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Der deutsche Untertan und die Impfpflicht

Von Dr. Axel Bernd Kunze

Wie deutsch ist deutsch?, fragt die ACADEMIA, die Zeitschrift des CV (Cartellverbandes katholischer deutscher Studentenverbindungen), in ihrer aktuellen Ausgabe 4/2021 und zeigt auf dem Titel einen fröhlichen Gartenzwerg.

Das Coverbild hat mich an den neuen Band „Der deutsche Untertan“ von Josef Kraus erinnert: Der Gartenzwerg auf dem dortigen Umschlagbild hat allerdings seine Mütze über die Augen gezogen. Ja, der deutsche Untertan ist zurück – oder war er nie weg?

Thematisch geordnet präsentiert Josef Kraus eine lange Liste politischer Fehlentwicklungen, die vom Souverän in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten widerspruchslos als vermeintlich alternativlos hingenommen wurden. Am Ende dieser Legislaturperiode kommt eine weitere Krise hinzu: ein Vertrauens- und Loyalitätsbruch in der Impfpolitik. Und wieder will der Souverän nicht hinsehen.

Eine Impfpflicht oder ein Zwangsregime gegen Ungeimpfte, wie Christoph Herbort-von Loeper in ACADEMIA (Nr. 4/2021, S. 6) fordert, wäre angesichts der noch ungenau erforschten neuen genbasierten Impfstoffe ein gewaltiger Tabubruch.

Ein Staat, der den Körper seiner Untertanen – Verzeihung: Staatsbürger – kollektiviert, verhält sich totalitär. Seit dem 10. August 2021 zeigt sich, dass eine freie Entscheidungsfähigkeit des Einzelnen von der Politik nicht mehr gewollt ist. Die Geschichte zeigt, dass eine solche Politik noch nie gut ausgegangen ist.

Es gibt Gemeinwohlbelange, gar keine Frage. Doch vor körperlichen Zwangseingriffen müssen alle milderen Mittel ausgeschöpft sein. Hierzu zählt auch, auf konventionelle Impfstoffe zu warten, die immerhin schon eingekauft sind und hoffentlich bald zugelassen werden.

Will der Staat freie, selbstbewusste, eigenverantwortliche Staatsbürger und keine gefügigen Untertanen, muss der Impfstoff frei wählbar sein. Dies baut Vorbehalte ab und schafft Vertrauen in eine Impfung.

Weitere Aspekte wären bei einer sorgfältigen Güterabwägung zu bedenken, die hier nicht im Detail erörtert werden können.

Personen, die sich nach sorgfältiger Abwägung gegen eine Impfung entscheiden, treffen eine ethisch verantwortliche Entscheidung, die der freiheitliche Rechts- und Verfassungsstaat zu achten hat. Diesem sind aus guten Gründen Grenzen gesetzt. Eine Schutzverantwortung des Staates, welche die personale Freiheit der Einzelnen mit Füßen tritt, wäre keine.

Eine affekt- und ressentimentgeladene Coronapolitik spaltet das Land in eine Zweiklassengesellschaft, hetzt das Volk gegeneinander auf, sucht wieder einmal nach Sündenböcken und entzieht einer bestimmten Bevölkerungsgruppe die sozialen Teilhaberechte.

Eine solche Coronapolitik hat mit den Prinzipien Katholischer Soziallehre nichts zu tun – und sie wird, wie es in einem Kommentar in der „Welt“ hieß, das gesellschaftliche Klima auf Jahrzehnte vergiften. Dies wird politisch in Kauf genommen – offenbar auch in der ACADEMIA.

Wenn Kirche und Cartellverband zu dieser Politik, welche die Wertordnung unserer Verfassung auf den Kopf stellt, jetzt schweigen, sollten sie künftig auch nicht mehr von Demokratisierung, Personalität, sozialer Teilhabe und Gerechtigkeit reden. Diese Worte werden hohl klingen wie dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.

PS: Immerhin ehrt es die ACADEMIA, dass sie zur eingangs genannten Frage auch einen Vertreter der AfD hat zu Wort kommen lassen.

Unser Autor, der Sozialethiker Dr. Axel Bernd Kunze, veröffentlicht viele informative und zeitgeistkritische Beiträge auf seinem bildungsethischen Blog: https://bildung-und-ethik.com/

Kommentare

6 Antworten

  1. Das o. g. Buch „Der deutsche Untertan“ (München 2021) des ehemaligen Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes und Oberstudiendirektors des Montgelas-Gymnasiums Vilsbiburg (Niederbayern) Josef Kraus ist eine verdienstvolle Sammlung problematischer Ausprägungen des deutschen Untertanengeistes; geschichtlich weit ausholend bis in die jüngste Gegenwart zeigt er dem deutschen Wesen entsprungene und entspringende Verirrungen, Abseitigkeiten und Wahnwitzigkeiten auf – dabei gespickt mit treffenden Zitaten und reichhaltigen Quellenangaben.
    Eine Lektüre, die hilft, uns als Deutsche – und vieles, was in Deutschland in Politik und Gesellschaft gegenwärtig „abgeht“ – besser zu verstehen und falsche Weichenstellungen, Zumutungen, Gefahren, Schnapsideen zu erkennen.

