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Der evangelische Theologe Prof. Dr. Johannes Schwanke hielt am 13. Mai 2024 eine Ansprache bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde für den bekannten katholischen Autor und Papst-Benedikt-Experten Peter Seewald (siehe Titelfoto) durch die bibelorientierte evangelische Universitäre Hochschule STH in Basel.
Nach der Ehrendoktorwürde für Peter Hahne war dies gleich der zweite bekannte Journalist, der von der STH gewürdigt wurde.
Wir danken Prof. Schwanke
(siehe Foto) für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung seiner Laudatio:

Sehr geehrter Herr Seewald,
sehr geehrte Frau Seewald,
verehrter Erzbischof, liebe Kollegen,
meine Damen und Herren, liebe Kommilitonen.

Wir sind hier versammelt, um Herrn Peter Seewald zu ehren. Die Universitäre Theologische Hochschule STH Basel verleiht Peter Seewald heute am 13. Mai den Doktor honoris causa, den Ehrendoktor, weil er sich vorbildlich und auf vielfältige Weise für die Sache Jesu eingesetzt hat und auch noch einsetzt. Und dafür danken wir ihm von Herzen.

Peter Seewalds Denken und Arbeiten sind durch eindrückliche biographische Stationen gewachsen, und sein Denken und Arbeiten sind bestimmt von theologischen Leitlinien, auf die er besonders in seinem letzten Vortrag an der STH Basel eingegangen ist. Es wird uns allen guttun, uns in diesem Moment der Ehrung an beides zu erinnern.

Zunächst zu seinen biographischen Stationen.

Peter Seewalds Denken und Arbeiten sind zunächst einmal gereift in den Auseinandersetzungen eines Lebens, das sich nie weggeduckt hat vor den Themen der Gegenwart. Peter Seewald ist den Fragen, die das Leben an uns alle stellt, nie ausgewichen, und dies war bisweilen ein steiniger Weg.

Es ist nie leicht, Anfechtungen auszuhalten, und es ist Gottes Gnade, wenn hieraus Frucht erwächst. Die denkerischen Zweifel, die Peter Seewald in seinem Studium und in seiner ersten Berufsphase erlebte, haben ihn nämlich gelehrt, den heutigen Menschen mit seinen Fragen wirklich aus eigener Erfahrung heraus zu verstehen.

Mit diesen Gegenwartsfragen wandte er sich in mehreren Interviews an Papst Benedikt XVI. Diese Begegnungen waren für Herrn Seewald nicht nur die professionelle Broterwerbsarbeit eines nüchternen Journalisten, sondern diese Begegnungen gaben Seewald auch Gelegenheit, seine eigenen Fragen zu stellen.

Segensreich war, dass die Antworten Joseph Ratzingers nicht in theoretischen und akademischen Erörterungen stehen- und steckenblieben, sondern dass sie in geradezu seelsorgerlicher Weise durch alles Fragen hindurch auf Jesus Christus hinwiesen und diesen als zentralen Fixpunkt aller Theologie im Blick behielten.

Peter Seewalds theologisches Denken und Arbeiten findet daher im Gespräch mit Jesus Christus statt, zu dem er durch Gottes Gnade zurückfinden durfte. Gerade sein großes Buch über Jesus Christus beschreibt, wie Seewald sich auf die Reise macht, diesem Jesus zu begegnen.

In dieser kenntnisreichen und allgemeinverständlichen Biographie über Jesus Christus geht Peter Seewald auf den Kern des christlichen Glaubens ein und dabei gelingt es ihm, in vorbildlicher Weise, Fachwissen, Glaubensüberzeugung und Mission miteinander zu verbinden.

Die beeindruckende Auflagenhöhe seiner Veröffentlichungen ist ein mutmachendes Zeichen dafür, dass genau solch eine Theologie gegenwärtig von vielen geschätzt wird. Und die Spannbreite seiner Leserschaft ist weit: Peter Seewald erreicht Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, und solche, die fest in ihr verwurzelt sind.

Als aufmerksamer Journalist weiß Peter Seewald, was viele gerade umtreibt, aber er lässt sich weder vereinnahmen von Modethemen der Theologie noch von ideologischen und medial forcierten Forderungen. Peter Seewald hat auch ein aufmerksames Ohr für die leisen Töne des Glaubens, und er nimmt – Gott sei Dank! – auch den einfachen Christen ernst, der inmitten aller persönlicher Fragen in seiner Stube vertrauensvoll die Hände zum Gebet faltet.

