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23. Juli: Gedenktag der hl. Birgitta von Schweden, Visionärin und Patronin Europas

Von Elmar Lübbers-Paal

Die heilige Birgitta von Schweden, auch bekannt als „die große Schwedin“, war eine einflussreiche Familienmutter und zugleich Gründerin des Ordens des heiligen Erlösers (heute „Birgittinen“ genannt). Ihr Leben und ihre Schriften haben vom Mittelalter bis heute ihre tiefe spirituelle Bedeutung behalten und inspirieren immer noch Menschen auf der ganzen Welt.

Geboren wurde Birgitta 1303 im schwedischen Finsta (Provinz Uppland) in eine wohlhabende, fürstliche Familie und erhielt eine umfassende Bildung, was zu ihrer außergewöhnlichen Intelligenz und Weisheit beitrug.

Bereits in jungen Jahren zeigte sie eine starke Neigung zur Mystik und ein tiefes Verständnis für die Glaubenslehren der Kirche.

Mit 13 Jahren heiratete Birgitta auf Betreiben ihrer Eltern den adligen Ulf Gudmarsson. Das Ehepaar bekam acht Kinder. Diese Zeit war geprägt von familiären und gesellschaftlichen Verpflichtungen, doch Birgittas religiöses Streben wurde immer stärker.

Nach dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 1344 widmete sie sich ganz der christlichen Glaubenspraxis und ihren Visionen. Diese Erfahrungen führten zu einer Reihe von Schriften, die später als „Revelaciones“ bekannt wurden. Darin spiegelt sich ihre tiefe Hingabe an Gott und ihre Sorge um die Erneuerung der Kirche. So setzte sie sich  – ähnlich wie es die hl. Katharina von Siena  –  stark für die Rückkehr des Papstes von Avignon nach Rom ein.

Ihre Niederschriften kreisen um die Heilsgeschichte Gottes, das Leben und Leiden Christi, um Ereignisse aus der Heiligen Schrift und die Verehrung der Heiligen.

Birgitta forderte eine dringend notwendige Reform der Kirche und kritisierte die weltliche Macht der damaligen Kirchenfürsten. Ihre Schriften fanden großen Anklang und verbreiteten sich rasch. Sowohl bei den einfachen Gläubigen als auch bei vielen Geistlichen stieß sie damit auf breite Zustimmung.

Als geistlich tiefsinnige Frau wurde sie von vielen Menschen, auch von Adligen und Päpsten, aufgesucht und um Rat gebeten.

Durch ihren friedenspolitischen Einsatz zwischen den Kriegsparteien England und Frankreich während des Hundertjährigen Krieges und bei der drohenden Kirchenspaltung ab 1375 ist sie das große Vorbild auch für unsere Zeit!

Sie gründete mit ihrer gleichfalls heiliggesprochenen Tochter Katherina von Vadstena den heute noch existierenden Orden der Birgittinen, der sich sehr für die Unterstützung armer und benachteiligter Frauen einsetzt. Damals schon versuchte die Gemeinschaft, Prostituierten einen Neuanfang zu ermöglichen.

Die Heilige sprach sich für die heute nicht mehr übliche Gründung des „Doppelklosters“ aus, also mit einem Männer- und einem Frauentrakt innerhalb derselben Klostermauern. Zu ihrer Zeit war es durchaus üblich, dass eine  – meist adelige –  Persönlichkeit ein Doppelkloster als Abt oder Äbtissin führte.

Die heilige Birgitta war eine beeindruckende Katholikin, deren Einfluss weit über ihr Leben hinausging. Ihre Schriften inspirierten viele Menschen zur Nachfolge Christi und riefen zur Reform der Kirche auf.

Auch heute noch werden ihre Werke gelesen und geschätzt. Ihr Vermächtnis ist jedoch nicht nur in ihren Schriften zu finden, sondern auch in ihrem Beispiel als Frau von tiefem Glauben und großer Entschlossenheit.

Birgitta fand auch harte Worte für die mißlichen Zustände ihrer Zeit – auch gegenüber den Herrschenden. So ist überliefert, dass sie König Magnus II. heftig tadelte, weil dieser trotz der päpstlichen Exkommunikation (die aufgrund seiner homoerotischen Beziehung zu dem Aristokraten Bengt Algotsson erfolgte) die Eucharistie empfing.

In der Gesamtschau ihres Lebens und Wirkens können wir festhalten: Aufgrund ihrer unbeugsamen Haltung ermutigt sie uns dazu, unsere Stimme gegen Ungerechtigkeiten zu erheben und für eine gottgefälligere Welt einzutreten. 

Brigitta starb am 23. Juli 1373 in Rom, der Ewigen Stadt, die sie als Pilgerin aufgesucht hatte.

Als Christen haben wir die Verantwortung, aktiv zum Frieden beizutragen – sei es durch Gebet oder Handeln oder beides. Ihr Vermächtnis inspiriert Menschen weltweit dazu, ihr Leben im Dienst an anderen auszurichten.

In einer Zeit voller kriegerischer Unsicherheiten können wir von ihrem Beispiel lernen: Mutig unseren Weg im Vertrauen auf Gott zu gehen und nie aufzugeben.

1999 wurde Birgitta von Papst Johannes Paul II. zusammen mit der Kirchenlehrerin Katharina von Siena und der heiligen Judenchristin und Märtyrerin Edith Stein zur Patronin Europas erhoben.

 

Kommentare

2 Antworten

  1. Meine Namenspatronin in allen Ehren.
    Meinen Namenstag feiere ich allerdings im Oktober.
    Da ist auch ein Brigitte Namenstag.

  2. Vielen Dank für den Beitrag, der mir neue Zusammenhänge eröffnete. Immer, wenn wir mit unseren Freunden in Danzig sind, führen wir in bzw. an die dortige Brigittenkirche. Hier wurde der Leichnam Brigittas auf dem Rückweg von Rom in ihre schwedische Heimat aufbewahrt. Die Brigittenkirche Danzig bot 1980 und danach wie keine andere Obdach für die streikenden Werftarbeiter und die Solidarność-Bewegung. Hier gibt es ein bewegendes Denkmal für den vom polnischen Geheimdienst ermordeten Priester Jerzy Popiełuszko, den man bei Thorn in der Weichsel ertränkte. So wurde an diesem Ort noch einmal europäische und Weltgeschichte geschrieben. Und Gott hielt seine schützende Hand darüber, dass alles friedlich blieb und der Kommunismus abtreten musste.

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