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Ist der Religionsunterricht noch „zeitgemäß“?

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Sarah Ritschel und Christoph Frey stellen in der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 12.3.24 die Frage „Ist Religionsunterricht noch zeitgemäß“? Entsprechend beginnt der Artikel „Woher? Wozu? Wohin?“

Die Autoren fassen ihr Fazit zusammen mit „Wozu Religionsunterricht? Wohin soll das führen?“

Den Anlass zur Frage bilden Überlegungen des Bayerischen Kultusministeriums, um im Bildungsplan für die Schulen mehr Mathematik- und Deutschunterricht unterzubringen. Dabei „dürfen die Schulen künftig zwar eine Englischstunde streichen und auch bei Musik, Kunst oder Werken kürzen, aber nicht bei Religion“.

Ein weiterer Grund für die Frage ist die Tatsache eines rückläufigen Besuchs des Religionsunterrichts. 2018/19 besuchten in Bayern noch 51% der Schüler den katholischen Religionsunterricht, fünf Jahre später „gut 45%“ (lt. Kultusministerium). Beim evangelischen Religionsunterricht fällt die Zahl von 23% auf 20%.

Gleichzeitig nahm die Teilnehmerzahl der Schüler, die Ethikunterricht besuchten, von 23% auf 31% zu. Die Frage von Ritschel und Frey ist verständlich. Man kann die Frage teilen, wozu Religionsunterricht für die Schüler und ihre persönliche Entwicklung und für die Gesellschaft. Alle Schüler sind nämlich Teil der Gesellschaft, gestalten sie mit und empfangen Eindrücke von ihr.

Die Kirchen sind laut dem Psychiater und Theologen Dr. Manfred Lütz sinnstiftende Institutionen: „Angesichts der vielfältigen Krisen suchen viele Menschen nach dem Sinn des Lebens“. Die Kirchen halten „den Glauben an Gott und das ewige Leben wach“.

Schüler erfahren im Religionsunterricht etwas über den Stifter unserer Religionsgemeinschaft. Sie lernen Jesus kennen, der zum mächtigen Vertreter Roms (Pilatus) sagte: „Dazu bin ich in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“.

Christus heilt Kranke, spricht vom Vatergott, vor dem alle Menschen gleich sind und betont als das wichtigste Gebot: „Du sollst den HERRN, deinen Gott lieben, und deinen Nächsten wie dich selbst“.

Die Religionsgemeinschaften bestimmen die Inhalte des Unterrichts. Der Mann an der Schnittstelle zwischen Staat und Kirche ist Matthias Belafi. Er leitet das katholische Büro in München, das sich um landesweite kirchliche Fragestellungen bemüht. Er ist die Kontaktstelle zwischen Kirche, Politik und kommunalen Spitzenverbänden.

Belafi sagt: „Der religiös weltanschaulich neutrale Staat kann aus seinem Selbstverständnis heraus nicht über den religiösen Inhalt entscheiden, das muss die jeweilige Religionsgemeinschaft tun“.

Es gibt Institutionen, die eine reine Religionskunde ohne „konfessionellen Unterbau“ fordern. Die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) fordert sogar statt Religion einen gemeinsamen Werteunterricht für alle Kinder. Aber wer soll die Werte, die dann vermittelt werden, festlegen?

In kommunistischen Diktaturen ist das der Marxismus. Reine Religionskunde überfordert die Schüler. Man denke an die großen Weltreligionen und ihre Stifter mit den wesentlichen Glaubensinhalten. Sie kennenzulernen müsste man das Angebot an Stunden eher ausweiten.

Belafi sagt: „Natürlich wird auch Wissen über andere Konfessionen vermittelt, aber eben auf der Grundlage des eigenen Glaubens, weil es für den Dialog wichtig zu wissen ist, wo man selber steht“. Immerhin stellen die Katholiken und evangelische Christen zusammen rund 70% der Teilnehmer am christlichen Religionsunterricht.

Natürlich ist die Qualität des Religionsunterrichts von großer Bedeutung. Das Ergebnis der Wahl hängt hier besonders vom Engagement, Wissen und Eingehen auf Fragen ab. Aber das trifft auch auf andere Fächer zu, die man abwählen kann.

