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Kurze theologische Antworten zum Problemfeld der sog. Privatoffenbarungen

Erscheinungen, Botschaften, Visionen, Prophezeiungen: wie soll man unterscheiden, was von Gott kommt, was nicht?

Hier folgen einige Antworten von Theologen und Mystikern auf oft gestellte Fragen:

„Man verschließe den Verstand gegen jede Offenbarung und halte sich schlicht an die Lehre der Kirche und ihren Glauben“.  – Warum sagt das der hl. Kirchenlehrer Johannes vom Kreuz? mtcarmelpic1

Pater Bonifatius Günther: Dies gilt besonders für jeden Mystiker, für ihn also noch mehr als für den einfachen Gläubigen, weil für ihn größere Gefahren bestehen. Nicht seine mystischen Erlebnisse, sondern sein kindlicher und lebendiger Glaube rettet seine Seele und führt ihn zur Vollkommenheit.

Gibt es Menschen, die besonders anfällig sind für falsche Mystik?

B. Günther: Auf die falsche Mystik fallen besonders gute Priester und fromme Seelen herein. Sie wissen um die außergewöhnlichen Dinge bei den Heiligen, welche von manchen Biographen zu sehr in den Vordergrund gerückt werden. Dies führt dann zur Überschätzung der mystischen Phänomene… Die Seele öffnet dadurch, daß sie nach außergewöhnlichen Dingen Verlangen trägt, dem Teufel Tür und Tor, so daß er sie mit ähnlichen Erscheinungen hintergehen kann.

Sind Privatoffenbarungen eher eine Gefahr für den Menschen?

Pater August Poulain SJ: Kommen sie nicht von Gott – der Fall ist viel häufiger und man erlangt darüber nur schwer Klarheit – so begibt man sich auf sehr gefährliche Wege. Daraus folgt, daß Offenbarungen im allgemeinen eine Gefahr für den Menschen sind. 131223-stern-von-bethlehem_b87bfae72c

Welche Autorität haben Privatoffenbarungen?

A. Poulain: Sie haben den Wert des Zeugnisses der Person, welche sie berichtet, nicht mehr und nicht weniger. Diese Person ist aber niemals unfehlbar.

Nun gibt es eine Reihe kirchlich gebilligter Privatoffenbarungen. Was bedeuten sie für uns?

A. Poulain: Die Kirche verpflichtet nie, an Privatoffenbarungen, die Heiligen zuteil wurden, zu glauben. Auch dann nicht, wenn sie dieselben bestätigt (approbiert). Durch diese ihre Bestätigung erklärt sie bloß, daß in ihnen sich nichts gegen den Glauben und die guten Sitten findet, und daß man sie ohne Gefahr, ja sogar mit Nutzen lesen kann..

Hat manchmal auch der Teufel seine Hand im Spiel?

Hl. Franz von Sales: Es kann auch der böse Feind den Verstand in Ekstase versetzen und entrücken; er kann ihm so wunderbare Einsichten geben, daß sie ihn über die menschlichen Kräfte erheben und in Schwebe halten. Er kann auch durch solche Klarheiten dem Willen eine Art eitler, weichlicher, schwächlicher und unvollkommener Liebe geben… 

Was bezweckt der böse Feind damit? Bsp-7

Hl. Franz von Sales: Er tut das, um Gott nachzuäffen, Seelen in die Irre zu führen, Schwachen Ärgernis zu geben und einen Geist des Lichtes vorzutäuschen… Sieht man also einen Menschen, der im Gebet entrückt ist, so daß er über sich hinaustritt und sich zu Gott erhebt, aber kein Gott hingegebenes, höheres Leben führt, seine weltlichen Lüste nicht überwindet, seine naturhaften Willensäußerungen und Neigungen nicht abtötet durch innerliche Güte, Einfachheit, Demut und besonders andauernde Liebe, glaube mir, dann sind diese Entrückungen sehr zweifelhaft und gefährlich.

