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Das Gottesvolk begann mit Abel: Warum Pfingsten nicht der Geburtstag der Kirche ist

Von Felizitas Küble

Zwar nicht mehr wie früher von den Kanzeln herunter, aber vom Ambo aus hörten wir auch am heutigen Fest wieder x-mal die Kunde, an Pfingsten werde gleichsam der „Geburtstag“ der Kirche gefeiert.

Dabei tut es hierbei nichts zur Sache, ob Katholiken von „Kirche“ oder manche Evangelische  –  zumal freikirchlich (!) geprägte  –  lieber von „Gemeinde“ reden. Es geht jenseits solcher Sprachdebatten um die junge Christenheit, auf die der Heilige Geist 50 Tage nach Ostern herabgekommen ist.

So schreibt der evangelische Bischof Abromeit in der jüngsten IDEA-Zeitschrift (Nr. 20/2024), Pfingsten sei die „Geburtsstunde der Gemeinde Jesu“. Er fügt hinzu: „Aus den Menschen, die sich in der Kirche oder Gemeinde (das ist im Neuen Testament dasselbe Wort) versammeln, entsteht durch das Wirken von Gottes gutem Geist eine Gemeinschaft neuer Qualität.“

Keine Frage: Die anhaltenden Gebete der Jünger – mitten unter ihnen befand sich Maria  –  um die „Kraft von oben“ wurden zu Pfingsten erhört. Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes wurde die Urgemeinde zu Jerusalem und auch die Judenchristen aus aller Herren Länder mit neuer BeGEISTerung und einem starken Missionseifer erfüllt – es gab gleichsam einen „Qualitätssprung“ in der jungen Kirche.

Die christliche Kirche beginnt mit MARIA

Dennoch ist die Bezeichnung „Geburtstag der Kirche“ oberflächlich und zumindest mißverständlich:

1. Selbst die neutestamentliche Kirche begann bereits mit Maria, der ersten Christin, die ihr JA-Wort sprach und dem Wort des Engels Gabriel glaubte: „Siehe, ich bin die Magd des HERRN; mir geschehe, wie du gesagt hast.“ 

Wenig später schl0ß sich ihre Verwandte Elisabeth dem Gotteslob der Madonna an: „Wie wird mir die Gnade zuteil, daß die Mutter meines HERRN zu mir kommt? Selig ist, die geglaubt hat, was der HERR ihr sagen ließ.“ –  Maria und Elisabeth gründeten sozusagen den ersten christlichen Hauskreis.

2. Wer meint, das sei „zu früh“ angesetzt, wird spätestens mit dem Wirken der Zwölf Apostel  – bereits zu Lebzeiten Jesu –  den „Geburtstag“ der Kirche erkennen, denn sie handelten bereits im Auftrag Christi. Erst recht gilt dies ab seinem erlösenden Kreuzesopfer, ganz zu schweigen von seiner Auferstehung und den nachösterlichen Erscheinungen bei Maria Magdalena, den Aposteln und 500 Jüngern. Spätestens aber mit Jesu Missionsauftrag („Gehet hin und lehret alle Völker“) war der Grundstein für die weltweite Sendung der Kirche gelegt.

Aber auch diese Überlegungen sind nur vorläufig.

Das Gottesvolk des Alten Bundes

Genau betrachtet gibt es ja auch die Kirche des Alten Bundes. Das ist keine neue Lehre „nach dem Holocaust“ oder im Rahmen des christlich-jüdischen Dialogs, sondern eine uralte katholische Vorstellung.

Schließlich wirkte Christus schon bei der Schöpfung mit („durch IHN ist alles geschaffen“), der Heilige Geist sprach durch die Propheten, Moses wurden von Gott die Zehn Gebote überreicht, Abraham erhielt durch drei (!) Jünglinge einen himmlischen Besuch, der erste Hohenpriester Melchisedech brachte dem Ewigen durch die Darbringung von Brot und Wein (!) ein würdiges Opfer dar. Gott stiftete danach das kultische Priestertum der Juden mit dem ersten Hohenpriester Aaron.

Aber das Gottesvolk und damit die Heilsgeschichte reicht noch weiter zurück als Abraham. Auch Noah mit seiner Arche war ein „Gerechter“, ebenso der rechtschaffene Henoch. In diesem Zusammenhang spricht man sogar von der „Kirche seit Abel“, also dem gottverbundenen Sohn von Adam und Eva, dessen Opfer der HERR angenommen hat.

Die „Kirche seit Abel“ in der Meßliturgie

Im überlieferten, traditionellen Meßritus  – er stammt aus dem christlichen ALTERTUM  –  heißt es seit jeher nach der eucharistischen Wandlung im Hochgebet:

Schaue huldvoll darauf nieder           
mit gnädigem und mildem Angesichte
und nimmt es wohlgefällig an,
wie Du einst mit Wohlgefallen aufgenommen hast
die Gaben ABELS, deines gerechten Dieners,
das Opfer unseres Patriarchen ABRAHAM,
das heilige Opfer und die makellose Gabe,
die dein Hoherpriester MELCHISEDECH
dir dargebracht hat.

Dieser Abschnitt ist leicht gekürzt auch in der „neuen Messe“ enthalten – und zwar im 1. Hochgebet (es gibt insgesamt vier zur Auswahl), also dem sog. „römischen Meßkanon“. Dort heißt es nach der Konsekration der Gaben:

Blicke versöhnt
und gütig darauf nieder

und nimm sie an
wie einst die Gaben
deines gerechten Dieners ABEL,
wie das Opfer unseres Vaters ABRAHAM,
wie die heilige Gabe, das reine Opfer
deines Hohenpriesters MELCHISEDEK.

