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Kardinal Kasper: Heiligt der Zweck die Mittel?

Von Felizitas Küble

Unter der bezeichnenden Überschrift „Kardinal Kasper „Keine in Stein gemeißelte Ideologie“ führte Tilman Kleinjung vom ARD-Hörfunkstudio in Rom am Sonntag, den 5. Oktober, ein längeres Gespräch mit Kardinal Walter Kasper, das auch online veröffentlicht wurde.

Der Interview-Titel ergibt sich aus einer grundsätzlichen Aussage dieses Kirchenmannes, der seit Jahrzehnten als Vorzeigefigur katholisch-„reformerischer“ Kräfte fungiert.

Kardinal Kasper erklärt nämlich: IMG_1183„Die katholische Lehre ist kein ideologisches System, das in Stein gemeißelt ist. Sie ist ein lebendiges Evangelium, das vor allem zum Heil und zum Wohl der Menschen ausgelegt werden muss.“

Schon zuvor hatte der im Ruhestand befindliche Würdenträger gesagt, das Evangelium sei „kein Strafgesetzbuch“ (als ob das jemals behauptet worden wäre)  – und es sei auch „kein ehernes Gesetz“, weshalb er vor „Fundamentalismus“ bei der Auslegung warnte etc.

Dient es nun etwa dem „Heil“ des Menschen, wenn man die Gebote Gottes, die sehr wohl „in Stein gemeißelt sind“, indirekt infrage stellt, indem man sich tendenziell der sog „Lebenswirklichkeit“ der Menschen anpaßt? 

Es wird dann zwar noch wortreich beteuert, man wolle die biblischen Wahrheiten keineswegs „in Frage stellen“, aber de facto   –  von den Tatsachen und der Auswirkung her  –  geschieht genau dies.

Ist die Kirche eine Glücksvermittlungsinstanz?

So erklärte Kasper in diesem ARD-Interview, die derzeit tagende Familiensynode solle den Menschen dabei helfen, „das Glück des Lebens zu finden“

Frage: Ist die Kirche etwa in erster Linie ein Glücksvermittlungs-Service – oder ist es nicht vielmehr ihre vorrangige Aufgabe, den Willen Gottes zu verkünden, wie er in den Zehn Geboten und in der Botschaft Christi sichtbar wird?!

Darf also diese übernatürliche Sendung der Kirche dem vermeintlichen  irdischen „Glück“ der Menschen untergeordnet werden? PICT0152

Passend zu dieser theologisch flachen Glücks-Ideologie erklärt der Kardinal hinsichtlich homosexueller Partnerschaften: „Man soll das respektieren, wenn einer aus Überzeugung meint, so leben zu wollen. Aber das ist nicht das Ideal der Kirche.“

Er ergänzte, es gehöre zu diesem „Respekt“ dazu, „dass man die positiven Elemente anerkennt“, die in solchen Beziehungen gelebt würden.

BILD: In Münster spiegeln sich zwei Kirchen an einer großen Einkaufshalle aus Glas

Laut biblischer und kirchlicher Lehre  ist praktizierte Homosexualität eine schwere Sünde. Folglich verstößt eine solche Lebensweise nicht nur gegen ein „Ideal“ der Kirche, sondern gegen die Schöpfungsordnung Gottes und seine Gebote.

Zudem wirkt es äußerst mißverständlich bis irreführend, in bezug auf eine sündhafte Lebensform von „positiven Elementen“ zu sprechen, die man „anerkennen“ und „respektieren“ wolle, wenn jemand „aus Überzeugung meint, so leben zu wollen“.

Dies kann man aus christlicher Sicht zwar tolerieren, aber keineswegs „respektieren“ und „anerkennen“.

Während der Kardinal auf der einen Seite dafür eintritt, geschieden „Wiederverheiratete“ ggf. zu den Sakramenten zuzulassen, erklärt er gleichzeitig:

„Aber wenn die erste Ehe gescheitert ist und eine zweite Ehe da ist, die zivil geschlossen wird, und die ja nicht wieder aufgelöst werden kann, dann muss man da einen Weg finden. Man soll das Gute, was in einer zivilen Ehe da ist, anerkennen und den Menschen, die das wünschen, den Zugang zur Kommunion ermöglichen.“

Was soll hier die Bemerkung, eine Zivilehe könne „ja nicht wieder aufgelöst werden“? – Das ist eine ganz neue Information!  Mindestens jede dritte standesamtliche Ehe wird bekanntlich geschieden.

Warum diese Leichtfertigkeit des Kardinals im Umgang mit der sakramentalen (ersten) Ehe  – und gleichzeitig diese offensichtlich unrichtige Aussage hinsichtlich des staatlichen Trauscheins?

Ist die Eucharistie ein Sakrament zum Schleuderpreis?

Betreff der Zulassung jener zivil-verheirateten Katholiken zum Tisch des HERRN erklärt Kardinal Kasper zudem: ????????????????????????????????????????????