Wenn wir nun in dieser Stunde auch nach Peter Seewalds theologischen Leitlinien fragen, dann versteht es sich von selbst, dass es keine „Theologie Seewalds“ gibt, und dass Peter Seewald auch kein eigenes theologisches „Konzept“ hat, keinen eigenen „Ansatz“. Diese Selbstbeschränkung ist theologisch begründet, und er hat sie von seinem Lehrer übernommen:

Ein christlicher Theologe nämlich, so sagte dieser, denkt, lehrt und veröffentlicht nicht in eigenem Namen, sondern er ist Treuhänder Jesu Christi und seiner Kirche. Ein Theologe arbeitet nicht im eigenen Auftrag, sondern er ist Beauftragter eines anderen, für den er eintritt. Ein Theologe ist auch nicht dazu da, seine Privatideen auszubreiten, sondern der Theologe ist ein Gesandter, der es mit einer Botschaft zu tun hat, die größer ist als er.

Wenn wir also nach den theologischen Leitlinien Peter Seewalds fragen, so finden wir, wie schon in seinem Vortrag an der STH Basel und auch wie bei seinem theologischen Lehrer, folgende Kernpunkte seines Denkens:

  1. Die biblische Grundlage darf nicht zur Disposition gestellt werden. Das Wort Gottes ist zwar interpretierbar und enthüllt auch immer neue Geheimnisse, der Grundgehalt der biblischen Botschaft ist jedoch nicht verhandlungsfähig. Die Kirche muss diese ihre Quellcodes wiederentdecken, damit sie wieder zu jener sprudelnden Quelle werden, die die Gesellschaft braucht, um nicht geistig, moralisch und seelisch zu versteppen.
  2. Glaube und Kirche lassen sich nicht selber machen. Wenn es Gott gibt, wenn es eine Offenbarung gibt, wenn es eine Stiftung Jesu gibt, dann kommt das nicht von uns, sondern es ist uns gegeben. Alles nur Selbstgemachte bleibt im Selbst stecken. Ohne die Hinwendung an jede höhere Ebene, von der, wie von der Sonne, das Licht in die Welt kommt, fehlt auch die Wahrheit, die den Menschen erst zum Menschen macht. Dies bedeutet auch:
  3. Über Wahrheit lässt sich nicht abstimmen, sondern von der Wahrheit wird Zeugnis abgelegt. Wo Irrtümer nicht mehr benannt werden, geschweige denn abgewehrt werden, verändert sich das Denken einer Gesellschaft wie auch das Denken von Theologie und Kirche. Glaube ist dann nicht mehr Wahrheit, sondern der kleinstmögliche gemeinsame Nenner.
  4. Die Anfechtungen der Gegenwart sind nicht das Außergewöhnliche, sondern das Beständige. Jede Zeit des Christentums hat ihre Anfechtungen, ihre Irrlehren, ihre Missstände, ihre Selbstbeschäftigungen und auch ihren Abfall von Gläubigen. Wir erleben ganz direkt, wie das Schiff der Kirche in schwierigem Fahrwasser ist. Dieses Schiff der Kirche ist nicht mehr der riesige unbezwingbare mittelalterliche Supertanker, sondern dieses Schiff der Kirche wird zunehmend wieder ein ganz kleines Fischerboot, das nach erfolgloser und hungriger Nacht auf See dann am flachen Ufer des See Tiberias auch anlegen kann, wo der Herr wartet mit Kohlenfeuer, Brot und Fischen.
  5. Auftrag jedes Christen ist die Wiederentdeckung des Evangeliums. Die Krise der Kirche mag gewaltig sein, in ihr liegt jedoch auch eine gewaltige Chance, nämlich die Wiederentdeckung des eigentlichen Auftrags der Christen, der immer gültigen Wahrheiten und der tröstlichen und hoffnungsvollen Botschaft des Evangeliums. Der Auftrag ist, die Sehnsucht einer Menschheit zu stillen, die nach Verlässlichkeit, nach Glaubwürdigkeit, nach Orientierung und letztlich nach Wahrheit lechzt. Einer Menschheit, von einer Welt träumt, die im Kleinen schützt und das Große zugänglich macht.
  6. Die Zukunft des Christen liegt nicht im Heute und Irdischen, sondern im Kommenden. Daher muss es der Christ wagen, seine Wurzeln nicht im Augenblick zu verankern, sondern im Ewigen. Wer heute Christ sein will, muss den Mut zur Unmodernität haben und Widerspruch einlegen gegen menschliche Wunschbilder, als ob wir in einer aufsteigenden Linie stünden. Nein, es geht nicht aufwärts, sondern es geht vorwärts, dem wiederkommenden Herrn entgegen.

Sehr geehrter Herr Seewald. Sie haben sich in ihrem vorbildlichen und vielfältigen Einsatz für Theologie und Kirche um der Sache Jesu verdient gemacht. Und dafür danken wir Ihnen von Herzen.