Vorbilder für den Religionsunterricht gibt es heute viele, weil Christen weltweit die am meisten verfolgte Gemeinschaft bilden. Im Religionsunterricht findet auch Gewissensbildung statt, weil nach christlicher Auffassung am Lebensende von jedem Rechenschaft gefordert wird, was wir aus dem Geschenk des Lebens gemacht haben.

Die Bedeutung der Gewissensbildung für die Gesellschaft drückt sich auch in der Präambel der Bayerischen Verfassung in folgenden Worten aus:

„Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen die Überlebenden des zweiten Weltkrieges geführt hat… gibt sich das bayerische Volk, eingedenk seiner mehr als tausendjähriger Geschichte, nachstehende demokratische Verfassung“.

Wer sich für die Erhaltung des Religionsunterrichts einsetzen will, kann sich an das Bayerische Kultusministerium und an die verantwortlicher Kultusministerin Anna Stolz wenden: Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Salvatorstr. 280  in 80327 München; Tel.: 089-5402.

 

Kommentare

19 Antworten

  1. In der Türkei müssen alle Kinder am islamischen Religionsunterricht teilnehmen.

    Ganz gleich ob sie Christen, Hindus, Juden oder was anderes
    sind!!!!!

  2. Ich habe eine kath. Schule besucht, wofür ich heute noch dankbar bin.
    Deswegen befürworte ich christlichen Unterricht, egal ob ev., alle
    Richtungen, oder kath. welcher Art auch immer. Natürlich auch
    jüdischen Unterricht.
    Zu islamischen Unterricht sage ich strikt nein.
    Aus Gründen, die bekannt sein dürften?

  3. Religionsunterricht ist am Ende immer zeitgemäß, nicht? Die Frage ist nur, wie was unterrichtet wird. Zu meiner Zeit, ich bin 1988 aus der Schule entlassen worden, haben wir schon etliches gelernt, nur spezifisch von unserer eigenen Religion und ihren Inhalten dann doch eher wenig. Ob es am Ende nicht mehr Soziologie war? Ist über 30 Jahre her; dem jetzigen Zeitgeist, synodalem Weg oder was auch immer kann man das nicht anlasten.

  4. Die Sache ist die, dass man ohne fundierte Kenntnisse aus dem Christentum die Werke der Weltliteratur nicht verstehen kann, auch kaum Theaterstücke und Filme, ja selbst manche der Physik gelieferte Inspirationen lösen sich erst mit religiösem Wissen auf.

  5. Vom katholischen Religionsunterricht ist nicht mehr viel zu erwarten.
    Meine Empfehlung für die Familien, die darauf Wert legen, dass die Kinder katechese und Unterricht bekommmen:
    In vielen Klöstern und der Petrusbruderschft werden Unterweisungen für die Kinder angeboten. Wochenenden und Sonntage mit der Familie zusammen werden genutzt, um katholische Lehre zu unterrichten.

    Die Schulen schaffen es gerade mal, den Unterschied der Religionen zu erklären. Das fing in der Grundschule an und zieht sich mittlerweile in die 11. Klasse.
    Mein Sohn ist es satt, ständig was von anderen Glaubensrichtungen zu hören.
    In der Grundschule waren es noch die 10 Gebote und ein paar Jesusgeschichten.
    Bis eine Lehrerin in der 9. Klasse merkte , mein Sohn ist gebildeter als andere Kinder in religiösen Dingen. Sie gab ihm das Buch “ Jesus, unser Schicksal „. Von Wilhelm Busch.
    Eine super Idee von ihr. Er las es mit Begeisterung.
    Ein guter Weg von der Lehrerin. Sie hat für diese gebildeten religiösen Schüler mehrere Exemplare des Buches zu Hause.

    Gar kein Religionsunterricht halte ich für falsch.

    1. Ergänzung zu Ihrem Hinweis: Wilhelm Busch war ein evangelikaler landeskirchlicher Pietist. Wer ihn im Religionsunterricht berücksichtigt haben will, wird nur selten staatlichen Religionsunterricht gut finden können.

