Kommt eine „stille spirituelle Revolution“?
Wer meint, die Esoterikbranche sei ein Tummelbecken für bewußte Betrüger, liegt weitgehend falsch. Religionsspezialist Hugo Stamm vom „Tagesanzeiger“ sagt: „Die Anbieter glauben selber an ihre Heilkräfte und die damit verbundenen esoterischen Lehren.“
Um das schnelle Geld zu machen, sei die Sache viel zu mühsam, erläutert er: Es dauere zu lange, sich einen genügend großen Kundenstamm aufzubauen: „Reich werden in der Esoterikbranche nur die Stars der Szene, deren Anzahl liegt, gemessen an der Gesamtsumme, im einstelligen Prozentbereich“, so Stamm.
Einige der großen Pharmakonzerne haben ihren Sitz in der Schweiz und vertreiben von dort aus ihre Medikamente in der ganzen Welt. Doch viele Eidgenossen haben genug von Pillen und Schulmedizin. Sie vertrauen sich mit ihren Leiden lieber vermeintlich übersinnlichen „Heilern“ an.
Der Zulauf zu ihnen ist in der französischsprachigen Schweiz ist derart groß, daß das Buch der Ethnologin (Volkskundlerin) Magali Jenny zum Thema 50.000 Mal verkauft wurde – ein Bestseller in einer Region, in der eine verkaufte Auflage von 5.000 Exemplaren bereits als Erfolg gilt.
Jenny schätzt die Zahl der Heiler in der Schweiz auf mehr als 500 Personen. Daß sich darunter auch gefährliche Täter tummeln, zeigte ein Gerichtsurteil Ende März. Darin wurde ein selbsternannter „Heiler“ zu zwölf Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt, weil er 16 Menschen absichtlich mit dem Aids-Virus HIV infizierte.
Auch in Deutschland boomt die Esoterikbranche: Die Forscherin Sabine Doering-Manteuffel sieht eine „stille spirituelle Revolution“ voraus, die sich über Europa ausbreiten werde: „Hier werden Weltbilder verändert wie in keiner Missionsphase der europäischen Geschichte zuvor“, fügt die Präsidentin der Universität Augsburg hinzu.
Quelle: evangelische Nachrichtenseite www.jesus.ch