Stimmt es, daß auch Heilige sich in ihren Offenbarungen und Visionen geirrt haben?

A. Poulain: Der hl. Vincenz Ferrer (1398-1419) predigte die letzten 21 Jahre seines Lebens, daß das Jüngste Gericht nahe bevorstehe. Er wisse das aus einer klaren Offenbarung, und zum Beweise dafür wirkte er überall Wunder. Unter vielen anderen erweckte er zu Salamanca 1412 eine Frau vom Tode, welche man gerade zum Friedhof trug, und welche dann seine Worte bestätigte. Und doch ging diese so gut beglaubigte Weissagung nicht in Erfüllung…

Woher kommt der populäre Hang zu falscher Mystik?

Sel. Kardinal Henry Newmann: Das große Übel, von dem ich spreche (der populäre Hang zu abergläubischer Wahrsagerei und Zukunftsprophezeiungen), entsteht infolge der Vernachlässigung der Heiligen Schrift… Aber große Erbauung und Segen kommt von der Lektüre der biblischen Verheißungen…Christus kennen heißt die Hl. Schrift kennen. Das ist ein Anker.

Quelle und vollständige Zitatenlese hier: http://www.vision2000.at/index/?article=154027_24

.
Gehören Privatoffenbarungen zur amtlichen Verkündigung der Kirche?
 .
Guido Becker: Der öffentlichen Offenbarung, die nach der Lehre der Kirche mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen ist, können Privatoffenbarungen nichts neues an Glaubensinhalten hinzufügen. Privatoffenbarungen sind auch nicht Gegenstand der kirchlichen Lehrverkündigung.
Die kirchliche Anerkennung ihrer Echtheit im Einzelfall besagt nur, dass darin nichts enthalten ist, was gegen den Glauben und die Sitten verstösst. Die Kirche übernimmt, wenn sie Privatoffenbarungen anerkennt, auch nicht die Garantie für den göttlichen Ursprung derselben.
Die Zustimmung des einzelnen Gläubigen zu Privatoffenbarungen kann darum nur mit menschlich-natürlichem Glauben erfolgen und nicht mit übernatürlichem Heilsglauben.
 .
Quelle: „Theologisches“ vom Jan. 2002, S. 22 (http://www.theologisches.net/files/32_Nr.1.pdf)

Kommentare

8 Antworten

  1. „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“

    „Privatoffenbarungen“ sind laut KKK nicht verpflichtend, zu glauben.
    Aber sie gehören trotzdem zum Glaubensgut, zum nicht ver-
    pflichtenden.

    Wenn die Muttergottes erscheint, dann will Sie, dass geglaubt wird,
    sonst bräuchte Sie ja gar nicht kommen.

    Jesus ist der hl. Maria Magdalena erschienen und anderen Zeugen.
    Die Apostel haben es zunächst nicht geglaubt und wurden von Jesus
    höchstpersönlich gerügt!

    Das ist die Meinung Jesu: „Selig, die glauben“.
    Und: Wachsam bleiben, denn der Herr kann jederzeit wiederkommen.

    Pace e bene

    1. Guten Tag,
      die Meinung Christi steht in der Heiligen Schrift wie folgt: „Selig, die nicht sehen und doch glauben!“
      Die Privatoffenbarungen gehören, wie Sie dem KKK entnehmen können, „nicht zum Glaubensgut der Kirche„: weder zum verpflichtenden (dogmatischen) noch sind sie Bestandteil des ordentlichen Lehramts.
      Aus diesem Grunde ist auch nicht das Lehramt eines Bischofs gefordert, wenn er ein Urteil über eine Erscheinung trifft, sondern sein Hirtenamt. Auch dies ist kirchlich festgelegt.
      Der HERR kommt sicherlich nicht wieder, bevor der Antichrist erscheint – sondern hinterher.
      Auch dies dürften Sie gerne dem Neuen Testament entnehmen.
      Übrigens hat der hl. Johannes bereits die Urchristen aufgefordert: „Geliebte, glaubt nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind hinausgezogen in die Welt.“ – Soviel zum Thema „Nicht verurteilen“. Sie können offenbar nicht zwischen Person und Sache unterscheiden. Selbstverständlich sind Christen aufgefordert, irrtümliche Lehren sowieso irrgeistige Phänomene klar und eindeutig abzulehnen.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  2. Gesegneten Sonntag!

