Von Birgit Kelle (Sprecherin von „Frau 2000plus“)  

Das Land der Pyramiden zeigt sein hässliches Gesicht gegenüber Frauen. Die Tageszeitung Die Welt berichtet von alltäglichen Übergriffen auf Frauen, selbst wenn sie verschleiert sind. Männliche Grapscher belästigen Tag täglich weibliche Passantinnen. Viele trauen sich nicht mehr auf öffentliche Plätze und schon gar nicht alleine in den öffentlichen Personennahverkehr.
Bezeichnender Weise haben diese Männer in der Regel nicht einmal ein Unrechtsbewusstsein, ist es doch die normale Umgangsweise mit Frauen. Eine Frau die sich alleine auf der Strasse bewegt, ist Freiwild, selbst Schuld, eine Schlampe  –  hätte sie doch zu Hause bleiben sollen.
Schlimmer noch: Selbst die meisten Frauen, die Opfer werden, fühlen sich selbst schuldig. Ist es doch das, was man ihnen von klein auf als Mädchen eintrichtert.
Es erinnern auch stark an die Argumentationsstrategien, die es auch in unserem Land in den Anfängen der strafrechtlichen Verurteilung bei Vergewaltigung gab. Eine aufreizend gekleidete Frau ist irgendwie selbst Schuld  – und nicht etwa der Mann, der seine sexuellen Triebe und seine Kinderstube nicht unter Kontrolle hat.
Als Reaktion auf solche Argumente existieren inzwischen weltweit sogenannte „Slut-Walks“ – übersetzt, entschuldigen sie die Ausdrucksweise, ich habe sie nicht erfunden: „Schlampen-Märsche“.
Frauen demonstrieren dabei  – freundlich ausgedrückt in leichter Kleidung – für das Recht, auch in solcher Kleidung unantastbar zu sein. Ob es für die Emanzipation unbedingt förderlich ist, sich selbst als Schlampe zu bezeichnen, ist eine eigene Diskussion wert  –  diese „Slutwalks“ in westlichen Ländern sind jedoch im Vergleich zu den Zuständen in Ägypten reiner Kinderfasching.  Eine Luxusdebatte in Ländern, in denen Frauen erfolgreich klagen können, wenn sie sexuell belästigt wurden.
Info: http://www.welt.de/politik/ausland/article110079486/Die-widerlichen-Grapscher-vom-Tahrir-Platz.html