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„Marienerscheinungen“ von Trevignano am 6.3.2024 eindeutig kirchlich abgelehnt

Von Felizitas Küble

Wenn eine „Privatoffenbarung“ einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht oder gar landesweit und darüber hinaus von sich reden macht, kommt es bisweilen vor, daß der zuständige Bischof eine kirchliche Untersuchungskommission einsetzt, um den Dingen nüchtern auf den Grund zu gehen – wobei die meisten „Erscheinungen“ abgelehnt oder zumindest infrage gestellt werden.

Es gibt für eine Stellungnahme der kirchlichen Autoritäten grundsätzlich drei Möglichkeiten:

1. Das Phänomen wird approbiert, also kirchlich „anerkannt“, wobei das in Deutschland übliche Wort Anerkennung etwas mißverständlich klingt, da es den Eindruck einer verbindlichen „Bestätigung“ der Privatoffenbarung erweckt.  Genauer übersetzt beinhaltet der lateinische Begriff „approbieren“ aber: genehmigen, billigen, erlauben.  – Das bedeutet, daß es dem katholischen Kirchenvolk „gestattet“ (!) ist, jener Erscheinung ihre Zustimmung zu schenken (das gilt etwa für Lourdes, Fatima, Guadalupe etc). Es ist aber kein Gläubiger dazu verpflichtet, es  besteht nicht einmal eine kirchliche Aufforderung, denn auch die approbierten Privatoffenbarungen gehören nicht zum „Glaubensgut“ der Kirche. Es geht lediglich um eine Erlaubnis  – in etwa vergleichbar der Imprimatur, einer kirchlichen „Druckerlaubnis“ für Bücher.  

2. Das Phänomen wird distanziert beurteilt, indem festgestellt wird, die Übernatürlichkeit der Vorgänge sei „nicht erwiesen“ (so etwa geschehen durch die jugoslawische Bischofskonferenz im Jahre 1991 hinsichtlich Medjugorje).

3. Das Phänomen wird eindeutig abgelehnt, indem ein bischöfliches Dekret erklärt, es sei „erwiesen“, daß die Geschehnisse in ihrer Herkunft „nicht übernatürlich“ seien. – In diesem strikten Fall wird meist den Priester verboten, zu dem „Erscheinungsort“ zu pilgern und die Laien werden eindringlich aufgefordert, den Ereignissen keinen Glauben zu schenken (so geschehen z.B. im Fall Heroldsbach).

Diese negative Entscheidung lautet auf lateinisch „constat de non supernaturalitate“ (= erwiesen, daß es nicht übernatürlich ist).

Bischof Salvi erläßt ein Verbot für Priester

Genau dieses Urteil hat am 6. März 2024 der für Trevignano Romano zuständige Diözesanbischof Marco Salvi per Dekret verkündet,wie italienische Medien melden:
„Die Marienerscheinungen von Trevignano sind nicht übernatürlich.“

Nachdem der Pressewirbel immer stärker wurde, hatte der  katholische Oberhirte eine Untersuchungskommission mit theologischen, historischen und psychologischen Fachleuten eingerichtet, um die vermeintlich „himmlischen“ Vorgänge in dieser Kleinstadt unweit von Rom zu prüfen.

Aufgrund des Expertenurteils seines Gremiums erklärte der Bischof weiter, es sei nicht erlaubt, von der „Madonna von Trevignano“ zu sprechen, noch sei es den Geistlichen gestattet, sich zum Erscheinungsort zu begeben bzw. sich im „direkten oder indirekten“ Zusammenhang damit an Andachtsformen zu beteiligen oder die Sakramente zu spenden. 

Auch die Gläubigen werden an ihren kirchlichen Gehorsam („disziplinarische und geistliche Pflicht“) erinnert, der sich aus diesem bischöflichen Dekret ergebe. Vor allem dürften sie keineswegs „eine übernatürliche Wahrheit der Ereignisse von Trevignano als sicher und unzweifelhaft behaupten“.

Für die (aber)gläubigen Anhänger der italienischen Seherin Gisella Cardia ist das freilich harter Tobak, denn noch „schlimmer“ hätte es für sie nicht kommen können.

