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Zum Problem des interreligiösen Dialogs

Rezension von Reinhard Dörner

Buch-Daten: Dr. Gabriele Waste, Der Irrtum der Interreligiosität. Verlagsbuchhandlung Sabat Kulmbach, 1. Auflage 2023. 135 S.. Buchgröße 14,0 x 10,4. € 14,95 ISBN 978-3-943506693

„Was ist Wahrheit?“ fragte Pilatus Jesus nach dessen Erklärung, er sei gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen.

Bei dem Durcheinander der vielen Religionen und Konfessionen heute  untersucht das Büchlein von Dr. Gabriele Waste die Frage, ob man überhaupt von Interreligiosität sprechen könne und worauf sie hinausläuft.

Das Buchcover zeigt eine Buchmalerei aus der 2. Hälfte des 11. Jh. vom Mont-Saint-Michel mit dem Titel: „Der hl. Augustinus disputiert mit Felicianus“. 

Dieses Bild führt uns in die Problematik des interreligiösen Gesprächs, bei dem es um „Standpunkte“ geht; denn schon immer haben Menschen versucht, anderen ihren jeweiligen Standpunkt aufzudrücken. Ein solches Unternehmen ist aufgrund der bestimmenden Einstellung des/r Diskutanten eher zum Scheitern verurteilt; denn jedes „Standpunktemessen“ bedeutet immer auch ein Wägen und Erörtern zum Zweck der Entscheidung. Das Büchlein selbst führt uns diesen Weg.

Warum die Welt des Mythos gnadenlos ist

So widmet es sich zum Einstieg der Frage, ob es eine „Vielfalt von Religionen“ geben kann und untersucht deren Ursache, kommt aber zu dem Schluß, daß die Welt des Mythos eine glaubenslose und gnadenlose Welt ist. Aus dem Mythos aussteigen kann nur, wer zur natürlichen Gotteserkenntnis findet.

Doch die eigentliche Gotteserkenntnis ist die übernatürliche. Dies verdeutlicht die Autorin anhand der päpstlichen Lehrschreiben von Leo XIII. bis Pius XII. Diese Päpste machen klar, daß mythologische Ansichten Hemmnisse für Einheit und Ökumene sind.

Sehr klar stellt (dies) Pius XII. heraus, daß „fortschreitende Angleichung der verschiedenen Glaubensbekenntnisse“ kein Weg in die Ökumene sein kann, auch nicht eine „Anpassung der katholischen Lehre an jene von Dissidenten“. Letztlich ist dies natürlich auch ein absolutes Hemmnis gegen jede Form der Interreligiosität. Dies wäre erst recht Abfall vom Glauben an den sich selbst offenbarenden Gott.

Warum Religionsvermischung keine Lösung ist

Um dies zu veranschaulichen, nimmt das Buch biblische Bilder von Mauer und Wasser zu Hilfe. Diese Elemente haben eine eingrenzende Funktion, so daß damit jede auch nur angedeutete Vermischung – Pseudoharmonisiserung  – ausgeschlossen ist. Dies kommt vor allem im Bild der Mauer (des himmlischen Jerusalems) zum Ausdruck, während das Wasser die erforderliche Gnade symbolisiert, ohne die keine Gotteserkenntnis möglich ist.

Hätten sich die Ureltern an die von Gott gesetzten Grenzen gehalten, wäre deren Abfall ins Mythische vermeidbar gewesen. Weil aber die Unmittelbarkeit der Gotteserkenntnis durch den Ungehorsam der Stammeltern verloren gegangen ist, sahen sie sich vor der „Alternative“, aus der Natur Schlüsse für einen götterähnlichen Ausweg zu suchen.

Die Ursünde ist also die Ursache, die Gottähnlichkeit auf die materiellen Gegenstände zu projizieren und damit auch auf sich selbst. „Der Anthropozentrismus ist sozusagen die ausgereifte Frucht der Erbsünde“, stellt die Autorin folgerichtig fest.

Die bezeichneten Bilder – vor allem die Mauer – sind Symbol für die Abwehr des Antichristentums, das ein Angriff auf den „Gottmenschen Jesus Christus (ist) und damit auf den Mystischen Leib, die Katholische Kirche“. Die „Abwehr ist notwendig, damit sich das übernatürliche Leben innerhalb der Mauern der Kirche entfalten kann“. Dies wiederum ist erforderlich, damit jede Art der Interreligiosität, aber auch der konfessionellen Vermengung unterbunden wird.

