Von Pfarrer Felix Evers
Papst Franziskus überraschte kurz vor dem dritten Adventssonntag „Gaudete!“, seinem 87. Geburtstag, mit der Nachricht, dass er in der Basilika Maria Maggiore beigesetzt werden möchte.
Vor dem berühmten Marienbild „Maria Salus Populi Romani“ (Maria, Heil des römischen Volkes) betet Franziskus vor und nach seinen Auslandsreisen. Am Tag nach seiner Wahl hatte Franziskus dem altehrwürdigen Gnadenbild seinen ersten Besuch abgestattet.
Als 593 in Rom die Pest wütete, ließ Gregor der Große die Marienikone durch Rom tragen; 1571 betete Pius V. vor der Ikone für den Sieg in der Schlacht von Lepanto; 1953 wurde die Ikone durch Rom getragen, um das erste marianische Jahr der Kirchengeschichte zu eröffnen; seit Beginn der Weltjugendtage begleitet eine Kopie der Marienikone das Weltjugendtagskreuz.
Für den Sondersegen „Urbi et Orbi“ inmitten der Corona-Pandemie am 27. März 2020 wurde „Maria, das Heil des römischen Volkes“ vor dem Petersdom aufgestellt.
Vor seinem Besuch bei der Mariensäule nahe dem Spanischen Platz hatte Papst Franziskus am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis erneut die Basilika Santa Maria Maggiore aufgesucht und der Marienikone eine »Goldene Rose« verehrt.
»Rosensonntag«, so nannte man in Rom den vierten Sonntag der Fastenzeit, dessen Farbe auf den dritten Adventssonntag (sowie vielerorts auf die dritte Kerze des Adventskranzes) überging.
Am Sonntag »Laetare« weihten die Päpste seit dem 11. Jahrhundert eine »Goldene Rose« als höchste Ehrerweisung und verliehen sie herausragenden Persönlichkeiten. Später wurde das päpstliche Ehrengeschenk bedeutenden Gotteshäusern und Kunstwerken – so wie nun der Marienikone in Maria Maggiore – zugedacht. Ihre heutige, rar gewordene Weihe ist nicht mehr an den »Laetare«-Sonntag gebunden.
In Maria Maggiore zeigt ein Mosaik am Triumphbogen über der „Betlehemkrypta“ den leeren Herrscherthron Christi mit einer Krone, dem Kreuz, einem abgelegten Königsmantel und zu Füßen einem siebenfach zugeschnürten Bündel, das die Menschheitsgeschichte enthält.
Der Pilger durchschreitet also, wie es der vor einem Jahr heimgerufene Papst Benedikt in der Festschrift für den Künstlerpfarrer Wilhelm Nyssen beschrieb, bei seinem Besuch, der einer Wallfahrt gleicht, das gesamte Kirchenjahr; und abschließend darf dieser Pilger „in Betlehem“ (in der Krypta wird ja Holz der vermeintlichen Krippe Jesu verwahrt) an Leib und Seele erfahren, wie sich der Allmächtige all seiner Herrschergewalt entledigt, um uns Geschöpfen den Herrschermantel und die Herrscherkrone zu überreichen („entäußert sich all seiner Gewalt, wird niedrig und gering und nimmt an eines Knechts Gestalt – der Schöpfer aller Ding“).
Genau diese Heilserfahrung dürfen wir in der Weihnachtszeit machen.
Unser Autor Felix Evers ist katholischer Pfarrer in Neubrandenburg
3 Antworten
DAS „LEHRAMT FRANZISKUS“ HAT GESPROCHEN – KARD. FERNANDEZ MACHTS MÖGLICH
https://katholisch.de/artikel/49651-katholische-kirche-erlaubt-segnung-fuer-homosexuelle-paare
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Wortreich, wie gewohnt.
Im Widerspruch zur Aussage der Glaubenskongregation von 2021. Aber wir haben ja jetzt eine neue Zeit und endlich werden die Fehler von 2000 Jahren katholischer Lehre und Tradition richtig gestellt…
so wird auch die Mutter Gottes instrumentalisiert, um sich besondere Berühmtheit auch postmortal zu sichern.
Hat Leo XIII auch den Erlöser und die beiden heiligen Johannes instrumentalisiert, weil er in der Lateran-Basilika ruht, der Mutter und dem Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises? Hat Pius IX den heiligen Laurentius instrumentalisiert, weil er in San Lorenzo fuori le mura begraben werden wollte? In Santa Maria Maggiore ruhen schon einige Päpste, darunter der heilige Pius V. Wurde von diesen Päpsten die Gottesmutter auch instrumentalisiert? Ob Franziskus Motivation, sich diesen Ort zum Begräbnis zu wählen, vorrangig vom Gedanken an postmortale Berühmtheit zusammenhängt, ich weiß ja nicht.