    1.) „Privatoffenbarungen“, wie sie die Kirche genannt hat, gibt es.
    2.) Daraus folgt, dass sie von Christus, der Muttergottes, oder Heiligen stammen.
    3.) Daraus folgt, dass es sich um heilige Worte handelt, denen man nur mit Ehrfurcht begegnen darf.
    4.) Daraus folgt, dass es keine abschätzige Haltung gegenüber diesen heiligen Worten geben darf.

    Wie ist also die Vorgehensweise bei Botschaften?
    Wenn man nicht weiß, ob sie echt sind, dann muss man sich des Urteils enthalten.
    Dies gilt für nahezu alle Botschaften von Sehern, weil die Kirche nur gegen die allerwenigsten
    ein negatives Urteil offiziell ausgesprochen hat. Die Tatsache, dass sie vielleicht nur ca. 1%
    anerkannt hat oder das nihil obstat gegeben hat, heißt keineswegs, dass sie eine Erlaubnis
    gegeben hätte, über die noch nicht beurteilten Botschaften, negativ zu urteilen. Und das
    betrifft die allermeisten Botschaften. Und seit 1966 ist es durch Paul VI.
    erlaubt worden, Botschaften zu drucken, wenn nichts gegen die Kirchenlehre enthalten ist.
    Und diese Entscheidung muss der Verlag selber vor seinem eigenen Gewissen entscheiden.
    Natürlich steht die Kirche über diesem eigenen Gewissen, aber die Kirche kann sich nur mit
    einem Bruchteil aller Botschaften beschäftigen.

    Und was nun diese eigene Entscheidung angeht, gibt es eine vernünftige Richtlinie und die
    kann nur lauten: „gesunde Vorsicht“, denn „prüfet alles und behaltet das Gute“(Paulus).

    Wenn jemand meint, er könne sich über sämtliche Erscheinungen und Botschaften abfällig
    äußern, wo kein neg. Urteil der Kirche vorliegt, dann täuscht er sich gewaltig. Wir haben
    ohnehin nie das Recht, Personen zu beurteilen oder zu verurteilen. Dinge dürfen wir
    beurteilen, aber nicht Personen. Und bei „Dingen“, also hier „Privatbotschaften“ müssen
    wir vorsichtig sein, denn wenn wir falsch liegen, versündigen wir uns gegen heilige Worte
    aus dem Himmel. „Privatbotschaften“ beweisen, dass der Himmel nicht schweigt seit dem Tod
    des letzten Apostels.