Fasst man diese Überlegungen zusammen, muß man fordern, daß die Kirche an Haupt und Gliedern reformiert wird, aber nicht nach Luthers Vorstellung. Da er Gott als den vollkommenen Jenseitigen sah, mußte er das Heil „für sich“ suchen, das er in sich selbst fand, da er durch seinen Anthropozentrismus unfähig war, dies durch das angebotene Heil des sich offenbarenden Gottes anzunehmen. Luthers eigenes Ich stand ihm sozusagen im Weg, da er sich seine „Bindung“ an Gott hätte schenken lassen müssen.

Daher fand er den „Ausweg“, den Glauben auf sich selbst zu beziehen, den er sozusagen aus sich selbst entwickelte. Dieser Glaube aber verhindert den Gehorsam gegen Gott, den bereits die Ureltern verweigerten: Sie wollten sein wie Gott.

Das Buch vermittelt einen erschöpfenden Überblick über Gestalt, Inhalt und Ursprung interreligiöser Ansichten. Diese verhindern eine lebendige Gottesbeziehung, was letztlich zum Elend der Gottferne führt. Adam und Eva sind uns in dieser Hinsicht anschauliche Beispiele.

Diese Sicht verdeutlicht zu haben, ist die gelungene Leistung dieses Buches, das mit Belegstellen nicht spart, die auch als Fundgrube für eigene Lektüre, aber ebenso als Nachschlagewerk dienen kann. Ein Gewinn für jeden suchenden und interessierten Leser.

Unser Autor Reinhard Dörner aus Emsdetten leitet den Kardinal-von-Galen-Kreis

Kommentare

13 Antworten

  1. @Ulrich Motte:

    Die Urbibel des frühen Christentums noch vor den Evangelien und „Volksbibel“ des Urchristentums war die Septuaginta-Bibel, mitsamt der gesamten darin enthaltenen „Weisheitsliteratur“. Das Neue Testament der Bibel zitiert aus der griechischsprachigen Septuaginta-Bibel, teilweise wortwörtlich, und eben NICHT aus der hebräischsprachigen Thora(h). Und es zitiert aus der „Weisheitsliteratur“ der Septuaginta-Bibel. Deren Logos-Theologie gehört zur biblischen Theologie dazu. Siehe zur Kirchentradition auch den 1. Clemensbrief, der viel aus der jüdisch-alexandrinischen „Weisheitsliteratur“ des Alten Testamentes der Bibel zitiert.

  2. Es ist ja schön und gut, wenn eine rege Diskussion entsteht, aber sie muss auf die vorgegebene Thematik eingehen.
    Darf ich aber abschließend als Autorin nochmals feststellen: In dieser Studie ist weder der Islam noch das II. Vatikanum erwähnt. Auch die Stellungnahmen der Herren Ratzinger und Müller nicht. Denn sie treffen den Kern der Sache nicht und sind daher nicht zielführend, um den Synkretismus abzuwehren. Vielmehr wird in der vorliegenden Studie die Frage nach der Möglichkeit einer Religionsvielfalt fundamentaltheologisch untersucht. Diese Intention dürfte eigentlich aus der Rezension von Herrn Dörner klar genug hervorgehen.

  3. Gott schütze unsere jüdisch-christliche Kultur.
    Sie ist in Gefahr.
    Durch den Islam, den Buddhismus und den Kommunismus/ Atheismus.

  4. Shalom, ich höre bei TIK TOK religiöse Diskussionen zwischen Christen und Muslimen. Dass wir einen gemeinsamen Religionsgründer in Abraham hätten, wird widerlegt. In der Kaaba gab es einen Mondgott namens Hubal, der Chef aller Götter al iah, der Gott. Mondsichel als Merkmal.
    Nun was mich immer gestört hat, ist, dass christliche Kirchen den Dialog zum Islam und Judentum suchen und dafür Jesus Christus vom Thron nehmen oder Jesus Christus beschweigen und nur vom Gründervater Abraham sprechen, der mit einem Mondgott nichts gemeinsam hat. Dafür dürfen Messianische Jude auch nicht zum Kirchentag, weil sie den Dialog zwischen Juden und Christen stören würden.
    „Wer den Sohn nicht hat, hat den Vater nicht und wer den Vater nicht hat, hat den Sohn nicht. “
    Ich stelle die Frage erneut: “ Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat ?
    „Wer nicht bezeugt , dass Christus der Herr ist, ist nicht aus dem Geist. “
    Die Liebe zu Jesus Christus lehrt uns, auch Menschen zu lieben, die noch nicht Jesus Christus folgen. Ich bekenne mich zu Jesus Christus als meinen Gott und Herrn und habe viele Kontakte zu vielen Gruppen im Islam. Aleviten, (Jesisden kein Islam ?), Sunniten , Shiiten. Ich verschweige meinen Gott nicht und nehme auch ihren Glauben nicht weg. Trotz Unterschied im Glauben zusammen leben und nicht weil wir aus Rücksicht Jesus Christus, der im Islam zum Propheten degradiert wurde und im Judentum zum Rebellen , uns anpassen und Jesus Christus verleugnen oder beschweigen.