Kommentare

8 Antworten

  1. Die finstere Agenda hinter der Transgender-Ideologie

    https://www.kla.tv/29454&autoplay=true

    20.06.2024 | http://www.kla.tv/29454

    Transgender ist eine sehr junge Bewegung, die sich erst in den letzten Jahrzehnten richtig entfaltete. Inzwischen hat Transgender bzw. die LGBT-Bewegung [Kurzform für alle Geschlechter, Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen, die von zweigeschlechtlichen und heterosexuellen Normen abweichen] eine enorme Öffentlichkeitswirksamkeit und Dynamik entfaltet. Bei Schönheitswettbewerben, Model-Castings oder im Sport sind Transfrauen oft die großen Gewinner und deklassieren biologische Frauen. In TV-Sendungen, Rundfunkbeiträgen und auf Social-Media-Kanälen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird der „Weg in den richtigen Körper“ als kinderleichter Schritt geschildert. Die Werbung dazu ist in den letzten Jahren explodiert und Transsexualität wird als begehrenswerte Identität dargestellt. Dies bleibt nicht ohne Folgen: Tausende junge Menschen – vor allem Mädchen – die in seelischen Nöten stecken, glauben, sie seien selbst auf die Idee gekommen, „trans“ zu sein. Eine neue Transgender-Identität erscheint ihnen wie die perfekte Lösung: Das alte Ich auslöschen, ein neuer Körper, ein neuer Start ins Leben mit Anschluss und Rückhalt in der Trans-Community als neue Ersatzfamilie. Auf diese Weise haben sich in nur 16 Jahren die Geschlechtsumwandlungen z.B. in Deutschland mehr als verzwanzigfacht, mit vergleichbaren Trends in Westeuropa und den USA. Im Namen der Freiheit und der Toleranz unterliegt Kritik an dieser Bewegung einer immer stärkeren Zensur. Konservative Werte dagegen werden sogar als rechtsradikal abgestempelt. So hat sich Transgender zu einem mächtigen Spaltkeil der Gesellschaft entwickelt. Besorgte Eltern und Menschen aus der Mitte der Gesellschaft kämpfen um ihre Kinder und den Erhalt der Werte, während die LGBT-Bewegung vermeintlich um ihre Freiheit und ihre neue Identität kämpft.

  2. Laut Selbstverständnis der STH Basel gilt:
    „Die STH Basel betreibt wissenschaftliche Forschung und Lehre auf evangelisch-reformatorischer Glaubensgrundlage. Ein grundsätzliches Leitprinzip der Hochschule ist die theologische und ekklesiologische Vielfalt. Dadurch fördert sie das gegenseitige Verständnis und den Kontakt zwischen den verschiedenen Landes- und Freikirchen.“ Komisch, kein Wort über die römisch-katholische Kirche!
    Da fragt man sich schon: Was würde wohl Herr Prof. Külling (der eine „bibeltreue“ theologische Hochschule im deutschen Sprachraum errichten wollte und an den drei evangelikalen Chicagoerklärungen beteiligt war, in denen es u. a. heißt: Es gilt das „reformatorischen Schriftprinzip, nach dem für sämtliche Fragen des Glaubens nur die Bibel maßgeblich ist (Artikel XV, vgl. Artikel I und II)“ – also nicht „die Heilige Überlieferung UND die Heilige Schrift“) dazu sagen, dass jetzt ein hochrangiger Professor „seiner“ Einrichtung eine Laudatio auf einen römisch-katholischen Publizisten und Papst-Verehrer gehalten und ihm auch gleich noch die Ehrendoktorwürde verliehen hat! Nun, vielleicht liegt es ja daran, dass einer der Forschungsschwerpunkte von Prof. Schwanke die „Ökumene der christlichen Kirchen“ ist, oder dass er Mitglied in der „Internationale Deutsche Newman Gesellschaft“ ist.

    1. Ja, das ist schon ein merkwürdiges Gebaren ohne jede Souveränität. Der Rektor der geschätzten Uni gendert ja auch fleißig. Und man fragt sich, wieso diese brillante Laudatio nicht auf YouTube zu SEHEN ist. Das gleiche Schicksal ereilte Ehrendoktor Peter Hahne, dessen grossartige Rede damals nicht online gestellt wurde.

    2. Ohne auf die Besonderheiten der STH Basel an sich und der dort tätigen Lehrer einzugehen, frage ich mich, ob die Begründung nicht voll genügt oder gar den Zielen der STH Basel widerspricht (Zitat): “ … den Ehrendoktor, weil er sich vorbildlich und auf vielfältige Weise für die Sache Jesu eingesetzt hat und auch noch einsetzt. Und dafür danken wir ihm von Herzen.“

  3. Diese Ehrung gönne ich Peter Seewald sehr! Hat er doch die hervorragenden tiefsinnigen Interviews mit unserem deutschen Papst geführt. Und ich glaube,
    die Seewaldbücher haben so manch lauen Christen oder Nichtchristen bekehrt.

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