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Prälat Imkamp zum Sonntagsevangelium: "Aufs Knie!"

Prälat Dr. Wilhelm Imkamp ist Wallfahrtsdirektor von „Maria Vesperbild“ (Bistum Augsburg). – Hier folgt sein „Wort zum Sonntag“ bzw zum Evangelium am kommenden Sonntag (Mk 11,1):
Das waren noch Zeiten, als das Knie eine langjährige Staats– und Vertrauenskrise auslösen konnte. Genau einen Tag vor dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, am 14.8.1838 erließ König Ludwig I seine „Kriegsministerialordre“, in dem das Kommando „Aufs Knie“, das 1803 abgeschafft worden war, wieder eingeführt wurde.
Wenn dieses Kommando gegeben wurde, mussten alle Soldaten und Offiziere sich hinknien, z. B., wenn das Allerheiligste Altarsakrament in der Fronleichnamsprozession vorbeigetragen wurde, während der hl. Messe, bei der Wandlung und beim feierlichen Schlusssegen. Die Ordre galt für die ganze Armee, ob evangelisch oder katholisch spielte keine Rolle. Es löste eine jahrelange Kontroverse aus und ging als „Kniebeugeaffäre“ in die Geschichte ein.
Heute spielt das Knie eigentlich nur noch bei Modeschauen der „Haute-Couture“ (frei, knielang, knieumspielt usw.) oder in der Orthopädie (Gonarthritis, Gonarthrose, usw.) eine Rolle.
Tatsächlich aber hat das Knie in unserem Alltag, auch und gerade wenn es gesund ist, eine ganz besondere Bedeutung, nämlich beim Knien. In der hl. Messe z. B., haben die Gläubigen mindestens bei der Wandlung zu knien. Lobenswert ist es, vom Sanctus bis zum Ende des Hochgebetes zu knien (Grundordnung des römischen Messbuches, Nr. 43).
Das Knien hat „unter allen übrigen gottesdienstlichen Haltungen einen besonderen Rang“, denn: „Das Knien ist körperlicher Ausdruck einer unerlässlichen geistigen Grundhaltung allen Betens: der Demut, was die Seele bei allem Beten tun muss, in welcher Körperhaltung es immer geschehen mag, das tut beim knienden Beten auch unser Leib: er macht sich klein; er sagt gleichsam: „O Gott, ich weiß, ich bin ein nichts vor dir, ein armer Sünder, erbarme dich meiner!“
So schrieb 1952 einer der Architekten der liturgischen Erneuerung, Balthasar Fischer.
Mit diesen Worten des Liturgiewissenschaftlers sind wir genau beim heutigen Tagesevangelium: der Aussätzige fällt auf die Knie; sein Gebet, seine Bitte bestimmt seine Körperhaltung; tatsächlich liegt hier eine Geste der Unterwerfung vor.
Gegenüber dieser Unterwerfungsgeste wird die absolute Souveränität des Willens Jesu („wenn du willst“) betont, ja, diese Anerkennung der absoluten Souveränität des Willens Jesu hat den entscheidenden Willensakt Jesu zur Folge, der die Heilung bewirkt („ich will es“).
Jesus steht über der Natur- und der Gesetzesordnung, aber, er steht nicht gegen diese Ordnungen. Deshalb schickt er den Geheilten in das vom Gesetz vorgeschriebene Anerken-nungsverfahren mit allen Formalitäten.

Absoluter Wille, Unterwerfung, Niederwerfung, Demut, Knien  –  ist das nicht eine „Schreckensvision“?
Sind das nicht Begriffe, die man nur mit Schaudern lesen kann?
„Was für ein Gottesbild wird uns hier vor Augen gestellt?“

So wird kritisch gefragt. Die Antwort ist ganz einfach: Jesus ist eben nicht der gute Kumpel, der Wegbegleiter in die Beliebigkeit. Gott verlangt Unterwerfung!
„Dein Wille geschehe“ beten wir und sollten diese Worte auch ernst nehmen. Immer ist der ganze Mensch angesprochen. Gebet kann, darf, soll und muss sich deswegen auch in der Körperhaltung ausdrücken. Deswegen gibt es ja auch kirchliche Anordnungen für die liturgischen Körperhaltungen.
In der bayerischen Armee galt das Kommando nur von 1838 bis 1845, für unser Leben und unseren Gottesdienst bleibt es auf immer gültig: „Auf’’s Knie!“: Der berühmte „Kniebeugeerlass“ Königs Ludwigs I. hatte keinen Bestand. Bestand aber hat das Beispiel des knienden Aussätzigen, Bestand hat das Beispiel des knienden Stephanus, Bestand hat das Beispiel des knienden Jesus selbst.
Da, wo das Knien be- und verhindert wird, da beginnt die Religion der „steifen Knie“. Der „deutsche Jungmann steht vor seinem Herrgott“  – so hieß es in den 30ger Jahren  – und wer heute nicht knien will, denkt oft genug, er könne auf gleicher Augenhöhe mit Gott verhandeln.
Luzifer dachte ähnlich, die Folgen sind bekannt  –  deswegen gilt: „Aufs Knie

Kommentare

2 Antworten

  1. Ich knie gerne vor Christus, unserem König und Herrn. Begründet ist dies Knien wirklich aus der Bibel mit den vielen Beispielen der Menschen, die Jesus, unserem Herrn, begegnet sind. Schade, dass die Kommunionbänke aus den Kirchen weitgehend entfernt wurden.

  2. Eine begrüßenswerte Predigt! Sie sollte Pflichtlektüre werden für Verantwortliche, wenn in einer Kirche die Bänke mit Kniemöglichkeit gegen Stühle ausgetauscht werden sollen. Oder wenn Stufen, auf die man sich knien kann entfernt werden sollen.

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