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Im staatliche Familienreport 2020 wurden familienpolitische Defizite schöngerechnet

Am 23.12.2020 wurde von der Bundesregierung ein „Familienreport“ veröffentlicht, der über die aktuelle Lage der Familien in Deutschland Auskunft geben soll: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/familie-heute-daten-fakten-trends-familienreport-2020-163110

Darin findet sich die erstaunliche Aussage, dass „das äquivalenzgewichtete Nettoeinkommen von Familien und kinderlosen Haushalten sehr ähnlich“ sei (S.10). – Verständlicherweise hängt das Ergebnis eines solchen Vergleichs von der Gewichtung des Bedarfs von Kindern ab.

Dr. Johannes Resch vom Verband Familienarbeit erklärt dazu folgendes:

„Im Familienreport wird der Bedarf eines minderjährigen Kindes gemäß einer Vereinbarung in der EU mit durchschnittlich 36% eines Erwachsenen gewichtet. (Fußnote auf S. 105). Es soll hier nicht diskutiert werden, ob diese Gewichtung tatsächlich den durchschnittlichen Bedingungen in der EU entspricht.

Als sicher kann aber gelten, dass die durchschnittliche Gewichtung auf EU-Ebene wegen der unterschiedlichen Lebensverhältnisse und sozialen Bedingungen nicht einfach auf einzelne Länder übertragen werden darf. Für Deutschland dürfte die Gewichtung des Existenzminimums von Kindern, wie sie bei Hartz IV erfolgt, wesentlich lebensnäher sein. Dort wird der Regelbedarf eines Kindes mit durchschnittlich 68% eines Erwachsenen angegeben, also fast doppelt so hoch.

Daraus ist zu schließen, dass die im Familienreport angeführten Zahlen die Lebenswirklichkeit der Familien in Deutschland massiv beschönigen. Bei Berücksichtigung des höheren kindlichen Bedarfs in Deutschland ergibt sich für sie ein weit höheres Armutsrisiko. Die Einkommenssituation der Familien in Deutschland wird so mittels unrealistischer Bezugszahlen schöngerechnet. Aber selbst dabei schneiden Familien noch deutlich schlechter ab als kinderlose Haushalte (Abb. 63).

Der pauschale Vergleich zwischen Familien und kinderlosen Haushalten ignoriert auch das besondere Betroffensein von Mehr-Kind-Familien und Alleinerziehenden. Paar-Familien mit 3 und mehr Kindern sind auch bei dieser Berechnung zu über 34% armutsgefährdet, Eltern mit einem Kind dagegen nur zu 5%. Alleinerziehende mit einem bzw. mehr Kindern sind sogar zu 41% bzw. 56% armutsgefährdet. Zum Armutsrisiko kinderloser Haushalte werden dagegen keine Angaben gemacht.

Das entscheidende Defizit des Reports besteht in der fehlenden Berücksichtigung elterlicher Erziehungsarbeit. Ganz offen wird angestrebt, die „Existenzsicherung“ allein durch Erwerbsarbeit zu erreichen (S. 114).

Dass elterliche Kindererziehung auch Arbeit ist, die der Existenzsicherung der Gesellschaft dient, wird einfach ignoriert. Schließlich gäbe es z.B. in unserem Sozialsystem ohne Kinder gar keine gesetzlichen Renten. Auch spielt hier das Grundrecht der Kinder auf Betreuung durch ihre Eltern keine Rolle. Inzwischen gibt es ausreichend Erkenntnisse, dass die Betreuung in Krippen das Risiko für spätere soziale Fehlentwicklungen erhöht.

Eine Familienpolitik, die nicht die Bedürfnisse der Kinder im Blick hat, verdient diese Bezeichnung nicht. Sie dient nur familienfremden Interessen. Vollerwerbsarbeit von Eltern kommt vor allem dem Profit von Arbeitgebern zugute.“

Quelle: https://familienarbeit-heute.de/familienreport-2020-familienpolitische-defizite-werden-schoengerechnet

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