  5. Freilich, sehr verschieden und nicht gleich. Ruft uns aber nicht die herzliche Nächstenliebe nicht zum natürlich liebenden Miteinander?? Zum Dialog, zum Gespräch miteinander natürlich auch?

    1. Gewiss,, da bin ich auch dafür. Es ist jauch im Sinne von Jesus Christus. Jedoch nicht zu dem Preis, dass wir unseren Gott und Herrn verleugnen oder beschweigen. Ich höre immer wieder , dass Imame in Kirchen eingeladen werden und das Kreuz wird eingehüllt oder der Imam erzählt , dass Allah einen Menschen, der Jesus ähnlich sah, statt Jesus kreuzigen lies.
      Welchen Sinn hat es, einen Menschen mehr kreuzigen zu lassen ?

  6. Isolde Unbehauen: Ohne zu anderen Fragen etwas zu sagen, erlaube ich mir den Hinweis, daß Sie wohl der katholischen Lehre widersprechen. Sie wenden sich gegen den interreligösen Dialog, „da nicht derselbe Gott angebetet wird“, Genau das aber behaupten sowohl Vatikanum II. als auch der Katechismus der Katholischen Kirche von Moslems. Und es sagten auch die Päpste Joh. Paul II. und Benedikt XVI. Ich meine, gelesen zu haben, daß die katholische Kirche das auch schon Jahrhunderte vorher sagte

    1. Guten Tag,
      das 2. Vatikanum hat sich tatsächlich mißverständlich ausgedrückt, beim KKK wäre mir das neu.
      Benedikt XVI. sagte das keineswegs, Sie haben wohl seine islamkritische „Regensburger Rede“ vergessen.
      Und Kardinal Müller hat mehrfach deutlich erklärt, sowohl als Bischof wie als Glaubenspräfekt, daß unser Gott ganz und gar nicht derselbe wie Allah ist:
      https://christlichesforum.info/glaubensprafekt-muller-der-christliche-gott-ist-etwas-ganz-anderes-als-allah/
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

      1. Frau F. Küble: Islamkritik heißt nicht unbedingt zu leugen, daß Moslems Gott anbeten. Und genau das sagte Papst Benedikt XVI. in Istanbul (bitte im Internet nachschauen), meines Wissens nach seiner Regensburger Rede. Und schon Johannes Paul II. und sein Cheftheologe Kardinal Ratzinger erklärten in Dominus Jesus, daß Allah nicht identisch ist mit Gott, was an seiner Anbetung durch Moslems durch Anbetung Allahs durch Moslems nach katholischer Lehre aber nichts ändert. Das geht eindeutig hervor aus Erklärungen des II. Vatikanums und des Katechismus der Katholischen Kirche. Gäbe es Mißverständnisse, hätte der Vatikan die ja auch längst klären können!

  7. Der interreligiöse Dialog ist zum Scheitern verurteilt, da nicht derselbe Gott angebetet wird und andere moralische Vorstellungen herrschen. Der Islam hat einen absoluten Herrschaftsanspruch. Nach deren Auffassung gehört die Kirche, in der sie Allah angerufen haben, ab sofort ihnen samt dem drumherumliegenden Gebiet. Die Realität ist noch viel gnadenloser, als die Autorin des Buches das darstellt. Immerhin erkennt sie die Sinnlosigkeit und Gefährlichkeit des interreligiösen Dialogs.

    Jedenfalls bei einem interreligiösen Gebetsabend taten die Mohammedaner nichts Anderes als lautstark Allah auf Arabisch in der Katholischen Kirche anzurufen. Und das noch von einer Muslimbruderschaft. Das ist Entweihung einer Katholischen Kirche durch Anrufung eines Götzen. Derselbe Gott der Christen ist es nicht, da Allah keinen Sohn hat. Wie verblendet will denn die Kirche noch sein?

    1. Sehr geehrte Frau Unbehauen,
      Es ist mir nicht ganz klar, was Sie unter „Realität“ verstehen, die noch gnadenloser sein soll. Als Fundamentaltheologin habe ich die geistigen Grundlagen des interreligiösen Dialogs untersucht, die natürlich nicht mit der Lehre und Tradition der Kirche vereinbar sind. Dazu braucht es keinen weiteren Kommentar.
      Wenn Sie schreiben, „immerhin erkennt sie die Sinnlosigkeit…“, so ist dies ein Zeichen, dass Sie gar nicht verstanden haben, was die Zielsetzung meiner Studie war: nämlich das ganze Problem systematisch aufzuarbeiten. Emotionale Stellungnahmen ohne theologische Fundierung gibt es ohnedies genug.

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