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Wundersames in der „Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe“

Von Felizitas Küble

Seit über 30 Jahren wirkt in Holland, Belgien und auch in Deutschland (in zwei Niederlassungen im Bistum Trier) die „Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe“.

Die katholisch-marianische Gruppierung, die sich ausdrücklich zur Charismatischen „Erneuerungsbewegung“ zählt, hat sich bewußt diesen langen Namen zugelegt, denn dieser sei durch „Gebet und Austausch empfangen“ worden, wie es auf deren Homepage heißt: https://apollinariskirche.de/de/kloster-st-apollinaris/wir-ueber-uns-71.html

Dieser „Werdegang“ ist kennzeichnend für solche „neuen geistlichen Gemeinschaften“, die gerne alles und jedes auf Geistmitteilungen von „oben“ zurückführen, was nämlich zugleich zur Folge hat, daß sich derartige „übernatürliche“ Vorgänge jeder Kritik entziehen – oder sollte es gar jemand wagen, die „Sünde gegen den Heiligen Geist“ zu begehen?!

Die Gründerin namens Rita Aichele leitet ihr Werk wie eine Art „Generaloberin“ und wird in der ordenseigenen Selbstdarstellung ausdrücklich als „Hirtin (!) bezeichnet, was freilich in diesem Spektrum des öfteren vorkommt.

Der Ausdruck Hirte/Hirtin findet sich für geistliche Leiter und Begleiter etwa auch in der „Gemeinschaft der Seligpreisungen“, die sich ursprünglich als eine Gruppe um den „Löwen von Juda und das geopferte Lamm“ definierte und später umbenannte – was vermutlich durch direkte „Geisteinwirkung“ erfolgte.

Sowohl die Seligpreisungsgruppe wie auch die hier dargestellte Gemeinschaft sind stark auf die Marienerscheinungen von Medjugorje fixiert, pilgern dorthin und nehmen die „Botschaften“ der Seherschar sehr wichtig. So heißt es auf der Homepage:

„Diese Liebe für Maria kommt bei uns zum Ausdruck in der täglichen Marienweihe, im Rosenkranz und im Mittagsgebet, in dem wir zusammen mit Maria um den Heiligen Geist bitten, und darin, dass wir die Botschaften aus Medjugorje in unserem täglichen Leben umsetzen.“

Neben der „Hirtin“ Rita Aichele gibt es in der Gemeinschaft auch einen Priester namens Bartholomé van Oudheusden, der freilich in der Selbstdarstellung nicht als „Hirte“ gewürdigt wird, also vermutlich unter dem schwarmgeistigen Hirtinnenamt der Frau Aichele steht. 

Der Geistliche lernte die Charismatische „Erneuerung“ 1988 im sogenannten Evangelisationszentrum Maihingen kennen – und dort zugleich auch „Schwester“ Rita Aichele aus Bayern, die seit 1981 als „Anbeterin des Blutes Christi” in Liechtenstein wirkte.

Zum einen beten wir als Gläubige zwar Christus an und verehren sein kostbares Blut, aber unsere ANBETUNG gilt dem göttlichen Erlöser selbst und nicht verselbständigt seinem menschlichen „Blut“. (Manche Andachtsformen bieten zuweilen eine fragwürdige „Blutsmystik“).

Schwester Rita verließ ihre Kongregation und gründete 1989 diese neue „geistliche Gemeinschaft“ mit dem erwähnten Endlosnamen  – auch dieses „Verlassen und Neugründen“ ist typisch für diese Szenerie – natürlich alles im Namen des vielzitierten „Heiligen Geistes“.

Kennzeichnend ist auch Folgendes:

Fünf Jahre nach der Gründung sei  – so die „Ordens“-Homepage  –  eine „Zeit der Läuterung“ gekommen, denn „mehrere Personen verließen die Gemeinschaft“, was als „inneres Wachstum“ bezeichnet wird – vermutlich deshalb, weil diese „Aussteiger“ vorher zuviel „Kritikgeist“ in die Gruppe gebracht haben, was in diesem Spektrum ungern gesehen und oft mit „dämonischen Einflüssen“ in Zusammenhang gebracht wird.

In der Aichele-Bewegung gab es nicht nur Priester und „gottgeweihte“ Personen, sondern nach einiger Zeit auch „andere Berufungen: Verheiratete und Alleinstehende, eigentlich alle Stände“.

Der Vatikan sieht es freilich aus naheliegenden Gründen nicht gerne, wenn „Männlein und Weiblein“ ohne Trennung als „geistliche Gemeinschaft“ leben (weshalb auch die gemischte „Gemeinschaft der Seligpreisungen“ nach diversen Sex-Skandalen vor einigen Jahren ihre Statuten ändern mußte).

Ab 2003 zählen „zur Gemeinschaft nur noch Brüder und Schwestern, die in Gelübden leben“ (aber ohne räumliche Trennung). Weiter heißt es: „Laien können sich in verschiedene Formen anschließen“.

