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Zwei Päpste namens Franziskus: der wirkliche und der virtuelle…

Von Klemens Hogen-Ostlender

Medien nennen ihn gern den Nachfolger von Benedikt XVI. Dabei ist er das gar nicht, sondern der Nachfolger des Heiligen Petrus. Der 265., um es präzise zu sagen.

Über Franziskus wird viel berichtet. Man erwartet von ihm Reformen. Das tun auch Leute, die die Reformen des 264. Nachfolgers des Heiligen Petrus nicht erkannten, auch wenn sie darüber stolperten. Man findet es bemerkenswert, dass sein Brustkreuz nicht aus Gold ist, sondern aus einem weniger seltenen Metall. Man legt ihm nahe, er müsse „spezielle Fragen der deutschen Kirche“ auf seine Tagesordnung bringen.

Von der Tatsache abgesehen, dass es eine deutsche Kirche nicht gibt, sondern nur die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche, wäre es angebracht, auch darauf zu achten, was Papst Franziskus sagt. „Wer den Herrn nicht anbetet, betet den Teufel an“, hat er zum Beispiel ganz am Anfang seines Pontifikats erklärt. Womit sich die natürlich wenig anfreunden können, nach deren Meinung es den Herrn vielleicht nicht und den Teufel ganz gewiss nicht gibt.

Über den Glauben verhandelt man nicht. Den Glauben verkauft man nicht an den Meistbietenden. Sonst tut sich der Weg der Untreue zum Herrn auf.   –   Auch diese Aussage stammt vom aktuellen Bischof von Rom.

Allein die Liebe Gottes rettet. Nicht das Geld, die Macht oder die Eitelkeit.   –  Auch das hat er mehr als einmal gesagt.

Und das: Die Beziehung zu Gott muss wachsen durch das Hören seines Wortes, durch das Gebet und durch die Teilnahme an den Sakramenten, vor allem der Beichte und der Eucharistie.

Verfolgt man das, was er tagtäglich betont, und das, was über ihn berichtet wird, könnte man zu dem falschen Schluss kommen, dass es zwei Päpste gibt: Den wirklichen und den virtuellen.  –  Aber das war ja auch schon vor der Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Statthalter Christi auf Erden so.

Erstveröffentlichung im „Gießener Anzeiger“ vom 12.4.2013

Kommentare

3 Antworten

  1. Theologen analysieren sicherlich jedes einzelne WORT des Papstes, man kann es verstehen, schließlich haben sie es gelernt.

    Mir bedeuten die Taten mehr. Es gefällt mir beispielsweise sehr gut, dass Papst Franziskus nachts Stunden am Krankenbett eines Priesters verbracht hat.

    Genau – ich als Laie wünsche mir einen Papst- der durch sein vorbilldliches HANDELN
    die anderen Gläubigen/ auch die Nichtgläubigen zum NACHAHMEN motiviert.

    Ich habe das Gefühl, dass Papst Franziskus nicht nur in so „höheren Gefilden“ schwebt,
    sondern sich in der Realität ganz gut auskennt.

    Ein PAPST, der mit seinem HANDELN die Herzen der Menschen berührt, kann viel bewegen.

    Der PAPST ist aber auch ein ganz normaler Mensch mit ganz normalen Schwächen,
    die ihm auch zustehen und man sollte jetzt nicht anfangen jede einzelne Tat von ihm zu analysieren sondern vielmehr das GUTE annehmen und selbst in die Tat umsetzen.

  2. Guido Horst schreibt in der Tagespost;

    Im Blickpunkt: Das Kernanliegen zweier Päpste
    Von Guido Horst
    :

    „Man könnte Bonaventura als das theologische Scharnier zwischen Papst Benedikt und seinem Nachfolger Franziskus bezeichnen. Der große Lehrmeister Joseph Ratzingers war der siebte Generalminister des Franziskanerordens und hat Franz von Assisi umfassend ausgedeutet – nicht nur bei der Leitung seines Ordens. Der Neuaufbau der Kirche, ausgehend von der Botschaft des Evangeliums, war das Kernanliegen Benedikts XVI. Papst Franziskus setzt es fort, das zeigen schon seine ersten beiden Katechesen während der Generalaudienz. Aber natürlich haben beide einen unterschiedlichen Hintergrund. Die große Zukunftsaufgabe der katholischen Kirche, die Auseinandersetzung mit den stärker werdenden evangelikalen und charismatischen Strömungen im Christentum, war auch Benedikt XVI. bewusst. Aber eben mehr vom Hören und Sagen. So klingt es aufschlussreich, dass er 2011 vor Vertretern der evangelischen Kirche in Erfurt dieses „weltweite Phänomen“ treffend darstellte, „von dem ich von Bischöfen aus aller Welt immer wieder höre“ (Seite 4). Aber den Europäern ist die „Pentekostalisierung“ des Christentums, wie sie Kardinal Koch nennt, eher noch fremd. Papst Franziskus nicht. Er kennt sie aus eigener Erfahrung und antwortet darauf mit schlichten, aber eingängigen Gesten. Der Erfolg der Evangelikalen und Charismatiker liegt auch daran, dass sie den Glauben ursprünglicher leben und erfahrbarer machen.

    Schon der US-amerikanische Vatikan-Korrespondent John L. Allen hat in seinem auf Deutsch 2010 erschienenen Buch „Das neue Gesicht der Kirche“ eindrucksvoll dargestellt, dass die Zukunft des Christentums anders aussehen wird, als man sich das gerade vielleicht in Deutschland vorstellt. Es soll nördlich der Alpen Menschen gegeben haben, die sich nach dem Konklave damit beschäftigten, dass der Papst schwarze Schuhe, aber keine Mozetta trägt oder die Abendmahlsmesse in einem Gefängnis feiert und auch jungen Frauen die Füße wäscht. Das zeigt, wie alt und krank die Kirche hier geworden ist, unfähig, den Kern und das Wesentliche der christlichen Verkündigung zu sehen. Ein Kongress in Rom, vorbereitet von der Deutschen Bischofskonferenz, hat sich nun mit dieser Zukunftsaufgabe der Kirche beschäftigt, – zufällig – passend zum Beginn eines Pontifikats, dessen Inhaber von seinem Ursprung her ganz unter dem Eindruck steht, dass die Kirche wieder lernen muss, die Menschen anzusprechen. Die katholische Kirche in Europa muss noch ihre Hausaufgaben machen. Franziskus wird ihr dabei helfen.“

    Wie wahr und wie richtig im Vergleich mit all den Nörgeleien und Bösartigkeiten dem alten und dem neuen Papst gegenüber.

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