Top-Beiträge

Links

Die Verantwortung der Eltern für das Smartphone ihrer Kinder…

Von Christa Meves

Die großen Sommerferien – wundervolle Chancen für unsere Schulkinder, im Urlaub ihre Eltern öfter zu sehen und sich auf das neue Schuljahr einzustellen. Das Smartphone der Eltern z. B. ist für die 10 – 15-Jährigen schon seit geraumer Zeit zu einem ersehnten Objekt geworden. Meves

Wo sie können, leihen sie sich die Wunderbox von ihren Eltern aus, um sie auszuprobieren, ja für viele Kinder in dieser Altersstufe sind die Sommerferien eine Gelegenheit, durch die häufige Anwesenheit der Eltern einem drängenden Wunsch Nachdruck zu verleihen: Sie brauchen ein eigenes Smartphone.

Die wiederholten Bitten, ihnen eins zu schenken, werden meist von einer Argumentation unterfüttert, die durchschlagend ist. Diese ist geeignet, den Widerstand der Eltern – besonders der Mütter und erst recht der Großmütter – ins Wanken zu bringen: „In meiner Klasse haben bereits alle ein Smartphone, und ich sitz blöd da und werde in die Ecke gedrängt.“

Einige berichten sogar – die Mädchen dann unter Tränen – dass sie deswegen bereits gemobbt worden sind. Andere glauben zu wissen, dass das Smartphone die Voraussetzung bildete, um eine gute Note für die anstehende Klassenarbeit zu bekommen, und dass die schlechten Noten in der letzten Zeit im Fehlen eines eigenen Smartphones die Ursache hätten. Und da sie im Urlaub dann auch noch die Eltern täglich damit hantieren sehen, pflegt sich dieses Thema nie zu verflüchtigen.IMG_4228

In den letzten beiden Jahren ist der Besitz dieser Neuheit in dieser Altersklasse deshalb bald allgemein zum Usus geworden. Selbst der zunächst hartnäckige Widerstand des Vaters pflegt – aufgeweicht durch die unterstützenden Worte der Mutter – in sich zusammenzubrechen.

Seufzend verspricht der Vater, das für die Schule anscheinend dringend erforderliche Gerät für seinen Sohn oder seine Tochter zu kaufen. Dem Gruppendruck in der Klassengemeinschaft ist somit Genüge getan.

Aber genauso wie das Handy dient diese Super-Informationsquelle bald nicht mehr einigen notwendigen Übermittlungen, sondern wird neben dem PC zu jeder Zeit eine lustvolle Quelle zur Nutzung von allem und jedem, von Killerspielen, von Facebook und WhatsApp etc., einschließlich von Pornografie.

Ja, und warum denn auch nicht, mögen naive Laie meinen. Aber die Fachwelt ist bereits alarmiert: In jeder Großstadt mussten jetzt bereits Beratungsstellen eröffnet werden, die ein süchtiges Verhaftetsein an die digitale Welt einzuschränken suchen. Jede Kontrolle einer Möglichkeit, gefährdende Materialien von den Kindern fernzuhalten, ist den Eltern damit unversehens abhanden gekommen. IMG_1061

Gleichzeitig ist es durch die neue Hirnforschung nun aber viel schneller als sonst bei Beurteilungen von Neuerungen möglich geworden, zu erkennen, dass hier erhebliche Nebenwirkungen erwachsen. So bewirkt z. B. die unkontrollierte, tägliche Langzeitnutzung dieser Techniken eine Minderung bestimmter Hirnareale.

Bei den Kindern ist das in diesem Alter besonders schwerwiegend, weil das Stirnhirn dabei ist, sich auszubilden, und nun aber durch die Einwirkung dieser Techniken daran gehindert werden kann. PC und Smartphone werden dann also zu einem bildungsmindernden Instrument!

In einem glänzenden Vortrag bei der Verbandstagung des Vereins Verantwortung für die Familie e.V. hat am vergangenen Wochenende der Hirnforscher Manfred Spitzer dieses bedrängende neue Problem für unsere Jugend umfassend erörtert.

Was tun?  – So fragt er deshalb auch im letzten Kapitel seines Buches „Digitale Demenz“:

„Beschränken Sie bei Kindern die Dosis, denn dies ist das einzige, was erwiesenermaßen einen positiven Effekt hat. Jeder Tag, den ein Kind ohne digitale Medien zugebracht hat, ist gewonnene Zeit!“ (1)

Aber ach, in der Realität stehen die Eltern bei allen Anmahnungen, die Beschäftigungszeit mit PC und Smartphone einzuschränken, in einer praktisch nicht durchführbaren Situation. Dringlicher denn je muss bei dieser neu erschwerenden Problematik den Eltern angeraten werden, durch mehr Bindung vom frühen Kindesalter ab, durch mehr Beachtung und Realisieren einer Begabung per Hobby – spätestens vom Grundschulalter ab – eine konstruktiv gültige Abwehr aufzubauen, die das begeisterte Interesse für die digitalen Techniken einschränkt.

