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Kritische Überlegungen zum Weltfinanzsystem

Von Dr. Bernd F. Pelz 

Das gegenwärtige Weltfinanzsystem arbeitet nach folgenden Prinzipien

•          Haupt-Erfolgsfaktor ist die Kapitalrendite
•          Spekulation, Wetten und Selbstbegünstigung sind erlaubt
•          Arbeit mit Fremdkapital (Verschuldung) wird als normal betrachtet
•          Weltweites Wachstum wird als rettendes Element angenommen
•          Große Misserfolge werden sozialisiert (Bankenrettung)

Das bisherige Ergebnis:

Durch die steigende Verschuldung

• ist die Zahlungsfähigkeit der öffentlichen Hände bedroht
• steigt der Inflationsdruck

findet ein weltweites „Ringen“ um die „Quellen der Besteuerung“ statt durch

• Wettbewerb der Steuer- und Finanz-Systeme
• Wettbewerb der Sozial- und Gemeinwesen-Systeme
• Wachstumszwang kapitalbasierter Sozialsysteme (Demographie)
• „Standort-Hopping“ von privatem und Staatskapital

Daraus resultieren, wenn man nichts oder nicht das Richtige tut:

• die weitere Anhäufung von Investiv-Vermögen in wenigen Händen
• ein immer höher schuldenfinanziertes Bruttosozialprodukt
• noch mehr Steuerausfälle und steigende Staatsverschuldung
• Neofeudalismus (50 %) oder Kollaps (15 %)

Das Richtige wäre also, die ökosoziale Marktwirtschaft auch für den derzeit marktradikalen Teil der globalen Weltökonomie intensiv voranzutreiben und eine nachhaltige Welt-Finanzordnung gegen die vielen Einzelinteressen durchzusetzen.

Die Handlungsfelder sind Liquidität (das System muss wieder zum Laufen kommen):

1. Sofortmaßnahmen: Wiederherstellen der Funktionsfähigkeit der Interbankenmärkte über eine „Maximal-Reserve-Verpflichtung“ der Zentralbanken
2. Verstaatlichte oder teilverstaatliche Institutionen rasch wieder privatisieren
 

Transparenz (multinationale Finanzkonglomerate brauchen eine durchsetzungsfähige, multinationale Aufsicht):

3. Einrichtung einer Organisation zunächst zur Schaffung von Transparenz und Bereitstellung von Informationen und zur Erarbeitung von internationalen Steuerbemessungsgrundlagen
4. eine konsequente Regulierung des Weltfinanzsystems ( durch Bündelung staatlicher und privater Aktivitäten) und Überwachung nationaler Wirtschaftspolitik und Regeln für die Finanzmärkte, einschließlich der „Schattenbanken“
5. Verabredung international gültiger Liquiditätsrichtlinien und Eigenkapitalrichtlinien; Festlegung von Verschuldungsgrenzen; Kapitalunterlegung auch für die Handelsbücher der Banken und Schattenbanken
6. Überarbeitung der internationalen Accounting-Regeln (IFRS, US-GAAP)
7. Schaffung eines Instituts oder von Lehrstühlen für Finanzfolgenabschätzung analog zu Technikfolgenabschätzung Kapital (das Kapital muss seinen fairen Beitrag zur Schaffung ökosozialer Gemeinwesen beitragen)
8. Etablierung eines besseren Ordnungsrahmens für die Weltökonomie, um schrittweise eine weltweite ökosoziale Marktwirtschaft zu verwirklichen. (Die Industrieländer müssen auf die ärmsten Länder zugehen.) Umsetzung der Verfahrensstandards durch die WTO.
9. Belastung globaler Transaktionen (Transport, Handel, Finanzströme), um auch auf diesem Weg einen Teil der von den Gemeinwesen benötigten Mittel aufzubringen (Co-Finanzierung)
10. Steuerflucht stoppen: Isolierung von Steuerparadiesen und Offshore Islands, die sich bestimmten Standardniveaus bzw. Besteuerungsniveaus entziehen
11. Steuerung der multiplikativen Geldschöpfung über z.B. eine Mehrgeldsteuer
12. Langfristig statt kurzfristig orientierte Anreizsysteme für das Management einrichten und
kontrollieren.

Bis jetzt sind zur Stabilisierung des Finanzsystems nur Teilerfolge zu verzeichnen.

Diese betreffen die Handlungspunkte 1., 5., 6., 10. und 12.

Alle anderen notwendigen Maßnahmen müssen noch eingeleitet und durchgeführt werden.

Im Augenblick hat sich das „System“ durchgesetzt: Die Verschuldung ist weltweit weiter gestiegen, die großen „Spieler“ sind noch größer geworden, die Ausgangsbedingungen für eine inflationäre Entwicklungen sind gestiegen. Wachstum wird weiterhin als Allheilmittel gepriesen  –  die Nebenwirkungen werden weitgehend ausgeblendet.

Der Verfasser ist Buchautor und Unternehmensberater

Kommentare

7 Antworten

    1. In der Tat, siehe auch John Grays Buch „Die falsche Verheißung“ dazu und die globalisierungskritische Bewegung ATTAC und die Parteien ÖDP und BüSo, nahm nach
      der Privatisierung der Bahn in Großbritannien wegen mangelnder Investitionen in Streckenwartung die Pünktlichkeit ab und die Unfallhäufigkeit nahm zu. Auch in Deutschland wurde die Bahn seit der Privatisierung unpünktlicher und unzuverlässiger und der Service und die Qualität nahmen ab und sogar für die Toilette muß man da jetzt bezahlen und so weiter.

      https://www.zeit-fragen.ch

    1. In der Tat, siehe dazu auch den katholischen Freiwirt und Lebensreformer Prof. Johannes Ude und den National-Ökonom bzw. Volkswirt und Historiker Prof. Gustav Ruhland und Prof. Wolfgang Berger als Volkswirt und Freiwirt und Philosoph und Prof. Bernd Senf aus Berlin zu VWL und psychosozialen Hintergründen und die Freiwirte Silvio Gesell und Helmut Creutz und Hermann Benjes und Litaer und Prof. Binswanger und Jost Reinerts Artfond Geldseite Weblog und Rheingold Weblog und die „Christen für gerechte Wirtschafts-Ordnung“ und die Humanwirtschaftspartei. Hinweisen wäre auch noch auf den Anthropologen David Graeber.

      Siehe zur Theologie auch Prof. GUstav Ruhland „Die Wirtschaftspolitik des Vater-Unser“ usw.

      http://www.vergessene-buecher.de

      http://www.berndsenf.de

      Zeit-Fragen Magazin aus der Schweiz

      http://www.zeit-fragen.ch

      Deutscher Freiwirtschaftsbund

      http://www.freiwirte.de

  1. Liebe Frau Küble,

    darf ich diesen Kommentar auf meiner HP veröffentlichen?

    Herzliche Grüße und Gott befohlen

    Ihr Thomas Schneider

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