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Das „geistliche Vermächtnis“ des Bonner Stadtdechanten Dr. Wolfgang Picken

Am 27. Januar erlag der katholische Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken aus Bonn mit nur 56 Jahren seinem Krebsleiden. Er war bekannt für sein erfolgreiches pastorales Wirken erst in Bad Godesberg, später in den Bonner Münstergemeinde St. Martin und in der Pfarrei St. Petrus.

Man nannte den schwungvollen Seelsorger gerne „Bonn Camillo“ in Anlehnung an den originellen italienischen Roman-Pfarrer „Don Camillo“.

Vor fast einem Jahr legte der Pfarrer und Politikwissenschaftler sein Mandat beim „Synodalen Weg“ nieder, wo er zuvor den Priesterrat des Erzbistums Köln vertreten hatte, wie die DT berichtete

Er beklagte die „fehlende Offenheit“, mit der viele Debatten geführt würden. Zudem könne er „zahlreiche Reformvorschläge“ nicht mittragen, weil sie die „Einheit mit der Weltkirche zu leichtfertig gefährden“ würden.

Der Priester hinterließ ein bemerkenswertes Geistliches Vermächtnis. Aus diesen „Persönlichen Worten anlässlich meines Todes“ zitieren wir hier einige Abschnitte:

 „Es gibt für alles eine Zeit“. Für mich war die Zeit gekommen, von diesem Leben Abschied zu nehmen und damit das Ziel meiner Pilgerreise zu erreichen. Ich vertraue fest auf Gottes Liebe und darauf, dass ich mit dem Tod bei ihm bleibend Heimat finden darf. Dieser österliche Glaube hebt mein Gemüt und darf Ihnen allen angesichts der Vergänglichkeit des Lebens vielleicht auch Trost sein.

Ich war sehr gerne mit ihnen allen gemeinsam auf dem Weg. Deshalb möchte ich Ihnen von Herzen für das Miteinander im Glauben und die Weggemeinschaft danken. Auch danke ich den vielen, die mich mit Worten der Herzlichkeit und liebender Aufmerksamkeit, mit ihrem Glaubenszeugnis und ihrem Gebet begleitet haben. Das hat mir gutgetan und mich sehr getragen.

Wenn wir uns auf die gemeinsame Mitte, Jesus Christus, konzentrieren und seiner Zusage: ,,Ich werde bei euch sein alle Tage eures Lebens“ vertrauen, wenn wir unseren liebevollen Blick auf die Menschen richten und uns fragen, was sie brauchen, wenn wir nach Antworten suchen und als Gemeinschaft handeln, können wir sehr unmittelbar erleben, wie Gottes Geist Kirche und Welt verwandelt.

Der Abschied kommt zudem, nachdem ich in großer Dankbarkeit zunächst in Bad Godesberg auf fünfundzwanzig Jahre und dann in Bonn auf dreißig Jahre meines priesterlichen Lebens zurückblicken konnte. Es hat mich sehr bewegt, auf diese erfüllte Zeit zu sehen. So viele Begegnungen, so viele Entdeckungen und Ereignisse, so viele Wendungen und Aufbrüche. So viel Herzlichkeit und Anteilnahme. So oft gespürte Nähe Gottes!

Ich habe mich nach dem dreißigsten Weihejubiläum gefragt, ob man noch mehr von seinem Leben erwarten darf.

Sicherlich hätte ich mir vorstellen können, diesen Weg fortzusetzen. Ich war so gerne als Priester für Christus und für die Menschen tätig. Es hat mir Freude gemacht, das Leben der anderen in allen seinen Facetten zu begleiten und mich für das Wort Gottes einzusetzen: „verkünde das Wort, tritt dafür ein, sei es gelegen oder ungelegen“.

Ganz beseelt hat mich der Gedanke, den christlichen Glauben und die Kirche in den Dialog mit der heutigen Gesellschaft zu bringen. Wie ergreifend war es, Gottesdienste zu feiern und Sakramente zu spenden. Wenn ich jetzt gehe, geschieht dies im Gefühl der Dankbarkeit und der Zufriedenheit, weil ich auf ein erfülltes Leben zurückblicken darf.

Gott hat es gut mit mir gemeint.

Das schließt ein, dass mein Leben unvollkommen war und ich Fehler gemacht habe. Ich habe Menschen missverstanden und Wichtiges nicht gesehen oder gehört. Ich habe enttäuscht und verletzt. Manche meiner Worte waren zu hart und manche Idee zu schnell. Es ist nicht möglich, das ungeschehen sein zu lassen. Aber ich möchte alle, denen ich nicht gerecht geworden bin und die ich belastet habe, aufrichtig um Verzeihung bitten.

Ich gehe und ein anderer bleibt! So vertraue ich darauf, dass Sie und Ihr alle in Glaube, Hoffnung und Liebe den eigenen Weg fortsetzt und dabei von Gottes Schutz begleitet seid. Ich habe keine Zweifel daran, dass Er bei seiner Kirche ist und dafür sorgen wird, dass sie die Herausforderungen der Zeit besteht Nur Mut! Wir bleiben weiterhin in Liebe verbunden, im Gebet und in der Feier der Eucharistie, bis die Zeit für ein Wiedersehen bei Gott gekommen sein wird.

Es gibt für alle eine Zeit!: A Dieu !

Bonn, im November 2023
Wolfgang Picken
Stadtdechant von Bonn
Pfarrer der Münsterbasilika St. Martin
Pfarrer der Kirchengemeinde St. Petrus

Porträtfoto: Stadtdekanat Bonn

Kommentare

3 Antworten

  1. Für die Veröffentlichung dieser s e h r ergreifenden Worte des Stadtdechanten Wolfgang Picken in Erwartung seines Heimganges zu unserem Schöpfer ein ganz herzliches Dankeschön !
    Die Abschiedsworte dieses glaubensstarken Priesters sind ein kostbares Geschenk des Trostes und der Zuversicht in unserer unheilvollen Gegenwart. Antworten wir darauf mit einem Dankgebet !

  2. Sehr gut, dass Bruder Wolfgang Picken die Aussage in 2. Timotheus 4,2 genannt hat
    „verkünde das Wort, tritt dafür ein, sei es gelegen oder ungelegen“.
    Leider machen es sich viele Mitarbeiter Gottes bei der Wortverkündung lieber bequem.

  3. Danke für die Veröffentlichung dieser „Letzten Worte“.
    Ich lebte jahrelang bei Bonn und kannte Herrn Picken entfernt.
    Er war nur 1 Jahr älter als ich.
    R.I.P.

    Diese Nachricht freut mich, evangelisch ausgetretene Christin, zu lesen. Aufarbeitung, kritischer Dialog zu „Versöhnung“ fehlt noch komplett.
    Möge es ein Anfang sein, der weiter geht.
    https://www.evangelische-zeitung.de/wo-ungeimpfte-diskriminiert-wurden-sind-wir-als-kirche-schuldig-geworden

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