  6. Alles überflüssig, ohnehin
    Wer als Regierung zulässt, dass Weihnachtsmärkte in Wintermärkte umbenannt werden, dass Muslime mit ihren Beschwerden es soweit bringen, dass man im Kiga keine biblischen Geschichten mehr erzählen darf (das ist schon seit Jahren so), man sich nach muslimischen Speisevorschriften richten muss…wozu braucht es dann Religionsuntericht, der auch nur bunt sein wird, und mündet in: Gott liebt alle, und man kann selbst entscheiden…siehe Selbstbestimmungsgesetz…

    Aber nein, es findet keine Islamisierung statt…

  7. Die Antwort ist einfach:
    Religionen bestimmen unser Leben, das Geschehen auf der Welt und das , was der einzelne Mensch sein will und kann.
    Religionen können auch Leben und sogar die Welt vernichten. Sie können Gutes und Schlimmes bewirken.
    Gutes kann aber nur bewirkt werden, wenn allen Menschen der Kern aller Religionen nahegebracht wird und sie verstehen: Das was alle Religionen eint ist die Liebe. Weiß man das nicht,lernt man es nicht, ist man anfällig für den Missbrauch der Religionen für böse Taten.
    Ja, wir brauchen nicht keinen, sondern wir brauchen mehr Religionsunterricht.

      1. Vereinfacht gesagt: Der Islam setzt auf die Barmherzigkeit Gottes, von Mohamed dem Christentum entlehnt. Der Hinduismus auf die Wiedergeburten auf das Karma, für dessen Güte jeder Einzelne voll verantwortlich ist. Und das Christentum auf die Selbstoffenbarung Gottes als liebender Vater seiner Geschöpfe und die Erlösung von Sünde und Tod durch den Mensch gewordenen Logos in Jesus Christus. Das ist die so befreiende Botschaft des Christentums. Die Zehn Gebote darüber hinaus mehr eine göttliche Hilfestellung für ein gelingendes Leben. Dieses Grundwissen fällt zunehmend einem Relativismus zum Opfer, der in Jesus Christus nur einen Religionsstifter unter vielen anderen sieht. Ganz im Sinne der liberalen Bibelexegese, die selbst von Religionslehrern eifrig betrieben wird und in den Lehrplänen seinen Niederschlag gefunden hat.

  8. Ja, aber nur christlicher Unterricht, da das Christentum unsere Kultur geprägt hat. Jedoch ist es bedauerlich, dass der Religionsunterricht teilweise politisch verseucht ist.
    Islamischer Unterricht gehört nicht dazu, wie Söder das in Bayern durch gedrückt hat. Das obwohl im Islam Juden und Christen von Mohamed-Anhängern bis auf das Blut gehasst werden. Solche Politiker, die es durchgewunken haben, dass uns die Muslime mit ihrem Kriegsgeheule die Ohren voll heulen, unsere Kinder drängen, islamisch zu werden, die das Christentum und europäisches Judentum des Volkes auf der Schlachtbank opfern, gehören zur Verantwortung gezogen.
    Sie haben doch schon genügend Moscheen, sollen sie sich doch dort die Ohren außerhalb des Unterrichtes voll heulen.
    In der DDR war das Christentum von der Regierung auch nicht beliebt, dort fand der Unterricht außerhalb der Schule statt, wurde auch denunziert. Gegen die islamische Christenverfolgung war die sozialistische noch Peanuts.
    Mit geistig unterentwickelten Moslems, die selbst islamische Länder los werden wollen und ihren aufgeklärten Glaubensbrüdern und Schwestern, wie Hamed Abdel Samad oder Seran Ates mit dem Tode der Fatwa drohen. was suchen die hier, wo durch politische Dummheit die Christenverfolgung eingeschleppt wird, selbst die Straßen von Dresden und Berlin werden von denen erpresserisch fordernd besetzt – und wie versprach Erdogan: wir besetzen Deutschland. Da ist keine Spur von Integration, von Wertschätzung ihrer Gastgeber.
    Selbst Atheisten stehen zur prägenden christlichen Kulturgeschichte, nur unsere politischen Huren nicht. Werden wir demnächst nur noch mit Waffenschutz von Sicherheitsbeamten unsere Heimat erkunden können, ähnlich wie in Amerika oder Nordafrika?

  9. Vielen Dank für diesen grundlegenden Beitrag.

    Das christliche Welt- und Menschenbild ist historisch und gesellschaftlich die Grundlage für Menschenwürde und Menschenrechte, die wiederum die Basis für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie sind.

    Deshalb bleibt die Förderung und das Vorleben des Vertrauens auf den Schöpfer des ganzen Universums, auf den Retter der Menschen sowie auf Sein geoffenbartes Wort, die Bibel, die Grundlage für eine funktionierende Demokratie.

