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Evang. Ex-Landesbischof von Thüringen gegen Änderung der 6. Vaterunser-Bitte

Prof. Kähler: Bisherige Fassung soll bleiben

Papst Franziskus hat die in Deutschland verwendete Fassung der Vaterunser-Bitte „Und führe uns nicht in Versuchung“ als „keine gute Übersetzung“ kritisiert. Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürze, sondern der Teufel, erklärte er.

Dazu hat die evangelische Nachrichtenagentur IDEA folgenden Beitrag des früheren thüringischen Landesbischof Prof. Christoph Kähler veröffentlicht:

„Der Wortlaut des Vaterunsers „Und führe uns nicht in Versuchung“ (Mt 6,13a) ist keine Frage der richtigen Übersetzung, sondern der angemessenen Deutung.

Diese alte Formulierung ist in den deutschsprachigen Gemeinden schon vor Martin Luther nachweisbar und gibt den griechischen Text korrekt wieder…Sehr viele andere deutsche Bibelübersetzungen halten sich ebenfalls an diese alte Fassung und haben diesen Satz nicht verändert, weder in lutherischen noch in katholischen noch in reformierten Bibeln.
Zur angemessenen Deutung biblischer Stellen gehört es, andere Bibeltexte zur Erläuterung heranzuziehen.

BILD: Christus siegt über den teuflischen Versucher in der Wüste
Für die sechste Bitte des Vaterunsers ist an die Versuchung Christi zu erinnern, die in Matthäus 4,1–11 (Lukas 4,1–13) beschrieben wird. In dieser Geschichte ist der Teufel der Versucher, doch der Geist Gottes bringt Jesus Christus in die Wüste, damit der Teufel ihn versuchen kann.
Das bedeutet, Gott lässt die Versuchung am Beginn der Wirksamkeit Jesu zu. So wie er auch den Kreuzestod Jesu zulässt, obwohl ihn der Gottessohn in Gethsemane flehentlich darum bittet, dass dieser Kelch an ihm vorübergehen möge
Das Geheimnis, dass der gütige Vater seinem Sohn und seinen Menschenkindern Leiden nicht erspart, kann und darf klagend ins Gebet genommen werden, also auch in das Vaterunser.
Eine Änderung des Wortlauts aber erspart niemand die dunklen Stunden und Erfahrungen, die sich daraus ergeben, dass Gott solche Versuchungen zulässt.
Quelle und vollständiger Text hier: https://www.idea.de/spektrum/detail/vaterunser-eine-aenderung-des-wortlauts-erspart-niemandem-dunkle-stunden-103541.html
Siehe hierzu die inhaltlich ähnliche Predigt des katholischen Bischofs von Regensburg: https://charismatismus.wordpress.com/2017/11/30/regensburg-bischof-voderholzer-uebt-kritik-an-neu-formulierung-der-vaterunser-bitte/

2. Foto: Dr. Edith Breburda

Kommentare

2 Antworten

  1. Hallo, Zeitschnur, ich finde, dass Sie die Problematik auf den Punkt bringen. Ich stimme Ihnen voll zu, dass wir Gott in jedem Fall darum bitten können müssen, dass er uns Prüfungen wie zum Beispiel Leid erspart.
    Nur hört sich die Vaterunser-Bitte in der jetzigen Form leider so an, als würde Gott selbst uns zur Sünde reizen. Diese Vorstellung findet sich tatsächlich in den älteren Texten des Alten Testaments. Später liest man, Gott erlaube es Satan, einem Mitglied des himmlischen Hofstaates, uns zur Sünde zu reizen. Vom Teufel ist dort übrigens überhaupt nicht die Rede, weil er damals noch nicht erfunden war, was aber Prof. Kähler irrtümlich, wegen tradierter Falschübersetzung, meint.
    Da auch diese Vorstellung anstößig ist, sagt Jakobus im Neuen Testament, dass wir durch unsere eigenen Begierden in Versuchung gebracht werden. Man kann es drehen und wenden, wie man will, letztlich ist es ein Geheimnis; denn auch unsere Begierden hat letztlich Gott in unsere Gene gelegt.
    Will man Gott entlasten, kann man übersetzen:
    „Gott möge uns nicht in Versuchung geraten lassen oder auf die Probe stellen!“
    Dass diese Übersetzung kein Verrat an den Worten Jesu ist, zeigt eine sprachliche Studie:
    hebr. havé bedeutet sowohl „führen“ als auch „kommen lassen“.
    Deshalb beteten die Juden schon vor der Zeit Jesu und beten bis heute in ihrem Abendgebet:
    „Lasse uns nicht in die Gewalt der Versuchung und in die Gewalt der Sünde kommen!“
    Ein bekannter jüdischer Gelehrter schlägt uns deshalb vor,
    um dem Sinn dieser Worte voll zu entsprechen, zu beten:
    „Lasse uns nicht der Versuchung unterliegen!“
    Was halten Sie davon?
    Ich gestehe Ihnen zu, dass hier Ihr Anliegen fehlt.
    Aber dafür kommt die 7. Bitte, die korrekterweise mit „Unheil“ übersetzt werden müsste:
    sondern befreie uns aus Unheil. Das schließt Leid, Krankheit, Sünde, Glaubensabfall ein.

  2. „Das Geheimnis, dass der gütige Vater seinem Sohn und seinen Menschenkindern Leiden nicht erspart, kann und darf klagend ins Gebet genommen werden, also auch in das Vaterunser.
    Eine Änderung des Wortlauts aber erspart niemand die dunklen Stunden und Erfahrungen, die sich daraus ergeben, dass Gott solche Versuchungen zulässt.“
    _____________________
    Das sind zwei wesentliche Aspekte:
    1. Es wäre furchtbar, wenn wir NICHT drum bitten könnten, dass Gott uns Versuchungen erspart! Man würde sonst einen Glauben entwickeln, der eindeutig masochistische Züge hätte: Motto „Auf ins Leiden“. Jesus hätte sich das Leid erspart, wenn es nicht notwendig gewesen wäre. Niemand soll sinnlos leiden müssen bei Gott. Und für den Fall sinnlosen Leides darf man Gott sogar laut heulend um Verschonung bitten, und wir dürften nicht bitten, wenn es nicht die Hoffnung auf Erhörung gäbe.
    2. Wie in 1. schon mitbedacht, muss der Mensch aber die Möglichkeit haben, in den dunklen Stunden sagen zu dürfen, DASS er leidet und aus dem Leid wieder herausgelangen will. Wie das dann jeweils geschieht, überlässt er Gott in der Bitte „Sed libera nos a malo“.

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