Kath.net und Hesemann warben für Trevignano

Vor vier Jahren – am 31.3.2020 –  haben wir der schwärmerisch geprägten Webseite „Kath.net“ und ihrem erscheinungsbewegten Autor Michael Hesemann, der sich für die Visionärin Gisella stark machte, deutlich widersprochen und unsere Kritik Punkt für Punkt begründet: https://christlichesforum.info/kath-net-ueber-corona-und-erscheinungen/

Nebst den üblichen frommen „Richtigkeiten“, gemischt mit theologisch unsinnigen Aussagen, enthalten die Visionen der Seherin auch einige düstere „Prophetien“  – doch genau diese haben es dem Historiker Hesemann angetan, der ohnehin selten eine Erscheinung ausläßt (von Heroldsbach über Garabandal bis Sievernich etc), weshalb wir seinen Artikeln mehrfach widersprachen.

Unter dem Titel „Marienerscheinungen und die Corona-Krise“ veröffentlichte Kath.net  Hesemanns Reklame für die wundersamen Ereignisse um das Ehepaar Gisella und Gianni, die in Medjugorje eine Marienstatue gekauft hatten, was nicht ohne Folgen blieb, denn es soll dort zu „blutigen Tränen“ gekommen sein, außerdem zu weiteren „Tränenwundern“ bei einem Faustyna-Barmherzigkeits-Jesus in der Wohnung dieser Medjugorje-Wallfahrer.

Rosenduft, Stigmen, Sonnenwunder, Zeichen am Himmel…

Auch das „Rosenduft“-Phänomen, das oft in der irrgeistigen „Mystik“ vorkommt, darf hier nicht fehlen: Die Madaonna habe Gisella Cardia bei der ersten Erscheinung als „meine Tochter“ angesprochen, dabei habe sich starker Rosendurft ausgebreitet.

Auf einer Medjugorje-Seite wird ebenfalles für die Seherin geworben, wobei „insbesondere das Vorhandensein der Stigmata auf Giselles Körper und das Erscheinen von Kreuzen oder religiösen Texten in Blut auf Gisellas Armen“ positiv gewürdigt wird (Kommentar überflüssig).

Und Herr Hesemann weiß gar zu schildern: „Ein Sonnenwunder und diverse Zeichen am Himmel, die u.a. auch fotografiert und gefilmt wurden, scheinen ihren übernatürlichen Ursprung zu bestätigen.“

Weniger übernatürlich, sondern höchst weltlich benahm sich die heute 54-jährige  „Seherin“ noch 2014, also vor ihrer Medjugorje-Wallfahrt. Damals lebte sie als Maria Giuseppa Scarpulla noch ledig in Sizilien und wurde wegen betrügischem Konkurs ihres Töpfergeschäfts zu zwei Jahren Haftstrafe mit Bewährung verurteilt.

Hat die Erscheinung eine Coronakrise angekündigt?

Doch der Corona-Knüller ist aus seiner Sicht die Trevignano-Botschaft vom 18.6.2016: „Pestilenz, Elend und Seuchen werden Rom befallen, was Tod und Verzweiflung geben wird.“ 

Wohlgemerkt: Hesemanns Artikel erschien Ende März 2020  – also auf dem Höhepunkt der Corona-Panik(mache).

Am 10.10.2016 sagte die „prophetische“ Madonna laut Hesemann: Bete, dass eine Krankheit, für die es keine Heilung gibt, ausgerottet werden kann.“

Wir widersprachen dem in unserer Kritik vom 31.3.2020 bereits wie folgt : „Bekanntlich werden die meisten Corona-Infizierten sehr wohl geheilt – auch die Mehrzahl der konkret Erkrankten.“

Hesemann bringt die folgende „Botschaft“ als sein Super-Argument:
„Die deutlichste Ankündigung aber erfolgte, und das ist dokumentiert, am 28.9.2019, als die Erscheinung verkünden ließ: „Bete für China, denn von dort werden neue Krankheiten kommen. Alles ist bereit, die Luft mit unbekannten Bakterien zu verschmutzen.

Da Corona bekanntlich ein VIRUS ist, setzten wir ihm entgegen:
„Erstens geht es bei Corona nicht um „unbekannte Bakterien“, zweitens kamen aus China auch schon vorher „neue Krankheiten“
(Näheres dazu in dem 2019 erschienenen Buch von Dr. med. Edith Breburda mit dem Titel „Gentopia“)“

Da die Werbung für Trevignano in diversen Schwärmerkreisen kein Ende nehmen wollte, haben wir in den letzten Jahren weitere Artikel über den pseudofrommen Unfug veröffentlicht: https://christlichesforum.info/category/visionen-und-charismatik-kritik/trevignano-romano-italien/

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

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Kommentare

3 Antworten

  1. Das Problem ist heute, die Bischöfe werden aus dem konservativen Segment der Kirche heraus extrem kritisiert, warum sollten dann grade diese Kreise grade eine solche Bischofsentscheidung akzeptieren?

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