„Ein Argument ist auch: Wenn die Eltern nicht zur Kommunion, zum Gottesdienst gehen, dann gehen die Kinder auch nicht. Wir verlieren die nächste und übernächste Generation.“

Hier stellen sich zwei grundlegende Fragen:

1. Für alle, auch für geschieden-wiederverheiratete Katholiken, gilt das „Sonntagsgebot“, was bedeutet, daß sie nicht nur zur hl. Messe eingeladen sind, sondern dazu verpflichtet sind. Was hat das nun mit der hl. Kommunion zu tun?  – An sich rein gar nichts. Schließlich gibt es betr. Sonntag zwar ein kirchliches Meßgebot, aber kein Kommuniongebot. Zudem besteht für alle Gläubigen die Möglichkeit einer „geistigen“ bzw. geistlichen Kommunion, wenn der Zugang zum Tisch des HERRN nicht möglich ist.

2. Soll die Kirche bei der Unauflöslichkeit der Ehe, der Sakramentenlehre und -pastoral aus taktischen Gründen „beweglich“ werden, nämlich damit die betroffenen Personen und deren Kinder weiterhin am Sonntag zur Kirche gehen? Ist die Eucharistie etwa ein „Sakrament zum Ausverkauf“?

Heiligt hier plötzlich der Zweck die Mittel? – Was bleibt am Schluß noch übrig von der Heiligen Schrift und der kirchlichen Lehre, wenn dieses taktische Denken vermehrt Einzug hält?

Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

Fotos: Konrad Ruprecht, Felizitas Küble, Evita Gründler

 

 

Kommentare

8 Antworten

  1. „Das 2. Gebot ist durch Christus selbst überwunden worden,“

    Die 10 Gebote werden also durch Lehrmeinung eingeschränkt. Das geht so einfach?

    Jesus hat meines Erachtens aber nicht gesagt, dass dieses Gebot aufgehoben oder überwunden sei.

    Jesus hat folgendes gesagt:

    „Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten. Mt. 37-40

    Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Joh 13,34

    Deshalb ist meines Erachtens die christliche Nächstenliebe in den Mittelpunkt der christlichen Lehre zu rücken. Die Auslegung der 10 Gebote muss sich hieran messen lassen. Das ist kein Gegeneinander ausspielen.

    1. Guten Tag,
      Christus ist nicht lediglich eine „Lehrmeinung“, sondern der menschgewordene GOTT selbst. Gott kann sehr wohl seine eigenen Gebote übersteigen. Durch Christi Kommen auf die Welt ist ER sichtbar geworden. Die theologischen Konsequenzen waren schon den ersten Christen in der Verfolgung klar, weshalb sie Bildnisse von Christus in den Katakomben anfertigten.
      Hingegen hat Christus das 6. Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ mehrfach bekräftigt und die Unauflöslichkeit der Ehe wieder neu auf den Leuchter gestellt. Das steht zum „Liebesgebot“ nicht im Widerspruch, sondern im schönsten Einklang.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  2. Wann gilt eine Ehe vor Gott als geschlossen?

    Nach katholischem Ritus, wenn die katholischen Trauungsworte von den Eheleuten gesprochen werden?

    Aus meiner Sicht wäre das Haarspalterei.

    Gott muss heutzutage erst einmal 6 Semester Theologie studieren, bis er das begreifen würde, was Menschen zwischenzeitlich aus seinem Evangelium gemacht haben.

    Im Ernst: Gott ist größer als jedes menschliche Denken!

    Starre Regeln gibt es bei Gott nicht, weil seine Liebe alle Regeln überwindet.

    1. Guten Tag,
      für eine gültige Ehe genügt durchaus nicht der „katholische Ritus“. Das hat die Kirche auch nie behauptet; sie kann auf Antrag hin von der sog. „Formpflicht dispensieren“, das bedeutet, daß die Verpflichtung zur kirchlichen Heirat entfällt.
      Nicht der Priester spendet Mann und Frau das Sakrament der Ehe, sondern die christlichen Brautleute selber spenden sich dieses Sakrament gegenseitig. Daher gehört die „Formpflicht“ nicht zum Wesen der Ehe, ist aber für Katholiken im Normalfall angesagt. Entscheidend ist der sogenannte „Ehe-Wille“ der Brautleute; aus ihm entsteht die Gültigkeit dieses Sakramentes. Die Ehe ist ein Sakrament unter Getauften, nicht nur unter Katholiken wohlgemerkt. Insofern denkt die katholische Kirche weitaus höher von der evangelischen Ehe als deren eigene Kirche, die keine Sakramentalität der Ehe lehrt.
      Natürlich gibt es bei Gott feste Regeln, ich darf an die Zehn Gebote erinnern. Es ist ein ebenso alter wie unsinniger Hut, Liebe und Gebote gegeneinander ausspielen zu wollen. „Wer Gott liebt, der hält seine Gebote“ heißt es hierzu mehrfach im Neuen Testament. Man kann doch die Person Gottes nicht vom Willen Gottes trennen.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas kÜble

      1. Das 2. Gebot lautet:

        Du sollst dir kein Gottesbild machen, noch irgendein Abbild von etwas, was oben im Himmel ist.