  10. Religionsunterricht an staatlichen Schulen ist gerade von manchen konservativen christlichen Konfessionen seit sehr langer Zeit als geradezu antichristlich beurteilt worden…

  11. SHALOM, wenn es Probleme gibt, dann aus Mangel an Gottesglauben.
    „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. „ Psalm 23
    Im Kindergarten wird durch Brauchtum viel von unserer christlichen Kultur vermittelt. Es ist gut, dass alle Kinder zusammen sind und nicht aufgeteilt werden in verschiedene Gruppen.
    In dem Buch, Muslim oder Muslimann, hat das Mädchen es bedauert, dass sie nicht mit den anderen zum Religionsunterricht durfte, weil man ihr gesagt hat, sie sei Muslima. Was weiß ein Kind, weshalb eine Muslima nicht zum katholischen Religionsunterricht darf .Sie hat sich ausgegrenzt gefühlt. Die Geschichten aus dem AT sind fast gleich erzählt . Nach 600 Jahren hat zwar Mohamed die Bibel geändert , in dem er eingeführt hat, dass es nur so schien, als ob Jesus gekreuzigt wurde. An Jesus Christus trennen sich nun mal die Geister .
    Wenn wir den Christen unsere Kultur vorenthalten, dann verlieren wir unsere Identität. Es gibt einige Atheisten, die jedoch von der Anzahl nicht die Kultur beeinträchtigen. Was mich mehr umtreibt, ist, kein Gott ist besser als ein falscher Gott, der Jesus von Thron nehmen will.
    Wer den Sohn nicht hat , hat auch nicht den Vater .
    Der jüdische Glaube stört Christen nicht, weil jeder in seiner Religion bleiben kann. Es gibt keine Missionierung vom jüdischer Religion her. Wohingegen die islamische Staatsreligion ( es gibt kein Islam ohne Sharia und keine Sharia ohne Islam) gewaltig in unsere Freiheit eingreift. Der Religionsunterricht muss für Christen bleiben, damit jeder die Information hat, dass in unserem Glauben an Jesus Christus alle Menschen gleich sind oder wie es der Artikel wunderbar erklärt hat.
    Gal 3,27 Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt.
    Gal 3,28 Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus.

  12. Jeder Unterricht steht und fällt mit der Qualität der Lehrkraft. Das gilt insbesondere für den Religionsunterricht, der teilweise von Menschen gehalten wird, die nicht hinter derm Glauben und der Kirche stehen, die ihnen gleichgültig sind. Wie oft habe ich erlebt, dass der Religionsunterricht für andere Zwecke benutzt wird, zum Beispiel für das Anfertigen der Hausaufgaben der anderen Fächer. Dies ist Teil des grassierenden Unglaubens in der Kirche. Denn wie haben solche Lehrkräfte die missio canonica erhalten?

    1. Genau so ist es, die Kirche ist zu dumm oder zu faul die von ihr bezahlten Religionslehrer nach ihrem wahren Glauben zu hinterfragen und entsprechend einzusetzen. Man hat wirklich den Eindruck, dass es sie einen Dreck interessiert wie gut der Religionsunterricht vermittelt wird. Meines Wissens hat Kardinal Marx schon vor vielen Jahren auf der Würzburger Synode die Frage gestellt, ob der Religionsunterricht noch zeitgemäß sei. Anstatt sich um einen guten R.U. zu kümmern ist es der BK wichtiger die AfD zu diffamieren, welche zumindest im Parteiprogramm noch an christlichen Werten festhält. Eines ist sicher, die roten “ Schlapphüte “ werden sich eines Tages dafür verantworten müssen, egal ob es ihnen passt oder nicht.

      1. „Eines ist sicher, die roten “ Schlapphüte “ werden sich eines Tages dafür verantworten müssen, egal ob es ihnen passt oder nicht.“
        Den Satz versteht man nur, wenn man ihn überfliegt. Wenn man ihn genau liest, ist er auf der Sachebene UNSINN!!!! Wenn man den Satz auf sich wirken lässt, dann denke ich an den Spürsinn von Katinka Kalteis und Axel Petermann. Was will uns dieser Satz sagen? Natürlich wird nicht ausgeschlossen, den Würdenträgern könnte die Zuschreibung der Verantwortung sogar „passen“. Eine gewisse Ambivalenz. Für den Staat besteht das Neutralitätsgebot bezüglich eingetragener Religionsgemeinschaften.

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