Und eine weitere kleine Möglichkeit gibt es darüber hinaus im Hinblick auf das Smartphone, wenn das auch heißt, am Symptom zu kurieren: Den meisten Eltern pflegt es nicht bekannt zu sein, dass der Besitz eines Smartphones für einen Minderjährigen eigentlich gar nicht möglich ist.

Um ein Smartphone zu erwerben, bedarf es eines unterschriebenen Vertrags des Käufers. Den kann nur ein mündiger Bürger unter Vorlage eines Personalausweises leisten.(2)

Kindern lässt sich ein Smartphone eigentlich gar nicht schenken, sondern nur ausleihen. Es bleibt im Besitz der Eltern. Das bedeutet, dass also nicht die Kinder selbst, sondern die Eltern für alles haften, was nun um und mit diesem Gerät zu Wege gebracht wird, dass aber die Jugendlichen selbst sich unter Umständen einen nicht wieder löschbaren schwarzen Fleck auf der Weste einhandeln, wenn sie das Gerät für gesetzlich Verbotenes missbrauchen. Davor müssen die Kinder gewarnt werden!

In der Praxis kann zumindest eine meist unbekannte Information hilfreich sein: Die Eltern erklären ihren halbwüchsigen Kindern, dass ihnen das Smartphone lediglich während der Schulzeit als Leihgabe der Eltern überlassen wird. Es hat dort von einem bestimmten Ort im Flur morgens abgeholt und nach der Heimkehr dort wieder abgelegt zu werden. Und die Einhaltung dieser Regelung wird grundsätzlich mit dem einzelnen Kind als eine Bedingung gehandhabt. Sonst erfolgt Entzug.

Dies und Ähnliches sind als notwendige, wenn auch quälend mühselige Bemühungen von verantwortungsbewussten Eltern denkbar. Aber grundsätzlich dürfen wir (auch für uns selbst!) den Ruf des Hirnforschers Spitzer nicht mehr beiseite lassen: Die digitalen Medien „machen tatsächlich dick, dumm, aggressiv, einsam, krank und unglücklich!“ (3)

Fußnoten:

(1) Spitzer M.: Digitale Demenz Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, München 2012, S. 325
(2) Buermann, U.: Zeitfragen Nr. 15/16, 9. 6. 2015
(3) Spitzer M.: ebenda, S. 325

Kommentare

6 Antworten

  1. Ich für meinen Teil brauche mich nicht DUMM STELLEN…. Ich bin TV-frei.
    Alles ist Abzocke und DAS IST SO, auch wenn man PERFEKT zu sein meint.
    Sponsoren lassen sich `bezahlen` durch Werbungsgedudel, woraufhin Menschen sich beeinflusst in genau diese Richtung verdummdeubeln lassen.
    Wehren dagegen, am besten SELBST DENKEN und RAUS mit dem Fernseher.
    Aber wer tut das schon…

  2. „Kinder und Smartphones“ ist wirklich ein schwieriges Kapitel, mit dem ich später auch noch konfrontiert werden werde. Das größte Problem sehe ich darin, dass die Eltern keinerlei Kontrolle darüber haben, was die Kinder sich ansehen. Sie haben praktisch unbegrenzt Zugang zu Gewalt- und Sex-Videos und -spielen. Die Eltern sind quasi auf das Versprechen der Kinder angewiesen, keinen Unfug damit zu machen.
    Abhilfe gegen übermäßige Nutzung kann sicherlich ein Hobby bringen, wie Frau Meves anführt. Was m.E. auch ganz wichtig ist, ist das Vorbild der Eltern. Wenn die Eltern in jeder freien Minute die neuesten Facebook-Einträge ihrer Kumpels ansehen oder per WhatsApp tausende Belanglosigkeiten durch die Welt schicken, können sie es ihren Kindern kaum verbieten.

    Allerdings finde ich anderen Punkte von Frau Meves ein bisschen übertrieben bzw. wenig praxisnah.
    Wieso sollen digitale Medien pauschal „dick, dumm, aggressiv, einsam, krank und unglücklich“ machen? Warum sollen bei häufiger Nutzung automatisch irgendwelche Hirnareale schrumpfen (offensichtlich ein neues Lieblingsthema von Frau Meves)? Es kommt immer darauf an, wie man sie nutzt. Spielt man das letzte Ballerspiel, oder sieht man sich die neuesten Nachrichten an und trainiert seine Fremdsprachenkenntnisse? Was mir auffällt, ist z.B., dass heutige Jugendliche viel besser Fremdsprachen (vor allem Englisch) beherrschen, als wir damals. Ich vermute, dass das Internet daran auch einen Anteil hat.
    Auch verstehe ich nicht, warum digitale Medien automatisch bildungsmindernd sein sollen. Klar, wenn man seine Zeit darin sinnlos verplempert, lernt man weniger. Dasselbe erreicht man aber, wenn ein Jugendlicher den ganzen Nachmittag auf dem Fußballplatz verbringt oder mit Kumpels herumhängt. Auch Bücher lesen, ist nicht nur Positiv zu bewerten. Zwar wirken sie bildend (wenn der Inhalt entsprechend ist), aber Lesen ist auch eine passive, unkommunikative Angelegenheit und kann zu Vereinsamung führen, wenn exzessiv betrieben.