Streng genommen handelt es sich bei der Gruppierung freilich nicht um einen klassischen Orden (wenngleich man sich auf der Homepage mehrfach sehr grenzwertig als „Ordensleute“ definiert), sondern nach kanonischem (kirchlichem) Recht um eine „private Vereinigung von Christgläubigen” (Can 322,1-2 des CIC).

In ihrer Selbstdarstellung schreibt die Gemeinschaft weiter:

„Weil Jesus am Kreuz sein Blut für alle Menschen vergossen hat, gehen wir am Freitagabend auf Hausbesuch; jeweils zu zweit, um sein Blut auch dort strömen zu lassen.“

Ob es wirklich sinnvoll sein kann, Mitbürger am Freitag-ABEND (vermutlich ungefragt) zu „besuchen“?

Unter dem  Stichwort „Wir sind eine charismatische Gemeinschaft“ wird verkündet, man sei „offen für die Charismen und Gaben, die der Heilige Geist uns schenkt.“

Nebst einfachen Gaben gehörten dazu auch eher „außergewöhnliche” Charismen wie das Sprachengebet, die Gabe der Prophezeiung und Erkenntnis, die Gabe der Heilung und Befreiung, die wir aus der Unterscheidung heraus einsetzen wollen für den Aufbau und die Ausbreitung der Kirche. Diese Charismen haben inzwischen einen natürlichen Platz eingenommen in unserer Liturgie und in unserem täglichen Leben.“

Das ist schon von besonderem Kaliber, wenn eine Gemeinschaft fütr sich in Anspruch  nehmen kann, diese besonderen „Geistesgaben“ wie Prophetie, Sprachengebet, „Heilung und Befreiung“ seien ein Bestandteil des „täglichen“ (!) Lebens.

Den „Rest“ kann man sich vorstellen, zumal „Heilung und Befreiung“ gleichsam als Zauberformeln in der Charismatischen Bewegung bekannt sind. Insbesondere die sogenannte „Befreiung“ ist oft mit anti-dämonischen „Befreiungs“-Praktiken verbunden, einem Quasi-Exorzismus, der zu verheerenden psychischen und seelsorglichen Problemen bei Betroffenen führen kann, wie ich aus jahrzehntelangem Kontakt mit zahlreichen Aussteigern erfahre.

Auf der Homepage der Gruppe wird sodann auch das tägliche „Gemeinschaftsgebet“ dokumentiert; darin heißt es u.a.:

„Verherrliche Dich in und durch uns und vollende Deine Pläne…Jesus Christus, Du Herr der Kirche, gib uns die Vollmacht, um in Deinem Namen…Menschen für Dich zu gewinnen und sie nach Deinem Willen zu begleiten, Kranke zu heilen, Dämonen auszutreiben und Tote aufzuwecken. Mache in der Kraft Deines Kostbaren Blutes den Weg dafür frei.“

Gott bzw. Christus wird also vom Beter unumwunden aufgefordert („gib uns die Vollmacht“), ihn gleichsam zuzurüsten, umKranke zu heilen, Dämonen auszutreiben und Tote aufzuwecken.

Soviel absurde Verstiegenheit in einem täglichen Gebet erscheint dem erstaunten Beobachter selbst für charismatische Kreise mit ihrer Fixierung auf „Zeichen und Wunder“ etwas ungewöhnlich.

Sogar bei dem bekannten Kongreß des Star-Charismatikers John Wimber 1987 in Frankfurt wurde wenigstens die „Totenerweckung“ als Geistesgabe weggelassen, als der enthusiastische Leiter McClure den versammelten Massen anmaßend Folgendes verkündete: „Ich sage Dir an Christi Statt: Heile die Kranken, treibe die Dämonen aus, predige das Evangelium. Empfangt diese Gabe von Christus!“

Zurück zu dem offiziellen, täglichen (!) Gebet der hier vorgestellten Gruppe:
Durch diese Anrufung wird die Vermutung bestätigt, daß dort „Befreiungspraktiken“ an der Tagesordnung sind, also exorzistische Aktionen, die als „Gebet um Befreiung“ (von Teufelsmächten) sprachlich verschleiert werden.

Für einen kirchlichen Exorzismus ist die schriftliche Genehmigung des zuständigen Bischofs erforderlich, zudem darf er nicht durch Laien ausgeübt werden, auch nicht etwa durch eine selbsternannte „Hirtin“.

Um diese Forderung nach kirchlicher Erlaubnis zu umgehen, wird im schwarmgeistigen katholischen Lager nur von „Heilung und Befreiung“ gesprochen und der Ausdruck „Exorzismus“ vermieden.

Für die Betroffenen (die so gut wie nie tatsächlich „besessen sind“) spielt dieser verbale Unterschied keine Rolle, sie werden oft in eine innere Panik getrieben und sind vielfach dauerhaft seelisch und seelsorglich geschädigt. Es handelt sich hier eindeutig um geistlichen Missbrauch!