    Was die Auffassung früherer Heiliger (sagen wir vor 1800, weil ab da die Marienerscheinungen
    erst „explodiert“ sind, wenn man so sagen darf) wie den hl. Johannes v. Kreuz betrifft, muss
    man wissen, dass Mystik zum damaligen Zeitpunkt nicht darin bestand, dass man so zahlreiche
    Botschaften vom Himmel bekam. Das Phänomen der Häufigkeit himmlischer Botschaften gab
    es damals eindeutig noch nicht. Außerdem bezieht sich Mystik in früheren Zeiten oft auf
    geistige Schauungen, die anders zu erklären sind als heutige Botschaften. Die Heiligen haben
    vor dem Tabernakel gebetet und irgendwann kamen Phänomene wie Ekstase oder Schauungen, die sie erst bekamen, als sie sich jahrelang in der Abtötung der Sinne geübt hatten. Heutige Seher werden auserwählt, weil sie besonders schwach sind, z.B. Kinder,
    damit die Welt nicht behaupten kann, sie hätten sich das selber zusammengereimt. Das ist ein
    gravierender Unterschied. Außerdem muss man den hl. Johannes v. Kreuz auch verstehen.
    Er war besonders der Abtötung zugeneigt und sehr sehr extrem. Manches von ihm sollte man
    vielleicht als pädagogisch vernünftige Maßnahme sehen, z.B. wenn er einmal jemandem rät,
    er solle sein Kreuz weglegen und künftig ohne sein Kreuz beten, damit er sich von seinem
    Gegenstand endlich löst, um zur wahren Innerlichkeit zu gelangen. Man muss verstehen,
    warum so etwas gesagt wird und warum mit dieser Strenge. Die Kirche hat hier eine gewisse
    Entwicklung durchgemacht. (Freilich kann der Ratschlag auch heute gut sein, aber alle diese „strengen“ Zitate des großen Heiligen aus dem Zusammenhang zu reißen, um sie auf
    heute anzuwenden, wird der Beurteilung von Privatbotschaften nicht gerecht. Denn es trifft
    keineswegs zu, dass man sich vor ihnen verschließen soll und das hätte der Heilige Johannes
    heute auch nicht so gesagt.

    Wer das nicht versteht, hat keine Sensibilität für die Heiligkeit in allen (!) Schriften göttlichen
    Ursprungs.
    Alex

    1. Guten Tag,
      die Kirche hat nur über die allerwenigsten Privatoffenbarungen ein positives Urteil ausgesprochen (nicht einmal 1%), wobei auch kirchlich „anerkannte“ (es muß eigentlich heißen: approbierte = genehmigte) Erscheinungen für die Gläubigen nicht verbindlich sind, zumal die göttliche Offenbarung laut amtlicher kirchlicher Lehre mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen ist. Das Bekenntnis zur Abgeschlossenheit der Offenbarung war auch Bestandteil des von Papst Pius X. eingeführten Anti-Modernisten-Eids.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. 2 Fragen an Sie:

        a) Verstehen Sie, dass wahre (!) Botschaften auch schon wahr sind, bevor sie eine Approbation oder Imprimatur oder nihil obstat bekommen? Verstehen Sie das?
        b) Wo in der Kirchenlehre geht hervor, dass man nichtapprobierte Botschaften/Erscheinungen/“Privatoffenbarungen“ verketzern und darüber spotten darf?
        Wer gibt Ihnen das Recht dazu?

        Alex

        1. Guten Tag,
          Sie müssen nicht so tun, als hätten Sie mir noch das ABC beizubringen oder als könne ich ohne Ihre Hilfe nicht logisch denken.
          Natürlich sind Wahrheiten schon vor ihrer Bestätigung wahr – auch Dogmen waren schon wahr, bevor die Kirche sie erlassen hat. Aber die Gläubigen wissen um deren Wahrheit erst sicher, wenn die Kirche ihr Urteil spricht. Verstehen Sie das?
          An kirchlich nicht-approbierte Erscheinungen soll man natürlich gar nicht glauben – und selbstverständlich darf man sich kritisch bis ablehnend damit befassen – ob Sie das „verketzern“ nennen oder nicht. (Sogar kirchlich approbierte Privatoffenbarungen darf man sachorientiert kritisieren – auch öffentlich wohlgemerkt; schließlich sind sie nicht nur keine Dogmen, sondern sie gehören noch nicht einmal zum Glaubensgut der Kirche!)
          Weitere überflüssige Fragen von Ihnen beantworte ich nicht mehr.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

  3. Während die Hauptrichtung des Beitrags pastoraler Natur ist, darf nicht verkannt werden, dass Privatheit meint, dass die Offenbarung nichts der mit Christus und dem Tod der Apostel abgeschlossenen Offenbarung hinzufügt.

  4. „Kommen sie nicht von Gott – der Fall ist viel häufiger ….“

    Privatoffenbarungen werden also nicht ausgeschlossen.

    Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Joh 10,27

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