    Hier zwei Kostproben:

    „Deutsche Nationwerdung und deutsche Charakterbildung stellen sich zyklisch und zyklothym (instabil in Antrieb und Stimmung) dar. Zyklisch, weil diese Entwicklung von nationalistischem Pol zu nationalallergischem Pol, von Selbstvergötzung zu Selbstverteufelung hin- und herchangierte. Zyklothym, weil sich in dieser Entwicklung „himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“ oder vielmehr im Sinne eines manisch-depressiven Irreseins megalomanisch (größenwahnsinnig) euphorische und depressive (autoaggressive) Phasen abwechselten“ (S. 24).

    „… Bloß nirgendwo anecken! Man will Angehöriger des artigsten Volkes der Welt sein. Oder man kratzt all seinen Mut zusammen und macht auf Maulheld, aber so, dass es der Obrigkeit oder dem Mainstream gefällt. Dafür bekommt man dann, wenn man etwa für die Öffentlich-Rechtlichen arbeitet, irgendeinen der zig ‚Zivilcourage‘-Preise. … Ansonsten schweigen die Lämmer und grüßen die Gessler-Hüte, die ihnen volkspädagogisch als ‚zivilgesellschaftlich‘ geadelte Gesinnungen präsentiert werden“ (S. 34)

  2. Die Untertanengesinnung war nie weg. Bei Lichte besehen hätten sich wohl auch mind. drei Viertel der „mündigen Bürger“ der Bundesrepublik kommod mit der DDR arrangiert. Von den meisten wurde das nach 1945 von den Alliierten festgesetzte politische System einfach als gegeben akzeptiert, im Westen die parlamentarische Demokratie, im Osten halt der „reale Sozialismus“.

    Auch im Westen wußten Karrieristen genau, wo sie den Kopf reinzustecken hatten: Im roten Hessen und NRW wurde man SPD-Mitglied, wenn man im öffentlichen Bereich „etwas werden wollte“, in Bayern galt dies für die CSU, in Rheinland-Pfalz lange Zeit für die CDU. Was von „oben“ vorgegeben wird, wird eben akzeptiert, vielleicht grummelnd und widerstrebend, aber es wird nicht dagegen aufgestanden – man betrachte nur die flächendeckende Akzeptanz der sog. „Ehe für alle“, die handstreichartig unter der Führung der CDU-Kanzlerin durchgesetzt wurde. Auch in der CDU „ruhte still der See“, keine allgemeine Empörung zu vernehmen.

    Nun zeigt sich, dass das seit sieben Jahrzehnten geltende Leitbild des „mündigen Bürgers“ anscheinend bei erschreckend vielen wie an Lotus abgeperlt ist, die eigene Meinung wird nach wie vor dem Mainstream angepasst, um bloß nicht unangenehm aufzufallen.

    1. Sehr geehrter @Kirchfahrter Archangelus!
      Für Ihren Kommentar möchte ich mich herzlich bedanken!
      Ihre Überlegungen sind auch die meinen.

      Dem Mainstream anpassen? –
      Leider ist es so, dass nicht jeder von Natur aus ein Held ist.
      Angst ist ein starkes Gefühlt, manchmal lebensnotwendig, manchmal jedoch extrem einschnürend.
      Angst, aus der Reihe zu tanzen und damit die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ist ein starkes Hemmnis für Mut.
      Diese unsere spezielle Angst sollten wir in den Blick nehmen und an ihrer Bewältigung arbeiten, auch ich!

  3. Naja, sorry, viele Amerikaner und Franzosen usw lassen sich auch impfen, und viele nicht.
    Was ist da jetzt an den Deutschen wieder mal besonders?
    Und ist den Gegnern bewusst, dass es trotzdem Opfer geben wird, auch wenn die Impfstoffe weiter erforscht werden usw .. weil es FREIWILLIGE geben muss, die sich impfen lassen, damit man die Verträglichkeit testen kann?
    Wie bei jedem Medikament eben auch.

    Was für einen Anspruch haben wir eigentlich mittlerweile?

    1. Guten Tag,
      in Frankreich gab es wochenlang Proteste gegen eine Impf-Pflicht bzw. den damit verbundenen Impf-Pass mit hunderttausenden Teilnehmern – und die Demonstrationen wurden staatlich erlaubt, hierzulande aber nicht.
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

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