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"Der Körper und seine Organe sind nicht mein Eigentum"

Der Philosoph Walter Schweidler über Organspende und Hirntod

Die Tageszeitung „Donaukurier“ veröffentlichte am 14.2.2012 unter dem Titel „Geht über die Pflicht hinaus“ ein Interview mit dem Eichstätter Philosophen Walter Schweidler über Organspende und Hirntod-Konzept.
Auf die Frage, warum er keinen Organspendeausweis habe, antwortet der Professor:
„Es gibt keine ethische Pflicht, einen Organspendeausweis zu besitzen.(…) Damit die Organspende Hilfspflicht ist, müsste ich der Eigentümer meines Körpers sein. Ein Organ aber ist nicht in meinem Eigentum. Wenn der Leib das Eigentum wäre, müsste ich selbst jemand anderes unabhängig von meinem Leib sein. Das stimmt aber nicht, denn mich gibt es nicht mehr ohne meinen Leib.“
Auf die Nachfrage  „Warum spenden Sie persönlich kein Organ?“, reagiert Dr. Schweidler wie folgt:
„Ich bin mir einfach unsicher, ob nach dem Hirntod nicht doch noch die Möglichkeit bestehen könnte, dass das Bewusstsein in irgendeiner Weise fortgesetzt wird. Dass die Medizin den Hirntod feststellen kann, bezweifle ich überhaupt nicht. Jedoch bin ich mir nicht sicher, dass der Hirntod tatsächlich der Tod ist.“
Der „Donaukurier“ fragt weiter: „Ist es moralisch richtig, ein Organ zu empfangen, wenn man nicht bereit ist, eines zu spenden?“
Prof. Schweidlers Antwort:
„Ich selbst darf nicht ein Organ von jemandem haben wollen, wenn ich es nicht zu geben bereit bin. Aber das gilt nur für die moralische Ebene, nicht für die rechtliche. Ich fände es zum Beispiel hoch problematisch, wenn man rechtlich festlegen würde, dass nur Menschen, die Organe spenden, auch selbst Organe empfangen dürfen. Denn das würde wieder voraussetzen, dass der Körper das Eigentum des Menschen ist.“

Kommentare

2 Antworten

  1. Leider ist der Auszug des Interviews unvollständig und vermittelt ein falsches Bild.
    Donaukurier:
    Darf eine Gesellschaft wie bei der Widerspruchslösung (siehe Kasten) aus ethischen Gründen Anspruch auf die Organe seiner Bürger erheben?
    Schweidler: Nein, denn man kann nicht davon ausgehen, dass ein Mensch seine Bereitschaft zu etwas gegeben hat, wenn er sich nicht ausdrücklich geäußert hat. Ich halte die jetzige Lösung für die einzig richtige, da damit jeder selbst entscheiden kann.
    Donaukurier:
    Wie kann man dann den 11 500 Menschen helfen, die momentan in Deutschland auf ein Organ warten?
    Schweidler: Man kann werben und die Menschen über die Möglichkeit der Organspende informieren.
    Daraus ist zu entnehmen, dass Prof. Schweidler prinzipiell nicht gegen eine Organspende ist.
    Quelle:
    http://www.donaukurier.de/lokales/eichstaett/Eichstaett-Geht-ueber-die-Pflicht-hinaus;art575,2558999

    1. Guten Tag,
      Prof. Schweidler ist persönlich gegen Organentnahme und er hat das dies damit begründet, daß der Körper nicht unser Eigentum ist. Daß er gleichwohl seine Auffassung anderen bzw der Gesellschaft und Politik nicht aufdrängen will, kann man sich vorstellen.
      Der durchaus neue Aspekt, den Prof. Schweidler anspricht und der in der Debatte über Organspende bislang fehlte, ist seine Argumentation mit dem Leib des Menschen, der nicht sein Eigentum ist, sondern mit seiner Personalität verknüpft ist.
      Daß es uns genau auf diesen Gedankengang ankam, zeigt die Überschrift klar genug.
      Es ist zudem unüblich, Interviews anderer Presseorgane komplett zu übernehmen.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

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