        Dieses Gebot steht in der Hierarchie vor dem Ehebruch!

        Hiernach müsste das ein oder andere Bild in den Kirchen übermalt, entfernt und vernichtet werden. Wenn man dieses Gebot ernst nimmt.

        Aber möglicherweise gibt es für das Aufstellen himmlischer Bilder in der katholischen Lehre eine Rechtfertigung, für das Auflösen einer Ehe aber in keinster Weise (d.h. selbst nicht bei tagtäglichen Mißhandlungen der Kinder oder der Ehefrau).

        1. Guten Tag,
          Sie bringen einiges durcheinander. Daher folgende Klarstellungen:
          1. Seit 2000 Jahren erlaubt die katholische Kirche bei sehr schwierigen Eheverhältnissen (Ehebruch, Mißhandlungen der Frau oder Kinder etc…) die Trennung von Tisch und Bett. Das Eheband als solches bleibt aber bestehen, weshalb eine erneute kirchliche Heirat nicht möglich ist.
          2. Das 2. Gebot ist durch Christus selbst überwunden worden, denn ER ist das „Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ – und somit ist GOTT in Christus sichtbar geworden. Dies wußten schon die ersten Christen in der Verfolgung, weshalb bereits die Katakomben unter Kaiser Nero (damals lebten einige Apostel noch!) Bilder von Christus oder biblischen Gestalten zeigen.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

  3. „Wer mit der Welt schmusen und sie umarmen will, wird von ihr erdrückt!“

    Wenn der „HERR“ nicht davor wäre, der „SEINER“ Kirche „SEINEN“ Beistand bis zum Ende verheißen hat, würden in die Praxis umgesetzte „Kasper-Vorschläge“ und Folgeerscheinungen in der Selbstauflösung enden und der Wahrheits- und Reinheitsgehalt der Kirche gegen NULL tendieren – vom heute bereits niedrigen Wiedererkennungswert der wahren Kirche an vielen Orten ganz zu schweigen.

    Eine der jeweiligen Zeit angepasste Kirche braucht niemand – aber mit Zeichen, die Widerspruch hervorrufen, werden sich viele Menschen auf die ein oder andere Weise auseinandersetzen und auch beschäftigen.

    mfg

  4. Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.
    Eine kleine Anmerkung zur Methodik dieser Tollheiten des Kardinal Kaspers: man erinnere sich an den großen Dialogprozeß, den die Deutsche Bischofskonferenz ausrief, um das verloren gegangene Vertrauen zur Kirche nach den „Mißbrauchsfällen“ zurückzugewinnen. Plötzlich hatte die Kirche nur noch zwei Themen: das der Demokratisierung der Kirche und das der Aufweichung der katholischen Ehemorallehre. Die „Geschieden Wiederverheirateten“ sollten zur Kommunion zugelassen werden, Homosex solle neu bewertet werden und man wünschte sich Frauen als Diakone und am liebsten auch als Priester. Hat die Kirche in Deutschland noch andere Themen? Offensichtlich nicht – man hat von der Bewegung „Wir sind Kirche“ gelernt.
    Aber wozu dies ganze Spektakel; jeder wußte, was dabei herauskommen wird, nämlich die Forderung, daß die Kirche sich endlich entschlossen der Welt einzupassen habe. Konnte man dann meinen, daß dies Dialogtheater nur dazu diene, daß mal innerkirchlich die „Reformer“ richtig Luft ablassen konnten, damit es dann so weiterginge wie bisher, verblüffte alle der hl. Vater mit seiner Befragungsaktion: Wie steht es im gläubigen Volke um die Zustimmung zur Lehre der Kirche bezüglich der Ehe und den damit zusammenhängenden Themen? Das Ergebnis fiel so aus, wie jeder es erwartet hatte! Das Volk lehnt die kirchliche Lehre ab. Hat das auch der Auftraggeber so erwartet? Konnte er etwas anderes erwarten? Kommt jetzt, nach diesem Anlaufweg das „shut down“ der traditionellen Morallehre der Kirche? Lehrte einst unser Heiland: Ihr, die Kirche seid das Licht der Welt!, so soll nun gelten: die Welt ist das Licht, an dem sich die Kirche zu orientieren hat. Wenn die Menschen anders leben, als die Kirche es lehrt, dann muß sich eben die kirchliche Lehre ändern, um den Menschen gerecht zu werden.
    Vom Dialogprozeß bis zum Generalangriff auf die Morallehre durch Kardinal Kasper in obigem Interview-steckt dahinter ein Masterplan mit Aussicht auf Erfolg?
    Uwe C. Lay / Pro Theol Blogspot

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