    Ein bisschen sinnfrei finde ich den Hinweis, dass das Smartphone juristisch gar nicht den Kindern gehören. In der Familie spielen wohl andere Kategorien eine Rolle. Auch die Praxis, den Kindern das Handy nur in die Schule mitzugeben und danach an einem definierten Ort abzulegen, halte ich für kaum durchführbar. Wenn das Handy dann piept und blinkt, weil die neueste WhatsApp-Nachricht der besten Freundin angekommen ist, aber es darf nicht nachgeschaut werden bis zum nächsten Morgen auf dem Schulweg, dann ist das eine Folter und der Konzentration bei den Schulaufgaben sicher nicht zuträglich. Außerdem: Wenn die Kinder ihr Smartphone zu Hause nicht anfassen dürfen, aber in die Schule mitbekommen, dann darf man drei Mal raten, was sie in der Schule die ganze Zeit tun werden.
    Und schließlich frage ich mich, welche „Botschaft“ bei den Kindern mit so einer Praxis ankommt. „Wir sind dagegen, aber weil der Gruppendruck zu groß ist, bekommst du es in die Schule mit, damit du so tun kannst, als hättest du eines“? Ist nur der Gruppendruck der Klasse geeignet, die Eltern umzustimmen? Ist der gesellschaftliche Druck stärker als man selbst, und man muss ihm nachgeben oder zumindest so tun, als ob? Meiner Meinung nach könnte der Nachwuchs solche Lehren daraus ziehen.

    Ich weiß auch nicht genau, wie ich es bei meinen Kindern machen werde. Ein Hobby (oder mehrere) ist sicherlich ein gutes Mittel, um übermäßiger digitaler Nutzung vorzubeugen, auch allgemein ein Gefühl dafür, verantwortungsvoll mit seiner Zeit umzugehen. Desweiteren kommt es m.E. Mehr auf die Inhalte als auf die Form der Medien an, deswegen sollte man bei Kindern schon früh ein Interesse an vielen Dingen der Welt wecken. Dann werden sie auch online eher sinnvolle Inhalte suchen und nicht nur den neuesten Filmstar anhimmeln oder das neueste Ballerspiel spielen.

    1. Zitat Bernhard

      Sie haben praktisch unbegrenzt Zugang zu Gewalt- und Sex-Videos und -spielen. Die Eltern sind quasi auf das Versprechen der Kinder angewiesen, keinen Unfug damit zu machen.

      Ja, soweit ich weiß gibt es zZ keine Möglichkeit Inhalte – anders wie beim Desktop-PC – zu sperren (vielleicht weiß jemand mehr), das ist wirklich ein großes Problem.

      Warum sollen bei häufiger Nutzung automatisch irgendwelche Hirnareale schrumpfen (offensichtlich ein neues Lieblingsthema von Frau Meves)?

      Nun ja, zuerst kommuniziert man mit einem Gerät und erst sekundär mit dem Menschen dahinter – ich denke schon, daß hier Hirnareale anders benutzt werden, als wenn man Austausch mit realen Freunden hat…und sich „Face 2 Face“ gegenübersteht; deshalb würde ich die These von Frau Meves nicht pauschal in Frage stellen.

  3. Trotz aller positiven Aspekte des Internets, wird es aber dieses sein, das der Zivilisation das „digitale Ende“ bereitet.
    Das Internet als schier unerschöpfliche Informationsquelle zu benutzen, ist etwas positives und auch der Austausch in Foren oder Blogs – für Erwachsene ist nicht geringzuschätzen…aber Kinder, die nur noch Zeit in „Facebook“ oder „WhatsApp“ verbringen, sind prädisponiert dafür, die digitalen Zombies der Zukunft zu werden.
    Ist das aber zu verhindern? – Ich glaube nicht, denn wenn man ein Kind von diesen Medien fernhält, dann wird man nur die Ausgrenzung dessen bewirken…die Eltern bzw Erziehungsberechtigten sollten vielmehr ein Auge darauf haben…und mit den Kindern darüber Gespräche führen – ich weiß das ist schwer, da manchmal die Kinder sich besser in den digitalen Medien auskennen als die Eltern.
    Ein kleiner Tipp von mir: Sich von seinen Kindern erklären lassen, was sie im Internet machen (und sich dabei so dumm wie möglich stellen)

  4. No zu Handys alter normaler Art sagen die Hersteller!!!
    Smartphone und alles Weitere sollte verboten sein für Kinder .
    Gewalt ist an der Tagesordnung, auch bei sogenanntem Freizeitspaß in Appform.
    Desweiteren leben die Eltern vor, und der Apfel fällt bekanntlich nicht weit…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Kategorien

Aktuelle Beiträge

Archiv

Archive

Artikel-Kalender

Mai 2024
M D M D F S S
 12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031  

Blog Stats

690791
Total views : 8780184

Aktuelle Informationen und Beiträge abonnieren!

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, wenn Sie kostenlos über neu erschienene Blog-Beiträge informiert werden möchten.