Es gibt sie also wirklich, das wird sogar liturgisch und somit amtlich verkündet: Die „Kirche seit Abel“.

Mit diesem ersten Heiligen beginnt das Gottesvolk, danach folgten der Noah-Bund, der Abraham-Bund und der Dekalog-Bund unter Moses. Diese Kirche des Alten Bundes wurde im Neuen Bund nicht etwa verworfen, sondern in Christus vollendet.

Die „Schwellenheiligen“ und Maria als Brücke

Maria ist dabei gleichsam die „Brücke“, das persönliche Bindeglied zwischen dem früheren und dem neuen Gottesvolk. Sie gehört als jüdische Frau zunächst dem Alten Bund an, ihre Verwandte Elisabeth ist die Frau des hebräischen Priesters Zacharias.

Zugleich reichen diese Jüngerinnen des HERRN in den neuen Bund hinein, sie sind die ersten Christinnen in der jungen Kirche. Durch Pfingsten wurde diese längst vorhandene, mit Abel begonnene Kirche neu gestarkt, aber nicht etwa erst „gegründet“.

Jene Heiligen, die schon vor Christus lebten, aber zugleich in den neuen Bund hineinragen, wozu auch der heilige Joseph gehört, ebenso die Eltern Mariens, nennt man in der Theologie die „Schwellenheiligen“, denn sie stehen an der „Schwelle“ zur neutestamtlichen Christenheit, doch ihre Füße befinden sich gleichsam noch im Alten Bund. 

HIER folgt der zweite TEIL über die Gerechten des AT als Heilige der Kirche: https://christlichesforum.info/die-kath-kirche-wuerdigt-die-gerechten-des-alten-bundes-als-heilige-des-ewigen/

 

Kommentare

11 Antworten

  1. Ich war heute in der hl. Messe irritiert, weil der Pater, in der Kloster-Kirche von dem Geburtstag der Kirche gepredigt hatte.
    Das hatte ich noch nie bewußt/unbewußt gehört.
    Ich bin der Meinung, dass unsere Kirche den Ursprung mit dem JA der Mutter Maria hatte und mit Petrus: „auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen.“

  2. Hoch interessant. Auch ein super Artikel. Wenn man von „Kirche“ spricht, dann denkt man als Katholik automatisch an die katholische Kirche.

  3. Gut erklärt.
    Ich fand den Ausdruck „Geburtstag der Kirche“ an Pfingsten auch immer unpassend. Nur weil die Menschen die Apostel in verschiedenen Sprachen verstehen konnten.
    Es ging um die die Herabkunft des heiligen Geistes, welchen Christus den Jüngern verheißen hat.

    1. Genau, das war die erste Firmung in der Geschichte der katholischen Kirche, der bei den Anwesenden die Taufe vorausgegangen sein muss.

      1. Hm, kam wohl auch vor, dass Menschen „gefirmt“ wurden, bevor sie die Taufe empfangen hatten. So lese ich es zumindest in der Apostelgeschichte 10, 44 ff.

    2. Die Kirche bis Pfingsten war aber doch nur eine kleine lokale Erscheinung in dieser kleinen Weltgegend, zumal eine versteckte, sich im Abendmahlssaal einschließende Kirche. Mit dem Kommen des Heiligen Geistes wurde schon alles anders, offen, verkündend, bezeugend, begeisternd. Ohne Pfingsten wäre die Kirche am Ende nur die kleine lokale Erscheinung geblieben. Pfingsten ist schon die Geburtsstunde, der Beginn der weltweiten Kirche.

      1. Guten Tag,
        schon seit der Auferstehung verloren die Apostel und Jünger ihre Ängstlichkeit und Unsicherheit, zumal Christus 500 Jüngern nach seiner Auferstehung gleichzeitig erschienen war.
        Den Missionsauftrag gab es auch vor Pfingsten bereits bei der Himmelfahrt: „Gehet hinaus in alle Welt und lehret alle Völker.“
        Daß Pfingsten noch ein weiterer großer „Sprung“ nach vorne war in Richtung Weltmission, ist unbestritten, aber kein „Geburtstag“ der Kirche.
        Freundlichen Gruß
        Felizitas Küble

        1. Weiß nicht. Nach der Auferstehung kam der Herr durch verschlossene Türen zu den seinen, nach der Himmelfahrt blieben sie ständig im Obergemach, bis der Geist auf sie herabkam. Den Missionsauftrag gab es seit der Himmelfahrt, allein, der Auftrag musste auch in die Tat umgesetzt werden. So, wie ich die Apostelgeschichte verstehen, ist Pfingsten weit mehr als nur ein weiterer großer Sprung; es war die Initialzündung, um mit dem Springen tatsächlich anzufagen.
          Ich war noch nie in Echternach bei der Springprozession, morgen muss ich arbeiten, ich habe mir fürs nächste Jahr mal vorgenommen, dann doch einmal hinzufahren. Wo wir gerade beim springen sind.
          Eine gute Zeit!
          mk

          1. Gotteslob
            Nr. 675
            Abschnitt 5
            Heiliger Geist
            V: An Pfingsten hast du die Kirche gestiftet.
            A: Du bist der Geist, der Leben schafft.

            Müsste dann ja auch geändert werden.

      2. Eine Kind im Mutterleib kann auch noch nicht laufen, ist aber trotzdem vollkommen Mensch. So ist es auch mit der Kirche. Die Kirche ist wie ein Kind im Wachstumsprozess und wird gemäß biblischer Prophetie eines Tages die gesamte Erde erfüllen. Das wird in einer der Visionen im Buch Daniel gezeigt, wonach die Kirche zuerst als kleiner Stein dargestellt wird, der zu einem großen Berg wachsen wird, der die ganze Erde erfüllen wird.

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