm in ruhigen Zeiten ins Leben gerufene Schule mit bis zu 150 Schüler unterhalten musste.

Das Gericht wies auch die von Plunkett eingereichten beglaubigten Gerichtsabschriften ab, welche alle Belastungszeugen als unglaubwürdig erwiesen. Das Gericht hielt Plunkett vor, seit über 10 Jahren eine Verschwörung vorangetrieben zu haben, um die Regierung zu stürzen. Dazu sagte der Bischof zusammenfassend vor Gericht: „Ich kann nichts anderes tun, als beteuern, daß ihre ganze Klage nichts als das ersichtlichste Lügengewebe ist.“

Am 8. Juni 1681 fällten die Geschworenen das Urteil „schuldig!“ Erst acht Tage später, am 15. Juni, wurde das Todesurteil gefällt.
Plunkett verteidigte sich und gab wieder eine glänzende Erklärung seiner Unschuld ab. Der Lord Oberrichter sagte zum Angeklagten schließlich: „Nur mit Bedauern sehe ich, dass Ihr hartnäckig an den Grundsätzen Eurer Religion festhaltet.“

„Gott weicht nicht ab von seinen Grundsätzen“

Mit ruhiger Würde erwiderte der Erzbischof: „Das sind die Grundsätze, von denen der allmächtige Gott selbst nicht abweichen kann“.

Das war also der wahre Grund für die Verurteilung: Das Festhalten des Erzbischofs am katholischen Glauben!

Es herrschte am 1. Juli 1681 äußerst dichtes Gedränge auf dem Weg zur Hinrichtung, da man zwar schon viele Priester, aber nur selten einen Bischof hatte sterben sehen. An der Richtstätte angekommen, hielt Oliver Plunkett erneut eine Brandrede. Zum Schluß betete er für sein Seelenheil und sprach den Psalm Miserere.

Das Todesurteil lautete: Von Newgate sollt ihr zwei Meilen mit dem Schlitten durch die Stadt London bis nach Tyburn geschleift werden; dort werdet Ihr gehenkt, jedoch vom Seil abgeschnitten, bevor Ihr tot seid, Eure Eingeweide herausgeschnitten und diese vor Euch verbrannt. Anschließend sollt Ihr enthauptet und Euer Körper in vier Teile geteilt werden, über welche verfügt wird, wie es Seiner Majestät beliebt. Der Herr sei Eurer Seele gnädig.

Vor seinem Tod soll Oliver Plunkett noch dem Benediktinerorden beigetreten sein. Sein Mithäftling, der Benediktinerabt Maurus Corker, brachte nach seiner Haftentlassung die sterblichen Überreste seines Freundes Oliver Plunkett zum Kloster Lamspringe im Bistum Hildesheim, wo sich schon zuvor aus England geflüchtete Ordensbrüder niedergelassen hatten.

Corker wurde später Abt in Lamspringe und sorgte für eine würdige Bestattung des Leichnams seines Freundes in der Krypta der Klosterkirche. Heute befinden sich nur noch Teile des Leichnams dort. Sein Haupt wird in einem gläsernen Reliquienschrein in der St. Peter`s Church in Drogheda /Irland verehrt.

Plunkett wurde 1975 heiliggesprochen. Sein Festtag ist laut römischen Martyrologium der 1. Juli, im Bistum Hildesheim am 10. Juli.

Die Oliver-Plunkett-Prozession findet in Lamspringe jährlich am letzten Samstag im August statt. 

Quelle des Titelbildes: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Oliver_Plunket?uselang=de#/media/File:St._Oliver_Plunkett.jpg

 

Kommentare

6 Antworten

  1. Bernhard: In der Tat: Die Mordgeschichte mancher ev. Konfessionen und Roms ist entsetzlich. Aber in diese so schreckliche Zeit, die ja auch vor der Reformation so war, leuchteten ev. Konfessionen – keine ist schuldlos- auch das Licht christlicher Gewaltlosigkeit /Toleranz: Meine Konfession (Baptisten, die so sind, und nicht nur so heißen- der Name ist ungeschützt: in der BRD eher – strikt konservative – Freie oder Reformierte oder Bibel-Baptisten (und ähnliche) , keinesfalls Baptistem im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden) forderten seit ihrer Gründung 1611 /12 ausdrücklich das Menschenrecht auf Religionsfreiheit, schon 1611 /12 ausdrücklich für alle Katholiken, Protestanten, Juden, Moslems, Gottlose. Schon vorher forderten das die heutigen Mennoniten-Brüder-Gemeinden und etwas später die Quäker.

  2. Vor nicht langer Zeit war am heutigen Tag das Fest des kostbaren Blutes Christi, nach dem sehr lange geltenden „alten“ Kalender.
    Heute wird es noch als katholischer Gedenktag am 1. Juli begangen.
    Bei den Missionaren vom kostbaren Blut, in meiner Familie sowie bei den Anbeterinnen des Blutes Christi wird es heute als Hochfest gefeiert.
    In Valencia und im Passionistenorden gilt der 1. Juli als Fest und regional als
    Fest 1. Klasse mit hl. Messe am Freitag nach dem vierten Fastensonntag. In Flandern fällt das Fest des kostbaren Blutes auf den 3. Mai sowie in Ungarn auf den 8. August jedes Jahres.
    „Vom 10. Jahrhundert an entstanden lokale Feste zur Verehrung des kostbaren Blutes Jesu Christi, so 923 im Kloster auf der Bodenseeinsel Reichenau. Wichtige Anstöße kamen dann bis ins 15. Jahrhundert von den Kreuzfahrern und Blut-Reliquien, die sie mitbrachten.“
    Quelle: heiligenlexikon.de

  3. Tridentinische Messe:
    Papst Pius V. erließ die Bulle „Quo primum“ am 14. Juli 1570.
    In dieser setzte er die heute so genannte Tridentinische Messe „für immer“ ein und untersagte, sie je zu modifizieren oder abzuschaffen: „… noch kann das vorliegende Schreiben [Quo primum] irgendwann je widerrufen oder modifiziert werden, sondern es bleibt für immer im vollen Umfang rechtskräftig bestehen.“
    Kraft seiner Apostolischen Vollmacht ordnete Papst Pius V. darin unter der Strafandrohung der Exkommunikation „latae sententiae“ an, dass in diesem Missale nichts hinzugefügt, entfernt oder verändert werden dürfe.
    Wenn aber jemand sich herausnehmen sollte, dies anzutasten, so soll er wissen, daß er den Zorn des Allmächtigen Gottes und Seiner Heiligen Apostel Petrus und Paulus auf sich ziehen wird.

  4. Irgendwie kann man nicht begreifen, was für grausame Folterungen blutrünstige Richter sich ausdenken können. Sind das überhaupt noch Menschen? –Und so etwas Sadistisches gab es für längere Zeit?

  5. Ja, es war eine schreckliche Zeit damals, und Heinrich VII . war ein grausamer und wohl auch selbstsüchtiger Herrscher (wobei die realen Verhältnisse damals komplizierter waren, als sie uns heute erscheinen).

    Der Fairness halber sollen aber zwei Punkte nicht unerwähnt bleiben:
    – Katharina von Aragon war die Witwe des Bruders von Heinrich VIII. Auch wenn er mit ihr nicht blutsverwandt war gab es damals Diskussionen über die Legitimität dieser Ehe.
    – die „Papisten“ waren in der Folge auch nicht zimperlich (Stichwort „Bloody Mary“ und „Gunpowder Plot“)

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