Ich kenne eine ganze Reihe solcher Schicksale persönlich.

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

Kommentare

8 Antworten

  1. Nachdem die Franziskaner vor Jahren ihr Kloster geschlossen haben, hat die Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe dieses und die zugehörige Kirche und Wallfahrt übernommen. Dass es auf dem Berg überhaupt weitergegangen ist, ist gut. Es stimmt schon, manche Gottesdienste dort kommen mir sonderbar vor und ich weiß es für mich nicht einzuordnen. Und ja, es findet monatlich ein marianischer Gebetsabend statt mit dem Hauptaugenmerk auf Medjugorje. Während der Wallfahrtszeit besuche ich gerne sonntags die Frühmesse. Diese ist einfach und ruhig und tut mir gut.

  2. Nach der Wandlung des Brotes in den Leib Christi beten Priester und Gläubige gemeinsam den Leib Christi an; nach der Wandlung des Weines in das Blut Christi eben dieses kostbare Blut Christi. Dies ist nicht unkatholisch und häretisch, da gemäß der Lehre der Kirche stets der ganze Christus gegenwärtig ist und angebetet wird. Frau Küble macht den Fehler, dass vom Namen allein („Anbeterinnen des Blutes Christi“) auf ein irriges Verständnis geschlossen wird! Wäre das so, dann hätte die Kirche eine Kongregation dieses Namens nie anerkennen dürfen.
    Die vorgebrachte Kritik gegenüber der „Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe“ hingegen muss man ernst nehmen; in derartigen Gruppen gibt es tatsächlich viel Einseitiges, Ungesundes und Schräges, was der Glaubenslehre und -praxis der Kirche nicht entspricht.

  3. Immer wieder dieselben Auswüchse dieser charismatischen Erneuerungsbewegung.
    Wie ein roter Faden zieht es sich durch diesen Irrglauben der Charismatik.

    Und dieses Durcheinander von Männer und Frauen in den Unterkünften ist auch typisch.
    Nach dem Motto: diese getrennten altertümlichen Frauen- und Männerorden sind überflüssig.
    Wir geraten sowieso nicht in Versuchung, und wir halten den Versuchungen Kraft des hl. Geistes stand.
    Es ist nur allzugut nachzuvollziehen, weshalb der Vatikan diese gemischten Gemeinschaften nicht gerne sieht und meist auch dagegen eingreift.

  4. Dazu kann ich gar nichts mehr sagen.
    Diese Vereinigungen schießen aus dem Boden wie Pilze, sollte man meinen, denn es scheinen immer mehr davon sich aufzubauen.
    Mir persönlich könnten solche Individuen niemals bekommen.
    Ich GLAUBE SCHLICHTWEG AN GOTT UND DAS IMMER SCHON.
    Was braucht es da eine Mitwirkung von Außen sozusagen.
    Gott braucht keine Werbung.
    Und Heilen kann wahrlich NUR ER ALLEIN.
    Wen ER ALS SEINE WERKZEUGE AUSWÄHLT, DIESE SAUSEN NIEMALS DURCH DIE GEGEND, SONDERN GEHORCHEN SEINEM WORT, WELCHES IN DER STILLE STATTFINDET.

  5. Frage:
    Die Anbeterinnen des Blutes Christi sind aber doch eine von Rom anerkannte Schwesternkongregation, deren Gründerin Maria de Mattias vor einigen Jahren heiliggesprochen worden ist, oder? Es gibt ja auch die Missionare vom Kostbaren Blut.

    1. Guten Tag,
      ich schrieb ausdrücklich, man könne das Kostbare Blut Christi VEREHREN, aber ANBETEN tun wir Christus als PERSON und als GOTT-Menschen – und nicht verselbständigt sein menschliches Blut.
      Der Titel „Missionare vom Kostbaren Blut“ ist sprachlich kein Problem und von „Anbetung“ steht da nichts.
      Ungeachtet eines merkwürdigen Titels kann doch eine Frauenkongregation trotzdem die kirchliche Anerkennung bekommen haben, trotzdem muß ich die Namensnennung nicht bejubeln.
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

      1. ich hätte gedacht, die kirchliche Autorität hätte bezüglich des Namens ihre Einwände geltend gemacht, bevor die Kongregation die Anerkennung bekommen hätte, wenn der gewählte Name nicht Rechtens gewesen wäre.

        1. Guten Tag,
          zum zweiten Mal: Wenn ich einen Namen theologisch nicht sinnvoll bzw. mißverständlich finde, ist es mein gutes Recht – ok? – Damit behaupte ich doch nicht, er sei kirchenrechtlich „nicht rechtens“.
          Das ist jetzt echt schwer auseinanderzuhalten?
          Oder meinen Sie, alles, was erlaubt bzw. nicht untersagt ist, müsse auch bejubelt werden?
          Freundlichen Gruß
          Felizitas Küble

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