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WamS macht sich über Merkels Rhetorik lustig

Von Felizitas Küble

Eine Meisterin der Redekunst war sie noch nicht: Angela Merkel. Wenn wir uns an wortstarke frühere Debattenredner im Deutschen Bundestag wie Franz Josef Strauß, Alfred Dregger (CDU), aber auch an einen SPD-Fraktionschef Herbert Wehner erinnern, dann fehlt es uns heute an solch originellen politischen „Urgewächsen“, die zudem oft von humanistischer Bildung und Belesenheit geprägt waren, vor allem der damalige bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Strauß, der seine Reden gerne mit lateinischen Sprichwörtern und witzigen Wortspielen würzte.

Davon ist die derzeitige Kanzlerin meilenweit entfernt, selbst „druckfrei sprechen“ fällt ihr offenbar schwer.

Die heutige Ausgabe der „Welt am Sonntag“ (14.2.) zeigt sich belustigt darüber. Auf S. 4 geht es in einem WamS-Kommentar von Sascha Lehnartz unter dem Titel „Was war denn das jetzt?“ um das Interview, das Marietta Slomka am Freitag im ZDF mit Merkel führte:

„Die Kanzlerin gab nämlich auf die Frage „Wo stehen wir eigentlich in der Pandemie?“ die Antwort: „Wir haben eine schwierige Zeit jetzt hinter uns und sind noch mitten in ihr.“

Wie man eine schwierige Zeit hinter sich haben kann und gleichzeitig noch mitten in ihr stecken soll, erschließt sich vermutlich nur Quantenphysikerinnen und Fans grobsinnlicher Unbestimmtheit….Für die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Lockdown verheißt dieses stark gekrümmte Zeitkonzept nichts Gutes. Denn selbst wenn wir den Lockdown eines Tages hinter uns haben sollten, stecken wir dann vermutlich schon wieder drin.“

Die weisen Worte der Kanzlerin orientieren sich einmal mehr weniger an den Gesetzen der Logik als an ihrer speziellen politischen „Plandemie“.

Vermutlich war ihr der erste Halbsatz spontan herausgeruscht („Wir haben eine schwierige Zeit jetzt hinter uns“), bis ihr das „Versehen“ einfiel und sie es schnell korrigierte („und sind noch mitten in ihr“).

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Kommentare

2 Antworten

  1. Nachtrag:
    Der Journalist Alexander Kissler, ehemaliger Kulturchef des Politmagazins „Cicero“, hat in seinem Buch „Die infantile Gesellschaft. Wege aus der selbstverschuldeten Unreife“ (Hamburg 2020) der sogenannten „Leichten Sprache“ ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem er Beispiele aus Reden und Videopodcasts Merkels unter die Lupe nimmt.
    Das ist Sprachanalyse vom Feinsten, die zeigt, dass ihre jüngste rhetorische Panne keineswegs ein einmaliger Ausrutscher war
    Kisslers Fazit lautet: „Die Sprache der Kanzlerin ist gekennzeichnet durch Armut im Ausdruck, durch wenige Verben, die ständig wiederholt werden, und durch eine große Vorliebe für Hilfsverben. Der Verzicht auf Differenzierung im Ausdruck wird erkauft durch undifferenzierte Argumentation. Wird die Sprache derart leichtgenommen, dass nur noch ‚ist‘ und ‚haben‘ und ‚Dinge‘-Sätze aneinandergereiht werden, ist jeder Sachverhalt gleich wichtig und also relativ unwichtig. Es gibt dann ein logisches Nebeneinander, kein Davor, kein Danach, kein Zuerst und kein Zunächst. Kein Sinngefälle. Alles ist. Die einzelnen Behauptungen markieren Banalitäten, die ungewichtet aneinandergefügt werden. Die Welt: ein Schaufenster für Kinder. Schau, was es alles gibt. Das und das und das. Und auch das noch und sogar das hier. So singt man die Vernunft in den Schlaf. Vermutlich ist damit das Ziel solch schlichter Schachtelsätze genannt. Im Ewiggleichen verbirgt sich die Zusicherung, nicht so genau zuhören zu müssen. Kinder müssen nicht alles verstehen. Vati und Mutti machen das schon. Warum? Ei, darum“ (S. 146).

  2. Der zitierte Merkel-Satz belegt die Denkschwäche der Kanzlerin, die wohl gern den „Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch“ aus den Gesetzen der Logik verbannen würde. (Er lässt sich sogar als Symptom für geistige Zerrüttung deuten.)
    Während die WamS Merkels Panne mit Spott kommentiert, ist anderen das Lachen längst vergangen.
    Offenkundig ist der Corona-Sprechdurchfall der Kanzlerin einer der auffälligsten Kollateralschäden der „Pandemie“.
    Regierungserklärungen, Ad-hoc-Interviews, Pressekonferenzen, Statements, „Bürger(schein)dialog“: Jeden Tag werden die anödend-stupiden Auswürfe Merkels über den Bürger(innen) ausgeschüttet – via Medien auf allen Kanälen.
    Dazu die Untertänigkeit von Journalistendarstellern im Stil Rainald Beckers (ARD): „Frau Merkel, gönnen Sie uns einen Einblick in Ihre edlen Gehirnwindungen: Welche Schritte geruhen Sie als Nächste zur Rettung der Menschheit zu unternehmen?“
    Wer da keinen Vogel kriegt oder in Resignation und Depression verfällt, muss eine robuste Natur sein.

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